Volkskreuzzug
Der Volkskreuzzug war ein Vorläufer des Ersten Kreuzzugs; er dauerte rund sechs Monate, von April bis Oktober 1096. Er ist auch als Bauernkreuzzug und Armenkreuzzug bekannt.
Verlauf des Volkskreuzzugs
Nachdem Papst Urban II. auf dem Konzil von Clermont 1095 zum Kreuzzug aufgerufen hatte, bildete sich auch eine große Masse niederen Volkes die zum Kreuzzug aufbrechen wollten.
Diese „Kreuzfahrer“ waren schlecht bis gar nicht bewaffnet und ermangelten vor allem des Geldes, das für die weite Reise nötig war.
Die kirchlichen Behörden waren offenbar nicht imstande, ihren Aufbruch zu verhindern, obwohl man an ein solches Kreuzfahrerkontingent bestimmt nicht gedacht hatte. Hier zeigte sich die gewaltige Massenpsychose, die von der durch Urban geschaffenen Verbindung von Wallfahrt, Heidenkrieg und geistlichen Lohn ausging.
Die Idee ergriff gleichmäßig alle Stände und ließ sich nicht nur auf das Rittertum beschränken, wie man wohl gehofft hatte. Auch das niedere Volk wollte auf die gebotenen Vorteile nicht verzichten.
Durch die gewaltige Euphorie veranlasst, brach im Frühjahr 1096 eine unorganisierte Volksmasse in Richtung Palästina auf. Dieses „Heer“ bestand vorwiegend aus niederem Volk und Bauern und ihren Familien, weshalb man auch vom sogennanten Volkskreuzzug spricht. Geführt wurde der Kreuzzug von Predigern wie Peter von Amiens. Seine ersten Opfer fand dieser voreilige Kreuzzug bereits in Ostfrankreich und im Rheinland, wo es zu Pogromen gegen die jüdische Bevölkerung kam.
Auch in Ungarn kam es zu Ausschreitungen und Plünderungen, wobei die „Kreuzfahrer“ erstmals auf stärkeren Widerstand stießen. Nachdem sie in Konstantinopel angekommen waren, ließ der um seine Hauptstadt besorgte Kaiser Alexios I. sie so schnell wie möglich über den Bosporus befördern. Sie waren nun schon an den Grenzen des seldschuckischen Einflussgebietes und konnten es nicht lassen, Vorstöße auf seldschuckisches Gebiet zu unternehmen. Doch im Oktober 1096 wurden sie von einem seldschukischen Heer eingeschlossen und fast vollständig vernichtet. Die wenigen Überlebenden retteten sich nach Konstantinopel. Die Kreuzfahrt des niederen Volkes war zu Ende. Sie hatte nicht nur zu einer Katastrophe geführt und war nicht nur nutzlos geblieben, sondern sie hatte auch den byzantinischen Behörden und dem byzantinischen Volk von vornherein einen ungünstigen Eindruck von den Kreuzfahrern vermittelt.
Die Byzantiner standen von nun an den Kräften, die sie gerufen hatten, sehr skeptische gegenüber. Von allem Anfang an waren nun die Beziehungen zwischen den Kreuzfahrern und Byzanz von gegenseitigen Misstrauen belastet.
Literatur
- Frederic Duncalf: The Peasants Crusade. In: American Historical Review. 26, 1921, S. 440–453.