Wildenstein-Familie
Wildenstein ist der Familienname einer jüdischen Kunsthändlerfamilie. Ihr Begründer als Kunsthändlerdynastie war Nathan Wildenstein (geb. 8. November 1851 in Fegersheim (Elsaß); gest. 1934), ein Kleiderhändler und Schneider. Der Wert des Kunstbesitzes der Familie wird heute auf 6-10 Milliarden US-Dollar geschätzt.
Sohn Georges erweiterte den Handel auf Impressionisten (Cézanne, Degas, Manet, Monet) und Skulpturen, betätigte sich als Kunstkritiker, Gallerist, Financier von Forschungsvorhaben und publizierte zwei Kunstmagazine. Aus allerlei Archivmaterial stellte er 1918 eine Bibliothek zusammen, die heute als Wildenstein-Institut existiert.
Enkel Daniel (geb. 1917 in Verrières-le-Buisson), der „Patriarch“, studierte an der Pariser Sorbonne und trat 1940 ins New Yorker Geschäft ein. Am Vorabend des Zweiten Weltkrieges kaufte er günstig die Sammlungen europäischer Exiljuden ein, Geld lagerte er u.a. auf Schweizer Nummernkonten. Er eröffnete Verkaufsgallerien in Tokio, Beverley Hills und Buenos Aires. Das Familieninstitut erweiterte die bisherigen kompletten Werkverzeichnisse auf Chardin, Gauguin, Houdon, Manet, Monet, Pissarro, Redon, Renoir, Hubert Robert, Van Dongen, Vigée Le Brun und Vlaminck. 1971 wählte man ihn in die Akademie der Schönen Künste am Institut de France, deren Mitglied bereits sein Vater war.
Urenkel Alec betrieb neben dem klassischen Geschäft in Frankreich Pferderennsport. Von 1977 bis 1999 war er mit Jocelyne Perisse verheiratet.
Bruder Guy löste 2010 eine strategische Allianz des Vaters mit der New Yorker Kunstgallerie Pace auf. Beide Händler wollten ursprünglich 1993 „moderne“ mit „alter“ Kunst bündeln. Zusammen besassen sie Werke von Rothko, Barnett Newman u.a. Pace zahlte mehrere hundert Millionen US-Dollar für die Wildenstein-Anteile.[1]
Vermögensverhältnisse
Das meiste des von den Wildensteins zusammengekauften Kunstbesitzes ist öffentlich nicht bekannt, Abbildungen sind selten. Ein Kunsthändler sah 1959 Teile der Sammlung, darunter: „400 italienische Primitivisten, 1 Fra Angelico, 2 Botticellis, 8 Rembrandts, viele Rubens, 3 seltene Velasquez, 9 El Grecos, 5 Tintorettos (eins davon 4 Meter hoch), 12 Poussins und 79 Fragonards. Und das waren nur die alten Meister.“ Heute befinden sie sich wahrscheinlich in einem Atombunker in den Catskill Mountains, New York State.
Das angesammelte Vermögen der Wildensteins wurde erstmals im Scheidungsprozess Jocelyne Perisses von Alec W. öffentlich. Sie hatte ihn 1977 auf dessen 25000 Hektar umfassenden Ranch in Kenia bei der Löwenjagd kennengelernt - eingeführt von Waffenhändler Adnan Khashoggi. Bei der Trennung 1997 verlangte sie 200 Millionen US-Dollar plus 2,4 Millionen jährlich; ihr Haushalt koste sie 1 Million US-Dollar monatlich, erklärte sie dem Richter. Sie durfte das französische Chateau Marienthal und die kenianische Ol Jogi Ranch weiter mitbenutzen, vermutlich aber nicht den betagten Gulfstream-Jet. Das New Yorker Stadthaus wurde für 14 Millionen US-Dollar verkauft. Die Wildensteins leben steuerfrei in den VSA [2].
2005 verklagte Sylvia, die Zweitfrau Daniel Wildensteins, dessen Söhne wegen Erbschaftsunterschlagung und erhielt 10 Millionen Pfund Sterling.[3]
Stammbaum
- Nathan Wildenstein (1851-1934)
- Georges Wildenstein (1892-1963)
- Daniel Wildenstein (1917-2001)
- Alec Nathan Wildenstein (5. August 1940 in Marseilles - 2008)
- Guy Wildenstein
- Daniel Wildenstein (1917-2001)
- Georges Wildenstein (1892-1963)