Ich bin der Doktor Eisenbarth

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Ich bin der Doktor Eisenbarth ist ein deutsches Spott- und Scherzlied aus dem 18. Jahrhundert und war zu jener Zeit unter Studenten sehr verbreitet. Der Verfasser sowohl des Textes als auch der Melodie ist unbekannt.

Der in dem Lied geschmähte Johann Andreas Eisenbarth (1663–1727) war jedoch ein sehr erfolgreicher Chirurg und Augenarzt. Er erfand eine Starnadel und einen Polypenhaken. Besonders durch die Starstecherei machte er sich einen Namen. Trotz seiner Heilerfolge wurde er von Schulmedizinern als Scharlatan abgetan – oftmals steckte Neid dahinter, in welchem vielleicht auch der Ursprung des Liedes liegt. Möglicherweise wird aber auch nur das oftmals betrügerische Vorgehen von Wanderchirurgen – ungerechterweise – auf die Person Eisenbarths übertragen. Heute ist das Lied immer noch bekannt, auch wenn Eisenbarth darin zu Unrecht als Kurpfuscher dargestellt wird.

Das Lied wurde u. a. in der Weltkriegs-Liedersammlung von 1926 veröffentlicht.

Text

Zeitgenössischer Kupferstich (beschnitten) des Wanderarztes Johann Andreas Eisenbarth
Ich bin der Doktor Eisenbarth
willewillewitt, bumbum!
kurier die Leut’ nach meiner Art
willewillewitt, bumbum!
Kann machen daß die Blinden gehn
willewillewitt, bumbum!
Und daß die Lahmen wieder sehn
willewillewitt, juchhei!


Zu Köln kuriert’ ich einen Mann,
Daß ihm das Blut in Strömen rann,
Er wollt immun vor Pocken sein,
Ich impft’s ihm mit dem Bratspieß ein.


Zu Potsdam trepanierte ich,
Den Koch des Großen Friederich:
Ich schlug ihm mit dem Beil vor’n Kopf,
Gestorben ist der arme Tropf.


Des Pfarres Sohn in Donaulm,
Dem gab ich zehn Pfund Opium,
Drauf schlief er Jahre, Tag und Nacht,
Und ist bis jetzt noch nicht erwacht.


Es hatt’ ein Mann in Langensalz
Ein zentnerschweren Kropf am Hals,
Den schnürt ich mit dem Heuseil zu:
was denkst du wohl, der hat jetzt Ruh!


Zu Ems da nahm ich einem Weib
Zehn Fuder Steine aus dem Leib,
Der letzte war ihr Leichenstein,
Sie wird jetzt wohl zufrieden sein.


Vor Hunger war ein alter Filz
Geplagt mit Schmerzen an der Milz,
Ich hab’ ihn Extrapost geschickt,
Wo teure Zeit ihn nicht mehr drückt.


Heut früh nahm ich ihn in die Kur,
Just drei Minuten vor zwölf Uhr,
Und als die Glocke Mittag schlug,
Er nicht mehr nach der Suppe frug.


Ein alter Bau’r mich zu sich rief,
Der seit zwölf Jahren nicht mehr schlief,
Ich hab’ ihn gleich zur Ruh gebracht,
Er ist bis heute nicht erwacht.


Zu Wien kuriert’ ich einen Mann,
Der hatte einen hohlen Zahn,
Ich schoß ihn ’raus mit dem Pistol,
Ach Gott, wie ist dem Mann so wohl!


Mein allergrößtes Meisterstück,
Das macht’ ich einst zu Osnabrück:
Podagrisch war ein alter Knab,
Ich schnitt ihm beide Beine ab.


Der Schulmeister von Itzehöh
Litt dreißig Jahr’ an Diarrhoe,
Ich gab ihm Cremor-Tart’ri ein;
Er ging zu seinen Vätern ein.


Es litt ein Mann am schwarzen Star,
Das Ding, das ward ich gleich gewahr;
Ich stach ihm beide Augen aus
und so bracht ich den Star heraus.


Zu Wimpfen accouchierte ich
Ein Kind zur Welt gar meisterlich.
Dem Kind zerbrach ich sanft das G’nick,
Die Mutter starb zum Glück.


Der schönen Mamsell Pimpernell
Zersprang einmal das Trommelfell;
Ich spannt’ ihr Pergament vors Ohr,
Drauf hörte sie grad’ wie zuvor.


Sodann dem Hauptmann von der Lust
Nahm ich drei Bomben aus der Brust;
Die Schmerzen waren ihm zu groß.
Wohl ihm! Er ist die Juden los.


Vertraut sich mir ein Patient,
So mach’ er erst sein Testament,
Ich schicke niemand aus der Welt,
Bevor er nicht sein Haus bestellt.


Das ist die Art, wie ich kurier’,
Sie ist probat, ich bürg’ dafür,
Daß jedes Mittel Wirkung tut,
Schwör’ ich bei meinem Doktorhut.