Sturm über Hallig

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DOKUMENTATION

Filmdaten
Originaltitel: Sturm über Hallig
Produktionsland: Deutsches Reich
Erscheinungsjahr: 1935
Laufzeit: 14 Minuten
Sprache: Deutsch
Produktionsfirma: Universum-Film AG
Stab
Regie: Gösta Nordhaus
Drehbuch: Hans Lebede
Produzent: Nicholas Kaufmann
Musik: Fritz Wenneis
Kamera: Kurt Stanke
Hans Karl Gottschalk

Sturm über Hallig ist ein Kulturfilm von 1935. Die Uraufführung fand am 18. November 1935 in Berlin, U.T. Kurfürstendamm, statt.

Zeitgenössischer Artikel

Quelle
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Jahraus, jahrein stehen die Bewohner unserer wenigen einsamen Halliginseln in einem unermüdlichen Ringen um den Ertrag des Bodens und des Meeres. Fern und abgeschnitten von dem pulsierenden Lebensstrom der großen Verkehrsnetze liegen vor der friesländischen Küste Schleswig-Holsteins zwischen der Halbinsel Eiderstedt und der Inselgruppe Sylt, Amrum und Föhr die kleinen grünen Eilande der Halligen in dem grauschwarzen Wattenmeer.

Lange vor unserer geschichtiichen Zeitrechnung muß eine große Bodensenkung sich ereignet haben. So wurde das ganze Land vor der nord- und ostfriesischen Küste allmählich ein Raub der gewaltigen Flutwellen, die vom Atlantischen Ozean hereinbrachen. Noch heute bergen die Wattentorfe der Halligen in dreißig Meter Tiefe Föhren und Eichenstämme, Hirschgeweihe und Eberzähne und wohl auch mancherlei menschliche Gerätschaften als sichere Zeugen dafür, daß hier vor vielen Jahrtausenden, so weit das Wattenmeer der schleswig– holsteinischen Küste reicht, ein fruchtbares Land war.

Vor 300 Jahren, als das Mordbrennertum der wilden Soldatenhaufen des Dreißigjährigen Kriegs kaum einen Fußbreit deutschen Bodens unzerstört ließ, brachen Sturmfluten über Sturmfluten auf die nordschleswigschen Inseln herein. 1632 versank das sagenhafte friesische Vineta, Rungholt, und 1634 am 11. Oktober brach nach der Chronik der friesischen Uthlande der Vernichtungstag für die große Halliginsel Nordstrand herauf. In einer einzigen Nacht fanden 6.200 Menschen und 50.000 Stück Vieh das Grab in den Wellen der Nordsee.

„Gott schuf das Meer – aber die Friesen das Land!“" Dieses alte Wort der Küstenbewohner sollte sich bewahrheiten. Mit beispielloser Zähigkeit hat sich durch 300 Jahre der friesische Bauer unverzagt immer wieder darangemacht, dem Meer seinen Raub zu entreißen. Wenn in dem neuen Kulturfilm der Ufa „Sturm über Hallig“ die Sonne auf den breiten muschelbesäten Schlickstraßen und auf den tiefen Prielen glitzert und in der Ferne das grüne Eiland einer kleinen Halliginsel auftaucht, auf deren hoher Warft das strohgedeckte Fischerhaus liegt, dann ruht solcher Frieden über diesem Bilde, daß wir nichts ahnen von dem harten Lebenskammpfe seiner Bewohner und der unerbittlichen Grausamkeit, mit der die Fluten immer wieder anrennen gegen diese Bollwerke der Menschen.

Weiße Möwen umkreisen in ruhigem Flug die grünen Inseln, und hoch über ihnen im blauen Himmel singt die Lerche ihre ewige Melodie. Früh beginnt der Tag: „Upstahn!“ und Elke und Karin stürzen aus den schmalen Wandbetten, um dem Vater und der Mutter in Haus und Hof zu helfen, die Schafe zu waschen oder die Boote für die Ausfahrt fertigzumachen. In herber Einsamkeit liegt die Marschlandschaft. Doch im Norden türmen sich Wolken wie Gebirge über dem endlosen Horizont empor, und aus dem unheimlichen Glucksen des Wafts, diesem ewig rieseln-, den Quellen und Dehnen kündigt sich, dem Auge kaum wahrnehmbar, leise und unmerklich das Heben der Flut.

In der Nähe der Inseln sind die Schlickwanderungen wohl kaum gefährlich, selbst wenn die Flut den Menschen bis über die Knöchel reicht. Denn das Wasser steigt in sechs Stunden nur ganz allmählich um drei Meter, durchschnittlich also einen halben Meter in der Stunde. Da kann man sich schon rechtzeitig in Sicherheit bringen. Gefährlich ist es nur, wenn der Nebel aufkommt und man sich zu weit hinausgewagt hat und über die von der steigenden Flut zuerst überschwemmten tiefen Priele zurück muß. Wenn aber die Windböen an den bleigefaßten Scheiben der Hallighäuser rütteln und der Sturm das eben erst mühsam eingebrachte Futtergras auseinanderwirbelt, dann ist es hohe Zeit, daß Menschen und Vieh vor dem heulenden Orkan unter dem schützenden Strohdach Zuflucht suchen.

Wehe dem, der dann noch draußen auf dem Meere ist!

Oft erscheint es so, als wollten die haushohen Wogen diese eben noch so friedliche kleine Welt in einem einzigen Augenblick verschlingen. Heute ist, dank dem Weitblick und der Tatkraft der Regierung des nationalsozialistischen Deutschlands, an der ganzen Küste von Brunsbüttel bis Hoyerschleuse ein Damm nach dem anderen in die Watten vorgetrieben, und auch die Halligen–Inseln, z. B. Nordstrand, die Hamburger Hallig, Ohland und andere, sind heute durch gewaltige Dammbauten mit der friesländischen Küste verbunden. Und der gigantische Plan der Landgewinnung wird wohl einst alle nordfriesischen Inseln, die Halligen eingeschlossen, mit der Halbinsel Eiderstedt, die ja selbst früher nur eine Insel war, verbinden. Neue Kornkammern auf dem jungfräulichen Boden zu erschließen und das Schicksal dieser wind– und meerumbrausten Halligen zu befrieden, das ist das Ziel, dem unermüdlich in nimmer rastendem Schaffen entgegengestrebt wird.

Jahr um Jahr schieben sich die Ringe der Deiche weiter ins graue Wattenmeer. Einst werden sie sich auch schützend um die letzten Halligen legen und sie einschließen in das große nationalsozialistische Werk der Gewinnung neuen deutschen Landes in zäher friedlicher Arbeit.

Quelle: Filmwelt – Das Film- und Foto-Magazin, Nr. 51, 22. Dezember 1935