Pharussäle

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Pharus Säle um 1908.jpg

Die Pharus-Säle (griechisch: Pharos = Leuchtturm, Fackel, Fanal) befanden sich in der Müllerstraße 142 in Berlin-Wedding.

Im Jahre 1906 wurde durch den Architekten Paul Edmund Hoppe das Gebäude errichtet und im Juli 1907 wurden die Pharus-Säle eröffnet, die sich im Roten Wedding bald zu einem bevorzugten Versammlungssaal der SPD entwickelten und dann in den 1920er Jahren mehr und mehr zur Hochburg der KPD wurden. Am 11. Februar 1927 wurde von Joseph Goebbels dort eine Veranstaltung der NSDAP abgehalten, wo er über das Thema »Der Zusammenbruch des bürgerlichen Klassenstaates« referierte. In der folgenden Saalschlacht wurden etwa hundert SA-Angehörige und weitere Parteigenossen durch gewalttätige Kommunisten zum Teil schwer verletzt. Dennoch konnte durch die Veranstaltung die Vormachtstellung der Linksextremisten im Wedding endgültig gebrochen werden. Im Sommer 1932 konnte die Ortsgruppe „Zeppelin“ der NSDAP ihre Geschäftsstelle in den Pharus-Sälen beziehen.

Joseph Goebbels schrieb zu den Vorgängen:

Quelle
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[…] Nun gab es für uns nur noch zwei Möglichkeiten: entweder nachzugeben und damit ein für allemal den politischen Ruf der Partei beim Proletariat zu verspielen, oder aber erneut und mit verdoppelter Wucht in die geschlagene Kerbe zu hauen und unsererseits den Marxismus wiederum zu einer Auseinandersetzung herauszufordern, die – das wußten wir – über das weitere Schicksal der Bewegung vorläufig entscheiden mußte. „Der Bürgerstaat geht seinem Ende entgegen. Ein neues Deutschland muß geschmiedet werden! Arbeiter der Stirn und der Faust, in Deine Hände ist das Schicksal des deutschen Volkes gelegt. Am Freitag, den 11. Februar, Pharussäle! Thema: ‚Der Zusammenbruch des bürgerlichen Klassenstaats.’“ Das war allerdings eine Provokation, die man bisher in Berlin noch nicht erlebt hatte. Der Marxismus empfindet es bekanntlich schon als Anmaßung, wenn ein national denkender Mensch in einem Arbeiterviertel seine Gesinnung offen zur Schau trägt. Der rote Wedding gehört dem Proletariat! So hat es jahrzehntelang geheißen, und niemand fand den Mut, sich dem entgegenzustellen und durch die Tat das Gegenteil zu beweisen.
Und die Pharussäle? Das war die unbestrittene Domäne der KPD. Hier pflegte sie ihre Parteitage abzuhalten, hier versammelte sie fast Woche für Woche ihre treueste und aktivste Gefolgschaft, hier hatte man bisher nur die Phrasen von Weltrevolution und internationaler Klassensolidarität geredet und gehört. Und gerade dahin beraumte die NSDAP ihre nächste Massenversammlung ein. Das war eine offene Kampfansage. So von uns gemeint und so vom Gegner verstanden. Die Parteigenossen jubelten. Nun ging es aufs Ganze. Nun wurde das Schicksal der Berliner Bewegung kühn und verwegen in die Waagschale geworfen. Jetzt hieß es: gewinnen oder verlieren!
Der entscheidende 11. Februar rückte heran. Die kommunistische Presse überschlug sich in blutigen Drohungen. Man werde uns einen warmen Empfang bereiten, man wolle uns das Wiederkommen verleiden. Auf den Arbeitsämtern und Stempelstellen wurde offen angekündigt, daß wir heute Abend zu Brei und Brühe geschlagen würden. Wir sind uns damals gar nicht der Gefahr bewusst gewesen, in die wir uns begaben. Ich jedenfalls kannte den Marxismus zu jener Zeit noch nicht so weit, um die möglichen Folgen im Einzelnen vorauszusehen. Ich ging über die finsteren Deklamationen der roten Presse mit einem Achselzucken hinweg und erwartete mit Spannung den entscheidenden Abend.
Gegen 20 Uhr fuhren wir in einem alten, holprigen Auto vom Zentrum zum Wedding los. Ein kalter, grauer Nebel nieselte vom sternenlosen Firmament herunter. Das Herz klopfte zum Zerspringen vor Ungeduld und Erwartung. Schon beim Durchfahren der Müllerstraße merkten wir, daß es heute Abend nicht mit guten Dingen zuging. An allen Straßenecken lungerten Gruppen von Bassermannschen Gestalten herum. Man hatte es offenbar darauf angelegt, unseren Parteigenossen schon eine blutige Lektion zu erteilen, bevor sie den Versammlungsraum überhaupt betraten. Vor den Pharussälen standen schwarze Menschenmassen, die in lauten und frechen Drohungen ihrer Wut und ihrem Hass Luft machten. Der Führer der Schutzstaffel bahnte sich einen Weg zu uns und meldete mit knappen Worten, daß der Saal bereits seit sieben Uhr polizeilich gesperrt und zu zwei Drittel mit roten Frontkämpfern besetzt sei. Das war das, was wir wollten. Hier mußte die Entscheidung fallen. So oder so. Und wir waren bereit, dafür das Letzte einzusetzen. Beim Betreten des Saales schlug uns ein heißer, atemberaubender Qualm von Bierdunst und Tabak entgegen. Die Luft war heiß zum Zerspringen. Ein tolles, johlendes Stimmengewirr durchtobte den Raum. Die Menschen saßen aneinander und ineinander gepfercht, und nur mit Mühe konnte man sich einen Weg zum Podium bahnen.
Kaum war ich erkannt, da dröhnte mir ein vielhundertstimmiges Rache- und Wutgeheul in die Ohren. „Bluthund!“ „Arbeitermörder!“ Das waren noch die mildesten Koseworte, die man mir nachschrie. Aber voll zitternder Leidenschaft antworteten darauf die Begrüßungsstürme der eigenen Parteigenossen und SA-Männer. Von der Tribüne herunter klangen mitreißende Kampfrufe. Ich erkannte sofort: Hier sind wir zwar eine Minderheit, aber diese Minderheit ist entschlossen zu kämpfen, und sie wird deshalb die Entscheidung bestehen.
Es war damals bei uns noch Brauch, daß alle öffentlichen Versammlungen der Partei vom SA-Führer geleitet wurden. So auch hier. Baumlang stand er in seiner ganzen Größe vorne an der Rampe aufgebaut und gebot mit erhobenem Arm Ruhe. Das war aber leichter gesagt als durchgeführt. Ein höhnisches Gelächter war die Antwort. Die Schimpfworte flogen nur so aus allen Ecken des Saales zur Bühne herauf. Man grölte und schrie und brüllte; unter den einzelnen Gruppen saßen angesäuselte Weltrevolutionäre, die sich für diesen Abend den nötigen Mut offenbar angetrunken hatten. Es war ganz unmöglich, diesen Saal zur Ruhe zu bringen. Das klassenbewußte Proletariat war ja nicht gekommen, um zu diskutieren, sondern um zu schlagen, um zu sprengen, um dem Faschistenspuk mit schwieligen Arbeiterfäusten ein Ende zu machen.
Wir befanden uns keinen Augenblick darüber im Unklaren. Aber wir wußten auch, daß, wenn es uns diesmal gelang, uns durchzusetzen, und wenn der Gegner nicht dazu kam, aus uns, wie er gedroht hatte, Hackepeter zu machen, der weitere Siegeslauf der Bewegung in Berlin unaufhaltsam sein würde.
Vor der Bühne standen etwa fünfzehn bis zwanzig SA- und SS-Leute, verwegen, in Uniform und mit Armbinde, für jeden roten Klassenkämpfer eine freche und dreiste Provokation. Hinter mir auf der Bühne stand ein auserlesener Trupp von zuverlässigen Leuten, in jedem Augenblick der kritischen Situation bereit, den anstürmenden roten Mob in Verteidigung des eigenen Lebens, wenn nötig, mit Brachialgewalt zurückzuschlagen. Die Kommunisten hatten in ihrer Taktik offenbar einen Fehler gemacht. Sie hatten verstreute Gruppen nur einzeln durch den ganzen Saal dirigiert und hielten im übrigen, zu einem dicken Klumpen zusammengeballt, den rechten hinteren Teil der Versammlung besetzt. Hier war – das erkannte ich sofort – das Zentrum des Unruheherdes, und hier mußte deshalb – wenn überhaupt – zuerst und rücksichtslos eingegriffen werden. Jedes Mal, wenn der Versammlungsleiter zur Eröffnung der Versammlung ansetzte, erhob sich dort ein finsteres Individuum auf einen Stuhl und schrie stereotyp mit kreischender Stimme: „Zur Geschäftsordnung!“ Und das wurde dann vielhundertfach im Sprechchor nachgebrüllt und nachgejohlt. Nimmt man der Masse ihren Führer oder auch ihren Verführer, dann ist sie herrenlos und kann mit Leichtigkeit überwunden werden. Unsere Taktik musste also darauf hinausgehen, diesen feigen Hetzer, der sich da im Rücken seiner Genossen sicher und ungefährdet wähnte, unter allen Umständen zum Schweigen zu bringen. Wir machten diesen Versuch ein paarmal in Güte. Der Versammlungsleiter schrie mit schon heiserer Stimme in den wachsenden Lärm hinein: „Diskussionsgelegenheit gibt es nach dem Referat! Aber die Geschäftsordnung bestimmen wir!“ Doch das war alles nur ein untauglicher Versuch am untauglichen Objekt. Der Schreier wollte durch seine ewig wiederholten Zwischenrufe die Versammlung nur in Unruhe und am Ende in racherfüllte Siedehitze versetzen. Dann kam der gewaltsame Sprengungsversuch ganz spontan und ohne Kommando. Als alle unsere Maßnahmen, die Versammlung in Güte zur Ruhe zu bringen, sich als erfolglos erwiesen, rief ich den Führer der Schutzstaffel beiseite, und gleich darauf gingen seine Leute in verteilten Gruppen mitten in die tobende Kommunistenmasse hinein; und ehe die aufs äußerste erstaunten und betroffenen Rotfrontsoldaten sich dessen überhaupt bewusst wurden, hatten unsere Kameraden den Hetzer vom Stuhl heruntergeholt und mitten durch den tobenden Janhagel auf die Bühne gebracht. Das war bisher noch nicht dagewesen; und was ich erwartet hatte, trat denn auch prompt ein: ein Bierglas flog in die Höhe und fiel klirrend zu Boden. Und damit war das Signal zur ersten großen Saalschlacht gegeben. Stühle zerkrachten, von den Tischen wurden die Beine ausgerissen, aufgesammelte Gläser- und Flaschenbatterien waren in Sekunden geschützartig auf den Tischen aufgeprotzt, und dann ging’s los. An die zehn Minuten wogte die Schlacht hin und her. Gläser, Flaschen, Tisch- und Stuhlbeine sausten wahl- und ziellos durch die Luft. Ein ohrenbetäubendes Gebrüll stieg hoch; die rote Bestie war losgelassen und wollte nun ihre Opfer haben. Zuerst schien es, als wären wir allesamt verloren. Der kommunistische Angriff hatte so spontan und explosiv eingesetzt, daß er uns, obschon wir darauf vorbereitet waren, vollkommen unerwartet kam. Aber kaum hatten sich die im ganzen Saal verteilten und in der Hauptsache vor der Bühne massierten SA- und SS-Trupps aus der ersten verwunderten Bestürzung erholt, da setzten sie mit verwegener Kühnheit zum Gegenangriff an; und dabei allerdings zeigte es sich, dass die kommunistische Partei zwar Massen hinter sich stehen hat, daß aber diese Massen in dem Augenblick, in dem sie auf eine fest disziplinierte und eingeschworene Gegnerschaft stoßen, feige werden und das Hasenpanier ergreifen. In kürzester Frist war der rote Janhagel, der da gekommen war, um unsere Versammlung auf den Leisten zu schlagen, aus dem Saal geprügelt und die Ruhe, die mit gütlichen Mitteln nicht hergestellt werden konnte, nun durch Brachialgewalt erzwungen. Meistens wird man sich im Verlauf einer Saalschlacht der einzelnen Phasen einer solchen Aktion kaum bewußt. Erst später steigen sie in der Erinnerung wieder auf. Ich sehe noch heute vor mir ein Bild, das mir zeitlebens unvergeßlich bleiben wird: auf der Bühne stand ein junger, mir bis dahin unbekannter SA.-Mann und fegte zur Verteidigung der Versammlungsleitung seine Wurfgeschosse in den anstürmenden roten Mob hinein. Plötzlich wird er von einem weither geschleuderten Bierglas am Kopf getroffen.. Das Blut rinnt in breitem Strom die Schläfen herunter. Er sinkt mit einem Aufschrei zu Boden. Nach einigen Sekunden erhebt er sich wieder, greift eine auf dem Tisch noch stehende Wasserflasche und schleudert sie in weitem Bogen in den Saal hinein, wo sie dann klirrend auf dem Kopf eines Gegners zerspringt.
Das Gesicht dieses jungen Menschen bleibt in mir haften. Es hat sich in dieser blitzschnell sich abspielenden Episode unvergeßlich in meinem Gedächtnis eingeprägt. Dieser in den Pharussälen schwerverwundete SA-Mann sollte sehr bald und dann allerdings für alle Zeiten mein zuverlässigster und treuester Kamerad werden.
Erst als der rote Mob heulend, grölend und fluchend das Feld geräumt hatte, konnte man feststellen, wie schwer und verlustreich diese Auseinandersetzung gewesen war. Auf der Bühne lagen zehn in ihrem Blut; meistens mit Stirn- und Kopfwunden und zwei mit schwerer Gehirnerschütterung. Der Tisch und die Treppe, die zur Bühne führte, waren mit großen Blutlachen bedeckt. Der ganze Saal glich einem einzigen Trümmerfeld.
Und in dieser blut- und scherbenübersäten Wüste steht mit einem Male unser baumlanger SA-Führer wieder an seinem Platz und erklärt in steinerner Ruhe: „Die Versammlung wird fortgesetzt. Das Wort hat der Referent.“ Ich habe nie vorher und nie wieder nachher unter solchen erregenden Begleitumständen gesprochen. Hinter mir, stöhnend in Blut und Schmerzen, die schwerverletzten SA-Kameraden. Rings um mich Scherben, zerbrochene Stuhlbeine, zersplitterte Biergläser und Blut. Die ganze Versammlung in eisiger Stille erstarrt. […]

Quelle: „Kampf um Berlin“, S. 64ff. (HTML-Version)


Die Pharus-Säle wurden bei den Luftangriffen auf Berlin völlig zerstört.

Literatur

  • Wilfried Bade: Die SA erobert Berlin (1937) (PDF-Datei)

Verweise