Zensur von Videospielen

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Die Zensur von Videospielen ist ein Vorgang in der Bundesrepublik Deutschland, bei dem aufgrund der Bestimmungen des bundesdeutschen Jugendschutzes Videospiele zensiert werden. Eine solche Zensur ist in anderen Ländern nicht vorhanden.

Arten der Zensur

Gewaltdarstellungen

Nicht immer ist die bundesdeutsche Zensur gründlich: In diesem Spielabschnitt von „NOLF 2“ etwa hat sich ein toter Inder nicht in einen Rucksack verwandelt und kann herumgeschleppt werden.
Zensurbeispiel aus „GTA 3“: Das Blut fehlt in der deutschen Version, ebenso verbrennen die Körper von angezündeten Menschen nicht.

Die Zensur trifft in den meisten Fällen Spiele, in denen Gewalt dargestellt wird. Oftmals wird das Spiel in der BRD auf den Markt gebracht, indem man lediglich das Blut aus dem Spiel entfernte, um so den Gewalteffekt abzuschwächen. Wie im Falle des Spieles „Painkiller“, bei dem der Spieler gegen Monster kämpft, kommt es auch vor, daß man das rote Blut grün färbt, damit es wie Schleim aussieht. Bei manchen Spielen ging man sogar so weit, die menschlichen Gegner aus dem Spiel zu entmenschlichen, so kämpft man bei „Half-Life“ in der deutschen Version nicht gegen Elite-Soldaten der VS-Regierung, sondern gegen Militärroboter. Bei „Soldiers of Furtune II“ tat man ähnliches, jedoch beschränkte man sich bei den Figuren darauf, deren Haut grau zu färben und einen Nieten an der Stirn einzufügen, so daß man sagen konnte, es seien ausschließlich Roboter, gegen die gekämpft wird, wenn dies auch die Handlung stellenweise unsinnig machte. Bei dem Strategiespiel „Command und Conquer“ hielt man es in der BRD ebenso für gewagt, den Spielern einen Krieg zwischen Menschen zuzumuten, so daß man in der deutschen Fassung die Handlung so abänderte, daß nicht zwei menschliche Armeen gegeneinander kämpfen, sondern Menschen gegen panzerähnliche Maschinen.

Auch die Art der Darstellung von Toten wird gerne verändert, oftmals lösen sich getötete Gegner auf und bleiben nicht am Boden liegen. Während bei „Half-Life“ getötete Personen in der Originalversion blutend zu Boden fallen, setzen diese sich in der deutschen Ausgabe auf den Boden, schütteln den Kopf und lösen sich nach einiger Zeit auf. Bei „No One Lives Forever 2“, wo man bei Spionagemissionen oftmals gezwungen ist, Leichen von getöteten Soldaten wegzuzerren, damit andere nicht den Alarm auslösen, bleiben in der deutschen Fassung keine Leichen, sondern Rucksäcke liegen.

Ein Musterbeispiel für deutsche Zensur bei Videospielen stellt auch die Spielereihe „Grand Theft Auto“ dar. Sowohl bei „GTA III“, „GTA: Vice City“ als auch „GTA: San Andreas“ wurden massive Zensuren vorgenommen. Es wurden nicht nur Kopfschüsse, Blut und sonstige Gewaltdarstellungen entfernt, sondern auch Missionen. Die in den beiden erstgenannten Teilen vorkommenden „Rampages“-Missionen, wo man innerhalb kurzer Zeit eine gewisse Anzahl von Gegner erledigen muß, wurden entfernt, bei „GTA: Vice City“ fehlen zudem auch normale Missionen, die entfernt wurden, da sie den bundesdeutschen Jugendschützern zu gewalttätig erschienen. Bei der Europa-Version von „GTA III“ und „Vice City“ wird sogar automatisch die zensierte deutschsprachige Version installiert, sobald erkannt wird, daß man sich an einem deutschen Computer befindet. Indem man bei der Sprachoption des Rechners jedoch angibt, sich in einem anderen Land zu befinden und auch die Tastertur entsprechend umstellt, kann man das Spiel unzensiert spielen. Vor dem Start der beiden Spiele müssen jedoch diese Einstellung beibehalten werden, da das Spiel bei jedem Start prüft, ob es sich um einen deutschen Rechner handelt. Bei „GTA: San Andreas“ wurde diese starke Zensurmethode nicht mehr angewendet. Bei der Playstation-2-Version von „Vice City“ mußte die Erstauflage aus dem Verkehr gezogen werden, da die Spieler in der Lage waren, die unzensierte Version zu spielen, sobald sie unter Optionen die Sprache im Spiel auf Englisch stellten; die neuen Versionen davon wurden dann entsprechend bereinigt, so daß dies nicht mehr passieren konnte. Bei „Grand Theft Auto: Vice City“ und „Grand Theft Auto III“ wurde es in der BRD-Fassung auch unmöglich gemacht, mit Nahkampfwaffen am Boden liegende Gegner anzugreifen, der Spieler muß erst warten, bis sie aufstehen, wenn er sich ihnen mit entsprechenden Waffen entledigen will. Ebenso verlieren die getöteten Figuren bei GTA III bis GTA San Andreas kein Geld, das man einsammeln kann. Bei „Vice City“ fehlen in der deutschen Version zudem auch einige wenige Missionen, die laut Ansicht des Jugendschutzes zu hart waren. Darunter ist z. B. eine Mission zu Beginn, wo man mit der Kettensäge auf eine Person losgehen muß.

Bei dem Spiel „Doom 3“, das Horroszenarien mit harten Gewaltdarstellungen kombinierte und wegen dieser Darstellungen umstritten war, war die deutsche Ausgabe jedoch mit der VS-amerikanischen identisch, es gab nicht einmal eine deutsche Sprachausgabe, lediglich das Handbuch als auch die Verpackung wurden übersetzt. Offizielle Begründung hierfür war, daß das Spiel nicht rein aus Gewalt bestehe, sondern auch taktische Züge habe. Die Erweiterung „Ressurection of Evil“, bei der es nicht einmal eine deutsche Fassung gab, wurde hingegen jedoch wegen des hohen Gewaltfaktors indiziert, was in Anbetracht der Tatsache, daß die Kettensäge nicht mehr dabei ist und das Spiel somit „harmloser“ ist, jedoch ein fragwürdiges Licht auf die Seriosität der bundesdeutschen Jugendschützer wirft.

NS-Symbolik

Szene aus dem Rechnerspiel-Klassiker „Indiana Jones and the Fate of Atlantis“: In der deutschen Fassung wurde das Hakenkreuz durch ein Balkenkreuz ersetzt.
Szene aus „Indiana Jones und die Legende der Kaisergruft“: Die Hakenkreuzbinde ist in der deutschen Ausgabe nun komplett rot.

Generell zensiert werden bei solchen Spielen auch nationalsozialistische Symbole, obwohl diese im Film verwendet werden dürfen. Meist werden diese durch andere Symbole ersetzt, sehr beliebt sind dabei Eiserne Kreuze als Ersatz für das Hakenkreuz. Beispiele für solche Zensuren sind die deutschen Versionen der Spiele „Return to Castle Wolfenstein“, „Wolfenstein“, „Indiana Jones und die Legende der Kaisergruft“ sowie weitere Titel mit NS- oder Zweiter-Weltkrieg-Bezug. Bei dem Spiel „Ubersoldier“ ist jedoch die Original-Version bereits zensiert worden, da eine bundesdeutsche Firma den internationalen Vertrieb übernahm und sich dadurch gezwungen sah, das von Russen entwickelte Spiel den bundesdeutschen Verbotsgesetzen anzupassen.

Die Zensur nimmt dabei seltsame Ausmaße an, so wurde 2009 die gesamte zensierte deutsche Auflage von „Wolfenstein“ zurückgerufen, da man offenbar irgendwo im Spiel ein Hakenkreuz übersehen hatte und dem deutschen Spieler dieses eine Symbol nicht zumuten wollte. Bei einem anderen Spiel stellte man vor der Auslieferung im Handbuch ein übersehenes Hakenkreuz fest, woraufhin die Mitarbeiter jedes Exemplar davon mit einem schwarzen Filzstift bearbeiten mußten.

Obwohl das bundesdeutsche Volk im Zuge der Umerziehung immer wieder an die Zeit des Nationalsozialismus erinnert wird und betont, man dürfe den Schrecken dieser Zeit nicht vergessen oder beschönigen, hat man bei Videospielen Probleme damit, in der deutschen Version Bezüge zum Nationalsozialismus herzustellen. In den meisten Spielen, wo Nazis vorkommen, wird das Wort „Nazi“ dabei sorgfältig vermieden und stattdessen von „den Deutschen“ gesprochen. Bei „Return to Castle Wolfenstein“ ging man sogar soweit und machte in der deutschen Ausgabe aus der SS den „Wolfsclan“, Heinrich Himmler wurde in Heinrich Höller umbenannt. Bereits bei „Indiana Jones und die Legende der Kaisergruft“, wo permanent nur von „den Deutschen“ geredet wird, zensierte man in einem Spielabschnitt in Prag einen Satz, wo ein deutscher Soldat den Namen Hermann Görings verwendet, in der deutschen Ausgabe spricht der Mann daher von einem „Oberst Hering“, der ihm eine Auszeichnung verleihen wird.

Besonders merkwürdig verhält es sich mit dem Spiel „Indiana Jones und der Stab der Könige“, wo selbst in der nordamerikanischen Originalversion bereits statt Hakenkreuzen Eiserne Kreuze verwendet wurden.

Zudem werden in deutschen Ausgaben gelegentlich auch Symbole wie das Balkenkreuz oder Eiserne Kreuz retuschiert und entfremdet, obwohl diese in der BRD nicht verboten sind, wie etwa bei „Hidden and Dangerous 2“.[1]

Auswirkungen

Das Ausmaß der bundesdeutschen Zensur bei Videospielen mag eine Ursache für die wachsende Zahl von Raubkopierern sein, da viele Spieler sich lieber die ungeschnittenen Versionen aus dem Weltnetz ziehen, die womöglich ein völlig anderes Spielgefühl bieten, als Geld für zensierte BRD-Versionen auszugeben.

In der Republik Österreich sind die meisten Spiele auch zensiert, da für die deutsche Sprachausgabe meist Firmen aus der Bundesrepublik Deutschland zuständig sind und man daher diese Spiele einfach von den Bundesdeutschen importiert.

Netzverweise

Fußnoten

  1. Hidden & Dangerous 2, Schnittberichte.com