Obsoleszenz
Obsoleszenz (lat.: obsolescere: sich abnutzen) bezeichnet allgemein eine Alterung, einen Verschleiß oder einen Wertverlust. Dieses kann natürlich oder künstlich ablaufen. Das entsprechende Adjektiv lautet obsolet und bezeichnet konkret etwas Veraltetes, Hinfälliges, nicht mehr Gebräuchliches oder/und Überflüssiges. Weniger geläufig ist der Begriff Obsolenz.
Inhaltsverzeichnis
Formen der Obsoleszenz
Natürliche Obsoleszenz
Rohstoffe und von den Menschen auf das qualitative Höchstmaß gefertigte Produkte unterliegen der Natürlichen Obsoleszenz, also der natürlichen Alterung oder Werteverlust.
Geplante Obsoleszenz
Die künstliche Alterung wird „Geplante Obsoleszenz“ genannt. Eine häufig gebrauchte, eingrenzende und deshalb ungenaue Übersetzung des Ausdrucks für diese künstliche Alterung lautet: „Sollbruchstelle“. Die Sollbruchstelle ist ein durch Verschlechterung der Materialzusammensetzung oder materieller Auszehrung entstandener Bereich eines unauffälligen aber für die weitere Funktionsfähigkeit unablässigen Bauteils. Die Bezeichnung umfaßt aber einen wesentlich größeren Bereich.
Der Ausdruck Geplante Obsoleszenz führt weiter das Einbringen von unauffälligen Schwachstellen, in ein ansonsten höherwertiges Produkt, wie z. B. Verklebungen von Bauteilen und unlösbare Einfassungen bei diversen Industriegeräten auf, die sich dadurch nicht reparieren lassen, damit diese möglichst kurz nach der Garantiezeit unbrauchbar werden. Ein Beispiel sind festverschweißte störungsanfällige Akkumulatoren.
Die geplante Obsoleszenz ist eine Verschwörung von Politikern und Industriemagnaten, meist zu ihrem ureigenen wirtschaftlichen und finanziellen Vorteil, regelmäßig jedoch auf Kosten von Verbraucher- und Naturschutzinteressen, aber auch zum Schaden vieler unabhängiger Kleinanbieter.
So wurden z. B. die Laufzeiten von Glühbirnen in großem Maßstab kartellmäßig beschränkt (Phoebus-Kartell, seit 1924). Der BRD-Gesetzgeber duldet die geplante Obsoleszenz. Für den Kunden in der westlichen Welt ist die geplante Obsoleszenz ein lästiges Massenvorkommnis, besonders bei Hausratartikeln aller Art und dergleichen mehr.
Der „geplanten Obsoleszenz“ steht die Grundidee der Wertarbeit gegenüber. Ein Beispiel für die Wertarbeit ist die Langlebensdauer-Glühlampe der abgewickelten DDR-Firma VEB Narva Berlin aus den achtziger Jahren. Das Gegenbeispiel der geplanten Obsoleszenz ist hierfür die Wegwerfglühbirne der westlichen Welt.
Beispiele (Hardware)
- Verschleißteile, welche nicht oder nur schwer austauschbar sind, wie fest-verbaute Akkus in Mobiltelefonen und tragbaren Rechnern.[1]
Beispiele (Software)
- Vermeintlich aus wirtschaftlichen Gründen wird die Übertragung zu älteren Telekom-Entertain-Fernsehempfängern (2011er Media Receiver 303) seit April 2019 nicht mehr unterstützt. Da das Betriebssystem dieser Geräte alleine zur Funktionsfähigkeit auf die Verbindung zum Dienst der Telekom angewiesen ist, ist der Zugriff auf die auf der eingebauten Festplatte gespeicherten Aufnahmen seit dem Ausfall des Dienstes nicht mehr möglich, trotz technisch vorhandener Möglichkeit.
Weitergehende Ausführungen
Modetorheiten
Die heute dominierende Unterwerfung der gesamten Warenästhetik unter der Vorgabe der unablässigen Formengebung, gehorcht der Forderung einer Verschleiß- und Wegwerfwirtschaft nach raschem Unbrauchbarmachen neuer Produkte. Dies ist gängige Erkenntnis. Alle die vielen, dem entgegenstehenden, politischen Lippenbekenntnisse zum „nachhaltigen Wirtschaften“ und zur Notwendigkeit wertstoffsparender Produktionsweise, haben an dieser Vorgabe bislang nichts ändern können. Zusätzlich wird daraus die höchste Wertschätzung abgeleitet, die die Formengeber selbst erfahren. Sogar wenn sie häßliche, beliebige, dysfunktionale und banale Formengebung durchsetzen.
Marktwirtschaft als Ideologie
Die Tatsache der weit verbreiteten „geplanten Obsoleszenz“ in unserer Industriewelt widerlegt die ideologischen Behauptungen insbesondere der neoliberalen Schule, wonach Kapitalwirtschaft aus sich selbst heraus, mittels Konkurrenz und freier Preisbildung, zu den besten und günstigsten Produkten führe. Das Gegenteil ist nachweislich der Fall. Aus sich selbst heraus führt Kapitalwirtschaft stattdessen zu Preiskartellen, zu Monopolen und zu einer radikalen Ausschließung weiter Bevölkerungsteile aus dem wirtschaftlichen Kreislauf. Dies erfahren zur Zeit beispielsweise viele Millionen fleißige und tüchtige Spanier, als Konsequenz eines dort spekulativ verursachten Zusammenbruchs der Immobilienwirtschaft, am eigenen Leibe.
Lebensraumorientierte Wirtschaftspolitik als Gegenentwurf
Kapitalwirtschaft ist deshalb als Instrument anzusehen, das allein unter Bedingungen einer nationalökonomischen Beschränkung und Ausrichtung als sogenannte „lebensraumorientierte Wirtschaftspolitik“ akzeptabel ist und sich auch tatsächlich förderlich entfalten kann.
Literatur
- Robert Anton Wilson: Das Lexikon der Verschwörungstheorien. Verschwörungen, Intrigen, Geheimbünde. Aus dem Amerikanischen von Gerhard Seyfried. Herausgegeben und bearbeitet von Mathias Bröckers, Piper Verlag, München 2004, ISBN 3-492-24024-0
- Amerikanische Originalausgabe: Everything is under Control. Conspiracies, Cults, and Cover-ups. HarperCollins Publishers, San Francisco 1998, S. 300-302