Englandkanone

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Bundesarchiv Bild 146-1981-147-30A Hochdruckpumpe V-3.jpg

Die Englandkanone wurde von August Coenders als Vergeltungswaffe „V3“ unter der Tarnbezeichnung „Hochdruckpumpe“ entwickelt, um England vom europäischen Festland aus beschießen zu können. Die offizielle Bezeichnung der Wunderwaffe V3 war Langrohrkanone. Weitere Bezeichnungen waren Fleißiges Lieschen, Tausendfüßler oder Englandgeschütz.

Geschichte

In Wetzlar wurde ein Testgeschütz mit dem Kaliber 2 cm gefertigt und im Januar 1943 wurden damit auf dem Gelände der Wolfsschanze erfolgreich Verschußversuche durchgeführt. In der Heeresversuchsanstalt Hillersleben, nordwestlich von Magdeburg, fanden erste Tests mit dem Kaliber 15 cm auf mehr oder weniger flach liegenden Geschützaufbauten statt. Um realitätsnahe Reichweiten-Tests durchführen zu können, brauchte man jedoch ein Gelände mit natürlicher Neigung von mindestens 30°. Dieses fand man dann auf Wollin, südlich von Misdroy.

Granaten der Kaliber 15 cm und 21 cm sollten mit Hilfe eines Gleitdruckrohres schubweise auf eine Abschußgeschwindigkeit von 1.500 bis 2.000 Meter pro Sekunde beschleunigt werden, um dann eine Reichweite von 150 bis 170 km zu erreichen. Zum Einsatz kommen sollte die V3 in der unterirdischen Anlage von Mimoyecques in Nordfrankreich an der Kanalküste. Durch den anglo-amerikanischen Überfall auf Europa kam die Waffe jedoch nicht mehr zum Einsatz. Im Herbst 1944 wurden südlich von Lampaden zwei Abschußrampen aufgebaut. Dies sind die einzigen zwei Kanonen, die auch noch gegen feindliche Ziele zum Einsatz kamen.

Die unterirdische Anlage mit ihren beiden Geschützstellungen (je 25 Rohre von 130 Metern Länge in fünf Batterien) wurde als „Projekt 51“ in Auftrag gegeben und von der Organisation Todt erbaut. Zu den technischen Einzelheiten heißt es:

Jetzt handelte es sich um ein längeres Rohrsystem von 4-5 m langen Rohren aus nichtlegiertem Stahlguß mit seitwärts abgezweigten Kammern zur automatischen Zündung der eingeschobenen Kartuschen, sobald das Geschoß die verriegelten Kammeröffnungen passiert hatte. Die 60 elektrischen Zündungen steigerten laufend den niedrigen Anfangsdruck bis zu dem sehr hohen Enddruck als Abschußenergie und trieben die Geschosse mit sich entfaltenden Leitflügeln aus den Kammeröffnungen hinaus. Das immerhin 150 m lange Rohrsystem war in seiner ganzen Länge auf einem rahmenartigen Unterbau verankert und in Kastenbauweise in einem mit 45 bis 55 Grad Neigung in die Erde getriebenen Tunnel unsichtbar aus der Luft montiert. Die Breite des Tunnels betrug drei Meter, um neben der Hauptschußrichtung einige Striche Seitenrichtung nach beiden Seiten zu erlauben. Die Mündungsgeschwindigkeit sollte 1.500 bis 2.000 m/sec für eine Reichweite von 150 bis 170 km betragen. Das 15-cm Geschoß hatte eine Länge von zwei Meter und bei sieben Kilogramm Sprengstoff ein Gesamtgewicht von 75 Kilogramm.[1]

Unternehmen „Armbrust“

Quelle
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(…) Bis zum Frühjahr 1944 war die Arbeit an der V 3, Deutschlands phantastischer dritter Geheimwaffe, weit fortgeschritten: Adolf Hitlers Hochdruckpumpe war ein weittragendes Geschütz, das von Frankreich aus auf London feuern sollte. Von der Entwicklung dieser Waffe wußten selbst unter Ministern und Reichsleitern nur sehr wenige. Sogar General Leeb, der Chef des deutschen Heereswaffenamtes, erfuhr von dem Projekt nur durch Zufall, als er die französische Kanalküste inspizierte. Die Hochdruckpumpe lag in Mimoyecques, knapp acht Kilometer von der Kanalküste und 152 Kilometer von der Londoner Stadtmitte entfernt Das Projekt war von Hitler kurz nach dem Angriff des Britischen Bomberkommandos auf Peenemünde im August 1943 endgültig genehmigt worden. Ursprünglich waren zwei benachbarte Geschützstellungen geplant, jede mit 25 Rohren von 130 Meter Länge bestückt. In Batterien von je fünf Rohren sollten sie in betongefütterten Schächten tief im Kalkstein untergebracht und genau auf London ausgerichtet werden.

Englandkanone Versuchsaufbau.jpg

Im November 1943 griff die 9. amerikanische Luftflotte Mimoyecques an; kurz darauf wurde die eine Hälfte des Vorhabens aufgegeben. Doch auch die 25 verbleibenden Rohre hätten genügt, eine Feuergeschwindigkeit von einem Geschoß innerhalb von zwölf Sekunden auf London zu erzielen. In dem Kalksteinberg war bereits - 30 Meter tief - ein Labyrinth von Schächten und Stollen ausgegraben worden, für Quartiere, Magazine und einen Gleisanschluß. 80 Meter tiefer war ein Stollen für die unteren Kammern der 25 Rohre angelegt. Eine fünfeinhalb Meter dicke Betonplatte mit fünf schmalen Schlitzen schützte die Mündungen der Rohre. Krupp hatte Stahltüren produziert, um diese Schlitze so verschließen zu können, daß nur die Löcher für die Mündungen im Kaliber von 15 Zentimetern offenblieben. Mehr als 5000 Facharbeiter von den Vereinigten Stahlwerken, Mannesmann, Krupp und der Gutehoffnungshütte sowie 430 Kumpel, aus dem Ruhrgebiet hatten bis zum Frühjahr 1944 einen großen Teil der gewaltigen unterirdischen Anlagen vollendet. Bereits im Spätsommer 1944 sollte die Hochdruckpumpe das Feuer auf London eröffnen.

Das Projekt war wohl das phantasievollste, aber auch risikoreichste Spiel Hitlers - denn noch im Sommer 1943 vermochte niemand mit Sicherheit zu sagen, ob alle Probleme der Hochdruckpumpe gelöst werden konnten. Ihr Erbauer - Oberingenieur August Coenders von den Röchlingschen Eisen - und Stahlwerken, der unabhängig von Waffeningenieuren arbeitete - empfahl für die Form des Geschosses eine Modifizierung der Standardform: Die mit Stabilisierungsflossen versehene Granate sollte etwa 140 Kilogramm wiegen; vier flexible Flossen waren zunächst um den Geschoßkörper geklappt, jedoch so konstruiert, daß sie sich öffneten, sobald die Granate die Rohrmündung verließ. Mitte Oktober 1943 begannen in Hillersleben die Schießversuche in großem Maßstab. Dabei zeigte sich, daß die Röchling-Granaten sich bei niedrigen Geschwindigkeiten zwar einwandfrei verhielten, daß die Flossen sich jedoch bisweilen nicht gleichmäßig öffneten oder flatterten. Dennoch wurde im Spätherbst die Massenproduktion der Granaten genehmigt; es schien, als brauchte man nur noch die Rohre, um losschlagen zu können.

Ein Versuchsrohr war in Misdroy auf Usedoms Nachbarinsel Wollin bereits gebaut worden. Außerdem stand eine Einheit von 1000 Mann unter Oberstleutnant Bortt-Scheller bereit, sich an der Waffe ausbilden zu lassen. Das Regiment in Mimoyecques sollte ein Oberst de Bouché führen. Bei den Schießversuchen erreichten die ersten abgefeuerten Granaten Mündungsgeschwindigkeiten von 1100 Meter pro Sekunde - das waren etwa zwei Drittel der Geschwindigkeit, die erforderlich war, um die Geschosse von Mimoyecques nach London zu tragen. Coenders zweifelte nicht, daß die notwendige Reichweite erzielt werden könnte, wenn nur die Konstruktion der Granate sowie das elektrische Zündsystem verbessert würden; das Zündsystem bestand aus weiteren Ladungen, die in Seitenkammern entlang des ganzen Rohres verteilt waren und das Geschoß beschleunigen sollten. Am 22. März 1944, während eines verhängnisvollen Versuchsschießens in Gegenwart von General Leeb, zeigte sich, daß die massengefertigten Granaten bei den notwendigen Geschwindigkeiten ballistisch nicht stabil waren. Sie überschlugen sich. Mittlerweile waren aber die 20 000 Geschosse vorgearbeitet worden, ehe überhaupt feststand, ob die Geschosse fliegen würden. (…)

Neue Geschoßformen wurden konstruiert und erprobt. Die Anordnung, zunächst jene Modelle abzufeuern, bei denen es am wenigsten wahrscheinlich war, daß sie das Rohr zum Bersten brachten, erwies sich als kluge Vorsichtsmaßnahme. Nach 25 Schüssen über die Ostsee hinaus explodierten zwei Zwischenstücke des Rohrs und machten weitere Versuche unmöglich. (…) Gleichzeitig kümmerten Osenberg und Walchner sich um die Verbesserung der Seitenkammern und um aerodynamisch vertretbare Formen des Geschosses. Tatsächlich wurden allmählich bessere Ergebnisse erzielt. Bei Versuchsschüssen im Mai 1944 wurden von dem kleinsten Geschoß immerhin Weiten bis zu 90 Kilometer zurückgelegt. Inzwischen hatten mehrere Firmen Geschosse für die Hochdruckpumpe entworfen und hergestellt, und dem Reichsminister Speer wurde versprochen, daß die Geschosse der Firma Witkowitz (entworfen von Dr. Athen aus dem Heereswaffenamt) die erforderlichen 150 Kilometer mit Sicherheit zurücklegen würden. Man sollte nur das nächste Probeschießen Anfang Juli abwarten; da würden sich erhebliche Verbesserungen zeigen.

Hitler äußerte den Wunsch, die Versuche mit dem England-Geschütz vorantreiben zu lassen. Der Berg von Mimoyecques war den Engländern noch immer ein Rätsel. Ein Rüstungsexperte aus dem Versorgungsministerium vermutet in ihm Raketenwerfer - wie in den anderen gewaltigen Betonbunkern in Siracourt, Lottinghem, Sottevast und Martinvast. Der Bunker von Wizernes beunruhigte die Abwehr-Experten ganz besonders, da er offensichtlich nicht auf eine Stadt in Europa gerichtet war. Ein Auswerter entdeckte, daß die Stirnseite des Bauwerks innerhalb eines halben Grades mit dem genau nach New York führenden Großkreis zusammenfiel. Ob diese Tatsache Zufall oder reiner Mutwille war, blieb ungeklärt; jedenfalls bestritt Albert Speer nach dem Kriege, daß je die Absicht bestanden hätte, aus dem Bunker von Wizernes Raketen nach New York abzufeuern. Die britischen Stabschefs alarmierten General Eisenhower. Sie gaben ihm zu verstehen, daß die deutschen Bunkerstellungen bald fertig und gegen Luftangriffe sodann unverletzlich sein würden. Eisenhower sollte schwere Angriffe auf diese Ziele fliegen lassen. Doch ehe Eisenhower diesen Antrag prüfen konnte, nahm die Kriegsgeschichte bereits ihre entscheidende Wendung: Eine Woche bevor Hitlers geplante Flugbomben-Offensive gegen London beginnen konnte, stürmten alliierte Truppen die Küsten der Normandie. (...)

Quelle: David Irving: UNTERNEHMEN ARMBRUST. Der Kampf des britischen Geheimdienstes gegen Deutschlands Wunderwaffen, in: Der Spiegel, 17.11.1965


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Literatur

  • Karsten Porezag: „Geheime Kommandosache. Geschichte der V-Waffen und geheimen Militäraktionen des Zweiten Weltkrieges an Lahn, Dill und im Westerwald. Dokumentation“, Verlag Wetzlardruck, 1997 (Vorwort)
  • Axel Turra: Das „fleißige Lieschen“ Mehrfachkammergeschütz; Sonderband S-57, Waffen-Arsenal, Waffen und Fahrzeuge der Heere und Luftstreitkräfte, Podzun-Pallas-Verlag 2000, ISBN 3-7909-0697-2

Verweise

Fußnoten

  1. Joachim Engelmann: Raketen die den Krieg entscheiden sollten: Taifun, Natter, Kirschkern (V1), Rheinbote (V4), Föhn (V3) u. a.; Dörfler-Verlag, ISBN 978-3895553691, S, 126