Hess, Moses

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Moses Hess (auch Moses Heß) (* 21. Juni 1812 in Bonn; † 6. April 1875 in Paris) war ein jüdischer Pseudophilosoph und Schriftsteller, ein Mitbegründer des deutschen und europäischen Sozialismus (Frühsozialismus) und später ein Vorreiter des sozialistischen Flügels des Zionismus.

Über Rasse und Rassenkampf

Schon bald nach der Übertragung des Rassebegriffs auf den Menschen durch Arthur de Gobineau in dessen Essay Sur l'inégalité des races humaines (1853-1855), in dem dieser unter dem noch groben Begriff der „arischen Rasse“ die Überlegenheit des nordisch geprägten, d. h. des europäisch-, vor allem mittel- und nordeurupäischstämmigen, Menschen darlegte, proklamierte Moses Hess in seinem Werk „Rom und Jerusalem“ von 1862 die Notwendigkeit eines „letzten Racenkampfes“. Nach Moses Hess bewegte sich die Geschichte in Rassen- und Klassenkämpfen, wobei der „Rassenkampf“ das Ursprüngliche“ und der Klassenkampf das Sekundäre sei. Die letzte „herrschende Rasse“ sei die „germanische“ gewesen, bis das französische Volk zu einer „Versöhnung des Racenantagonismus“ gelangt sei, indem es „die letzte herrschende Race in ihrem Chef enthauptet hat“. Dank der französischen Revolution sei im französischen Volk die „Rassenherrschaft“ zu Ende gegangen.[1] Hess glaubte, ein letzter „Racenkampf schein[e] erst durchgefochten werden zu müssen, bevor den Deutschen die sociale, die humane Bildung ebenso in Fleisch und Blut übergegangen sein wird“. Darüber hinaus nahm Hess die Existenz einer ursprünglichen „jüdische(n) Race“ an, die in ihrem „Typus im Laufe der Jahrhunderte stets gleich geblieben“ sei.

Moses Hess' jüdisches Nationalbewußtsein war so stark ausgeprägt, daß er im Jahre 1862 in Opposition zu an Assimilation an die deutsche Gesellschaft interessierten Juden (Berthold Auerbach z. B.) sein Werk Rom und Jerusalem verfaßte, indem er ein allgemeines Erwachen der „unterdrückten“ Völker – Rom stand für die gerade erfolgreiche italienische Nationalbewegung – prophezeite, in dem auch die jüdische Nation wieder erwachen und einen Staat errichten solle. Dem Geist seiner Zeit folgend versuchte er das Wesen der jüdischen Nation mit der „modernen“ Kategorie der „Rasse“, die eine unverbrüchliche „objektive“ – quasi naturwissenschaftlich abgesicherte – Grundlage des Judentums bilden sollte. Er unterschied hierbei zwischen „jüdischer“ und „germanischer Rasse“ und hielt eine Art „Rassenkampf“ für unvermeidlich. Hierbei trennte er in seiner Terminologie jedoch nicht konsequent zwischen „Rasse“ und „Nation“.

Das orthodoxe Judentum sah Hess als geeignetstes Mittel an, in der Diaspora die jüdische Nation zu bewahren, da es mit seinen Speisevorschriften und sonstigen Ge- und Verboten weniger religiöse Inhalte, als Erinnerungen an die nationale Vergangenheit tradiere. Es sollte bis zur Neugründung eines jüdischen Staates unangetastet bleiben, weshalb er das Reformjudentum, das sich nur noch als Konfession und nicht mehr als Nation verstand, ablehnte. Danach sollte ein neuer Sanhedrin (Hoher Rat) den religiösen Kultus den dann veränderten Bedingungen einer neuen Gesellschaft anpassen.

Zitate

  • Nicht der alte fromme Jude, der sich eher die Zunge ausreissen liesse, als sie zur Verleugnung seiner Nationalität zu missbrauchen; der moderne Jude ist der verächtliche, er, der, gleich dem deutschen Lumpen im Auslande, seine Nationalitat verleugnet, weil die schwere Hand des Schicksals auf seiner Nation lastet. - Die schönen Phrasen von Humanität und Aufklärung, womit er so freigebig um sich wirft, um seinen Verrath, seine Scheu vor der Solidarität mit seinen unglücklichen Stammesgenossen, zu bemänteln, werden ihn nicht vor dem strengen Urtheile der öffentlichen Meinung schützen. Vergebens setzt er ihr sein geographisches und philosopisches Alibi entgegen. - Nehmt tausend Masken an, verändert Namen, Religion und Sitte, und schleicht Euch incognito durch die Welt, damit man Euch den Juden nicht anmerke: jede Beleidigung des jüdischen Namens trifft doch euch mehr, als den ehrlichen Mann, der seine Solidarität mit seiner Familie eingesteht und für ihre Ehre einsteht.[2]
  • Wie die Natur keine allgemeinen Blumen und Früchte, keine allgemeinen Thiere und Pflanzen, sondern nur Pflanzen- und Thiertypen produzirt, so der Schöpfer in der Geschichte nur Volkstypen. In der Menschheit soll allerdings der Plan des Pflanzen- und Thierreichs zum Abschluss gelangen. Aber die Menschheit ist als selbstständige Lebenssphäre, als die Sphäre des socialen Lebens, noch in der Entwicklung begriffen. Wir finden hier eine ursprüngliche Verschiedenheit von Volkstypen, die zuerst, wie im Pflanzenreich, nur neben einander existirten, die sich sodann, nach dem Plane der Thierwelt, gegenseitig bekämpften und absorbirten, um erst schliesslich wieder frei zu werden, friedlich neben einander und solidarisch für einander zu leben, ohne deshalb ihre typischen Unterschiede aufzugeben.[3]
  • Bei den Juden weit mehr noch, als bei Nationen, die auf ihrem eignen Boden unterdrückt sind, muss die nationale Selbstständigkeit jedem politisch-socialen Fortschritte voran gehen. Ein gemeinsamer heimathlicher Boden ist für sie erste Bedingung gesunderer Arbeitsverhältnisse.[4]
  • Die ganze bisherige Geschichte bewegte sich in Racen- und Klassenkämpfen. Der Racenkampf ist das Ursprüngliche, der Klassenkampf das Sekundäre.[1]

Schriften

Siehe auch

Fußnoten