Löwe (Raubtier)

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Die Kopf-Rumpflänge von Löwen beträgt 180 bis 240 cm, die Schulterhöhe 80 bis 120 cm, das Gewicht 150 bis 240 kg. Löwen erreichen im Zoo ein Höchstalter bis 25 Jahre; in der Natur 10 bis 12 Jahre. Sie fressen u. a. Büffel, Antilopen, Zebras, Warzenschweine, z. T. auch Haustiere. Weibchen jagen meist gemeinsam, während die Männchen nur ein Viertel ihrer Nahrung selbst erbeuten. Männliche Löwen ruhen bis zu 20 Stunden am Tag. Die Tiere verbrennen dadurch weniger Energie und können die Nahrungsbeschaffung so verringern. Ihr Lebensraum ist Afrika (südlich der Sahara). Fortpflanzung: Die Tragzeit beträgt ca. 4 Monate, der Wurf besteht aus 1 bis 5 Junge, die in 2 bis 3 Jahre Geschlechtsreife erreichen.

* Überordnung: Höhere Säugetiere (Laurasiatheria)
* Ordnung: Raubtiere (Carnivora)
* Taxon ohne Rang: Landraubtiere (Fissipedia)
* Unterordnung: Katzenartige (Feliformia)
* Familie: Katzen (Felidae)
* Unterfamilie: Großkatzen (Pantherinae)

Löwen (wissenschaftlich Panthera leo, früher Felis Leo, poetisch Leu) sind Raubtiere (Carnivora) und gehören zur Unterfamilie der Großkatzen (Pantherinae).

Erläuterung

Leutnant Franz von Werra mit „Simba“

Löwen werden häufig wegen ihres majestätischen Aussehens als „Könige der Tiere“ bezeichnet. Trotzdem stehen die Löwen innerhalb der Großkatzen-Familie noch hinter dem Tiger und sind nur die zweitgrößten Raubkatzen der Welt. Sie sind die einzigen Großkatzen, die in Gruppen zusammen leben. Die wahren Könige sind Elefanten, die Giganten des afrikanischen Kontinents. Einem ausgewachsenen Elefanten können Löwen nichts anhaben, nur Kälber, Jungtiere oder kranke Elefanten können von Löwen gerissen werden, und das auch nur im Rudel. Dasselbe gilt für Breitmaulnashörner und Flußpferde, die in Afrika als gefährlichste Tierart überhaupt gelten.

Meyers Großes Konversations-Lexikon

Löwe (Felis leo L.), Raubtier aus der Familie und der Gattung der Katzen, hat einen kurzen, gedrungenen Körper, kurze, glatt anliegende, einfarbige Behaarung, eine ansehnliche Mähne um Hals und Vorderbrust des männlichen Tieres, breites Gesicht mit verhältnismäßig kleinen Augen, runden Augensternen und einen hornigen, leicht abfallenden Nagel (der »Stachel« des Löwen) in der Schwanzquaste. Man unterscheidet nach der sehr veränderlichen Mähne den Perser-, Senegal-, Kaplöwen und den kleineren mähnenlosen Löwen von Gudscharat. Die ausgezeichnetste Abart, der L. der Berberei (Leo barbarus Cuv.), wird 1,5 m lang und 80–90 cm hoch, hat einen 80 cm langen Schwanz, eine breite Brust und schlanke Weichen. Der dicke, fast viereckige Kopf verlängert sich in eine breite, stumpfe Schnauze; die Ohren sind abgerundet, die Gliedmaßen gedrungen und außerordentlich kräftig; die Pranken sind größer als bei allen übrigen Katzen. Die Behaarung ist lebhaft rötlichgelb oder fahlbraun. Die dichte, stark mit Schwarz gemischte Mähne reicht vorn bis zur Handwurzel, hinten bis fast zur Hälfte des Rückens und der Seiten herab. Auch der Unterleib besitzt eine dichte, längere, schlichte, schwarze Behaarung, und an den Ellbogen und den Vorderteilen der Schenkel stehen schwarze Haarbüschel. Neugeborene Löwen sind etwa 33 cm lang, haben weder Mähne noch Schwanzquaste, sind mit wolligen, gräulichen Haaren bedeckt, am Kopf und an den Beinen schwarz gefleckt, an den Seiten, über dem Rücken und am Schwanz mit kleinen, schwarzen Querstrichen gebändert und mit schwarzer Rückenlinie gezeichnet. Schon im ersten Jahre verschwinden Flecke und Streifen, und im dritten Jahre erscheinen mit der Mähne alle Zeichen der Mannbarkeit. Bei der Löwin ist höchstens eine Andeutung der Mähne vorhanden. Der Berberlöwe findet sich in den Ländern des Atlas, der Perserlöwe von Persien bis Indien, der Senegallöwe vom 20.° nördl. Br. bis zum Kap und von der West- bis zur Ostküste, der Kaplöwe außer im Kapland, wie es scheint, auch in Abessinien; der Gudscharatlöwe lebt in den Dschungelwaldungen längs der Flüsse im Küstengebiet südlich von der Indusmündung. Zur Zeit der Römer war der L. in ganz Afrika und im südwestlichen Asien, in Syrien und Palästina, auch in Griechenland und Mazedonien verbreitet. Der L. der Berberei lebte früher im ganzen nördlichen Afrika mit Einschluß Ägyptens. Jetzt ist er aus dem untern Niltal verschwunden, und in Tunis, in der Oase Fezzan, in Algerien und Marokko findet er sich bei weitem nicht mehr so häufig wie früher. Am zahlreichsten ist noch der Senegallöwe, obwohl auch er immer weiter zurückgedrängt wird.
Der L. hält sich nur von der Brunstzeit an, und bis die Jungen ein gewisses Alter erreicht haben, zu seinem Weibchen. Jeder L. hat sein Gebiet, doch vereinigen sich oft mehrere Löwen zu größeren Jagdzügen. In den Gebirgen steigt er bis zu 1500 m empor. An einem geschützten Ort scharrt er sich eine flache Vertiefung als Lager und ruht hier einen oder mehrere Tage lang, je nachdem er Nahrung findet und sich sicher fühlt. Im Ostsudân folgt er den nomadischen Bewohnern, von ihren Herden Tribut erhebend. Gern siedelt sich der L. in der Nähe der Dörfer an. Bei Tage hält er sich verborgen, aber mit hereinbrechender Nacht beginnt er die Jagd, oft mit furchtbarem Gebrüll die andern Tiere aufscheuchend und verwirrend, oft auch lautlos heranschleichend; namentlich sind die Wasserplätze in den Steppen Mittel- und Südafrikas ergiebige Jagdorte für ihn. Gewöhnlich frißt er nur selbsterlegte frische Bente; in der Not geht er auch an Aas. Er macht Sprünge bis zu 9 m und darüber, sitzt in Einem Sprung einem Pferd oder andern großen Tier auf dem Nacken, und mit Einem Biß zermalmt er die Halswirbelknochen seiner Beute. Schakale und noch größere Tiere tötet er mit einem einzigen Schlag seiner Tatze. Mit einem zweijährigen Rind im Rachen springt er über einen fast 3 m hohen Zaun. Den Menschen greift er nicht leicht an; hat er aber einmal Menschenfleisch gefressen, dann soll er dieses jedem andern vorziehen. Er soll den Menschen oder ein Tier, das nicht vor ihm flieht, nie angreifen, ohne sich vorher in einer Entfernung von 10–12 Schritt zum Sprung niederzulegen. Wer nun entflieht, ist verloren; wer aber ruhig stehen bleibt und ihm fest ins Auge schaut, gegen den wird er den Sprung nicht wagen. Durch Wachtfeuer geschützte Lager überfällt er niemals. Die körperlichen Vorzüge des Löwen mögen immerhin berechtigen, ihn als den König der Tiere anzusehen; im übrigen ist seine Geschichte mit vielen Fabeln ausgeschmückt. In dem Charakter des Löwen wechseln Mut, Kühnheit und Feigheit. Verfehlt er einen Sprung auf Raub, so flieht er; er ist nicht so beharrlich und kühn wie der Tiger, der ihm weder weicht noch ihn fürchtet. Sein Mut erwacht erst, wenn ihn der Hunger plagt, oder wenn er gereizt und angegriffen wird. Zur Zeit der Paarung folgen oft mehrere Löwen einer Löwin, und es entspinnen sich dann blutige Kämpfe unter ihnen. Hat die Löwin aber den Gatten erwählt, so ziehen die andern ab, und beide leben nun treu zusammen.
15–16 Wochen (108 Tage) nach der Begattung wirft die Löwin in einem Dickicht, möglichst nahe einem Tränkplatz, 1–6, gewöhnlich 2–3 Junge, die sie mit großer Zärtlichkeit pflegt und etwa 6 Monate lang säugt; später wird sie in der Herbeischaffung der Nahrung vom Löwen unterstützt. Im Durchschnitt erreicht der L. ein Alter von 30 Jahren, in der Gefangenschaft haben Löwen 70 Jahre gelebt, wiewohl sie auch bei bester Pflege bald ein greisenhaftes Aussehen bekommen. Sie bedürfen täglich 5 kg gutes Fleisch. In den zoologischen Gärten züchtet man Löwen fast ebenso sicher wie Hunde. Man hat auch Bastarde zwischen L. und Tigerin (Löwentiger) erhalten, aber nur weibliche Tiere mit dem Kopf des Löwen und dem Körper des Tigers, von der Nase bis zur Schwanzoberseite dunkel gefärbt und mit stärkern Querstreifen, auf andern Körperteilen undeutlich dunkel gefleckt. Im Atlasgebirge stellt man große Treibjagden auf den Löwen an; auch erlegt man ihn auf dem Anstand oder fängt ihn in Fallgruben. Die Hottentotten töten ihn mit vergifteten Pfeilen. Jung eingefangene Löwen werden bei verständiger Pflege sehr zahm und bezeigen ihrem Pfleger große Anhänglichkeit, auch hat der L. für empfangene Wohltaten ein treues Gedächtnis. Jedoch hat schon mancher Tierwärter ein tollkühnes Wagestück mit seinem Leben bezahlt. Das Fleisch des Löwen wird von den Mauren und Südafrikanern gegessen. Die Haut, im Altertum ein Schmuck der Helden, wird jetzt nur zu Bett- und Pferdedecken verarbeitet. Auf den ältesten ägyptischen Denkmälern kommen afrikanische und asiatische, wilde und gezähmte Löwen und Löwenjagden vor. Auch im Alten Testament wird[746] der L. häufig erwähnt; er fand sich in Judäa, namentlich am Libanon und selbst am Jordan. Xenophon, Aristoteles, Strabon, Plinius u.a. sprechen von Löwenjagden in Syrien und Arabien, wo die Löwen stärker und zahlreicher seien als in Libyen. Bei dem Marsch des Xerxes durch Mazedonien fielen Löwen über die Kamele her, die das Gepäck trugen. Nach Pausanias kamen sie oft von den Bergen herunter in die Ebenen von Mazedonien und Thessalien. Zahlreiche Erzählungen handeln von der Großmut des Löwen, welche die Alten rühmten. Den ersten Löwenkampf zu Rom gab der Ädil Q. Scävola (94 v. Chr.), nachher Sulla einen mit 100 Löwen, Pompejus einen im Zirkus mit 600, Julius Cäsar einen mit 400. M. Antonius spannte gezähmte Löwen vor seinen Wagen. Hadrian tötete im Zirkus mehrmals 100 Löwen.
Das Bild des Löwen galt bei vielen alten Völkern als Symbol des Heldentums. In Ägypten war der L. das heilige Tier des Gottes Schow und der Göttin Sechmet, die daher auch löwenköpfig dargestellt wurden. Ferner wurde der König in der Gestalt eines Löwen dargestellt, dem häufig das Porträt des Herrschers an Stelle des Löwenantlitzes gegeben wurde (s. Sphinx). Auch der syrischen und griechischen Kybele (s. d.) war der L. geheiligt; sie wurde auf einem Löwen stehend oder reitend dargestellt. Er diente wohl auch als Symbol der alles durchdringenden, belebenden und bändigenden Feuerkraft. In der Architektur der Assyrer und alten Griechen ward er zum Palastwächter, in der der spätern Griechen und Römer zum Quellwächter (Krenophylax), und aus Löwenrachen floß das Wasser der Brunnen; Löwenköpfe waren in der dorischen Bauart gewöhnliche Verzierung auf dem Karnies der Gebäude, um die Löcher zu verbergen, die zum Ablauf des Regenwassers von dem Dache dienten. Als Sinnbild der Tapferkeit ist der L. auch eins der beliebtesten Wappentiere, und zwar hat er als solches eine typische Stellung, so wie er sich auf seine Beute stürzt: auf den Hinterfüßen stehend mit vorgeworfenen Vorderpranken, das Maul aufgerissen und die Zunge herausgestreckt, die Mähne flatternd, den Schwanz nach oben gestreckt, in der heraldischen Kunstsprache »aufrecht« oder »steigend« genannt; seltener erscheint er »schreitend« mit aufgehobener rechter Vorderpranke, dann oft zu zweien und dreien übereinander.[1]

Siehe auch

Fußnoten

  1. Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 746–747