Köster, Helmut
Helmut Köster ( 2. Oktober 1909; 21. Juni 1932 in Berlin) war ein deutscher Widerstandskämpfer gegen die Weimarer Republik und ein Blutzeuge der nationalsozialistischen Bewegung.
Wirken
Am 21. Juni 1932 begaben sich Adolf Hitler und Hermann Göring zum damaligen Innenminister, um für ihre Kameraden Schutz oder das Recht der Notwehr zu fordern – ohne Erfolg. Nationalsozialisten waren Freiwild in der „Weimarer Republik“. Sie waren eben nur „Nazis“.
Der Sturm 24 in Berlin hatte nach der Aufhebung des Uniformverbots seinen ersten Uniformapell. Auf dem Rückweg vom Dienst wurden sechzehn Hitler-Männer aus einer kommunistischen Verbrecherkneipe an der Gneisenaustraße Ecke Scheiermacherstraße in Berlin beschossen. Der dreiundzwanzigjährige Kaufmann und SA-Scharführer Helmut Köster sank, von einer Kugel in die Schläfe getroffen, aufs Pflaster. Er starb noch am selben Tag im Krankenhaus.
Der Berliner Gauleiter Joseph Goebbels notierte einen Tag nach dem Mord in seinem Tagebuch:
- „Der bolschewistische Blutterror nimmt unerträgliche Formen an. Die Regierung ist dagegen vollkommen tatenlos.“
Die Zeitung Der Angriff schrieb zu den Vorgängen:
- Ich hatt' einen Kameraden ...
- Helmut Kösters letzte Fahrt
- Ein schmaler, grüner, frischer Hügel. Drei Meter darunter ein Sarg, den jetzt langsam die schweren Schollen erdrücken werden. Welkende Rosen und keimender Efeu: Das Grab Helmut Kösters auf dem Alten Luisenstädtischen Friedhof an der Bergmannstraße. Köster, Helmut, 23jährig, SA-Mann, Sturm 24, ist beigesetzt. Die Fahnen haben sich gesenkt, und das Lied vom guten Kameraden hat zum letzten Mal den toten Freund gegrüßt. Die bittersten Tränen der Angehörigen sind geweint, und wir, die wir unseren Haß und unsere Erbitterung an offener Gruft in uns hineinwürgten, mit schmerzzerbissenen Lippen und wutgeballten Fäusten, stehen nun wieder im Kampf. Über Gräber vorwärts mit wehenden Fahnen.
- Der letzte Weg
- Helmut Kösters letzter Weg: Triumphzug eines Toten, den feige Mörderhand in blühenden Jahren niederstreckte. So ziehen unsere Gefallenen in Walhall ein: Durch einen Wall zum Schwur erhobener, offener, reiner Hände. An tausenden von Kameraden vorbei, die den langen Weg zur Gruft die Ehrenwache halten. Im braunen Ehrenkleid, die Hakenkreuzbinden umflort. Hinter ihnen, schwarz gedrängt, noch einmal Tausende und Abertausende, barhäuptig, bleich, schmerzerfüllt, trauernd. Langsamer Schritt. Blutrot, umflort ziehen die Fahnen. Dumpfe Trommeln. Der Trauerzug schwankt durch die erzerstarrten Reihen, an den Jungen, an den Alten vorbei. So gehen unsere Toten ihren letzten Gang. In der kleinen Kapelle am Kirchhofsrand flackern weiche, gelbe Kerzen. Es duftet nach Flieder, Tannengrün und Totenkleid. Sommersonne dämmert durch die buntverglasten Spitzbogenfenster. An der Bahre ist die Sturmfahne aufgepflanzt. Sturmfahne Hermann Thielsch! Die Treue, die Helmut Köster dieser Fahne schwor, hat der Tod gesiegelt. Draußen marschieren noch immer die Kameraden an, um ihrem treuen Toten die letzte Ehrung zu erweisen. Indessen spricht Pfarrer Wenzel den klagenden Angehörigen Trost zu, den Trost der christlichen Kirche. Keine Anklage gegen den Herrgott, kein schürendes Haßwort. Sanft klingen die Worte. Es ist der Appell an die Seelengröße der Eltern, die ihr Liebstes dem Vaterlande opfern mußten, damit Deutschland leben kann. Stolze Eltern! Euer Sohn starb auf dem Schild, in hohen Ehren. Sein Leben war kurz, aber heldenhaft. Tröstet euch darum, weinende Eltern. Millionen trauern mit euch, Mütter, Väter und wir Jungen! Euer Sohn starb für eine große, herrliche Sache: Für die Idee des geliebten Vaterlandes! Hinaus zum schweren Gang! – „Was wir bergen, in den Särgen, ist nur irdisch´ Kleid. – Was wir bergen in den Herzen, bleibt in Ewigkeit!“
- „Meinen treuen Kameraden“
- Da ist die Gruft, zu Häupten Udo Curths, des ermordeten SA.-Kameraden, der einige Wochen vorher in der Möckernstraße wie ein wildes wehrloses Tier abgeknallt wurde. Noch ist der Hügel frisch, und die Hakenkreuzfahnen sind noch nicht verblaßt, und schon wieder öffnet sich eine neue Gruft. Wieder stehen die umflorten Fahnen in eisernen Quadres, und die Trommelwirbel ziehen dumpf näher. Jetzt ist der Sarg in der Tiefe verschwunden. Ein heißes Gebet ringt sich zum Himmel. Dann tritt Pg. Graf Helldorf an den Rand der Gruft. Ein Kranz versinkt, grün, mit blutroter Schleife: „Meinem treuen Kameraden. Adolf Hitler.“
- „Dein Führer grüßt dich, toter Kamerad! Du bist gefallen! Nicht in offenem Kampfe, sondern nächtlicherweise dahingestreckt von feiger Mörderhand. In den Straßen sterben die Besten von uns. Das Pflaster ist von ihrem Blut gerötet. An einem Tage begraben wir zehn weitere Todesopfer und 400.000 Kameraden heben zum letzten Mal grüßend ihre Hand über die ärmsten Söhne der Nation, die auch ihre Getreuesten waren. 400.000 Kameraden heben aber nicht nur grüßend ihre Hände, sondern 400.000 Kameraden sind bereit zu marschieren und zu kämpfen. Treibt uns nicht zur Verzweiflung! Wir gehen über Gräber vorwärts! Wir marschieren, wir kämpfen und wir vollenden das Dritte Reich! Für Euch!“
- Das Lied vom guten Kameraden schwebt über dem Friedhof in klagenden Klängen, und während sich an der Gruft eine erschütternde Szene abspielt, während eine Mutter schreiend zusammenbricht, springt Dr. Goebbels auf die Grubenbrüstung. Ein langer Abschiedsblick, dann strafft sich seine Gestalt.
- Genug der Opfer!
- „Ich stehe hier nicht als Vertreter einer Kirche – auch nicht als Vertreter einer christlichen Weltanschauung, sondern als Vertreter der jungen deutschen Nation. Der Kirche wurde gegeben, das der Kirche ist, nun gehört der Tote uns! Nun hat das andere, junge Deutschland das Wort! Zwölf Jahre Hetze! Eine verderbliche Saat ist aufgegangen! 320 Kameraden, die schuldlos waren und nichts anderes „verbrachen“, als daß sie Deutschland liebten, sind von Mörderhand erschlagen worden. Wir haben erschüttert wie heute an den Grüften gestanden und haben den Trost der Kirche gehört: „Liebet eure Feinde“ und „Wenn dir dein Bruder einen Streich auf die linke Wange gibt, so halte ihm auch die rechte hin.“ Es gibt aber auch noch ein anderes Bibelwort. Es heißt: „Auge um Auge, Zahn um Zahn!“ Wir haben nicht den Krieg gewollt, aber da man uns das Schwert in die Hand zwingt, soll man den Krieg haben. Die Hetz-Journaille schreibt täglich: „Das sind die Mörder!“, dabei stehen wir täglich an offenen Gräbern. Genug der Opfer! Eins wissen wir jetzt und mit uns die Millionen, die hinter uns stehen: Damit ist es nicht mehr getan, daß wir den Mantel der Nächstenliebe über die blutigen Ereignisse decken. Unsere Langmut ist nur mit neuen Toten gelohnt worden. Schluß darum! Es wird ein Trost für die Eltern sein, wenn wir an dieser Gruft ganz klar, ganz nüchtern, ganz leidenschaftslos und ganz unmißverständlich erklären: Das ist das letzte Opfer, das wir straflos in die Erde legen! Wir haben keine Neigung mehr, tatenlos mitanzusehen, wie unschuldige Opfer zusammengeschossen werden. Mit diesen Zuständen wird jetzt Schluß gemacht! Endgültig! So oder so! Von nun an wird das ein Ende haben: Wir wollen nicht mehr Amboss bleiben – wir wollen Hammer werden!!“
- Die Arme recken sich zum Himmel. Ein Lied braust auf: „Die Fahne hoch ... Die Reihen fest geschlossen ...!“ Treueschwur und Bekenntnis. Über Gräber vorwärts!
- Indessen wölbt sich der Berg der Kränze, und die Kameraden nehmen den Abschied für ewig. Blumen fallen mit den polternden Schollen. Rosen, von schwieligen Fäusten in das tiefe Grab geworfen. Und wieder Blumen und Tränen und Racheschwüre. Das Herz bricht einem dabei. Ein Kranz der Schalmeienkapelle des Sturms 24. Wie oft ist Helmut Köster unter diesen lockenden Klängen hinausgezogen. Eine schlichte Schleife mit Inschrift: „Wenn ich auch fall´ in blut´ger Schlacht, hab´s Hakenkreuz viel Ehr´ gemacht ...!“ Ja, das hast du, mein lieber Junge, Helmut Köster, SA-Mann vom Sturm 24! Du warst uns treu! Du bleibst unser! Dein Opfer verpflichtet! So marschieren wir denn in deinem Geiste, über Gräber vorwärts! Die Fahne hoch! SA marschiert ...!
An der Mordstelle wurde eine Gedenktafel angebracht:
- Von kommunistischer Mörderhand erschossen am 22. Juni 1932 Helmut Köster, SA.-Sturm 24 (1/8).
Der nördliche Teil des Berliner Luisenufers wurde Helmut Köster zu Ehren nach dem Wahlsieg der Nationalsozialisten in Kösterdamm umbenannt.
Literatur
- A. K. Busch: Blutzeugen – Beiträge zur Praxis des politischen Kampfes in der Weimarer Republik, Nordland-Verlag Deutsche Stimme, ISBN 978-3935102209
- Berlin 1920–1936: Historischer Führer zu den Stätten der Kampfzeit der NSDAP in der Reichshauptstadt, Winkelried-Verlag, ISBN 978-3-938392-09-6
- Hermann Liese: Ich kämpfe, Eher-Verlag, München 1943
- Hans Weberstedt / Kurt Langner: Gedenkhalle für die Gefallenen des Dritten Reiches, Zentralverlag der NSDAP Franz Eher, München 1938