Gebrüder Wright

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Die Gebrüder Wright waren unbestritten verwegene Flugpioniere und haben ihren Platz in den oberen Rängen der Luftfahrtgeschichte verdient, aber sie waren nicht die ersten Motorflieger der Welt.

Bei den Gebrüdern Wright handelt es sich um Wilbur (1867–1912) und Orville Wright (1871–1948) aus Dayton, Ohio, denen, nach einer erfolgreichen Zeit beim Gleitflug, mindestens zwei Jahre nach dem ersten Motorflug der Deutschen Gustav Weißkopf ebenfalls ein motorgetriebener Flug mit einem Flugapparat gelang.

Geschichte

Wilbur Wright bei einem Flug auf dem Truppenübungsplatz Anvours bei Paris im Jahr 1908
Ein Wright-Doppeldecker auf dem Flugplatz Johannisthal, die „Alten Adler“ werden mit der Nummer ihres Flugmaschinenführer-Zeugnisses dargestellt. Raimund Eyring befindet sich ganz links mit Feuerlöscher.

Auch die Gebrüder Wright hatten jedoch deutsche Vorfahren. Nicht zu vergessen ist auch der Umstand, daß die Gebrüder Wright im Vorfeld ihrer Versuche äußerst intensiv und mit hoher Anerkennung auf das theoretische Wissen und die praktischen Erfahrungen des 1896 tödlich verunglückten Otto Lilienthal zurückgegriffen hatten.

Der dritte (ggf. vierte) „Motorflug“ in der Geschichte fand am Vormittag des 17. Dezember 1903 als ein etwa 12 Sekunden dauernder Hopser über eine Entfernung von 36 bzw. 37 Metern durch die Brüder statt. Zuvor hatte jedoch auch schon der Deutsche Karl Jatho am 18. August 1903 bei 0,75 m Höhe den zweiten Motorflug mit einem Hüpfer von 18 m absolviert.Bereits im Juli 1901 soll der Deutsche Hermann Ganswindt mit einem selbst konstruierten Hubschrauber in Berlin ebenfalls einen Motorflug vollzogen haben.

Geschichtsverfälschend wird allerdings von den USA bis heute wahrheitswidrig behauptet, daß die Wrights allein den ersten Motorflug absolviert hätten. Insbesondere das Smithsonian-Institut Washington führt weiter die Brüder Wright als Erfinder des Motorflugs. Dazu heißt es:

„Daß es einen Vertrag der Wright-Erben mit dem Museum gibt, daß das Wright-Flugzeug nur ausgestellt werden darf, wenn das Museum sich verpflichtet, nie zu behaupten, daß vor den Wrights jemand geflogen sei.“

Der US-Staat Connecticut erklärte im Frühsommer 2013 den 14. August, den Tag von Gustav Weißkopfs Pioniertat, zum alljährlichen Gedenktag. Dies führte umgehend zum Schulterschluß der US-Staaten Ohio und North Carolina. Vertreter beider Bundesstaaten protestierten vergeblich gegen die offizielle Anerkennung von Weißkopf. Im März 2013 stufte das renommierte britische Nachschlagewerk „Jane's All the World's Aircraft“ die Erkenntnisse des Luftfahrthistorikers John Brown als überzeugend ein und führt in seinem Jahrbuch künftig Gustav Weißkopf als den ersten Motorflieger der Welt. Dieser Einschätzung folgte im Herbst auch das Joanneum in Graz, eine Fachhochschule für Luftfahrt.

Flugmaschine Wright Gesellschaft

Mit der zweisitzigen Serienausführung des legendären „Flyer“ aus dem Jahre 1903 führte Orville Wright im August und September 1909 in Tempelhof und Potsdam aufsehenerregende Demonstrationsflüge durch. In diesem Jahr wurde die deutsche Flugmaschine Wright GmbH auf dem zweiten deutschen Motorflugplatz, dem Flugplatz Johannisthal, zur erfolgreichsten Wright-Flugzeugfabrik der Welt. Zu de Mitbegründern gehörte auch der Luftschiffpionier Richard von Kehler, der das Geschäft mit den Brüdern in Rom vermittelte und aushandelte. Vom Verleger des Berliner Lokal-Anzeigers August Scherl eingeladen, führte Orville Wright vom 4. bis zum 20. September auf dem Tempelhofer Feld in Berlin Demonstrationsflüge durch. Er bildete, wie mit der Motorluftschiff-Studiengesellschaft vereinbart, Paul Engelhard als ersten Flieger für die Flugmaschine Wright Gesellschaft aus, die mehr Wright-Flugzeuge in Deutschland als in allen anderen Ländern der Erde zusammen produzieren sollte.

„Verschiedene Ursachen, nicht zuletzt die Verwertungsbedingungen der Erfindung in den USA, führten die Brüder zuerst nach Frankreich, am Anfang des vergangenen Jahrhunderts die führende Luftfahrtnation, und in der Folge recht rasch nach Deutschland. Wesentliche Ursache für diese Orientierung waren das dortige wachsende Interesse an Fluggeräten schwerer als Luft (sowohl in Frankreich wie auch in Deutschland interessierte sich zunehmend das Militär für diese neuen Flugapparate) und der wachsende Konkurrenzdruck auf diesem Gebiet. Gerade diese Konkurrenz war Anlass dafür, dass Wilbur die Aufgabe übernahm, die Öffentlichkeit, die Medien und die politischen Entscheidungsträger von den potenziellen Möglichkeiten des nunmehr weiterentwickelten Fluggerätes zu überzeugen. Und dies gelang an allen Plätzen, wo er sein Flugprogramm vorführte, in nahezu eindrucksvoller Weise - immer neue Flugrekorde wurden aufgestellt und der Name Wright wurde zu einem festen Begriff. Im Jahr 1909 konnten auch die Verhandlungen in Deutschland zu einem erfolgreichen Abschluss gebracht werden. Am 13. Mai wurde in Berlin die Flugmaschine Wright GmbH gegründet, sie war damit nach der Fabrik von Euler in Darmstadt die zweite Flugzeugfabrik in Deutschland. Die Einlagen der Gesellschafter entstammten u. a. den Kassen von Krupp, Loewe, Borsig, AEG und Delbrück. Auch Walther Rathenau gehörte zu den führenden Köpfen des jungen Unternehmens. In der Kleiststraße und am Nollendorfplatz entstanden Stadtbüros. Alsbaldigst wurde mit der Produktion am Spandauer Weg in Reinickendorf begonnen. Die nötigen Flugerprobungen fanden zuerst auf dem Tegeler, dann auf dem Tempelhofer Feld statt, beides zur damaligen Zeit militärische Übungs- und Paradeplätze. Heute sind diese Stätten in folgerichtiger Nutzung – einerseits als Flughafen Berlin-Tegel Otto Lilienthal und andererseits als Flughafen Berlin-Tempelhof. Aber auch das Bornstedter Feld in Potsdam wurde für Flugversuche genutzt. Doch zurück in das Jahr 1909. Vor illustrem Publikum (der Kaiser war zwar nicht anwesend, er hatte bereits im August Flugversuchen in Tegel beigewohnt) startete Orville Wright am 4. September das erste Mal in der deutschen Öffentlichkeit und zeigte vor Tausenden von Zuschauern ein exzellentes und spektakuläres Flugprogramm. Diese Veranstaltung wie weitere in ganz Deutschland füllten die Auftragsbücher und waren natürlich auch eine zugkräftige Werbung für diese neue Art der Fortbewegung. Allerdings wirkte sich die Entfernung zwischen der Fertigung in Reinickendorf und dem ‚Flugfeld‘ in Tempelhof, das ja ein provisorisches und nur zeitweilig zu nutzendes war, äußerst hemmend aus, mussten doch die Fluggeräte jedes Mal demontiert und mit Pferde-fuhrwerken durch Berlin ‚gekarrt‘ werden. Recht rasch sah man sich nach einem günstigeren Standort um und wurde auch schnell fündig. Mit der Einweihung des ersten deutschen Motorflugplatzes am 26. September 1909 in Berlin-Johannisthal waren die günstigsten Bedingungen an einem Ort zusammengefasst. Hier konzentrierte sich nahezu alles, was in der damaligen noch jungen deutschen Luftfahrt Rang und Namen hatte und darüber hinaus – dieses Flugfeld bot alle Bedingungen für Produktion, Erprobung, Schulung und Vorführung, es befand sich quasi ‚alles unter einem Dach‘. Bis zur Fertigstellung des neuen Produktionsgebäudes von Wright in Adlershof an der Rudower Chaussee wurden die Transportwege zwar vorerst länger, aber dies gehörte Anfang 1911 mit seiner Inbetriebnahme direkt neben der fabrikeigenen Flugschule der Vergangenheit an. Ohne jede Übertreibung können die Wright-Doppeldecker (es entstanden verschiedene Typen, die aber alle dem Vorbild des anfangs skizzierten Grundmusters folgten) bis etwa in das Jahr 1911 hinein als die Standard-Schulflugzeuge der Anfangszeit der Fliegerei bezeichnet werden. Bis zum Ende des Jahres 1910 erwarb etwa ein Drittel der Piloten seinen Flugzeugführerschein auf diesem Fabrikat. Eindrucksvoll waren auch die Leistungen der Wright-Piloten bei Wettbewerben oder bei der Erzielung von Flugrekorden. Namen wie Engelhard, Sedlmayr und Thelen waren in aller Munde, Höhen- und Dauerflugrekorde bewiesen die Leistungsfähigkeit der Erzeugnisse. Besonders die Leistungen der sogenannten ‚Sturmflieger‘, die auch im Winter noch bei Windgeschwindigkeiten bis zu 60 km/h flogen, sorgten für Schlagzeilen. Gelangen diese Leistungen doch in einem Fluggerät, dessen Pilotensitz vollkommen offen lag und das über keine Querruder verfügte, sondern dessen Neigung im Kurvenflug mittels Flächenverwindung bewerkstelligt werden musste. Bereits im Verlauf des Jahres 1911, besonders aber 1912 machte es sich hemmend bemerkbar, dass die Fluggeräte von Wright technologisch gesehen ihren Zenit überschritten hatten. Die Konkurrenz ging zu diesem Zeitpunkt zur heute noch klassischen Form eines geschlossenen Rumpfes mit vorn liegendem Motor und direkt angetriebener Zugschraube über. Diesem Prinzip konnte (und wollte) man bei Wright nicht folgen. Es mehrten sich Flugunfälle, zudem zeigte das Militär zunehmendes Desinteresse an diesen Fluggeräten. Die wirtschaftliche Situation verschlechterte sich rasch, fatalerweise starb Wilbur Wright 1912 mit 45 Jahren an Typhus. Damit war das Schicksal des Unternehmens besiegelt, Patentstreitigkeiten beschleunigten das Desaster.“[1]

Verweise

Fußnoten

  1. Dr. Bernd-Rüdiger Ahlbrecht, Vorsitzender der Gesellschaft zur Bewahrung von Stätten deutscher Luftfahrtgeschichte (GBSL e.V.)