Menzel, Karl Adolf

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Prorektor (ab 1824 Konsistorialrat) und Professor am Elisabetan zu Breslau Karl Adolf Menzel, Ritter des Roten Adlerorden II. Klasse (Halsorden).

Karl Adolf Menzel (früher auch Carl; Lebensrune.png 7. Dezember 1784 in Grünberg; Todesrune.png 19. August 1855 in Breslau) war ein deutscher Historiker und Pädagoge.

Leben

Nach dem Studium der Theologie in Halle a.S. trat Menzel in den Schuldienst ein. 1809 verlieh ihm der Magistrat eine Stelle am Elisabeth-Gymnasium (Elisabethan) in Breslau. Sie gehörte, als Pfarrschule 1293 gegründet, 1560 zum „Gymnasium zu St. Elisabet“ erhoben, bis zur völkerrechtswidrigen Annexion Ostdeutschlands 1945 und der anschließenden Vertreibung der Deutschen aus ihrer Heimat zu den ältesten deutschen Bildungsstätten. Dort wurde er 1814 Prorektor und damit zugleich Bibliothekar der Rhedigerschen Bibliothek. 1826 übernahm er beim Provinzialschulkollegium die Leitung der Evangelischen Gymnasien. Er war dann Vertreter Breslaus in der ersten Kammer des Preußischen Landtages 1852. Seine ersten Werke galten der Geschichte der engeren und weiteren deutschen Heimat: „Topographische Chronik von Breslau“ (1805-1807) und „Geschichte Schlesiens“ (1807-1810). Danach wandte er sich geschichtlichen Fragen zu. In „Die christliche Weltanschauung der deutschen Völker vor ihrer Bekehrung“ (1813) geht er den Eigenheiten des Volkscharakters nach, welche die Germanen befähigten, die Hauptträger der christlichen Kultur und der christlichen Staaten des Abendlandes zu werden. Seine „Geschichte der Deutschen“ – zunächst bis zum Tode Maximilians I. geführt – setzte er fort mit dem Werk „Neuere Geschichte der Deutschen von der Reformation bis zur Bundesakte“.

Karl Adolf M., Consistorialrath, Historiker, † 1855. Geb. am 7. December 1784 zu Grünberg in Niederschlesien, genoß er seinen ersten Unterricht zu Freistadt, wohin sein Vater als Rath bei der Zoll- und Accisenverwaltung versetzt ward. Als dieser bereits 1790 starb, nahm sich des Knaben sein Oheim, der Professor am Elisabethanum zu Breslau Fülleborn an, ein hochverdienter Gelehrter, der als Philologe mit Erfolg thätig, doch auch Philosophie und Poesie pflegte, seit 1800 der Herausgeber des vielgelesenen „Breslauer Erzähler“. In seinem Hause erzogen, besuchte M. das Elisabethgymnasium, empfing aber zugleich von ihm die Anregung zur Beschäftigung mit der heimathlichen Geschichte. 1802 bezieht er die Universität Halle, um Theologie zu studiren und kehrt erst 1804 nach Schlesien zurück, wo ihm dann nach Absolvirung des ersten theologischen Examens, und nachdem inzwischen sein Onkel Fülleborn gestorben, dessen College, der gleichfalls litterarisch bekannte W. Oelsner als Lehrer an seiner zu den oberen Gymnasialklassen vorbereitenden Lehranstalt beschäftigte. Zugleich besorgte er damals auch 1805 und 6 die Herausgabe des „Breslauer Erzählers“ und begann die Veröffentlichung einer bis zum J. 1807 fortgesetzten in wöchentlichen Lieferungen erscheinenden und von illustrirten Localschilderungen unterbrochenen topographischen Chronik von Breslau, die trotz der Noth der Zeit zahlreiche Verbreitung fand. Von der dem Werke als Anhang beigegebenen Geschichte der Belagerung Brelaus 1806–7 verfaßte M. nur die ersten 63 Seiten, da er im Sommer 1807 nach Liegnitz übersiedelte, um dort die Leitung einer Privatschule zu übernehmen. Von hier ward er aber bereits 1809, also erst 25 Jahre alt, als zweiter College mit dem Professortitel an das Elisabethanum nach Breslau berufen und rückte 1814 in das Prorectorat ein, zugleich mit der Leitung der großen städtischen sogen. Rhedigerschen Bibliothek betraut. Hatte M. während seines Liegnitzer Aufenthalts vorzugsweise Philologisches gearbeitet (metrische Uebersetzungen von drei Tragödien des Seneca, Schulausgabe von Plautus Captivi und Menaechmi, letztere in Berlin 1816 erschienen), so nahm er in Breslau seine historischen Studien wieder auf und verfaßte bis 1816 in 3 mäßigen Quartbänden eine schlesische Geschichte, bis auf seine Zeit reichend, die mit ihrer gut geschriebenen Darstellung höchst Anerkennenswerthes leistete, und von der die auf guten Quellenstudien beruhenden Partien der neueren Geschichte noch jetzt gelesen und benutzt zu werden verdienen. Dagegen haben seine gleich der schles. Geschichte heftweise erschienenen und wie diese durch sehr schlechte Stiche verunzierten „Geschichten der Deutschen“, die bis zum Tode Kaiser Maximilians I. reichend in 8 Quartbänden 1823 beendigt wurden, kaum noch einen Werth. Menzel, der i. J. 1813 während des Aufenthalts der Königl. Familie zu Breslau die Auszeichnung genoß, dem jetzigen Kaiser Wilhelm und seinem Bruder Karl geschichtlichen Unterricht ertheilen zu dürfen, gerieth dann 1815 aus Aerger über manche Ausartungen der damals in Schwung kommenden Turnerei in einen unangenehmen Streit namentlich mit dem Breslauer Professor Passow. Die heftigen Anklagen Menzelns erschienen, als dann 1819 die Regierung, weil sie demagogische Elemente in der Turnerei zu finden glaubte, von Staatswegen gegen dieselbe einschritt, besonders gehässig, wie fern auch M. selbst eine denunciatorische Absicht gelegen haben mochte. 1824 zum Consistorial- und Schulrath ernannt, hat er dann als der eigentliche Leiter des schlesischen höheren Schulwesens 30 Jahre hindurch eine große und im Ganzen segensreiche Thätigkeit entfaltet und sich namentlich durch die Strenge, mit der er bei den Abiturientenprüfungen eingriff, um die Erhöhung der Leistungsfähigkeit der Anstalten mannigfache Verdienste erworben. Inzwischen war er fortdauernd litterarisch thätig, bearbeitete die neueren Fortsetzungen der Beckerschen Weltgeschichte, edirte (1827) ein in vier Auflagen erschienenes „Handbuch der neuesten französischen Sprache und Litteratur“ und begann sein Hauptwerk, die „neuere Geschichte der Deutschen von der Reformation bis zur Bundesacte“, deren erster Band 1826 erschien, der letzte, der 12., 1848 (die 2. Auflage von 1854 an ist in 6 Bände zusammengefaßt). Dies Werk beruht auf einem sehr umfassenden Studium der gedruckten Quellen und verräth überall eine selbständige und nie geistlose Auffassung. Der Accent ist dabei durchweg minder auf die hochpolitische Seite der nationalen Entwicklung gelegt, als auf das geistige Leben des Volks, vornehmlich in seinen kirchlichen Bewegungen und Gegensätzen. Doch hat Ranke sehr recht gehabt mit seinem Urtheil, übertriebenes Gerechtigkeitsgefühl für die Gegner habe M. zu Ungerechtigkeiten gegen die Reformation verleitet, ein Vorwurf, der denn auch ganz besonders auf seine Darstellung des 30jährigen Krieges anzuwenden sein dürfte. Nicht ohne Interesse liest man auch Menzel’s „Zwanzig Jahre preußischer Geschichte 1786–1806“ (erschienen 1849). Wie sehr auch seitdem die Oeffnung der Archive der Forschung eine Fülle anderen Materials zugeführt hat, so vermögen uns doch bei M. vielfach interessante Einzelheiten, die nicht an der großen Heerstraße zu finden waren, zu fesseln, und das Streben nach objectiver Würdigung einer Epoche, über welche man damals mit einem abschätzigen Urtheile schnell fertig war, berührt wohlthuend. Allerdings sind ganze Partien des Buches nur Reproductionen aus der neueren deutschen Geschichte des Verfassers. Wenig Anklang fand M. mit den in seinen letzten Lebensjahren verfaßten Darstellungen aus der alten Geschichte: „Historische Lesestücke zur Religions- und Staatenkunde“, I, 1851, „Staats- und Religionsgeschichte der Königreiche Israel und Juda“, 1853, denen auch noch das von H. Wuttke aus Menzel’s Nachlasse 1872 herausgegebene Buch: „Religion und Staatsidee in der vorchristlichen Zeit“ beizuzählen ist. Nicht recht geeignet für einen größeren Leserkreis auch unter den Gebildeteren erschienen diese Schriften den Männern von Fach doch immer in gewisser Weise dilettantisch. So kam es, daß sie zu des Verfassers großem Aerger todtgeschwiegen wurden. Für diesen Letzteren machte sich doch auch der Wechsel der Anschauungen, welcher in den leitenden Kreisen gerade auf dem Gebiete des Schulwesens eingetreten war, wohl fühlbar, und unter dem Ministerium Raumer sah er sich zum Rücktritte veranlaßt. Um Ostern 1855 erhielt er die erbetene Entlassung, noch bei seinem Abschiede durch vielfache Beweise der Anhänglichkeit und des Vertrauens aus den pädagogischen Kreisen geehrt. Wenige Monate später raffte ihn ein plötzlicher Tod hin (den 19. August 1855).[1]

Werke (Auswahl)

Verweise

Fußnoten

  1. Colmar Grünhagen: Menzel, Karl Adolf, in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 21 (1885), S. 380–381