Trojan, Johannes
Johannes Trojan (* 14. August 1837 in Danzig; † 23. November 1915 in Rostock) war ein deutscher Schriftsteller und Redakteur des Kladderadatsch.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Zu seinem Wirken heißt es:[1]
- Johannes Trojan, geb. am 14. August 1837 in Danzig, erwählte, vorgebildet auf dem dortigen Gymnasium, das Studium der Medizin, welchem er seit 1856 in Göttingen oblag und das er 1858 mit der Germanistik vertauschte, welche er in Berlin und Bonn studierte. Seit 1860 lebt er in Berlin als Journalist und ist zur Zeit Redakteur des „Kladderadatsch“. - „Beschauliches“ (1871), „Gedichte“ (1883), „Scherzgedichte“ (1883), „Kleine Bilder“ (1886), „Strand und Haide“ (1887), „Hunderterlei in Versen und Prosa“ (1892). - Kinderbücher: „Durch Feld und Wald“ (1863), „Der schwarze Peter“ (1869), „Das Kind und seine kleine Welt“ (1882), „Das artige Kind“ (1883).
Selbstbiographie:
Ich bin geboren am 14. August 1837 als Kaufmannskind in Danzig, der alten See- und Handelsstadt, die in so anmutiger Umgebung daliegt. Auf der einen Seite erstreckt sich ins Land hinein die fruchtbare Weichselniederung, das Werder, auf der andern tritt ein Höhenzug mit schönem Wald gekrönt und von klaren, rauschenden Bächen durchzogen an die Küste heran. Das Bild meiner Heimat ist mir im tiefsten Herzen geblieben.
Meine Mutter starb, als ich noch klein war. Unter den Augen meines Vaters, eines so klugen wie gütigen Mannes, bin ich aufgewachsen, zusammen mit lieben Geschwistern, von denen eines mein Zwillingsschwesterchen war. Ich habe das Danziger Gymnasium von der Septima an besucht, um Ostern 1856 das Abiturientenexamen bestanden und dann in Göttingen, Bonn und Berlin studiert. Medizin zuerst, dann deutsche Philologie. Im Januar 1862 bin ich zur Schriftstellerei und Dichtkunst übergegangen und habe es versucht, bei der Presse etwas zu verdienen. Zuerst wurde es mir sehr sauer durchzukommen, und so manches Mal gab es bei mir nichts zu Mittag. Doch bald wurde es besser. Noch im Jahre 1862 erlangte ich eine feste Anstellung bei einem Humoristisch-satirischen Blatt, das sich damals im 14. Jahr seines Bestehens befand. Diesem Blatt habe ich jetzt 44 Jahre angehört, zuerst als Mitarbeiter, dann als Redakteur. Für viele andere Blätter noch habe ich nebenbei geschrieben. Ich kann sagen, daß ich bemüht gewesen bin, in alles, was ich schrieb - und war es die kleinste Gelegenheitssache - von meinem Eigenen, was ich zu geben hatte, hineinzutun und allen Fleiß daran zu wenden.
Obgleich ich immer so durch Berufs- und Brotarbeit festgebunden war, habe ich es doch möglich gemacht, etwas von der Welt zu sehen, nicht ganz wenig sogar. Ich bin viel als Fußwanderer umhergestreift in meiner westpreußischen Heimat und in dem ihr benachbarten ostpreußischen Seengelände. Ich habe das mecklenburgische Ostseestrandgebiet gründlich kennen gelernt. In mehreren Jahren hielt ich meine Sommerfrische in der Lüneburger Heide ab, berührt von ihrem eigenartigen Zauber. Viele Jahre hindurch bin ich um Pfingsten, wenn die Nachtigall sang, in das Rhein- und Moselland gefahren. Einmal bin ich über die Alpen gekommen. Ich habe öfters die dänischen Inseln besucht, auch etwas von Norwegen und ein Stücklein von Schottland gesehen. Ich hielt mich im Sommer 1900 ein paar Monate in Canada auf, wo ich den Niagara anstaunte, den Lorenzstrom hinabfuhr und im Norden der Provinz Ontario im Urwald Pflanzen gesammelt habe. Die Botanik war von frühen Zeiten her mein Lieblingsstudium, und meine Spezialität bildeten urmächtige Taxus- und Eibenbäume. Ich kann sagen, daß ich mir auch in der großen Stadt offene Augen und ein offenes Herz für die Natur bewahrt habe. Daraus ist denn viel von dem entsprungen, was ich in Verse brachte. Meine schriftstellerische Haupttätigkeit lag ja auf dem Gebiet der Politik, aber Natur auch und Haus und Heim haben zu vielem mich angeregt, und auch nicht wenige Kinderlieder habe ich gedichtet. Weil das, was ich hervorbrachte, so verschiedener Art war und zum Teil weit von einander abliegenden Gebieten angehörte, bin ich von einem Kritiker einmal "der diametral entgegengesetzte Trojan" genannt worden.
Seit 1859 wohne ich in Berlin. 1866 gründete ich mir hier einen Herd. An dem ist mir eine Schar von Kindern aufgewachsen, von denen eines, ein Junge natürlich, mir - was bei meiner Länge ihm nicht ganz leicht wurde - über den Kopf wuchs. Seit Jahren schon bin ich Großvater.
Ein Exlibris habe ich noch nicht, soll es aber nächstens bekommen. Das wird mir sehr lieb sein, denn ich habe mir nach und nach eine ansehnliche Bibliothek erworben, deren wertvollste Bestandteile Pflanzenkunde und altdeutsche Dichtung bilden. Auch ein Herbarium besitze ich, dessen Inhalt ich zum größten Teil an verschiedenen Orten der Erde selbst gepflückt habe. Sonst habe ich nichts gesammelt.
Einmal habe ich vor dem Universitätsgericht und fünfmal vor dem Kriminalrichter gestanden. Freigesprochen wurde ich nur einmal. Die härteste Strafe die mich traf, bestand in 30 Mark Geldbuße, die gelindeste in zwei Monaten Festung.
Was von meinen Sachen zum Buchbinder gekommen ist, beträgt bis jetzt 14 kleine Bände. Ein oder der andere Band kann noch dazu kommen aus dem, was ich aufgzeichnet oder im Gedächtnis behalten habe. Ich bin in die Jahre gekommen, da man anfängt seine Sachen zu ordnen, immer hoffend, es werde nicht unerwartet einer eintreten, durch den man daran verhindert wird.
Werke (Auswahl)
- Unsere deutschen Wälder (PDF-Datei)
- Ein Kriegsgedenkbuch aus dem Kladderadatsch in Ernst und Humor aus den Jahren 1870-71 (PDF-Datei)
- Gedichte (PDF-Datei)
- Aus dem Leben: Gedichte (PDF-Datei)
- Das Wustrower Königschiessen und andere Humoresken (PDF-Datei)
- Scherzgedichte (PDF-Datei)
- Berliner Bilder: Hundert Momentaufnahmen (PDF-Datei)
- Hundert Kinderlieder (PDF-Datei) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!
- Von Drinnen und Draussen, Gedichte (PDF-Datei) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!
- Von Einem zum Andern, gesammelte Erzählungen (PDF-Datei) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!
- Für gewöhnliche Leute, Hunderterlei in Versen und Prosa (PDF-Datei) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!
- Zwei Monat Festung (PDF-Datei) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!
Literatur
- „Zehn lyrische Selbstporträts. Ferdinand von Saar, Felix Dahn, Johannes Trojan, Martin Greif, Ernst von Wildenbruch, Detlev von Liliencron, Gustav Falke, Arno Holz, Richard Dehmel, Otto Julius Bierbaum“, Dietrich'sche Verlagsbuchhandlung Leipzig o.J. (um 1900) (Bestellmöglichkeit des Ausdrucks)