Subkultur

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Eine Subkultur („Unterkultur“ vom Lateinischen sub für unter) ist eine Gruppierung, ein Distinktionsstil oder ein Habitus. Subkultur definiert sich über gemeinsame Merkmale einzelner Mitglieder. Angehörige eines subkulturellen Milieus leben im Bewußtsein gesellschaftlichen Außenseitertums und definieren sich selber nicht selten als eine Art „Gegenbewegung“. Lange Zeit hindurch galt beispielsweise jegliches Tätowieren als subkulturell, während es seit gut einem Jahrzehnt zur gängigen Alltagserscheinung in westeuropäischen Ländern geworden ist. Die Grenze zwischen achtbaren, geschätzten, gesellschaftlich für erwünscht erklärten Verhaltensweisen einerseits und geächteten Verhaltensmustern andererseits fließt also nicht allein zwischen Kultur und Kultur hin und her, sondern auch zwischen Zeitalter und Zeitalter.

Sowohl die geächtete Homosexuellen-Subkultur als auch religiöse und politische Subkulturen isolierter Bekenntnisgruppen verschiedener Jahrhunderte treffen sich phänomenologisch mit der illegalen Subkultur der Drogen-Szene in gemeinsamen Mechanismen des gegenseitigen Erkennens, des Aufsuchens klandestiner Orte und des Pflegens einer Sonder- oder Gruppenmoral.

Subkultur kann auch ein umfassendes Bestreben und eine Lebensweise sein, die sich gegen human-kulturelles Zusammenleben überhaupt richtet und Kulturwerte bewußt bekämpft und zersetzt. Eine Kinderschänder-Subkultur, Sabotage-Anarchisten und ähnliche Erscheinungen sind in diesem Sinn Subkultur als blanke Anti-Kultur. Die neuere Segmentierung verschiedener Weltnetz-Subkulturen hat die Öffentlichkeit etwa auf eine Anorexie-Subkultur (rituell und modisch überhöhte Magersucht) und auf eine Kannibalen-Subkultur aufmerksam gemacht.

Oft teilen Anhänger einer Subkultur ein gemeinsames progressives oder regressives Ziel, das sie verbindet. Die gesellschaftiche Ächtung dieser Ziele erzwingt die subkulturelle Lebensform. Gesellschaftliche Basisnormen der herrschenden Kultur werden selektiv übernommen, aber andere Werte dem gegenübergestellt oder – mit und ohne öffentlichem Bekenntnis und öffentlichem Zurschaustellen der Abweichung – aufgewertet.[1] Subkulturen entwickeln sich zum einen freiwillig als gemeinschaftliche Antwort auf Anpassungsprobleme und Alternativen, zum anderen aber unfreiwillig durch Ausgrenzung, oder sie werden als Konsumkultur zu Zwecken bloßer Vermarktung künstlich geschaffen.

Siehe auch

Fußnoten

  1. Siegfried Lamnek: Theorien abweichenden Verhaltens I – Klassische Ansätze: Eine Einführung für Soziologen, Psychologen, Juristen, Journalisten und Sozialarbeiter. 2007. S. 147