Morin, George
George Morin (* 1. Oktober 1831 in Freising, Oberbayern; † 1913) war ein deutscher Schriftsteller, dessen Großeltern hugenottischer Abstammung waren und die während der Französischen Revolution 1789 nach Bayern flohen.
Leben
Er war Mitarbeiter einer deutschen Zeitung in London und mehrerer Nordamerikanischer Journale. Er war bis Mai 1875 Redakteur des deutschnationalliberalen „Bayrischen Landboten“ und des Literaturblattes „Walhalla“. Ab 1875 war er Redakteur der „Passauer Zeitung“ in Passau.
Gelegentlich des 70. Geburtstags des Dichters schrieben die Münchener Neuesten Nachrichten (am 2. X. 1901 No. 456) was folgt:
George Morin wurde als Sohn eines Wachtmeisters des damaligen 2. bayer. Kürassier-Regiments in Neustift bei Freising geboren. Die liebliche landschaftliche Szenerie bei Neustift weckte früh den in dem Knaben schlummernden romantischen Sinn. Nachdem Morin in Freising, Landshut und München die Lateinschule besucht, führte ihn eine Versetzung seines Vaters als Zolleinnehmer nach Germersheim an den Rhein, wo er das Glück seiner ersten Liebe fand. Dort hatte er auch bei einer Dampfschifffahrt auf dem Rheine seine erste Begegnung mit Uhland, mit dem ihn der Zufall näher bekannt machte. Ein Gewitter führte den gefeierten Dichter mit seiner Gemahlin, Morin und einem Heidelberger Studenten in der kleinen Kabine des Kapitäns zusammen. Ein Engländer hatte sich darinnen behaglich auf dem Sopha ausgestreckt und machte auch auf wiederholtes Ersuchen keine Miene, der Dame Platz zu machen. Uhland bemerkte zu seiner Frau: „Wo England Platz genommen, hat Deutschland immer das Nachsehen!“ Morin und der Heidelberger Student, die einen verständnisvollen Blick miteinander gewechselt, packten nun den Unhöflichen an Kopf und Füssen und setzten ihn auf den Boden, worauf der also Gemassregelte mit einem Fluch zur Türe hinauseilte. Morin trat nun auf Uhland zu mit der Bemerkung: „Sehen Sie, mein lieber Herr, wenn Deutschland ordentlich auftritt, muss auch England Platz machen!“ Lachend bot Uhland dem jungen Mann die Rechte mit den Worten: „Sie sind ein wackerer Junge; wenn Deutschland viel tausend solcher Jungens hat, dann können wir getrost auf die Zukunft Deutschlands hoffen.“ Uhland lud nun seinen jungen Freund ein, ihn später in Tübingen zu besuchen. Ein Wiedersehen fand in Karlsruhe statt, wohin Uhland am 18. Juni 1849 mit anderen Mitgliedern des in Stuttgart mit Waffengewalt auseinandergesprengten Rumpfparlamentes kam. Uhland war sehr gealtert, er erkannte Morin, der ihm seine Führerschaft antrug, sofort wieder und gab ihm eine Empfehlung an seinen „lieben Freund Justinus Kerner in Weinsberg“, den Morin dadurch ebenfalls kennen lernte. Morin, der im Jahre 1848 seinen Vater durch den Tod verloren hatte, entschloss sich, um seine in Landshut in mehr als bescheidenen Verhältnissen lebende Mutter zu unterstützen, bei der Regierung von Niederbayern eine Funktionärstelle anzunehmen, die ihm 30 Gulden monatlichen Gehalt eintrug. Morin sehnte sich nicht nur aus diesen kleinen Verhältnissen heraus, ihn dürstete auch nach anderer geistiger Betätigung. Mit Freuden griff er darum im Jahre 1864 nach einer ihm angebotenen Redaktionsstelle in Straubing. Dort, später in Passau und in München wirkte Morin mit grösstem Erfolge auf publizistischem Gebiete. Hier in München gab er das politische Wochenblatt „Germania“ mit dem Literaturblatt „Wallhalla“ heraus. Eine Reihe von kulturhistorischen Artikeln, die er zum Ruhme Münchens und Bayerns für verschiedene nordamerikanische Blätter schrieb, gelangten zur Kenntnis König Ludwigs II., der dem Verfasser seinen Dank und den Wunsch aussprechen liess, künftig alle derartigen Aufsätze Morins vorgelegt zu erhalten. In 30jähr. Ehe mit Elise Braunhofer — seine erste Liebe war nach Brasilien ausgewandert —,genoss Morin die reinsten Freuden häuslichen Glückes; sein Sohn Heinrich —, (nun kgl. Prof. am Luitpold-Gymnasium zu München) der dieser Ehe entsprossen, machte sich als artist. Mitarbeiter von Brehms Tierleben und Illustrator naturwissenschaftlicher Kunstwerke einen Namen. Seine Gattin hat George Morin im Mai 1889 verloren. Seine Feder wandte sich frühe schon der Lyrik zu. Oskar v. Redwitz schrieb ihm einmal: „Sie sind der Euterpe bester Liebling, dem einst die Göttin selbst das schöne Licht der Poesie entzündet hat.“ Seine „Gesammelten Gedichte“, das Büchlein „Regentropfen“, „Mein halbes Leben“, „Erzählungen eines Wandervöglein“ u. a. haben in weiten Kreisen die verdiente Wertschätzung gefunden. Andere Werke sind: München und die Königsschlösser; Ein neuer Liederfrühling, neue Gedichte; ferner: Passau, eine kulturhistorische Skizze; Ludwig II. von Bayern, eine Biographie; u. a. W. M. ist Inhaber des bayerischen Ludwigordens für Wissenschaft und Kunst; der grossen goldenen Med. f. K. u. W. vom König Oskar II. von Schweden, der Königin Josefine von Schweden und von Herzog Max von Bayern.
Werke (Auswahl)
- Stern und Rose: Poetische Erzählung aus dem Orient in 5 Gesängen (1863) (PDF-Datei)
- Festspiel (1864)
- König, Dichter und Maler, Karl der XV. von Schweden
- Aus ruhmvollen Tagen: Erinnerungen an den deutsch-französischen Kriege (1884)
- König Ludwig II. von Bayern: sein Leben, Wirken u. Tod (1886)
- Erzählungen eines Wandervögleins
- Erinnerungs-Blatt an den Einzug der siegreichen bayerischen Truppen in München am 16. Juli 1871
- Die Quaterne, Novelle