Sibold von Lehnin

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Abt Sibold von Lehnin.jpg

Sibold von Lehnin († 1190) war erster Abt des Klosters von Lehnin, der wegen seiner christlichen Missionarstätigkeit von den dort ansässigen heidnischen Wenden ermordet wurde. Seine Büste wurde auf der Berliner Siegesallee aufgestellt.

Wirken

Die Ermordung des Abtes Sibold

Zu seinem Wirken heißt es:[1]

Abt Sibold war der erste Vorsteher des neugegründeten Klosters Lehnin. Als solcher hat er ungefähr 10 Jahre die Kulturarbeit seiner Mönche geleitet, bis er 1190 durch slawische Widersacher den Märtyrertod erlitt. Die in einer späteren, der Klostergeistlichkeit feindlich gesinnten Zeit über sein Ende verbreiteten Fabeln sind längst widerlegt worden.
Quelle
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Als ersten Abt des Klosters nennen uns die bereits ausführlich besprochenen Inschriften Sibold (irrtümlich führt er hier und da den Namen Johannes, Heffter nennt ihn sogar Johannes Siebold, als wäre letzteres ein Familienname) und fügen hinzu, dass er von dem feindlichen Wendenvolk erschlagen worden sei, gleich dem ersten Abt des benachbarten Zinna, Rizo, der aller Wahrscheinlichkeit nach aus dem Kloster Altenberg bei Cöln (dessen Namen wir auch noch in Verbindung mit Lehnin begegnen werden), wo er 1162—1173 Abt war, in die Mark zog, um daselbst ein Jahr vor Lehnins Gründung den Bekennertod zu erleiden. Die Lokalsage weiss den Tod Sibolds mit allerlei Ausschmückung zu erzählen. Ein zweideutiges Missverständnis habe den Zorn der Wenden entflammt; der wolbeleibte (ein bedenklicher Anachronismus) Abt habe sich nicht durch Laufen retten können, sei auf eine dichtbelaubte Eiche geklettert, habe sich aber durch sein herabgefallenes Schlüsselbund verraten, und sei, nachdem man den Baum umgehauen, erschlagen worden. Der letztere Teil der Sage hat offenbar die richtige Beobachtung des Lehniner Pfarrers Weiss und Heffters bei ihrer Beschreibung des zweiten Bildes vom Siboldsmorde getrübt. Beide erzählen übereinstimmend — fast. scheint es, als habe Heffter seinen Vorgänger ausgeschrieben — der Abt sitze auf einer Eiche, welche sodann von den Bauern umgehauen worden sei. In Wahrheit liegt er mit halbaufgerichtetem Oberkörper auf der Erde, das ihm beim Todesringen entfallene Schlüsselbund daneben, und zur Seite als Staffage der Stumpf eines Baumes, welcher sicher nicht soeben abgehauen, da von Stamm und Krone nichts zu bemerken ist. Da das Bild also die Vorgänge der Sage nicht schildert, aber erkennen lässt, wie dieselben aus ihm entstehen konnten, insbesondere da ein die Axt schwingender Wende ganz in der Nähe steht, der indessen nicht auf den Baum, sondern auf den Abt zielt, so müssen wir annehmen, dass die Sage, soweit sie mehr als den blossen Mord erzählt, einzig und allein auf ungenauer Betrachtung des Gemäldes beruht. Dass noch zu Ende des vergangenen Jahrhunderts der „echte" Eichenstumpf bei Namitz und das Haus, in welchem der Abt dort eingekehrt, gezeigt wurden, ist sicher kein Beweis gegen unsere Annahme. Was aber die auf einem an den Haaren herbeigezogenen Wortspiel basirende Motivirung der blutigen Tat anlangt, so erscheint sie so durchaus unsagenmässig, dass wir auch sie nur für freie Erfindung spätester Zeit erklären können. Wer weiss, ob die Gestalt der Maria in der Nähe des Bauernhauses auf dem Bilde dabei nicht auch sagenbildend mitgewirkt hat!

Eine andere Version der Sage beschuldigt im Ernst den Abt eines gar zu lebhaften Interesses für die schönen Namitzer Fischerfrauen; ja es wird behauptet, die Namitzer Glocken seien sein Gegengeschenk für empfangene Frauengunst. Diese erotische Begründung passt sicher nicht auf die erste Zeit des Klosters, gegen welches überhaupt Beschuldigungen in puncto sexti, wie z. B. gegen das Cistercienserkloster Hude bei Bremen, von welchem es heisst: de monneken fur den en wust levend mit losen wiven, und deden, wat se wolden nie erhoben worden sind; ist die Sage überhaupt echt, d. h. keine moderne Erdichtung, sondern gläubig von Geschlecht zu Geschlecht seit alten Zeiten übertragen, so kann sie doch erst aus einer unklaren Erinnerung an die in vieler Hinsicht zügellosen Zeiten des 14. Jahrhunderts entstanden sein, in welcher die Loburgsche Partei der Mönche herrschte, und in welche wir auch die erotische Gestaltung. der einzigen sonst noch bekannten verwandten Sage, die wir später erwähnen werden, setzen. Soviel steht von vornherein fest, dass die jetzigen Namitzer Glocken durch Erwähnung des h. Bernhard in ihren Aufschriften auf Cistercienser-Ursprung deuten, aber die Jahreszahlen 1515 und 1517 (oder 1514) tragen. Wir müssen ferner gestehen, dass gerade die Echtheit der Sage uns sehr zweifelhaft erscheint. Der alte ehrliche Weiss, dessen Beschreibung an weitschweifiger Ausführlichkeit nichts zu wünschen übrig lässt, und der gut informirt gewesen sein muss, kennt sie ebensowenig wie Schönemann, welcher Lehnin und die Bilder zweifellos aus eigener Anschauung kannte. Jener sagt indessen, der Mord sei wohl schwerlich der Religion wegen geschehen, da doch den andern Mönchen kein Leid geschehen sei, da die alten Reime diesen Umstand gewiss erwähnt hätten, und da der Erschlagene wohl wie der h. Bonifacius heilig gesprochen sein würde. Letzteres Argument ist dürftig; auch Abt Rizo von Zinna wurde, wie erwähnt, erschlagen und nicht canonisirt, ohne dass ein Argwohn gegen die Lauterkeit seines Wandels ausgesprochen würde; aus der Inschrift ist nur so viel zu entnehmen, dass man zur Zeit ihrer Anfertigung den Mord nicht als verdiente Strafe für Uebertretung göttlichen Verbotes und priesterlicher Satzung ansah, da sie den Abt der Freuden des Paradieses für würdig erklärt, und was die übrigen Mönche anlangt, so fühlten sie sich in ihrer Sicherheit ja so bedroht, dass nur der ermutigende Zuspruch der Himmelskönigin sie von ihrem schon begonnenen Exodus zurückhalten konnte. Man erinnere sich auch daran, dass die Vorgänger von Weiss in der Erwähnung der Klosterbilder, v. Gundling und Hübner, allein von der durch Feindseligkeit der Wenden veranlassten Auswanderung der Mönche reden. Eben der letztere, sogut wie die Tatsache des Mordes auf alter Klostertradition beruhende Vorgang beweist, dass keine persönliche Rachsucht, sondern allgemeiner Racen- und Glaubenshass die Triebfeder der Tat gewesen. Sehr gut denkbar wäre es, dass Weiss mit seiner Bemerkung, aus welcher mit etwas Phantasie leicht ein Zweifel an der Sittenreinheit Sibolds herausgelesen werden kann, wider seinen Willen Urheber jener erotisch gefärbten Erdichtung geworden, die dann schliesslich die positive Form annahm, wie sie in Kuhns märkischen Sagen sich darstellt. Ueber die nächsten Folgen des Mordes weiss Heffter noch anzugeben, der Markgraf habe auf Veranlassung des Papstes den Mördern den Process gemacht, und 25 Wenden hinrichten lassen. Die Quelle dieser Nachricht nennt er nicht, und wir haben sie nicht aufzufinden vermocht; sie dürfte kaum etwas anderes sein als eine aus dem Gerechtigkeitsgefühl des Volkes, welches die blutige Tat blutig gerächt wissen wollte, entsprossene Lokalsage.

Quelle: Georg Sello: „Lehnin - Beiträge zur Geschichte von Kloster und Amt“, 1881, S. 110ff. (PDF-Datei) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!


Verweise

Fußnoten

  1. Richard Sternfeld: Die Siegesallee. Amtlicher Führer durch die Standbildergruppen, Oldenbourg-Verlag, 1895