Siegfried hatte ein rotes Haar
Siegfried hatte ein rotes Haar ist ein den Inhalt des Nibelungenliedes verspottendes Gedicht von Bertolt Brecht, das dieser 1922 fragmentarisch in sein Notizbuch geschrieben hatte. Es stellt eine völlige Umdrehung des Heldenmotives dar, möglicherweise wird auch eine homoerotische Beziehung der Helden geschildert.
Text
- Siegfried hatte ein rotes Haar
- Und Hagen Tronje liebte ihn sehr
- Und Siegfried wußte, was Hagen Tronje war –
- Aber da war noch Giselher.
- Gunther sagte dem Hagen Tronje oft:
- Siegfried liebt man. Da lachte er
- Und stand eines Tages im Gras, unverhofft
- Und schlug in Siegfrieds Nacken einen Eschenspeer.
- Hagen Tronje blieb drei Tage bleich
- Und trank sich durch die lange Nacht
- Denn er dachte an Gunther und Giselher immer zugleich
- Und er hätte lieber nur an Gunther gedacht.
- Aber am vierten Morgen kam Giselher selber zu ihm hin
- Und brach das Brot mit ihm und aß von seinem Salz
- Und sprach von Weibern und Pferden mit dem Kinn.
- Da ging dem Hagen Tronje wild der Wind an seinen Hals.