Braun, Karl

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Prof. Dr. phil. Karl Braun war von 1904 bis 1920 im Dienste des Reichskolonialamtes in Amani/Deutsch-Ost-Afrika, 1921 wurde er Oberregierungsrat an der Biologischen Reichsanstalt für Land- und Forstwirtschaft, Zweigstelle Stade.

Karl Philipp Johann Georg Braun (Lebensrune.png 14. März 1870 in Biebrich am Rhein; Todesrune.png 27. Oktober 1935 in Stade) war ein deutscher Botaniker und Leiter der Zweigstelle Stade der „Biologischen Reichsanstalt für Land- und Forstwirtschaft“.

Werdegang

Kaiserlich Biologisch-Landwirtschaftliches Institut Amani.png
Zum Tode von Prof. Dr. phil. Karl Braun 1935

Karl wurde als Sohn des Kaufmanns Karl Ludwig Braun und seiner Ehefrau Elise, geb. Lembach, geboren. Er besuchte das Realgymnasium in Biebrich. Er studierte an den Universitäten München (1895 Staatsexamen als Apotheker) und Basel (1900 Doktor-Promotion), dazwischen diente er von 1895 bis 1896 als Einjährig-Freiwilliger als Militärapotheker in Mainz. 1887 bis 1898 arbeitete er in Apotheken zu Gelnhausen, Wetzlar, Düsseldorf, Elberfeld, Säckingen, Karlsruhe und Loschwitz (Dresden). 1902 bis 1904 war er Assistent an der Tierärztlichen Hochschule in Stuttgart, dann an der Landwirtschaftlichen Hochschule in Hohenheim.

Ostafrika

Die erste Meldung über Dr. Braun in Amani, Ostafrika erfolgte am 22. Oktober 1904 in einer Kolonialzeitung. Er reiste 1905/06 mit einem Dr. Lenz in den Süden von Deutsch-Ostafrika, danach fuhr er in die deutsche Heimat und kehrte am 24. Oktober 1907 zurück. Auch vom 30. Oktober 1909 bis 6. Mai 1910 sowie vom 15. Mai 1912 bis 31. Oktober 1912 machte er erneut im Deutschen Reich Urlaub. Von 1905 bis 1916 war er Mitarbeiter des Kaiserlich Biologisch-Landwirtschaftlichen Instituts Amani, teilweise dessen Leiter.[1] Während seines Dienstes in Ostafrika, wo ein anderer Karl Braun (Lebensrune.png 7. März 1850 in Altenberg) Plantagenbesitzer war, trat der Erste Weltkrieg ein, wobei er ab 1916 als Oberapotheker bei der dortigen Schutztruppe diente.

1920 wurden alle Mitarbeiter des Kaiserlich Biologisch-Landwirtschaftlichen Instituts Amani von der englischen Besatzungsmacht entlassen und des Landes verwiesen. Es ist allerdings davon auszugehen, daß sich Braun, als Schutztruppenangehöriger, bis 1920 noch im Kriegsgefangenschaft befand.

BRA

1921 wurde er Oberregierungsrat an der Biologischen Reichsanstalt für Land- und Forstwirtschaft (BRA) von 1919 bis 1945, Zweigstelle Stade. Bei der Betrachtung der historischen Entwicklung der Rolle des Pflanzenschutzes während der verschiedenen Epochen muß auch die Abhängigkeit von der jeweiligen sozialen Struktur und der damit verbundenen Produktionsweise gesehen werden. Dadurch lassen sich auch heute noch vielfältige Vergleichsmöglichkeiten der Entwicklung im praktischen Pflanzenschutz und der phytopathologischen Forschung der verschiedenen Länder und Erdteile entsprechend ihrer jeweiligen landwirtschaftlichen Struktur anstellen. Am 1. Juli 1934 trat er in den Ruhestand, in dem er sein reiches afrikanisches Material aufzuarbeiten gedachte.

Nach der Gründung der „Kaiserlichen Biologischen Anstalt“ erfolgte eine straffere Gliederung und eine Erweiterung dieser Beobachtungsstellen. Nachdem das Aufgabengebiet des Pflanzenschutzes im Jahre 1919 genauer umrissen worden war, schuf man in jedem Land bzw. in jeder Provinz des Reiches 30 amtliche Pflanzenschutzbezirke, die so genannten „Hauptstellen für Pflanzenschutz“ - nach Verfügung des Ministeriums für Landwirtschaft vom 5. Mai 1922 betreffs - Organisation zur Bekämpfung der Pflanzenkrankheiten - : „Nach dem Erlasse vom 10. Dezember 1905 gliedert sich die Organisation zur Bekämpfung der Pflanzenkrankheiten in Hauptsammelstellen, Sammelstellen und Sammler. Da diese Bezeichnungen zu missverständlichen Auffassungen über die Aufgabe dieser Organe geführt haben, bestimme ich, einem Vorschlage der Vertreter der Organisation des Pflanzenschutzdienstes im Deutschen Reiche folgend, dass hinfort an Stelle der bisherigen die Bezeichnungen – Hauptstelle für Pflanzenschutz, - Bezirksstelle für Pflanzenschutz und Vertrauensmann treten“. Diese wurden durch das Gesetz zum „Schutze der landwirtschaftlichen Kulturpflanzen“ (1937) in die „Pflanzenschutzämter“ überführt.[2]

Mitgliedschaften

  • Deutsche Kolonial-Gesellschaft
  • Deutscher Lehrerverein für Naturkunde
  • Stader Geschichte und Heimatverein
  • Verein für Briefmarkenkunde, Stade
  • Deutsche Gesellschaft für Geschichte der Medizin, der Naturwissenschaften und Technik
  • Gesellschaft für Geschichte und Literatur der Landwirtschaft
  • Vereinigung für Angewandte Botanik

Auszeichnungen (Auszug)

Werke Auswahl

Schon mit Stand von 1934 konnten für Prof. Dr. Braun 278 Veröffentlichungen belegt werden, viele davon in „Der Pflanzer – Ratgeber für tropische Landwirtschaft“ (unter Mitwirkung des Biologisch-Landwirtschaftlichen Instituts Amani).

  • Beiträge zur Anatomie der Adansonia digitata L., Basel 1900 (Dissertation)
  • Die Kultur der Mohnpflanze und die Opium-Gewinnung, 1905
  • Der Reis in Deutsch-Ostafrika, 1907
  • Abutilon indicum G Don als Faserpflanze, 1910
  • Bestimmungstabellen für die Eingeborenenkulturen von Deutsch-Ostafrika – Die Hülsenfrüchte, 1911
  • Die Sisalagave, 1914
  • Die Agaven, ihre Kultur und Verwendung, mit besonderer Berücksichtigung von Agave rigida var. sisalana Engelm, Tanga 1906
  • Pflanzen aus Deutschostafrika, 1924
  • Tephrosia Vogelii Hook. f. als Fischgiftpflanze im früheren Deutsch-Ostafrika, in: „Angewandte Botanik“, Jahrgang 15, 1934, S. 253–261

Literatur

Fußnoten

  1. Vorläufer des Amani-Instituts war die in West-Usambara seit 1896 aufgebaute biologisch-landwirtschaftliche Teststation Kwai. Hier arbeitete Robert Koch an seiner berühmten Schwarzwasser-Arbeit, die sich mit den Gefahren der Chinin-Intoleranz bei der Behandlung mit Chinin ergab und vielfach, vor allem unter Europäern, in Afrika zum Tode führte. Die Versuchsstation Kwai wurde bald Staatsdomäne und schließlich an den langjährigen Pächter Illich verkauft. Das Amani-Institut wurde bereits im September 1902 auf Anregung von Franz Stuhlmann im Hinterland der Hafenstadt Tanga, in den Usambara-Bergen gegründet. Anfang 1903 nahm es seine Arbeit auf und wurde von dem Botaniker Albrecht Zimmermann geleitet, ehe Karl Braun das Institut als Leiter übernahm, um danach erneut von Zimmermann geführt zu werden. Das Institut war seinerzeit das modernste seiner Art auf dem afrikanischen Kontinent. In Amani arbeiteten 1905 und auch 1906 Robert Koch und Friedrich Karl Kleine im Rahmen der Erforschung der Schlafkrankheit. 1903–1908 arbeitete der Zoologe Julius Vosseler in Amani. Das Institut kooperierte eng mit dem Botanischen Garten in Berlin und der Botanischen Zentralstelle für die deutschen Kolonien, insbesondere mit Adolf Engler zusammen, dem Kurator für tropische Pflanzen aus den Kolonien. Das Institut befasste sich u. a. mit dem Anbau von „Medizinalpflanzen“ wie z. B. dem Chinarindenbaum, dem Kampferbaum, Eukalyptus (Blauer Eukalyptus, Eucalyptus globulus) oder dem Niembaum, aber auch mit Pflanzen, die narkotische Wirkung (z. B. Indischer Hanf oder Jatrophaarten) für medizinische Zwecke hervorbringen konnten. Selbst mit einer möglichen Nutzung der einheimischen Aloe-Arten befasste man sich.
  2. Der Pflanzenschutz vom Altertum bis zur Gegenwart