Mann und Frau gehn durch die Krebsbaracke
Mann und Frau gehn durch die Krebsbaracke ist ein Gedicht von Gottfried Benn. Es ist Bestandteil der expressionistischen Anthologie „Menschheitsdämmerung“.
Text
<span style="border:solid 1px yellow"> Hinweis: Der folgende Text wird unverändert nach der angegebenen Quelle wiedergegeben. [1]
- Der Mann:
- Hier diese Reihe sind zerfallene Schöße
- und diese Reihe ist zerfallene Brust.
- Bett stinkt bei Bett. Die Schwestern wechseln stündlich.
- Komm, hebe ruhig diese Decke auf.
- Sieh, dieser Klumpen Fett und faule Säfte
- das war einst irgendeinem Manne groß
- und hieß auch Rausch und Heimat -
- Komm, sieh auf diese Narbe an der Brust.
- Fühlst du den Rosenkranz von weichen Knoten?
- Fühl ruhig hin. Das Fleisch ist weich und schmerzt nicht. -
- Hier diese blutet wie aus dreißig Leibern.
- Kein Mensch hat so viel Blut. -
- Hier dieser schnitt man
- erst noch ein Kind aus dem verkrebsten Schoß. -
- Man läßt sie schlafen. Tag und Nacht - Den Neuen
- sagt man: hier schläft niemand sich gesund. - Nur Sonntags
- für den Besuch läßt man sie etwas wacher. -
- Nahrung wird weniger noch verzehrt. Die Rücken
- sind wund. Du siehst die Fliegen. Manchmal
- wäscht sie die Schwester. Wie man Bänke wäscht. -
- Hier schwillt der Acker schon um jedes Bett.
- Fleisch ebnet sich zu Land. Glut gibt sich fort.
- Saft schickt sich an zu rinnen. Erde ruft. -
Vertonung
Die deutsche Musikgruppe Das Ich vertonte das Gedicht 1998 auf ihrem Album „Morgue“, das aus einer Reihe von vertonten Benn-Gedichten besteht: