Hosius, Stanislaus
Stanislaus Hosius (* 5. Mai 1504 in Krakau; † 5. August 1579 in Capranica bei Rom) trat als katholischer Theologe für die Erhaltung des Exempt-Status des Fürstbistums Ermland und Erhalten oder Wiedergewinnung des Katholizismus in Ermland und in Polen ein. Er gründete das noch heute existierende Lyceum Hosianum in Braunsberg.
Wirken
Als Kind des aus Pforzheim in Baden stammenden Ulrich Hos und seiner Frau Anna lernte Stanislaus Hosius schon von klein an Deutsch und Polnisch, später kam Latein dazu. Mit fünfzehn Jahren trat er in Krakau in die Universität ein und schloss 1520 sein Studium ab. Der talentierte junge Mann fand einen Patron in Peter Tomitzki, dem Bischof von Krakau, der zugleich auch Vizekanzler von Polen war. Bei diesem arbeitete er als Privatsekretär bis ihm der Bischof einige Jahre später das Studium der Theologie und Jurisprudenz in den berühmten Universitäten von Padua und Bologna ermöglichte. 1534 beendete er dort seine Studien als Doktor des kanonischen und zivilen Rechts und kehrte nach Krakau zurück.
In Krakau nahm Stanislaus Hosius eine Stelle im königlichen Kanzeleigericht an. Nach dem Tod seines Mentors 1535 behielt er seine Stelle unter dessen Nachfolger Bischof Choinski von Plotzk, dem neuen Vizekanzler. Der Bischof von Plock starb im Jahre 1538 und in Folge wurde Hosius zum königlichen Sekretär ernannt. Sein administratives Talent gewann die Gunst von König Sigismund, was dieser mit diversen kirchlichen Ämtern belohnte.
1543 wurde er zum Priester geweiht. Als 1549 der Bischofssitz in Kulm neu vergeben werden sollte, fiel die Wahl des Königs auf Stanislaus Hosius. Ein Jahr später beauftragte ihn Papst Paul IV. damit, gegen den Protestantismus zu kämpfen, der stark auf dem Vormarsch war. Es scheint als hätte er Erfolg gehabt, denn schon 1551 wurde er zur wichtigeren Diözese, dem Ermland, befördert.
1552 verteidigte er die Sonderstellung des Fürstbistum Ermlands als exemt. Er bestätigte auf der Synode von Lokwitsch 1556 die Exemtion Ermlands. Auch nachdem das Konzil von Trient 1563 verlangte, daß exemte Bistümer die nächstliegenden Erzbistümer (in diesem Fall Gnesen) als Metropoliten anerkennen sollten, lehnte er Teilnahme an Provinzialsynoden in Gnesen ab.
Die folgenden sieben Jahre in Ermland waren vom Kampf gegen den Protestantismus geprägt: In einer Vielzahl von polemischen Schriften griff Hosius die Lehren der Reformer an und verteidigte den katholischen Standpunkt. 1558 wurde er von Papst Paul IV. nach Rom gerufen, wo er in der Kurie schon bald einigen Einfluß hatte.
1559 starb Paul IV. und sein Nachfolger Pius IV. schickte Stanislaus Hosius als Legat an den Kaiserlichen Hof in Wien. Er hatte den Auftrag mit Kaiser Ferdinand I. über die Wiedereröffnung des Konzil von Trient (1545–1563) zu verhandeln. Trient war Teil des Reiches, dort befand sich der oberste Fürstbischofssitz. Als Anerkennung für den erfolgreichen Abschluss dieser Mission wurde Hosius 1561 zum Kardinal mit der Titelkirche Sankt Anastasia befördert und er nahm als Legat am Konzil teil.
1563 kehrte Stanislaus Hosius nach Ermland zurück. Während seiner Abwesenheit hatte sich der Protestantismus weiter verbreitet und so ergriff er Maßnahmen zur Verbesserung der katholischen Ausbildung der Priester und Prediger. Zudem gründete er das Lyceum Hosianum in Braunsberg und übergab die Leitung den Jesuiten. 1566 beauftragte der Papst Hosius zum päpstlichen Legaten für Polen. Im Jahr 1569 starb Papst Pius IV. und Pius V. trat seine Nachfolge an. 1569 beauftragte Hosius seinen Freund Martin Cromer als Co-Adjutant und gab ihm die Administration von Ermland, damit er als Repräsentant von Polen nach Rom ziehen konnte, wo er in den folgenden zehn Jahren bis zu seinem Tod die Interessen Polens der Kirche gegenüber vertrat. Auch König Sigismund II. schätzte Hosius. Zugleich hatte er Einfluss auf die Bemühungen Pius V. und später auch Gregors XIII. um eine katholische Reform.
1577 bestand das Erzbistum Riga de facto nicht mehr, da sich die evangelische Lehre überall ausgebreitet hatte. Stefan Bathory forderte im August 1577 Hosius auf, Verzicht auf das Privileg der Exemtion zu leisten, da ja Ermland ein Teil der Krone Polens sei. Hosius' Co-adjutant Martin Cromer lehnte diese staatsrechtlichen Argumente ab.
1572 erklärte der Papst Gregor XIII. Hosius ein Mitglied der neuen Congregatio Germanica.
Stanislaus Hosius starb am 5. August 1579 in Capranica und wurde in der Kirche Santa Maria in Trastevere in Rom begraben.
Hosius und Cromer waren zwei der wichtigsten Kirchenpersonen, welche sehr stark den Katholizismus vertraten und wieder einführten. Die Predigten sind unter anderem von Hipler in Die deutschen Predigten und Katechesen der ermländischen Bischöfe Hosius und Cromer beschrieben worden.
Ein weiterer Freund war Petrus Canisius.
Literatur
- Theodor Hirsch: Hosius, Stanislaus. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 13. Duncker & Humblot, Leipzig 1881, S. 180–184.
- Hubert Jedin: Hosius, Stanislaus. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 9. Duncker & Humblot, Berlin 1972, S. 650 f.
- Theologische Realenzyklopädie (TRE), Bd. 15, S. 598-600
- Benrath: Realenzyklopädie für protestantische Theologie und Kirche (RE) 3. Auflage Bd. 8 S. 382-392
- Heinz Scheible: Melanchthons Briefwechsel. Personen 12; Stuttgart-Bad Cannstatt 2005; ISBN 3-7728-2258-4
- Lexikon für Theologie und Kirche (LThK) 3. Auflage Bd. 5 S. 284
- Arno Sames: Religion in Geschichte und Gegenwart (RGG) 4 Auflage, Bd. 3, S. 1912
- Hans-Jürgen Karp: Reiche und Territorien in Ostmitteleuropa
Verweise
- Literatur von und über Stanislaus Hosius im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Stanislaus Hosius. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL).
- Stanislai Hosii (…) Opera omnia in duos divisa tomos, quorum primus ab (…) auctore (…) auctus et recognitus (…) secundus autem totus novus, nuncque primum typis excusus (…)
- Stanislai Hosii (…) Opera omnia (…) nunc novissime ab ipso auctore (…) recognita (…) cura (…) Henrici Dunghaei (…) edita (…)
- Eintrag in Zedlers Universallexikon, Band 13, Blatt 504.