Güßfeldt, Paul

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Afrikaforscher Prof. Dr. phil. Paul Güßfeldt

Richard Paul Wilhelm Güßfeldt (Lebensrune.png 14. Oktober 1840 in Berlin; Todesrune.png 18. Januar 1920 ebenda) war ein deutscher Forschungsreisender und Alpinist. Er war Leiter der ersten deutschen Expedition zur Erforschung Zentralafrikas.

Leben

Dr. Paul Güßfeldt.jpg

Güßfeldt studierte Naturwissenschaften und Mathematik, habilitierte sich 1868 in Bonn als Dozent der Mathematik und nahm von 1870 bis 1871 als Freiwilliger am Kampf für das Deutsche Reich teil. Hierauf trat er als Leiter der von der Afrikanischen Gesellschaft ausgerüsteten Expedition nach der Loangoküste (heutige „Republik Kongo“) seine erste größere Reise an. Auf der Hinreise erlitt er am 14. Juni 1873 Schiffbruch bei Freetown und landete erst am 25. Juli bei Banana am Kongo, wo er dann mit Adolf Bastian die erste Station Tschintschoscho, etwa 100 km nördlich vom Kongo, gründete. Hier stießen auch Hermann Soyaux, Sanitätsoffizier Julius Falkenstein und Eduard Pechuel-Loesche zur Expedition.

Alle Versuche, ins Landesinnere vorzudringen, scheiterten indes infolge der Unbrauchbarkeit der als Träger gemieteten Neger, so daß sich Güßfeldt am 5. Juli 1875 wieder nach Europa einschiffte. Jedoch erbrachte dieses Unternehmen umfangreiche wissenschaftliches Material in Form von reichen Sammlungen, magnetischen, meteorologischen, und anthropologischen Beobachtungen.

Im März 1876 unternahm Güßfeldt gemeinsam mit Georg Schweinfurth eine Reise durch die östliche Wüste Ägyptens, legte die geographische Position von 20 Punkten fest und machte magnetische Beobachtungen und Höhenmessungen. Im September 1882 begab er sich dann nach Südamerika zur Erforschung der zentralen chileno-argentinischen Andengruppe. Er entdeckte im Cypressenthal (34° 30' südliche Breite) ein weitumfassendes Gletschergebiet, überschritt den Kamm der Anden an vier verschiedenen Punkten, erreichte am 19. Januar 1883 ganz alleine den höchsten Kraterzacken des Vulkan Maipo (5264 m) und entdeckte einen Weg zu der Spitze des höchsten Berges Amerikas, des Aconcagua (6962 m; Güßfeldt selbst maß damals 6970 m), den er am 21. Februar 1883 bis zur Höhe von 6560 m erstieg, bevor er den Aufstieg wegen eines heftigen Sturms abbrechen mußte. Im April und Mai 1883 besuchte Güßfeldt das bolivianische Hochland und kehrte im Juni 1883 nach Europa zurück.

In den folgenden Jahren war er mit literarischen Arbeiten beschäftigt, war Mitglied der 1890 berufenen Konferenz zur Neuregelung des höheren Schulunterrichts und übernahm 1892 als Professor und Dirigent des naturwissenschaftlichen Unterrichts des Seminars für Orientalische Sprachen das Lehramt für geographisch-astronomische Ortsbestimmungen.

Überdies unternahm Güßfeldt zahlreiche Gletscherfahrten in die Alpen (auch im Winter) und begleitete Kaiser Wilhelm II. auf seinen Nordlandreisen.

Neue Deutsche Biographie

G. studierte Naturwissenschaften und Mathematik in Heidelberg, Berlin, Gießen und Bonn, promovierte 1865 zum Dr. phil. und habilitierte sich 1868 in Bonn für Mathematik. Pläne zu einer Forschungsreise, zunächst durch die Teilnahme am deutsch-französischen Krieg 1870/71 zurückgestellt, fanden 1873 ihre Verwirklichung, als G. durch A. Bastians Vermittlung im Auftrage der „Gesellschaft zur Erforschung Äquatorial-Afrikas“ eine Expedition nach Westafrika an die Loango-Küste leitete. Sie blieb auf die Erforschung des Küstengebietes beschränkt, da Mißgeschicke, unter anderem Schiffbruch, Seuchen, Trägerschwierigkeiten, das geplante Eindringen ins Innere vereitelten. Die über dieses Unternehmen niedergelegten Ergebnisse gehören zu den frühesten und wertvollsten Aufschlüssen über diesen damals noch kaum erforschten Teil der afrikanischen Küstengebiete. 1876 bereiste G. Ägypten und mit G. Schweinfurth die Arabische Wüste. 1882/83 führte ihn eine von der Preußischen Akademie der Wissenschaften (Humboldt-Stiftung) unterstützte Reise in die Kordilleren Südamerikas, in das noch wenig erschlossene Gebiet zwischen dem 32. und 35. Grad südlicher Breite. G.s Reisebericht enthält außer den Resultaten der Orts- und Höhenbestimmungen und der erdmagnetischen Messungen auch Beschreibungen über Flora, Fauna und Besiedlung und gibt Zeugnis von beachtenswerten bergsteigerischen Leistungen (Besteigung des Vulkans Maipo, 5400 m, im Alleingang, 1. Besteigungsversuch des Aconcagua bis zu 6400 m Höhe). In den folgenden Jahren mit literarischen Arbeiten beschäftigt, übernahm G. 1892 als Professor und Dirigent des naturwissenschaftlichen Unterrichts des Seminars für Orientalische Sprachen das Lehramt für geographisch-astronomische Ortsbestimmungen. Er war als Reiseschriftsteller und gewandter Gesellschafter von Wilhelm II. geschätzt und begleitete den Kaiser auf dessen Nordlandreisen. – G. war ein begeisterter Alpinist, erstieg schwierige Gipfel der Schweizer und der französischen Alpen und nahm an etlichen Erstbesteigungen teil (unter anderem 1. Besteigung des Piz Bernina über den|Biancograt, 1. Besteigung des Mont Blanc über die Aiguille Blanche de Péteret [Peuterey] 1893).[1]

Schriften

Ferner erschienen von Güßfeldt zahlreiche Aufsätze in der „Deutschen Rundschau[2].

Literatur

  • Wilhelm II.: Aus meinem Leben 1859–1888. 1927, S. 238 f.

Verweise

Fußnoten

  1. Ronge, Grete: Güßfeldt, Richard Paul Wilhelm, in: Neue Deutsche Biographie 7 (1966), S. 289-290
  2. Z.B.: Der Montblanc (im Oktober- und Novemberheft 1892)