Rede vom 11. September 1935 (Adolf Hitler)

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„Kein Volk lebt länger als die Dokumente seiner Kultur“

Rede des Führers und Reichskanzlers Adolf Hitler vom 11. September 1935 auf der Kulturtagung des Parteitags der NSDAP in Nürnberg, Opernhaus

Quelle
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Als am 27. Februar 1933 das Feuer aus der Kuppel des Reichstages den Himmel zu röten begann, schien es, als ob das Schicksal die kommunistischen Brandstifter bestimmt hätte, der Nation noch einmal die Größe der geschichtlichen Wende durch eine hochlodernde Fackel zu erleuchten. Drohend bricht der Schatten des jüdisch-bolschewistischen Aufruhrs über das Reich. Eine der größten politischen, sozialen und wirtschaftlichen Katastrophen drohte Deutschland zu vernichten. Alle Fundamente des Gemeinschaftslebens waren erschüttert. Die Zeit hatte von vielen unter uns schon sehr oft Mut gefordert, im großen Kriege und später während des langen Kampfes für die Bewegung und gegen die Feinde der Nation. Allein, was war all dieser Mut des Lebenseinsatzes gegenüber dem, der nun verlangt wurde, in dem Augenblick, da die Frage an uns herantrat, die Führung des Reiches und damit die Verantwortung zu übernehmen über das Sein oder Nichtsein unseres Volkes. Wie schwer war es in diesen Monaten, alle jene Maßnahmen zu treffen, die vielleicht doch noch geeignet sein konnten, die Katastrophe zu verhindern, und wie doppelt schwer, nachdem zu gleicher Zeit der letzte Angriff der Zerstörer der Nation und des Reiches abgewehrt und zurückgeschlagen werden mußte. Es war ein wahrhaft wildes Ringen mit allen Elementen und Erscheinungen des deutschen Verfalls im Inneren und den daran interessierten hoffnungsfreudigen Feinden in der übrigen Welt.

Es wird dereinst mit Erstaunen bemerkt werden, daß in dieser selben Zeit, da der Nationalsozialismus und seine Führung einen heroischen Kampf um Sein oder Nichtsein auf Leben und Tod ausgefochten haben, der deutschen Kunst die ersten Impulse zu einer Neubelebung und Wiederauferstehung gegeben worden waren, während die Parteien niedergeschlagen, der Länderwiderstand gebrochen und die Souveränität des Reiches als einzige und ausschließliche verankert wurden. Während Zentrum und Marxismus geschlagen und verfolgt der Vernichtung verfielen, die Gewerkschaften ausgelöscht und die nationalsozialistischen Gedanken und Ideen aus der Welt phantastischer Pläne Zug um Zug ihre Verwirklichung erfuhren, fand sich trotz alledem noch Zeit genug, die Fundamente zu legen für den neuen Tempel der Götter der Kunst. Eine Revolution fegt also über einen Staat hinweg und müht sich zugleich um die ersten Keime einer neuen höheren Kultur. Und wahrlich nicht im negativen Sinn! Denn, was immer wir mit unseren Kulturverbrechern an Rechnungen zu begleichen hatten, wir haben uns wirklich nicht zu lange damit aufgehalten, diese Verderber unserer Kunst zur Verantwortung zu ziehen. Seit jeher stand ein Entschluß fest: Wir werden uns einmal nicht in endlose Debatten einlassen mit Menschen, die – nach ihren Leistungen zu urteilen – entweder Narren oder Betrüger waren. Ja, wir haben die meisten Handlungen der Führer dieser Kulturherostraten[1] immer nur als Verbrechen empfunden. Jede persönliche Auseinandersetzung mit ihnen müßte sie daher entweder in das Gefängnis oder in das Irrenhaus bringen, je nachdem sie an die Ausgeburten ihrer verderbten Phantasie entweder wirklich als innere Erlebnisse glaubten oder diese Produkte selbst als traurige Verbeugung vor einer genau so traurigen Tendenz zugeben.

Ganz abgesehen dabei noch von jenen jüdisch-bolschewistischen Literaten, die in einer solchen „Kulturbetätigung“ ein wirksames Mittel zur inneren Unsichermachung und Haltlosmachung der zivilisierten Völker erkennen und es demgemäß anwenden, Um so mehr aber waren wir entschlossen, im neuen Staat eine positive Förderung und Behandlung der kulturellen Aufgaben sicherzustellen. Und ebenso fest stand der Entschluß, die dadaistisch, kubistisch und futuristischen Erlebnis- und Sachlichkeitsschwätzer unter keinen Umständen an dieser kulturellen Neugeburt teilnehmen zu lassen. Dies wird die wirkungsvollste Folgerung aus der Erkenntnis der Art des hinter uns Liegenden sein, und dieser Entschluß muß um so unerschütterlicher werden, als wir nicht nur eine hinter uns liegende Verfallserscheinung zu korrigieren und auszugleichen haben, sondern dem ersten wesensreinen deutschen Nationalstaat das kulturelle Gesicht für die kommenden Jahrhunderte geben müssen.

Es ist nun nicht verwunderlich, wenn in einer solchen Zeit gegen ein solches Bemühen zwei Einwände erhoben werden, die übrigens alle großen kulturellen Leistungen auch in der Vergangenheit stets begleitet hatten. Ich will mich nicht beschäftigen mit den Bemerkungen jener Heuchler, die, die innere und fortwirkende Bedeutung unserer kulturellen Absichten wohl erkennend, aus ihrem unüberwindlichen Haß dem deutschen Volk und seiner Zukunft gegenüber kein Mittel unversucht lassen können, um nicht durch Einwände, Bedenken oder Anklagen hemmend einzugreifen. Im Grunde genommen ist deren Ablehnung unseres Handelns immer nur die höchste Empfehlung. Allein, ich erwähne jene Einwände, die nur zu leicht auch aus dem Munde von kleingeistigen, aber oft gutgläubigen Menschen stammen.

Der erste:

Ist jetzt überhaupt die Zeit, angesichts der gewaltigen politischen und wirtschaftlichen Aufgaben, die uns gestellt sind, sich mit kulturellen und künstlerischen Problemen zu beschäftigen, die unter anderen Umständen oder überhaupt in anderen Jahrhunderten vielleicht richtig, heute aber weder notwendig noch vordringlich sind? Ist jetzt nicht die praktische Arbeit wichtiger als die Beschäftigung mit Kunst, Theater, Musik usw., lauter Dinge, die vielleicht ganz schön, aber doch nicht lebenswichtig sind? Ist es richtig, monumentale Bauten aufzuführen, statt in nüchterner Sachlichkeit sich auf die augenblicklich mehr materiellen Aufgaben des Lebens zu beschränken?

Und der zweite Einwand:

Können wir es uns erlauben, heute für die Kunst Opfer zu bringen in einer Zeit, da um uns überall noch so viel Armut, Not, Elend und Jammer vorhanden sind? Ist die Kunst nicht letzten Endes eben doch ein nur für wenige bestimmter Luxus, statt das notwendige Brot zu geben für alle?

Ich halte es für zweckmäßig, diese Einwände einmal kurz zu untersuchen und zu beantworten.

Ist es also angemessen und angezeigt, in der heutigen Zeit das öffentliche Interesse mit Fragen der Kunst zu beschäftigen, oder würde es richtiger sein, darauf zu verzichten, um sich vielleicht später einmal nach der Überwindung der jetzigen politischen und wirtschaftlichen Schwierigkeiten diesen Problemen zuzuwenden?

Dazu ist folgendes zu sagen:

Die Kunst ist keine Erscheinung des menschlichen Lebens, die nach Bedarf gerufen und nach Bedarf entlassen oder pensioniert werden kann. Gewiß ist die kulturelle Befähigung eines Volkes eine entweder grundsätzlich vorhandene oder eine grundsätzlich nicht vorhandene. Sie gehört zu dem Gesamtkomplex der rassischen Werte und Veranlagungen eines Volkes. Allein die funktionelle Auswirkung solcher vorhandener Fähigkeiten zu schöpferischen und forterhaltenden Leistungen erfolgt nach demselben Gesetz der andauernden Entwicklung und Steigerung, wie jede andere menschliche Tätigkeit auch. So wie man nicht in einem Volk auf eine bestimmte Zeit die Beschäftigung mit Mathematik oder Physik einstellen kann, ohne nicht einen am Fortschritt der übrigen ähnlich befähigten Welt meßbaren Rückschritt zu erleiden, ebensowenig kann man die kulturelle Tätigkeit für eine gewisse Zeit einstellen, ohne einen darauf zwangsläufig erfolgenden allgemeinen kulturellen Rückgang und endlichen Verfall. Es ist zum Beispiel unmöglich, die weitaus eigenartigste Kunstschöpfung des nachantiken Theaters, die Oper, für eine kürzere oder längere Zeit – also nur vorübergehend – zu schließen, um sie dann im alten Glanze wieder aufzumachen. Nicht nur, daß die künstlerisch personellen Voraussetzungen für die Aufführung des Kunstwerkes nicht mehr gegeben wären, nein, auch die Fähigkeit der Aufnahme des Publikums erfordert eine fortdauernde Pflege und Schulung genau so, wie sie der darstellende Künstler benötigt. Dies gilt aber für die Kunst im allgemeinen. Keine Zeit kann sich herausnehmen, von der Verpflichtung der Kunstpflege entbunden zu sein. Sie würde im anderen Fall nicht nur die Fähigkeit des Kunstschaffens, sondern auch die des Kunstverstehens und Kunsterlebens verlieren. Denn beide Fähigkeiten befinden sich in einem unlösbaren Zusammenhang. Der schöpferische Künstler erzieht und veredelt durch sein Werk das Aufnahmevermögen der Nation genau so wie umgekehrt das dadurch entwickelte und erhaltende allgemeine Kunstgefühl den fruchtbaren Boden und damit die Voraussetzung gibt für die Geburt und das Wachsen und Erfassen neuer schöpferischer Kräfte.

Wenn aber die kulturelle Tätigkeit als solche schon keine Aussetzung auf kürzere oder längere Zeit verträgt, soll sie nicht sehr schwer einholbaren Schaden erleiden, dann wäre eine solche Unterlassung besonders aber dann abzulehnen, wenn die allgemeinen politischen und wirtschaftlichen Nöte einer Zeit geradezu gebieterisch eine Verstärkung des inneren Haltes einer Nation erfordern. Denn dieses ist wichtig zu verstehen. Die großen Kulturleistungen der Menschheit waren zu allen Zeiten die Höchstleistungen des Gemeinschaftslebens. Ob sachlich oder rein geistig, es verkörpert sich in ihnen stets die tiefste Wesenskraft eines Volkes. Niemals ist es aber nötiger, ein Volk zu dieser unendlichen Kraft seines ewigen inneren Wesens und Seins hinzuführen, als dann, wenn politische oder wirtschaftliche Nöte und Sorgen es nur zu leicht im Glauben an seine höheren Werte und damit an seine Mission schädigen können. Wenn der kleine menschliche Geist, von Leid und Sorgen verfolgt, irre wird im Glauben an die Größe und Zukunft seines Volkes, dann ist es Zeit, ihn wieder aufzurichten durch den Hinweis auf die von keiner politischen und wirtschaftlichen Not wegzuleugnenden Dokumente des inneren und damit unvergänglichen höchsten Wertes seines Volkes. Und je mehr die natürlichen Lebensansprüche einer Nation verkannt oder unterdrückt, ja einfach bestritten werden, um so wichtiger ist es, diesen natürlichen Ansprüchen den Charakter eines höheren Rechtes zu geben durch die sichtbare Demonstration der höheren Werke eines Volkes, die, wie die geschichtliche Erfahrung zeigt, noch nach Jahrtausenden unzerstörbare Zeugen sind nicht nur der Größe, sondern damit auch des moralischen Lebensrechtes der Völker.

Ja, sollten selbst die letzten lebenden Zeugen eines solchen unglücklichen Volkes ihren Mund geschlossen haben, dann werden die Steine zu sprechen beginnen. Die Geschichte findet kaum ein Volk positiv erwähnenswert, das sich nicht in seinen Kulturwerten das eigene Denkmal gesetzt hat. Die Zerstörer aber solcher in den Spuren noch vorhandener Leistungen fremder Völker finden dagegen stets nur eine traurige, rein feststellende Beachtung. Was würden die Ägypter sein ohne ihre Pyramiden und Tempel, ohne den Schmuck ihres menschlichen Lebens, was die Griechen ohne Athen und Akropolis, was Rom ohne seine Bauten, unsere germanischen Kaisergeschlechter ohne die Dome und die Pfalzen, unser Mittelalter ohne Rathäuser, Zünftehallen usw., oder gar die Kirchen ohne ihre Münster. Daß es einst ein Volk der Maya gab, würden wir nicht wissen oder wenn als belanglos empfinden, wenn nicht zum Staunen der Gegenwart die gewaltigen Ruinen der Städte solcher sagenhaften Völker immer von neuem die Aufmerksamkeit erwecken und das forschende menschliche Interesse auf sich ziehen und fesseln würden. Nein: Kein Volk lebt länger als die Dokumente seiner Kultur!

Wenn aber der Kunst und ihren Werken eine so gewaltige und von keiner anderen menschlichen Tätigkeit erreichte fortdauernde Wirkung zu eigen ist, dann ist die Beschäftigung mit ihr um so notwendiger, je widerwärtiger die allgemeinen politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse einer Zeit sind und diese bedrücken und verwirren. Denn durch nichts wird einem Volke dann besser zum Bewußtsein gebracht, daß das menschliche und politischen Leid des Augenblicks ein vergängliches ist gegenüber der unvergänglichen schöpferischen Kraft und damit der Größe und Bedeutung einer Nation. Sie kann einem Volk dann den schönsten Trost geben, indem sie es über die Kleinheit des Augenblicks genau so wie über den Unwert seiner Peiniger erhebt. Und selbst besiegt erhebt sich ein solches Volk durch seine unsterblichen Leistungen vor der Geschichte noch nachträglich zum wahren Sieger über seine Gegner.

Der Einwand aber, daß nur ein kleiner Teil eines Volkes, sei dies verstehend und miterlebend, daran interessiert sei, ist falsch. Denn mit demselben Recht könnte man jede andere Funktion im Leben eines Volkes als unwichtig hinstellen, weil nicht die Gesamtheit an ihr einen direkten Anteil zu haben scheint.

Oder will jemand behaupten, daß etwa die Masse einer Nation direkt Anteil nimmt an den Spitzenleistungen der Chemie, der Physik, überhaupt aller anderen höchsten Lebensäußerungen und Geisteswissenschaften? Ich bin im Gegenteil davon überzeugt, daß die Kunst, weil sie die unverdorbenste und unmittelbarste Wiedergabe des Seelenlebens eines Volkes ist, unbewußt weitaus den größten direkten Einfluß auf die Masse der Völker ausübt, immer unter der einen Voraussetzung, daß sie ein wirkliches Bild des Seelenlebens sowie der angeborenen Fähigkeiten eines Volkes und nicht eine Verzerrung derselben zeichnet.

Dies ergibt aber einen sehr sicheren Anhalt über den Wert oder den Unwert einer Kunst. Die vielleicht vernichtendste Aburteilung des ganzen dadaistischen Kunstbetriebes der letzten Jahrzehnte ist gerade darin zu finden, daß das Volk sich in seiner überwältigenden Masse davon nicht nur abwandte, sondern am Ende für diese Art jüdisch-bolschewistischer Kulturverhöhnung keinerlei Interesse mehr bekundete.

Die einzigen mehr oder minder vielleicht gläubigen Bestauner dieser Narreteien waren zum Schluß wirklich nur noch die eigenen Fabrikanten. Unter solchen Umständen allerdings ist dann der Kreis der an der Kunst Interessierten in einem Volke denkbar klein, nämlich er umfaßt die Gott Lob und Dank immerhin noch in der Minderzahl befindlichen Schwachsinnigen, also Entartete, sowie die an der Zerstörung der Nation interessierten Kräfte. So, wie wir aber von einer solchen in Wahrheit nie als Kunst anzusprechenden, sondern eher als Kulturvernarrung zu bezeichnenden Tätigkeit absehen, wird die Kunst in ihren tausendfachen Auswirkungen um so mehr der Gesamtheit einer Nation zugute kommen, je mehr sie sich über das Niveau der Interessen des einzelnen hinweg zur Höhe der allgemeinen Werte eines Volkes erhebt. Und es ist bei ihr nicht anders wie bei allen übrigen menschlichen Höchstleistungen. In der Ausübung und im Verständnis stoßen wir auf eine endlose Folge von Stufen. Glücklich die Nation, deren Kunst so hoch ist, daß sie für jeden einzelnen noch eine letzte Befriedigung als Ahnung übrig läßt! So, wie aus der Zahl der produktiven Künstler den Gipfelpunkt der menschlichen Leistung immer nur wenige Exemplare erreichen, so kann auch das letzte Verständnis nicht allen gleichmäßig zuteil werden. Allein der Weg zu dieser Höhe kann jeden Menschen, ganz gleich, auf welcher Stufe sein Verständnis das Ende findet, stets mit tiefer innerer Befriedigung erfüllen.

Die nationalsozialistische Bewegung hat daher, wenn sie sich wirklich eine umwälzende Bedeutung zuschreibt, mit allen Mitteln danach zu streben, diese Anmaßung durch ihre schöpferisch kulturelle Leistung in einen berechtigten Anspruch zu verwandeln. Sie hat das Volk zur Überzeugung seiner allgemeinen und ihrer besonderen höheren Mission zu bringen durch die Demonstration höchster kultureller Veranlagung und deren sichtbare Auswirkungen. Sie wird sich dabei ihre eigene Arbeit und ihren Kampf nur erleichtern, indem sie für die Größe ihrer Absichten das Verständnis des Volkes steigert durch die tiefe Wirkung, die zu allen Zeiten von den großen kulturellen Leistungen und insbesonders solchen der Baukunst ausgegangen ist.

Wer ein Volk zum Stolz erziehen will, muß ihm auch sichtbaren Anlaß zum Stolze geben. Die Arbeit und die Opfer für den Bau des Parthenon waren einmalige, der Stolz des Griechentums darauf aber ein fortwährender und die Bewunderung der Um- und Nachwelt eine kaum je erlöschende. Uns alle hat daher nur ein sorgender Wunsch zu erfüllen, daß uns die Vorsehung die großen Meister schenken möge, die unsere Seele in Tönen klingen und in Stein zu verewigen vermögen. Wir wissen, daß hier mehr wie irgendwo der bittere Satz gilt: „Viele dünken sich als berufen, doch nur wenige sind auserwählt.“

Aber: indem wir überzeugt sind, das Wesen und den Lebenswillen unseres Volkes politisch richtig zum Ausdruck gebracht zu haben, glauben wir auch an unsere Fähigkeit, die entsprechende kulturelle Ergänzung zu erkennen und damit zu finden. Wir werden die Künstler entdecken und fördern, die dem Staat des deutschen Volkes den kulturellen Stempel der germanischen Rasse als einem zeitlos gültigen aufzuprägen vermögen.

Der zweite Einwand, daß man in einer Zeit schwerer materieller Not lieber auf die Betätigung auf dem Gebiete der Kunst verzichten sollte, denn diese sei am Ende doch nur ein Luxus, schön und angebracht dann, wenn es dem Menschen im übrigen wohl ergehe, zu verwerfen aber, solange die materiellen Bedürfnisse nicht eine vollständige Befriedigung erfahren könnten, dieser Einwand ist ein genau so ewiger Begleiter des künstlerischen Schaffens als die Not selbst. Denn wer glaubt im Ernst, daß in irgendeiner Zeit höchster menschlicher Kunstentfaltung die Not nicht vorhanden gewesen wäre? Glaubt man, daß etwa zur Zeit des Baues der ägyptischen Tempelstädte und der Pyramiden oder in der Zeit der Errichtung der Prachtbauten Babylons die Völker in ihren Reihen keine Not gehabt hätten? Ist nicht dieser Einwand schon allen großen Kulturschöpfungen der Menschheit und allen Kulturgestaltern entgegengehalten worden? Die einfachste Widerlegung dieses Ein- wandes ergibt sich aber aus einer anderen Fragestellung: Glaubt man, daß es keine Not gegeben haben würde, wenn die Griechen die Akropolis nicht gebaut hätten? Oder glaubt man, daß es keine menschliche Armut gegeben haben würde, wenn das Mittelalter auf den Bau seiner Dome Verzicht geleistet hätte? Oder um ein noch näheres Beispiel zu nennen: Als Ludwig I. München zu einer deutschen Kunststadt erhob, wurden gegen seine Aufwendungen genau dieselben Argumente ins Feld geführt! Also gab es in Bayern mithin erst, seit Ludwig I. seine großen Bauten begann, Bedürftige und Arme? Und um die Gegenwart nun als noch leichter verständlich heranzuziehen: Der Nationalsozialismus wird Deutschland durch Höchstleistungen der Kultur auf allen Gebieten verschönern. Sollen wir darauf verzichten, weil es im übrigen auch bei uns noch Not gibt oder geben wird? Das heißt, war also vor uns, als diese Leistungen nicht vollbracht wurden, etwa keine Not? Im Gegenteil!

Hätte die Menschheit ihr Dasein nicht durch die großen Kulturschöpfungen veredelt, würde sie überhaupt gar nicht die Leiter gefunden haben, die aus der materiellen Not des primitivsten Daseins hinaufweist zu einer höheren Menschlichkeit. Diese allein aber führt am Ende zu einer Gesellschaftsordnung, die, indem in ihr die großen Ewigkeitswerte eines Volkes sichtbar und erkannt werden, einen deutlichen Hinweis fühlt zur Pflege des Gemeinschaftslebens und zu der dadurch bedingten Rücksichtnahme auch auf das Leben der einzelnen.

Je geringer daher die Pflege der Kunst in einem Volke ist, um so tiefer ist zumeist auch sein allgemeiner Lebensstandard und um so größer damit auch die Not seiner Bürger. Der gesamte menschliche Fortschritt entstand und entsteht durch die fortlaufende Einsparung von Arbeitskräften aus bisher als lebensnotwendig empfundenen Produktionen und ihre Hinüberführung auf neuerschlossene und damit zunächst stets nur einer kleinen Zahl von Menschen materiell und geistig zugänglichen Gebiete.

Auch die Kunst geht als Verschönerung des Lebens diesen Weg. Allein sie ist deshalb nicht im geringsten der Ausdruck einer „kapitalistischen“ Tendenz! Im Gegenteil: Alle großen Kulturschöpfungen der Menschheit sind als schöpferische Leistungen aus dem Gemeinschaftsgefühl heraus entstanden und sind deshalb in ihrem Entstehen und in ihrem Bilde der Ausdruck der Gemeinschaftsseele und -ideale.

Es ist daher kein Zufall, daß sich alle großen weltanschaulichen Gemeinschaftserscheinungen der Menschheit durch große Kulturschöpfungen verewigen. Ja, die dem materiellen Sinn am meisten entrückten Zeitalter religiöser Verinnerlichung hatten die größten kulturellen Schöpfungen aufzuweisen.

Während umgekehrt das durch und durch kapitalistisch verseuchte und dementsprechend handelnde Judentum niemals im Besitz einer eigenen Kunst war und auch nie in den Besitz einer eigenen Kunst kommen wird.

Trotzdem gerade dieses Volk in langen Zeiträumen oft über unermeßliche materielle Einzelvermögen verfügte, hat es sich nie zu einem eigenen Baustil und nie zu einer eigenen Musik aufzuschwingen vermocht. Selbst sein Tempelbau zu Jerusalem verdankte die letzte Gestaltung der Hilfe fremder Baumeister, genau so wie auch heute noch die Erbauung der meisten Synagogen deutschen, französischen oder italienischen Künstlern anvertraut worden ist! Ich bin daher überzeugt, daß wenige Jahre nationalsozialistischer Volks- und Staatsführung dem deutschen Volke gerade auf dem Gebiet der kulturellen Leistungen mehr und Größeres schenken werden als die letzten Jahrzehnte des jüdischen Regimes zusammengenommen. Und es soll uns mit freudigem Stolz erfüllen, daß durch eine eigenartige Fügung der größte Baumeister, den Deutschland seit Schinkel[2] besaß, im neuen Reich und für die Bewegung seine ersten und leider einzigen Monumentalwerke in Stein als Denkmäler einer edelsten wahrhaft germanischen Tektonik errichten konnte.

Wenn man die Auffassung des zweiten Einwandes aber noch besonders widerlegen wollte, so könnte man auch darauf hinweisen, daß die großen menschlichen Kulturschöpfungen, indem sie einen Teil des Lohnes anderer menschlicher Arbeit für sich beanspruchten, genau so viel wieder an Löhnen für die Arbeit ihrer eigenen Entstehung ausgaben; ebenso darauf, daß am Ende diese Kulturschöpfungen sich selbst, rein materiell sogar gesehen, für die Völker noch immer bezahlt gemacht haben, um so mehr, als sie über den Umweg einer allgemeinen Veredelung der Menschen überhaupt mitgeholfen hatten, das gesamte Lebensniveau aller zu steigern und zu heben.

Durch sie wurde das allgemeine Selbstbewußtsein gehoben und damit aber auch die Leistungsfähigkeit der einzelnen erhöht. Allerdings hat dies eine Voraussetzung: Die Kunst muß, um ein solches Ziel zu erreichen, auch wirklich Verkünderin des Erhabenen und Schönen und damit Trägerin des Natürlichen und Gesunden sein. Ist sie dies, dann ist für sie kein Opfer zu groß. Und ist sie dies nicht, dann ist es schade um jede Mark, die dafür ausgegeben wird.

Denn dann ist sie nicht ein Element des Gesunden und damit des Aufbaues und Fortlebens, sondern ein Zeichen der Degeneration und damit des Verfalls. Was sich uns als sogenannter „Kult des Primitiven“ offenbart, ist nicht der Ausdruck einer naiven unverdorbenen Seele, sondern einer durch und durch korrupten und krankhaften Verkommenheit.

Wer die Bilder und Skulpturen – um nur ein besonders krasses Beispiel zu erwähnen – unserer Dadaisten, Kubisten und Futuristen oder eingebildeten Impressionisten mit dem Hinweis auf eine primitive Ausdrucksgestaltung entschuldigen will, der hat wohl keine Ahnung, daß es nicht die Aufgabe der Kunst ist, den Menschen an seine Degenerationserscheinungen zu erinnern, als vielmehr den Degenerationserscheinungen durch den Hinweis auf das ewig Gesunde und Schöne zu begegnen. Wenn diese Sorte von Kunstverderbern sich anmaßt, das „Primitive“ im Empfinden eines Volkes zum Ausdruck bringen zu wollen, dann ist jedenfalls unser Volk seit einigen Jahrtausenden über die Primitivität solcher Kunstbarbaren schon längst hinausgewachsen. Es lehnt diesen Unfug nicht nur ab, sondern es hält die Fabrikanten entweder für Nichtskönner oder für Schwindler oder für Irrsinnige!

Die letzten beiden aber haben wir im Dritten Reich nicht mehr die Absicht auf das Volk loszulassen! Die nachträgliche Entschuldigung, daß es zu einer gewissen Zeit eben notwendig gewesen sei, um überhaupt bemerkt zu werden, sich an dieser Methode besonders eindrucksvoll zu beteiligen, ist in unseren Augen alles andere eher als eine Entschuldigung des dann erst recht charakterlosen Handelns solcher Persönlichkeiten. Und außerdem werden diese Aufklärungen in einer sehr unpassenden Zeit und vor dafür absolut ungeeigneten Menschen abgegeben. Denn wenn heute irgendein Komponist zurückerinnert an seine greulichen Verirrungen, die naive Entschuldigung bringt, ohne eine solche Katzenmusik früher eben nicht beachtet worden zu sein, dann müssen wir einer so kläglichen Erklärung eine um so verständlichere Antwort geben: Wir alle sind politisch genau derselben Erscheinung gegenübergestanden. Es war die gleiche Musik und derselbe Wahnsinn. Mithin hätten auch wir – um uns der öffentlichen Aufmerksamkeit leichter anzukündigen – der Opportunität dasselbe Opfer bringen müssen, das heißt aber, wir wären bolschewistischer gewesen als die Bolschewisten dann selbst. Wir haben es damals unternommen, als einsame Kämpfer gegen den Strom der allgemeinen politischen Verderbnis Stellung zu nehmen und sind nach 15 Jahren[3] dieses Wahnsinns langsam Herr geworden. Unsere Sympathie und Achtung gehört nur den Männern, die auch auf anderen Gebieten den Mut hatten, sich nicht vor der Kanaille zu verbeugen oder dem bolschewistischen Wahnsinn seine Referenz zu erweisen, sondern die tapferen Herzens, an eine Mission glaubend, für diese dann auch offen und ehrenhaft kämpften.

Man bleibe uns auch mit dem Einwand vom Leibe, daß die Kunst die Aufgabe besitze, der Wirklichkeit zu dienen, und mithin in den Kreis ihrer Betrachtung und Wiedergabe nicht nur das menschlich Angenehme, sondern auch das Unangenehme, nicht nur das Schöne, sondern auch das Häßliche stellen müsse. Gewiß hat die Kunst stets auch die tragischen Probleme des Lebens behandelt und die Spannungen zwischen Gut und Böse, das heißt nützlich und schädlich, aufgezeigt und für ihre Schöpfungen verwendet. Allein niemals um damit dem Schädlichen den Triumph zu geben, sondern um das Nützliche als notwendig zu beweisen. Es ist nicht die Aufgabe der Kunst, im Unrat des Unrates wegen zu wühlen, den Menschen nur im Zustand der Verwesung zu malen, Kretins als Symbol der Mutterwerdung zu zeichnen und krumme Idioten als Repräsentanten der männlichen Kraft hinzustellen.

Wenn sich aber ein solcher sogenannter „Künstler“ berufen fühlt, eine Schilderung des menschlichen Lebens unter allen Umständen vom betrachtenden Standpunkt des Minderwertigen und Krankhaften aus vorzunehmen, dann muß er dies in einer Zeit tun, die einem solchen Standpunkt eben das allgemeine Verständnis entgegenbringt. Diese Zeit ist heute vorbei, und damit ist sie auch vorbei für diese Sorte von „Auchkunstschaffenden“.

Und wenn wir hier in der Ablehnung immer härter und schärfer werden, dann sind wir überzeugt, keinen Fehlgriff zu tun. Denn wer von der Vorsehung bestimmt ist, dem innersten und damit ewig gesunden Wesen eines Volkes einen äußeren, lebendig sichtbaren Ausdruck zu verleihen, wird niemals den Weg zu solchen Verirrungen finden.

Man rede daher auch hier nicht von einer „bedrohten Freiheit der Kunst“. So wenig man einem Mörder das Recht zur leiblichen Tötung von Mitmenschen gibt, weil man ansonsten einen Eingriff in seine Freiheit vornehmen müßte, so wenig kann man einem anderen das Recht geben, die Seele eines Volkes zu töten, nur damit seiner schmutzigen Phantasie und Zügellosigkeit keine Hemmung auferlegt wird.

Wir sind uns dabei bewußt, daß die Kulturschöpfungen der Gegenwart besonders auf dem Gebiete der Baukunst ebenso ewig sein sollen in der empfundenen Schönheit ihrer Proportionen und Verhältnisse wie zeitnahe in Zweckerfüllung und Materialberücksichtigung. Es gibt aber kaum ein Wort, mit dem auf diesem Gebiete mehr Unfug getrieben wird als wie mit dem Worte „sachlich“. Alle wirklich großen Baumeister haben sachlich gebaut, das heißt, sie erfüllten in ihren Bauten die sachlich gestellten Bedingungen und Erwartungen ihrer Zeit.

Diese sachlichen aber oft nur allzu menschlichen Aufgaben wurden allerdings nicht zu allen Zeiten mit der gleichen Wichtigkeit gesehen und daher auch behandelt. Es ist ein kapitaler Irrtum, zu meinen, daß etwa ein Schinkel nicht in der Lage gewesen wäre, eine moderne Klosettanlage sachlich zweckmäßig zu bauen, allein erstens war der Zustand der damaligen Hygiene ein anderer als jetzt, und zweitens hat man zu dieser Zeit solchen Dingen überhaupt noch nicht die Bedeutung beigemessen wie heute. Es ist aber ein noch viel größerer Irrtum zu denken, daß etwa ein künstlerisch befriedigender heutiger Bau nicht zugleich diese zur Zeit als notwendig angesehenen Attribute ebenfalls meisterhaft lösen könnte.

Es ist nicht eine besondere Begabung eines Künstlers, sondern stets eine selbstverständliche Voraussetzung, daß er den primitiven allgemeinen Anforderungen an die untergeordneten Lebenszwecke eines Baues von vornherein Genüge leisten kann. Das Entscheidende aber bleibt stets, daß er dem Gesamtzweck der gestellten Aufgabe eine entsprechende und ihn klar zum Ausdruck bringende Form gibt.

Wenn ich die Probleme der Baukunst immer wieder in den Vordergrund dieser Kulturbetrachtungen rücke, dann geschieht es, weil sie uns als besonders dringliche auch am meisten am Herzen liegen. Wenn das Schicksal uns heute einen großen Komponisten verweigern wollte oder einen großen Maler oder Bildhauer, dann könnten wir durch eine Pflege des Vorhandenen diesem Mangel wenn auch nicht abhelfen, so doch wenigstens bedingt begegnen. Die Nation hat so unermeßlich große Leistungen von Ewigkeitswert auf diesen Gebieten aufzuweisen, daß sie es eine bestimmte Zeit sehr wohl bei deren sorgfältiger Pflege bewenden lassen kann. Zwingend aber ist bei uns die Erfüllung jener großen Bauaufgaben, die nicht aufgeschoben werden können. Sowohl der Zweck fordert die Erfüllung als auch die sonst langsam aussterbende handwerkliche Fähigkeit.

Es ist aber sehr schwer, in einem Volk, das fast jahrzehntelang der künstlerische Tummelplatz für abgefeimte Schwindler oder krankhafte Menschen war, nunmehr eine klare Einstellung zu finden zu den architektonischen Aufgaben der Gegenwart, ohne in den Fehler einer stupiden, seelenlosen Nachahmung des Vergangenen oder einer zügellosen Verwirrung zu verfallen.

Das wichtigste scheint mir dabei zunächst die Scheidung des öffentlichen Monumentalbaues von dem privaten Bau zu sein. Das Bauwerk der Allgemeinheit hat eine würdige Repräsentierung des Auftraggebers, das heißt der Allgemeinheit, und eine schlagende Erfüllung der gestellten Aufgaben im besonderen zu sein. Die würdige Lösung einer solchen Aufgabe aber hat ebensowenig zu tun mit protzenhafter Aufdringlichkeit, wie umgekehrt auch nichts mit einer ebenso falschen „Bescheidenheit“ wie denn überhaupt heute die Unfähigkeit, eine künstlerisch eindrucksvolle und gültige Lösung zu finden, nur zu häufig motiviert wird mit der an sich sonst gar nicht vorhandenen Bescheidenheit der „Gesinnung“ des Baugestalters.

Unter keinen Umständen kann diese „Bescheidenheit“, das heißt aber zumeist Beschränktheit, und zwar künstlerische Beschränktheit des Architekten, gleichgesetzt werden, wie das so gerne geschieht, mit der Sachlichkeit. Die Sachlichkeit bedeutet nichts anderes, als ein Bauwerk für den Zweck zu bauen, für den es bestimmt ist. Die Bescheidenheit würde nun heißen, dabei mit einem Minimum an Mitteln ein Maximum an Wirkung zu erzielen. Zumeist wird aber das Minimum der Mittel verwechselt mit dem Minimum der Fähigkeit, was dann ersetzt werden soll durch ein Maximum von mehr oder weniger erläuternden Erklärungen. Bauten müssen für sich sprechen. Man baut nicht, um den Anlaß für eine literarische Abhandlung zu erhalten, sowenig als dann durch eine solche weitschweifige Redseligkeit ein schlechter Bau in einen guten verwandelt werden kann.

Der wirkliche Baukünstler wird, den Zweck der ihm gestellten Aufgabe tief innerlich aufnehmend, intuitiv jene Lösung finden, die den äußerlich schlagendsten Ausdruck hierfür abgibt, das heißt, er wird ohne angehängte philosophische Gebrauchs-Deutung es fertig bringen, z. B. ein Theater aus dem Zweck und den kulturgeschichtlich vorhandenen Bedingtheiten schon äußerlich unzweideutig als Theater erscheinen zu lassen.

Er wird dabei ebensosehr eine Summe kulturgeschichtlicher Eindrücke als nun einmal gegeben in Rechnung stellen und damit berücksichtigen, wie umgekehrt die durch die Gegenwart gestellte Aufgabe erfüllen. Er wird also weder den Eindruck eines griechischen Tempels erwecken noch den einer romantischen Burg oder gar den eines Getreidesilos. Er wird ebensowenig auf die Verwendung moderner Baustoffe und ihre künstlerische Bearbeitung verzichten, wie er keine Angst haben wird vor dem Zurückgreifen auf Formelemente, die, in der Vergangenheit aus einer ähnlichen rassischen Veranlagung herausgefunden, entweder noch weiter zu entwickeln oder gar zu veredeln sind oder als unentbehrliche Silben der Sprache der Baukunst angesehen werden können.

Es kennzeichnet den wirklich begnadeten Künstler, auch mit Worten, die schon geprägt sind, neue Gedanken auszudrücken. Dabei bleibt eine Fülle moderner Aufgaben übrig, für die die Vergangenheit ohnehin weder Beispiele noch Vorbilder liefert. Gerade in ihnen aber ist dem wahrhaft begnadeten Genie die Möglichkeit geboten, der Formensprache der Kunst eine Erweiterung zu schenken. Es wird, Zweck und Aufgabe mit dem Material der Gegenwart verbindend, jene Synthese suchen, die, als klarste Erfüllung dem mathematischen Verstand voraneilend, mit Recht eine wahrhafte Intuition darstellt und damit als Kunst bezeichnet werden kann.

Immer aber wird der Maßstab für die Beurteilung des Schönen in der empfundenen klarsten Zweckmäßigkeit liegen; diese zu finden, ist die Aufgabe des Künstlers. Es zu empfinden, zu verstehen und zu würdigen, die Aufgabe jener, die als Bauherren die Verantwortung tragen für die Stellung und Vergebung der öffentlichen Aufträge.

Grundsätzlich sollen aber bei allen wirklich großen Aufgaben die Männer, die sie stellen, und die Männer, die sie erfüllen, im Auge behalten, daß der Auftrag wohl ein in der Zeit gegebener, seine Verwirklichung aber durch die höchste Erfüllung eine zeitlose sein soll.

Es ist zu dem Zweck nötig, daß die wirklich großen Aufgaben einer Zeit auch groß gestellt werden, das heißt, die öffentlichen Aufträge müssen, wenn ihre Lösung Ewigkeitswert in sich tragen soll, in eine bestimmte Relation gebracht werden zu den Größenordnungen des sonstigen Lebens.

Es ist unmöglich, einem Volk einen starken inneren Halt zu geben, wenn nicht die großen Bauten der Allgemeinheit sich wesentlich über die Werke erheben, die doch mehr oder weniger den kapitalistischen Interessen einzelner ihre Entstehung und Erhaltung verdanken.

Es ist unmöglich, den Monumentalbau des Staates oder der Bewegung in eine Größe zu bringen, die zwei oder drei zurückliegenden Jahrhunderten entspricht, während umgekehrt der Ausdruck der bürgerlichen Schöpfungen auf dem Gebiet des privaten oder gar rein kapitalistischen Bauens sich um das Vielfache verstärkt und seitdem vergrößert hat. Was den Städten des Altertums und des Mittelalters die charakterlichen und damit bewunderungswürdigen und liebenswerten Züge verlieh, war nicht die Größe der bürgerlichen Privatgebäude, als vielmehr die sich weit darüber erhebenden Dokumente des Gemeinschaftslebens. Nicht diese waren mühsam aufzusuchen, sondern die Bauten des privaten Bürgertums lagen tief, in deren Schatten. Solange die charakteristischen Züge unserer heutigen Großstädte als hervorragendste Blickpunkte, Warenhäuser, Basare, Hotels, Bürogebäude in Form von Wolkenkratzern usw. ausmachen, kann weder von Kunst noch von einer wirklichen Kultur die Rede sein. Hier wäre es geboten, sich bescheiden in Einfachheit zu üben und zurückzuhalten. Leider wurde aber im bürgerlichen Zeitalter die bauliche Ausgestaltung des öffentlichen Lebens zurückgehalten zugunsten der Objekte des privatkapitalistischen Geschäftslebens. Die große kulturgeschichtliche Aufgabe des Nationalsozialismus besteht aber gerade darin, diese Tendenz zu verlassen.

Allein nicht nur künstlerische, sondern auch politische Überlegungen müssen uns bestimmen, mit dem Blick auf die großen Vorbilder der Vergangenheit dem neuen Reich eine würdige kulturelle Verkörperung zu geben. Nichts ist mehr geeignet, den kleinen Nörgler zum Schweigen zu bringen, als die ewige Sprache der großen Kunst. Vor ihren Äußerungen verbeugen sich in ehrfürchtiger Stille Jahrtausende. Möge uns Gott die Größe geben, die Aufgaben so zu stellen, daß sie der Größe der Nation ebenbürtig sind. Dies ist gewiß ein schweres Unterfangen.

Was unser Volk in 2000 Jahren geschichtlich an heroisch Großem vollbrachte, gehört mit zu den gewaltigsten Erlebnissen der Menschheit. Es gab Jahrhunderte, in denen in Deutschland – wie im übrigen Europa – die Werke der Kunst dieser seelischen Größe der Menschen entprachen. Die einsame Erhabenheit unserer Dome gibt einen unvergleichlichen Maßstab für die kulturell wahrhaft monumentale Gesinnung dieser Zeiten. Sie zwingen uns, über die Bewunderung des Werkes hinweg, zur Ehrfurcht vor den Geschlechtern, die der Planung und Verwirklichung so großer Gedanken fähig waren.

Seitdem ist im Wellenspiel des Schicksals unser Volk gestiegen und gefallen. Wir selber waren Zeugen eines welttrotzenden Heldentums, tiefster Verzweiflung und erschütternder Fassungslosigkeit. Durch uns und in uns hat sich die Nation wieder erhoben. Wenn wir die deutsche Kunst nun heute zu neuen großen Aufgaben berufen, dann wollen wir diese stellen, nicht nur zur Erfüllung der Wünsche und Hoffnungen der Gegenwart, sondern im Sinne eines tausendjährigen Vermächtnisses.

Indem wir diesem ewigen nationalen Genius huldigen, rufen wir den großen Geist der schöpferischen Kraft der Vergangenheit her in unsere Gegenwart. An solchen höheren Aufgaben aber werden die Menschen wachsen, und wir haben kein Recht zu zweifeln, daß, wenn uns der Allmächtige den Mut gibt, Unsterbliches zu fordern, er unserem Volk die Kraft geben wird, Unsterbliches zu erfüllen. Unsere Dome sind Zeugen der Größe der Vergangenheit! Die Größe der Gegenwart wird man einst messen nach den Ewigkeitswerten, die sie hinterläßt. Nur dann wird Deutschland eine neue Blüte seiner Kunst erleben und unser Volk das Bewußtsein einer höheren Bestimmung.

Quelle: Völkischer Beobachter vom 13. September 1935; Titel der Rede entspricht der Veröffentlichung


Fußnoten

  1. Anspielung auf den Brandstifter Herostratos aus dem griechischen Altertum
  2. Erinnert wird an den Baumeister Paul Ludwig Troost (1878–1934).
  3. Gemeint ist die Zeit seit 1920, als die NSDAP gegründet wurde.