Richter, Ludwig
Adrian Ludwig Richter ( 28. September 1803 in Dresden; 19. Juni 1884 ebenda) war ein deutscher Maler und Zeichner der deutschen Romantik, aber auch des Biedermeier.
Inhaltsverzeichnis
Werdegang
Wirken
Zu seinem Wirken heißt es:
- Innig dem täglichem Leben verschrieben ist die Kunst Ludwig Richters. Liebenswürdig, voll herzlicher Güte schildert der Obersachse vor allem in seinem Holzschnitzwerk die deutsche Häuslichkeit, das ruhegesättigte Leben der kleinen Bürger in kleinen Städten, der harmlosen Jugend unter der Linde im Dorf, der spielenden Kinder, die allerwärts ihr unschuldig schelmisches Wesen treiben. In seinen Holzschnitten, die dem gesunden Volke gemäß sind wie eine frische, einfache Speise, ist wenig von weltbewegenden Dingen die Rede. Sie spiegeln Behaglichkeit, warme Nähe, biedere Enge, Abendfrieden. Sie sind sie der ehrliche Spiegel der Zeit, die in Enge und Frieden ihre Herzenswünsche erfüllt sieht. Keiner der zeitgenössischen Künstler hat Richters Volkstümlichkeit erreicht. Zahllos sind seine fleißigen Zeichnungen; die Bilder, mit denen er Märchen und Sagen schmückte, fanden Eingang in jedes lesefreudige Haus. Aus einem anderen Grunde als der einsame Kaspar David Friedrich gehört auch Richter den ewigen deutschen Schöpfern zu; Friedrich hatte in seinem Werk die ferne Verlorenheit unserer Seele gezeigt; Richter erzählt von behaglichem Erdenglück, das an Ruhe und Frieden genug hat.[1]
Die Kunst Richters
Ein anderer (als Otto Speckter) ist Ludwig Richter, der Sachse (1803—84). Er ist ein Dresdner Kupferstechersohn, der in der schweren Zeit nach den Napoleon jahren bei seinem Vater als Geselle arbeitete. Besonders glückliche Umstände befreiten ihn aus der Enge und ließen ihn Maler werden. Aber später mußte er als Zeichenlehrer in Meißen in die Enge zurück. Wohl malt er Bilder, er erhält für seinen „Brautzug" in Paris sogar die goldene Medaille, wohl ist er jetzt Professor in Dresden, aber er kann davon nicht leben — wer kauft Bilder? So muß er wieder zum Zeichenstift greifen, muß Bücher und Kalender illustrieren. Er zeichnet Bilder zu den deutschen Volksbüchern (1838), zum Landprediger von Wakefield (1841) und zu Musäus Volksmärchen (1842), er illustriert das Kinderleben (1852) und die Bechsteinschen Märchen (1853). Und immer mehr findet er in der Zeichnung seinen Lebensberuf. Und während einer Reise nach Böhmen geht ihm, dem glühenden Verehrer Italiens, der Reiz des deutschen Mittelgebirges auf, und er entdeckt den malerischen Reichtum des mitteldeutschen Dorfes und der Kleinstadt dazu, und in seiner Erinnerung steigen all die Gestalten herauf, die er als Kind in seines Großvaters kleinem Krämerladen gesehen. „Dies kleine Lädchen mit seiner Kundschaft, die in einem armen Stadtviertel eine buntcharakteristische ist, hat gewiß auf mein künstlerisches Gestalten in späteren Jahren viel Einfluß gehabt; unbewußt tauchen diese Geister alle auf und standen mir Modell“ (Jugenderinnerungen). Dazu kamen jene altmodischen, schrullenhaften Sonderlinge, die ihm in den Straßen der Kleinstadt begegneten, und endlich fand er im eigenen Kreise, im eigenen traulichen Heim alles das, was ihn zum Schilderer deutschen Familien und Volks- und Kindeslebens machte, besonders in seinen selbständigen Bilderfolgen, wie Das Vaterunser (1856), Fürs Haus (1858—61), Der Sonntag (1861), Unser täglich Brot (1866). Aus den verschiedenen Sammlungen ist in neuester Zeit eine billige Auslese getroffen, die Ludwig Richtergabe (1 M).
Seinem Stoff entsprechend, ist Richters künstlerische Sprache von höchster Schlichtheit und Gemeinverständlichkeit. Und wie sein Wesen milde und liebenswürdig war, so liegt auch über seine Bilder eine liebenswürdige, sonnige Heiterkeit ausgegossen, die sie schnell jedem lieb und wert machen. Und wenn auch das Gegenständliche in Richters Bildern heute schon in vielfacher Beziehung der Vergangenheit angehört — eins veraltet nie: das tiefe Fühlen, das in ihnen lebt, das ganz deutsch ist. Ludwig Richter wie Otto Speckter gehören in jede Familienstube; die Kinder, denen es versagt ist, Specktersche und Richtersche Bilder zu sehen, sind um einen Schatz von Erinnerungen ärmer.
100. Geburtstag
Zum 100. Geburtstag:[2]
Auswahl von Werken
Das Vater Unser in Bildern:[3]
Werke (Auswahl)
- Richter-Album: Eine Auswahl von Holzschnitten nach Zeichnungen (PDF-Dateien: Band 1, Band 2)
- Otto Wigand: 202 Holzschnitte nach Zeichnungen von Ludwig Richter (PDF-Datei)
- Ludwig Bechstein:
- Kinderleben: Lieder und Reime aus alter und neuer Zeit, mit Illustrationen von Ludwig Richter (PDF-Datei)
- Johann Karl August Musäus: Volksmärchen der Deutschen, mit Zeichnungen von Ludwig Richter (PDF-Datei) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!
- Lebenserinnerungen eines deutschen Malers. Mit den Tagebuchblättern und Briefen und einer Einleitung (1895) (PDF-Dateien: Band 1, Band 2), (Ausgabe 1909: Zwei Bände in Einem PDF-Datei)
Siehe auch
Literatur
- Fritz Hellwag: „Moritz von Schwind und Ludwig Richter“, in: Willy Andreas / Wilhelm von Scholz (Hg.): Die Großen Deutschen. Neue Deutsche Biographie. Propyläen Verlag, Berlin, 4 Bde. 1935–1937, 1 Ergänzungsbd. 1943; Fünfter Band, S. 195–211
- Paul Mohn: „Künstler-Monographien, XIV. Ludwig Richter. Mit 183 Abbildungen nach Gemälden, Aquarellen, Zeichnungen und Holzschnitten“, Velhagen und Klasing 1906 (PDF-Datei)
- David Koch: „Ludwig Richter, ein Künstler für das deutsche Volk“, 1903 (PDF-Datei)
- Max Osborn: „Ludwig Richter“, 1911 (Netzbuch und einzelne Seiten als PDF-Dateien speicherbar) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!
- Johann Friedrich Hoff:
- „Adrian Ludwig Richter - Maler und Radirer, des Meisters eigenhändige Radirungen“, 1877 (Netzbuch) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!
- „Adrian Ludwig Richter - Maler und Radierer; Verzeichnis seines gesamten graphischen Werkes“ 2. Aufl. (1922) (PDF-Datei)
- „Aus einem Künstlerleben - Eine Alt-Frankfurter Familiengeschichte“ (1901) (PDF-Dateien: Band 1, Band 2, Band 3)
- „Lehrjahre bei Ludwig Richter und in München. Fortsetzung von ‚Aus einem Künstlerleben‘ und ‚Ein Künstlerheim vor 70 Jahren‘“, 1903 (PDF-Datei) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!
- „Amt und Musse. Ludwig Richter als Freund. Fortsetzung und Schluss von ‚Aus einem Künstlerleben‘, ‚Ein Künstlerheim vor 70 Jahren‘ und ‚Lehrjahre bei Ludwig Richter und in München‘“, 1903 (PDF-Datei) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!
- Ulrich Christoffel: Die romantische Zeichnung von Runge bis Schwind, München 1920 (Abschnitt Richter: Netzbuch) Achtung! Verweist auf die linksextreme Wikipedia!