Reichsgartenschau 1939

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Reichsgartenschau 1939 Stuttgart.jpg

Die Reichsgartenschau 1939 fand in Stuttgart statt und folgte der kurzen Tradition der Reichsgartenschauen in Dresden (1936) auf dem Städtischen Ausstellungsgelände und in Essen (1938) im Grugapark. Für 1941 wurde die vierte Reichsgartenschau in Liegnitz geplant, aber der einsetzende Zweite Weltkrieg gegen Deutschland ließ keine weiteren Schauen zu. Am 22. April 1939 wurde die Reichsgartenschau feierlich eröffnet. Mit 4,5 Millionen Besuchern innerhalb von vier Monaten stellte sie sich als Besuchermagnet heraus und übertraf die in sie gesetzten Erwartungen erheblich.

Prestigeprojekt Killesberg

Die Planungen begannen bereits vier Jahre zuvor im Jahre 1935. Als Gartenschaugelände hatte man den Killesberg auserkoren. Es handelte sich dabei um eine „wüste“ Gegend im Drei-Städte-Eck (Stuttgart/Feuerbach/Bad Cannstatt). Im Februar 1937 begannen die Bauarbeiten. Die Gartenschau sollte auf dem Terrain eines aufgelassenen Steinbruchs errichtet werden, dessen Abraumkanten teilweise bis heute erkennbar sind. Das unebene Gelände wurde bis zu diesem Zeitpunkt für Abstellzwecke sowie als Müll- und Schuttabladeplatz verwendet. Nunmehr wurde es in ein Naherholungsgebiet für die Bevölkerung Stuttgarts umgewandelt, getreu dem Ab- und Vorbild vielgestaltiger deutscher Landschaft. Auch hatte man die Wilhelma und sogar den Cannstatter Kurpark in die Planungen miteinbezogen, gewissermaßen als vorgedachtes Grünes U. Dieses wurde 1993 mit entsprechender Leitidee zur Internationalen Gartenschau Wirklichkeit.

Für die Gesamtplanung waren der Potsdamer Gartengestalter Hermann Mattern (Garten- und Landschaftsarchitektur) sowie der Stuttgarter Architekt und Regierungsbaumeister Gerhard Graubner (Bauten) zuständig – letzterer ein ehemaliger Assistent Paul Bonatz' aus der Stuttgarter Schule der Architekturabteilung der Technischen Hochschule Stuttgart. Die Ausführung der Freianlagen oblag dem Städtischen Gartenamt.

Die Planungen attestierten, daß einige Begegnungsstätten der Stuttgarter Bürger im Wege standen und abgerissen werden mußten. So fielen die beliebte Wirtschaft Zum Grenzhaus, das Straßenbahner-Waldheim, der Sportplatz des SV Prag und auch der Kochenhof (ein Bauernhof) den ehrgeizigen Plänen zum Opfer. Das unwegsame Gelände mit zum Teil beachtlichen Höhenunterschieden, schroff zerklüftet und stark zerrissen wie verworfen, war schwer zu planieren, weshalb viele Arbeitskräfte herangezogen werden mußten, die mit zum Teil sehr einfachen Gerätschaften ausgestattet waren. Die Entrümpelung oblag vornehmlich dem Reichsarbeitsdienst (RAD). Bereits 1937 waren im Schnitt 200 Arbeiter beschäftigt. Die Urbarmachung des Geländes erforderte letztlich die Erdbewegung von nicht weniger als 500.000 Kubikmeter Boden. Ca. 1.000 Bäume, 20.000 Büsche und 50.000 Rosenstöcke wurden neu gepflanzt. 120.000 Blumenzwiebeln und 800.000 Frühjahrs- und Sommerblumen sollten helfen, das unebene Gelände in eine wahre Parklandschaft zu verwandeln. Durch zahlreiche Treppen sollten die hohen Unebenheiten überwunden werden. Ein 15 Kilometer umfassendes Wegenetz sollte den Park erschließen helfen.

Reichspropagandaminister Joseph Goebbels priorisierte das Vorhaben und ordnete persönlich „Reichswichtigkeit“ der Gartenschau an, so daß sie pünktlich eröffnet werden konnte. Der Kriegsbeginn am 1. September 1939 stoppte die Reichsgartenschau vorzeitig: sie endete am 2. September 1939, obwohl sie bis Ende Oktober des Jahres hätte geöffnet sein sollen. 4,5 Millionen Besucher hatten die Schau besucht, was als ungeahnter Erfolg registriert wurde.

Bereits kurz nach dem Krieg eröffnete die Deutsche Gartenschau im Jahre 1950 auf dem nach den großflächigen Kriegszerstörungen wiederhergestellten Gelände. Rund 180 Bomben waren zur Kriegszeit auf das ehemalige Gartenschaugelände gefallen. Mit der ehemaligen Messe Killesberg und weiteren Gartenschauen wurde das Gelände über die Jahrzehnte immer wieder umgestaltet. Umbrüche großen Stils verändern auch derzeit den Gebietscharakter wieder, nachdem das Messegelände Killesberg komplett aus dem Stadtbezirk ausgelagert und deshalb abgerissen wurde, um einer durchweg neuen Raumordnung Platz zu machen.

Parkanlage

51 ha Gelände wurden von einem Wald-, Reben- und Schuttgelände in einen Park umfunktioniert. Es entstand ein weitläufiger Eingangsbereich mit großen schmalfrontverglasten Eingangsgebäuden in typisch nationalsozialistischer Bauweise und breiter, abschüssiger Freitreppe. Daneben entstanden die Ehrenhalle des Reichsnährstandes (Lehrschau), die ländliche Gaststätte, mehrere pavillionartige Ausstellungshallen, das „Tal der Rosen“, die „Sonnenblumenwiese“, die mittlerweile berühmt-beliebten „Dahlienwiesen“, die Raubtierschlucht, ein Höhenfreibad, ein Höhencafe, Siedlungsgebiete und eine Ausstellungskleinbahn. Die Killesbergbahn nutzt heute noch die damals erbauten und angeschafften Wagen. Bei dieser Ausstellung wurde erstmals ein 3,5 km langer Rundkurs für die Bahn erbaut. Teiche, Seen und Wasserspiele mit Fontänenanlagen ergänzten das Bild. Ein besonderer Reiz ging von der Höhenlage des Killesbergs aus, so daß aus verschiedenen Blickwinkeln der Anlage vielfältige Fernblicke möglich waren, was allein imposant wirkte. Die Parkanlage ist heute als Höhenpark Killesberg bekannt. Pläne zur Errichtung eines Zoos wurden jedoch wieder verworfen.

Nachfolgende Gartenschauen in Stuttgart

1950 bereits folgte die erste Nachkriegs-Gartenschau in Stuttgart, ebenfalls geplant und verwirklicht von Hermann Mattern. Sie fand auf dem gleichen Areal statt und nannte sich als einzige Deutsche Gartenschau, denn bereits im Folgejahr wurde die Tradition der Bundesgartenschauen begründet. 1961 folgte die erste Bundesgartenschau, die in Baden-Württemberg stattfand. Sie wurde aber im oberen und mittleren Schloßgarten abgehalten. Die Nachfolgerin fand 1977 im Park des unteren Schloßgartens statt. Die Schauen wurden von den Besuchern gut angenommen. Die Internationale Gartenschau (IGA) 1993 zog erstmals wieder den Killesberg in Betracht. Dabei war gar angedacht, das Gelände nach den Plänen Matterns wiederherzustellen und unter Denkmalschutz zu stellen.

Literatur

  • Wilhelm Murr: Das Erlebnis einer Landschaft. Bildbericht von der Reichsgartenschau Stuttgart 1939

Verweise

Fußnoten