Strittmatter, Erwin

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Erwin Strittmatter (1955)
Wohnhaus in Senftenberg

Erwin Strittmatter (* 14. August 1912 in Spremberg; † 31. Januar 1994 in Schulzenhof bei Dollgow/Stechlin (Amt Gransee und Gemeinden)) war ein deutscher Schriftsteller. Er gehörte zu den bekanntesten Schriftstellern Mitteldeutschlands.

Biografie

Seine Kindheit verbrachte Strittmatter in Bohsdorf nahe Spremberg in der Niederlausitz, wo seine Eltern einen Krämerladen und eine Bäckerei betrieben. Von 1924 bis 1930 besuchte er das Reform-Realgymnasium in Spremberg. Nach der Lehrzeit war er als Bäckergeselle, Kellner, Hilfsarbeiter und Tierpfleger tätig.

Geprägt durch seine Familie und sein soziales Umfeld, schloss sich Strittmatter noch vor der Zeit des Nationalsozialismus der SPD an. Ab 1941 diente Strittmatter in einer Einheit der Ordnungspolizei (Polizei-Reserve-Bataillon 325), die 1943 der SS (SS-Polizei-Gebirgsjäger-Regiment 18) zugeordnet wurde.

Nach dem Zweiten Weltkrieg arbeitete er als Bäcker, später als Zeitungsredakteur in Senftenberg bei der Märkischen Volksstimme. Es erschien sein Erstlingswerk Ochsenkutscher (1950). Ole Bienkopp (1963) wurde zu einem der meistgelesenen Bücher der DDR. Strittmatters Werke wurden in ca. 40 Sprachen übersetzt. Seit 1954 lebte er auf dem Schulzenhof im Ruppiner Land, wo er als Schriftsteller bis zu seinem Tod arbeitete. Von 1959 bis 1961 war er 1. Sekretär des Deutschen Schriftstellerverbandes.

Das Verhältnis zwischen Erwin Strittmatter und dem Ministerium für Staatssicherheit (MfS) in der DDR ist umfänglich analysiert und dokumentiert.[1] So befürwortete er in den 1970er Jahren laut Stasi-Akte des Schriftstellers Reiner Kunze dessen Ausweisung aus der DDR.[2]

Erwin Strittmatter war verheiratet mit der Dichterin Eva Strittmatter. 1994 starb er auf dem Schulzenhof im Ortsteil Dollgow der Gemeinde Stechlin.

Sonstiges

  • Der Stadt Spremberg und dem Dorf Bohsdorf hinterließ er die stark autobiographisch geprägte Romantrilogie Der Laden. Wie auch in seinen anderen Werken setzte er sich mit der Entwicklung des Lebens auf dem Lande im Osten Deutschlands, besonders in der Deutschen Demokratischen Republik, auseinander.
  • 1955 erhielt Strittmatter den Nationalpreis der DDR für seinen Jugendroman Tinko, 1961 den Lessing-Preis der DDR.
  • Von 1963 beschäftigte sich Strittmatter neun Jahre lang mit Kurzprosa, man bezeichnet diese Phase, die 1972 mit Wie ich meinen Großvater kennenlernte ihr Ende fand, bisweilen auch als sein novellistisches Jahrzehnt.
  • Nach ihm ist der Erwin-Strittmatter-Preis benannt. Wegen der SS-Zugehörigkeit verzichtet die brandenburgische Regierung jedoch auf den Titel und nennt ihn nur Brandenburgischer Literaturpreis Umwelt.[3]
  • Am 23. Januar 1996 wurde das Gymnasium Sprembergs durch den Landrat des Spree-Neiße-Kreises Dieter Friese in Erwin-Strittmatter-Gymnasium umbenannt. Die Namensverleihung war sehr umstritten, weil Strittmatter die Schule voller Hass zu dieser verlassen hatte. Letztendlich entschied sich seine Witwe Eva Strittmatter für den Namen. Des Weiteren wurde am 30. Mai 2005 das Gymnasium Gransee nach ihm und seiner Frau in Strittmatter-Gymnasium umbenannt.

Werke

  • Ochsenkutscher (1950)
  • Eine Mauer fällt (1953)
  • Katzgraben (1953)
  • Tinko (1954)
  • Paul und die Dame Daniel (1956)
  • Katzgraben – Szenen aus dem Bauernleben Mit einem Nachspiel (1958)
  • Der Wundertäter (1957, 1973, 1980)
  • Die Holländerbraut (1959)
  • Pony Pedro (1959)
  • Ole Bienkopp (1963)
  • Schulzenhofer Kramkalender (1. Auflage erschien im Aufbau-Verlag 1967)
  • Die Holländerbraut – Schauspiel in fünf Akten (1967)
  • Ein Dienstag im Dezember (1969)
  • 3/4hundert Kleingeschichten (1971)
  • Die blaue Nachtigall (oder Der Anfang von etwas) (1976)
  • Ein Dienstag im September (16 Romane im Stenogramm, 1977)
  • Sulamith Mingedö, der Doktor und die Laus (1977)
  • Meine Freundin Tina Babe (1977)
  • Die Nachtigall-Geschichten (1972, 1977, 1985)
  • Die alte Hofpumpe (1979)
  • Selbstermunterungen (1981)
  • Wahre Geschichten aller Ard(t) (1982)
  • Der Laden (1983, 1987, 1993)
  • Ponyweihnacht (1984)
  • Grüner Juni (1986)
  • Lebenszeit (1987)
  • Die Lage in den Lüften (1990)
  • Der Weihnachtsmann in der Lumpenkiste (2003)
  • Flikka (ca. 1982)
  • Wie ich meinen Großvater kennenlernte
  • Vor der Verwandlung (Erwin & Eva Strittmatter, 1995)
  • Geschichten ohne Heimat (2002)
  • Wie der Regen mit dem See redet (2002)
  • Kalender ohne Anfang und Ende – Notizen aus Piestany (Hrsg. Eva Strittmatter, 2003)
  • Lebenszeit – Ein Brevier (Ausgewählt von Helga Pankoke, mit 85 Privatfotos)
  • Todesangst – Eine Nacht (Ausgewählt von Helga Pankoke, 2005)

Sekundärliteratur/Biographien

  • Wer war wer in der DDR? 2006, Seite 991 ff.
  • Günther Drommer: Erwin Strittmatter – des Lebens Spiel. 2000.
  • Eva Strittmatter (Hrsg.): Eine Biographie in Bildern. 2002.
  • Henning Gloege: Der unbekannte Strittmatter 2007.

Verweise

Fußnoten

  1. Joachim Walther: Sicherheitsbereich Literatur. Berlin: Propyläen Verlag bei Ullstein, 1996
  2. Reiner Kunze: Deckname "Lyrik". S. 72, Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuchverlag, 1990. ISBN 9783596108541.
  3. Land lässt Name «Erwin Strittmatter» bei Preisverleihung außen vor, Ad Hoc News, 31. Januar 2008