Baeyer, Adolf von
Johann Friedrich Wilhelm Adolf Baeyer, seit 1885 Ritter von Baeyer ( 31. Oktober 1835 in Berlin; 20. August 1917 in Starnberg), war ein bedeutender deutscher sowie halbjüdischer Chemiker und Nobelpreisträger, der auch das Bakelit entdeckte.
Inhaltsverzeichnis
Werdegang
Der Chemiker Adolf Ritter von Baeyer wurde 1835 in Berlin geboren. Seine Mutter war die christliche und tiefgläubige Eugenie Wanda Adolphina Henriette, geb. Hitzig, Tochter des Verlegers und Schriftstellers Isaac Elias Itzig, der 1799 zum Christentum konvertierte und nun Julius Eduard Hitzig hieß. Sein Vater der deutsche Offizier (zuletzt Generalleutnant der Preußischen Armee) und bedeutende Geodät Johann Paul Jacob Baeyer (1794–1885), Begründer der wissenschaftlichen Landvermessung. Er hatte sechs Geschwister. Die historische Schreibweise seines Vornamens lautet Adolph.[1] Adolf Baeyer ging bei Robert Bunsen und August Kekulé in die Lehre. Er studierte zunächst in Berlin Mathematik und Physik, dann Chemie bei Bunsen in Heidelberg. Nach Abschluß seines Studiums 1858 promovierte er bei Kekulé mit einer mit „cum laude“ benoteten Dissertation (Titel: De arsenicic cum methylio conjuntionibis) arbeitete er im Labor von Kekulé in Heidelberg.
Wirken
1860 habilitierte sich von Baeyer in Berlin als Privatdozent und nahm einen Lehrstuhl für Organische Chemie am Gewerbeinstitut in Berlin (Klosterstr.) an. 1866 wurde er außerordentlicher Professor an der Humboldt-Universität zu Berlin.
Ab 1872 wirkte er an der neugeschaffenen Kaiser-Wilhelm-Universität zu Straßburg und ab 1875 als Nachfolger Liebigs in München, wo nach seinen Angaben ein neues Laboratorium gebaut wurde. Mit seiner Beschreibung des Bakelits war er Mitbegründer der neuzeitlichen Kunststoff-Industrie. Auf zahlreichen anderen Gebieten, beispielsweise bei der Photosynthese der Pflanzen, kam er zu weiteren Erkenntnissen.[1]
Zwischen 1870 - 1900 kam es in der Gesellschaft Deutscher Chemiker zu Diskussionen über Art und Inhalte des Chemiestudiums. Die chemische Industrie wünschte vereinheitlichte Lern-, Prüfungsordnungen in Deutschland. Die Inhalte des Chemiestudiums sollten stärker die Bedürfnisse der chemischen Industrie berücksichtigen. Adolf von Baeyer trat neben Wilhelm Ostwald für eine hochschulinterne Prüfung und eine zweckfreie Forschung ein. Von Baeyer glaubte, daß Wissenschaft nur in Unabhängigkeit von äußeren, wirtschaftlichen Einflüssen gedeihen könnte.
Tod
Professor Dr. Adolf von Baeyer verstarb 1917 in Starnberg und wurde auf dem Münchner Waldfriedhof beigesetzt.
Familie
Von Baeyer heiratete 1868 seine Verlobte Fanny Adelheid „Lida“ Bendemann (1847–1910), Tochter des Wirklich Geheimen Oberbergrates Emil Franz Leopold Bendemann (1807–1882) und seiner Gemahlin Ottilie, geb. Prössel (1815–1887) sowie Schwester der späteren Generalleutnants Hans Bendemann. Aus der Ehe sind vier (nach vereinzelten Quellen fünf, ggf. noch einen Sohn „Ernst“) Kinder entsprossen:
- Eugenie (1869–1952); heiratete den Chemiker Oskar Piloty, einen Schüler von Baeyers
- Franz Adolf (1870–1881)
- Hans Emil (1875–1941; Orthopäde)
- Otto (1877–1946) Physiker
Sein Sohn Prof. Dr. Otto von Baeyer wirkte auch zur Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland,[1] und ein Enkel von ihm war der Psychiater und Neurologe Walter Ritter von Baeyer.
Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)
- 1881 verlieh ihm die Royal Society in London die Davy-Medaille
- 1885 wurde er in den erblichen Adelsstand des Königreichs Bayern erhoben
- 1891: Bayerischer Maximiliansorden für Wissenschaft und Kunst
- 1895: Aufnahme in den Orden „Pour le Mérite für Wissenschaften und Künste“
- Im Jahre 1903 erhielt er die erstmals von der Deutschen Chemischen Gesellschaft verliehene Liebig-Denkmünze
- 1905: Nobelpreis für Chemie als Anerkennung des Verdienstes, das er sich um die Entwicklung der organischen Chemie und der chemischen Industrie durch seine Arbeiten über die organischen Farbstoffe und die hydroaromatischen Verbindungen erworben hatte.
- Seit 1911 wird der Adolf-von-Baeyer-Preis in unregelmäßigen Abständen verliehen.
Literatur
Günther Bugge: Das Buch der großen Chemiker, Verlag Chemie GmbH, Weinheim 1974, S. 321 ff.