Russisch-Türkischer Krieg (1877-1878)
Im Russisch-Türkischer Krieg von April 1877 bis zum Frieden von San Stefano 3. März 1878 eroberte Rußland weite Gebiete im europäischen Teil des Osmanischen Reiches. Da die Interessenlage der Großmächte gegen einen solchen Machtzuwachs war, wurde Rußland überredet den größten Teil der Eroberungen zu räumen.
Schon seit Jahrzehnten war das Reich der Osmanen nur noch der kranke Mann an Bosporus. Neben osmanischen Gebieten in Nordafrika waren die Provinzen des Balkan im Visier europäischer Großmächte. Für den Balkan interessierten sich v.a. Österreich-Ungarn und Rußland. Im Budapester Vertrag vom Januar 1877 sicherte Wien den Russen freundschaftliche Neutralität, solange nicht Bosnien, Montenegro und Serbien betreten werden. Die öffentliche Meinung war schon durch die osmanische Niederschlagung der bosnischen und bulgarischen Aufstände von 1875/76 gegen die Türken aufgebracht. Im April 1877 konnte Rußland nach dem Durchmarschabkommen mit Rumänien zuschlagen.
Die Gefechte begannen im Kaukasus, die türkische Donauflotte wurde durch russische Torpedoboote und Minen eingeschlossen. Mit rund 200.000 Mann rückte Rußland gegen 160.000 Osmanen in Bulgarien vor. Die Osmanen verfügten über gut befestigte Stellungen, so die Festung Nikopol. Südlich davon lag Plewen, die von osmanischen Verstärkungen befestigt wurde. Nachdem die Juli-Angriffe fehlschlugen, bat man Rumänien um Truppen. Am 10. Dezember mußte Osman Pascha mit noch 40 000 Mann gegen 110 000Russen und Rumänen kapitulieren. Nächster Schwerpunkt der Kämpfe war der Schipkapaß. Der Paß wurde am 19. Juli 1877 von den Russen erobert. Die paßnahe Stadt Stara Sagora wurde am 31. Juli zurückerobert, zwei Wochen später standen die Türken wieder im Dorf Schipka, fünf Kilometer vor dem Paß. Vom 21. bis 23. August stürmten in der 1. Schlacht am Schipkapaß 27 000 Türken gegen 6000 Bulgaren und Russen. Die Paßstellungen wurden gehalten. Im Kaukasus wurden die Osmanen in der Schlacht bei Aladscha geschlagen und am 17. November die Festung Kars genommen.
Am 31. Januar 1878 wurde ein Waffenstillstand geschlossen und am 3. März der Präliminarfrieden von San Stefano. Den Großmächten war der Machtzuwachs Rußlands zu viel. Auf dem Berliner Kongreß wurden russisch eroberte Gebiete in die Unabhängigkeit entlassen, der Türkei zurückgegeben, Rußland und Österreich-Ungarn überlassen. England ließ sich für die Zerstörung der russischen Nachkriegspläne zugunsten der Türkei Juni 1878 mit Zypern belohnen.
Literatur
- Aleksei Nikolaevich Kuropatkin: Kritische Rückblicke auf den russisch-türkischen Krieg 1877/78 (1889) (PDF-Datei)