Ziegler, Jean

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Jean Ziegler

Jean Ziegler, eigentlich Hans Ziegler (geb. 19. April 1934 in Thun, Schweiz) ist ein Soziologe, Politiker und Sachbuch- und Romanautor. Der Globalisierungskritiker hatte sich vor allem mit dem Nestlé-Konzern immer wieder angelegt.

Werdegang

Jean Ziegler wurde am 19. April 1934 in Thun, Kanton Bern, geboren und nach seinem Vater auf den Namen „Hans“ getauft. Er wuchs in bürgerlich-protestantischem Milieu auf. Der Vater war Richter am Amtsgericht, Oberst der Schweizer Armee und Direktor der Militärversicherung. Nach der Matura ging Jean Ziegler 1953 an die Sorbonne in Paris. Dort und später an der Columbia University in Neu York und an den Universitäten Genf und Bern studierte er Jura, Soziologie und Politische Wissenschaften. In Bern erwarb er Doktorate in Internationalem Recht und in Soziologie.[1]

Wirken

1959 begann Jean Ziegler als junger Anwalt bei der Swiss American Corporation in Neu York zu arbeiten. 1961/1962 ging er als Assistent eines UNO-Sonderbeauftragten in den unabhängig gewordenen Kongo, der nach dem überstürzten Abzug der belgischen Kolonialmacht 1959 gerade in einen Bürgerkrieg schlitterte. Politisch vorgeprägt vom Philosophenpaar Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir, das er während seines Studiums in Paris kennengelernt hatte, und unter den hautnahen Eindrücken des Kongo-Krieges wandte er sich dem Sozialismus zu, konvertierte zum Katholizismus und zog die Soziologie der Jurisprudenz vor.[2]

1963 wurde Jean Ziegler als Assistent für Soziologie an der Universität Genf in der akademischen Lehre berufstätig. In dieser Zeit begann er auch mit Forschungsreisen nach Afrika, Lateinamerika und Asien. 1964 war er während einer Zuckerkonferenz in Genf zwölf Tage der Fahrer des argentinischen Revolutionärs in kubanischen Diensten, Che Guevara (* 1928; † 1967). Dieser soll ihn bestärkt haben, sich nicht nach Kuba aufzumachen, sondern zu Hause „das Gehirn des Monsters“ zu bekämpfen.[3] Am politikwissenschaftlichen Institut der Universität Grenoble erhielt er 1967 seine erste Professur. 1969 wechselte er an die Fakultät für Rechts-, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften in Bern. 1977 nahm er den Ruf auf einen Lehrstuhl für Soziologie an der Universität Genf an. Im Sommer 1983 übernahm er zudem eine ständige Gastprofessur an der Pariser Sorbonne. In Genf etablierte er daneben eine Forschungsstätte für soziologische Entwicklungsländerstudien.[2]

Bekannt wurde das Mitglied der Sozialdemokratischen Partei der Schweiz (SP) im Jahre 1976 mit seiner Polemik über die Verantwortlichkeit des eidgenössischen Bankensystems am Elend der sog. „Dritten Welt“. Der millionenfach verkaufte Erfolgsbuch „Eine Schweiz - über jeden Verdacht erhaben“ wurde in 20 Sprachen übersetzt und provozierte in Zieglers Heimatland einen nationalen Skandal. Das harte Austeilen, das der „Schweiz-Kritiker vom Dienst“[4] auch in seinen weiteren Veröffentlichungen übte, hatte zur Folge, daß er in seinem „von Banken und Banditen beherrschten Disneyland“ als Nestbeschmutzer und Ketzer geschmäht wurde. Im Ausland feierte man ihn dagegen auf Grund von Publikationen wie „Afrika. Die neue Kolonisation“ (1980) als engagierten Intellektuellen und Autorität auf dem Gebiet der Entwicklungsthematik.[2]

Auszeichnungen

Mitgliedschaften / Ämter

Jean Ziegler wurde Mitglied im Führungsgremium der Schweizer Sozialdemokratischen Partei (SP), in der Association Internationale des Sociologues de la Langue Française und beim globalisierungskritischen Netzwerk Attac.

Familie

Jean Ziegler heiratete 1963 die Ägypterin Wedat Zénié, mit der er einen Sohn (Dominique Pascal, geb. 1970) bekam. Mit seiner zweiten Frau, einer Kunsthistorikerin, ließ er sich in dem Weindorf Russin nahe Genf nieder.

Fußnoten

  1. Internationales Biographisches Archiv 40/2008
  2. 2,0 2,1 2,2 Munzinger-Archiv GmbH, 2008
  3. vgl. TSP-Interview, 21. Juli 2002
  4. ZEIT, 2. Juli 1982