Ranen
Die Ranen (Rujanen) waren ein germanischer Volksstamm auf der Insel Rügen und dem umliegenden Festland.
Fürstentum und Religion
Die Fürsten der Ranen herrschten von den Wallburgen Charenza (heute: Venzer Burgwall) und dem Rugard (heute: Bergen) aus. Daneben existierte eine mächtige Priesterkaste mit großem Grundbesitz und überregionalem Einfluß. Die polytheistische Religion der Ranen kannte eine Reihe mehrköpfiger Götter, die als überlebensgroße Holzstatuen in verschiedenen Tempeln verehrt wurden. Den religiösen Mittelpunkt bildete die heute Jaromarsburg genannte Tempelanlage am Kap Arkona, in der der vierköpfige Hauptgott Svantevit verehrt wurde. Nach der Zerstörung Rethras im Jahre 1068/69 übernahm Arkona dessen Bedeutung als religiöses Zentrum der heidnischen Ostseestämme. Auf Svantevit könnte auch der Name Wittow zurückgehen, da wohl die gesamte Halbinsel zum Tempel gehörte. Andere wichtige Götter waren ihr Schutzpatron Rugievit sowie Porenut und Porevit, deren Tempel sich in Charenza befanden, und Tjarnaglofi, der in einem heute Herthaburg genannten Tempel auf Jasmund verehrt wurde.
Sprache
Die Sprache der Ranen war ein polabischer Dialekt. Im Zuge des Landesausbaus und der damit einhergehenden (nieder-)deutschen Besiedlung wurde das Ostniederdeutsche im 13. Jahrhundert Amts- und bald auch unter den Ranen Alltagssprache. Die letzte ranisch sprechende Frau soll 1404 auf Jasmund gestorben sein.
Unter dänischer Verwaltung
Erwähnung finden die Ranen bei Widukind von Corvey, als sie 955 im Bund mit Otto dem Großen die Schlacht an der Raxa (Recknitz) gegen Wilzen und Obodriten gewannen. Anfang des 12. Jahrhunderts versuchten die Dänen mehrmals, die ranische Vormachtstellung in der südlichen Ostsee zu brechen.
Die Ranen verloren ihre Unabhängigkeit, als die christlichen Dänen unter König Waldemar I. und dem Roskilder Bischof Absalon am 15. und 16. Juni 1168 die Tempelburg auf dem Kap Arkona eroberten. Nach der dänischen Einnahme dieses Hauptheiligtums kapitulierten die Ranen und übergaben Charenza kampflos. Daraufhin wandten sich die rügenschen Fürsten dem Christentum zu und sicherten so ihre Vormachtstellung in die neue Zeit hinein. Fürst Jaromar I. wurde zum Lehnsmann des dänischen Königs und die Insel wurde Bestandteil des dänischen Bistums Roskilde, während das Festland dem Bistum Schwerin unterstellt wurde. Die Ranen kämpften nun auf Seite der Dänen gegen die Pommern, bis 1186 war ganz Pommern dänisch geworden.
Zur Festigung des Christentums wurden die Klöster Hilda, Bergen und Neuenkamp errichtet. In dieser Zeit der mittelalterlichen deutschen Ostsiedlung wurden die Ranen christianisiert und aus den westelbischen Gebieten wanderten Niedersachsen, Westfalen, Holsteiner, Friesen, Holländer und Flamen zu. Dadurch starb die Sprache der Ranen am Anfang des 15. Jahrhunderts endgültig aus. Mit Wizlaw III. von Rügen starb im Jahre 1325 der letzte autochthone Fürst Rügens.