Ostwald, Wilhelm

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Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Wilhelm Ostwald
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Friedrich Wilhelm Ostwald (Lebensrune.png 2. September 1853 in Riga; Todesrune.png 4. April 1932 in Leipzig) war ein baltendeutscher Chemiker, der sich zugleich mit philosophischen Fragen beschäftigte. Den Nobelpreis für Chemie erhielt er 1909. Er war ein Unterzeichner des Aufrufs an die Kulturwelt am Beginn des Ersten Weltkrieges gegen Deutschland.

Leben

Prof. Dr. Paul Walden „Wilhelm Ostwald“ (1904).png
Wilhelm Ostwald (1853-1932) II.jpg
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Wilhelm Ostwald, 1909.jpg

Ostwalds Vorfahren stammten aus Hessen und Berlin und lebten seit mehreren Generationen in der damals von Rußland verwalteten Stadt Riga im Baltikum. Wegen mangelhafter Kenntnisse der russischen Sprache konnte er als Baltendeutscher sein Abitur erst verzögert im Jahre 1871 ablegen.

1872 begann er ein Chemiestudium an der Universität Dorpat (heute Tartu, Estland). Während dieser Zeit war der Korporierte Ostwald in der deutschnationalen Studentenverbindung Baltische Corporation Fraternitas Rigensis Dorpat aktiv. 1875 beendete er sein Studium mit der Kandidatenarbeit und wurde Assistent am physikalischen Institut bei Arthur von Oettingen, später am chemischen Institut bei Carl Schmidt. 1877 legte Wilhelm Ostwald seine Magisterarbeit zum Thema „Volumchemische Studien über Affinität.“ vor. 1878 beendete er seine Dissertation „Volumchemische und optisch-chemische Studien“ und promovierte zum Doktor der Chemie.

Im Jahre 1880 wurde er zum Dozenten für physikalische Chemie an die Universität Dorpat berufen und arbeitete nebenberuflich als Lehrer für Physik, Mathematik und Chemie an einer Mittelschule in Dorpat. 1881 wurde er als Professor der Chemie an das Polytechnikum in Riga berufen. 1887 erfolgte dann der Ruf auf den Lehrstuhl für Physikalische Chemie in Leipzig.

Er vertrat vehement die Dissoziationstheorie und bezeichnete die Materie als besondere Erscheinungsform der Energie. Zudem trat er mit einem universellen Koordinatensystem von Zeit, Raum und Energie an die Öffentlichkeit. 1893 übernahm er den Vorsitz der von ihm gegründeten Deutschen Elektrochemischen Gesellschaft. Ab 1901 hielt er auch Vorlesungen zur Naturphilosophie und entwickelte in dieser Zeit das nach ihm benannte „Ostwald-Verfahren“ zur großindustriellen Herstellung von Salpetersäure.

1906 emeritierte er vorzeitig und arbeitete bis zu seinem Tod 1932 als Privatgelehrter auf seinem Gut Großbothen. 1909 erhielt er den Nobelpreis für Chemie als Anerkennung für seine Forschungen und Entdeckungen über den Mechanismus der Katalyse und über chemische Gleichgewichtsverhältnisse und Reaktionsgeschwindigkeiten. Er betätigte sich zeitlebens auch als Maler und widmete sich in den späteren Jahren der Farbenlehre. Als Freimaurer setzte er sich zudem für eine Auflösung der Nationen und eine einheitliche Weltsprache (Esperanto) ein, korrigierte jedoch später seinen Irrtum, indem er gegen den Ersten Weltkrieg gegen Deutschland eintrat.

Mitarbeiter (Auswahl)

Gedenktafel am Wilhelm-Ostwald-Institut für Physikalische und Theoretische Chemie in der Linnéstraße in Leipzig.

Zwischen 1887 und 1906 arbeiteten bei Wilhelm Ostwald 352 Wissenschaftler aus 30 Nationen. Unter Wilhelm Ostwalds Leitung fanden 148 Promotionsverfahren und zehn Habilitationen statt. Unter anderem studierten bei Wilhelm Ostwald:

  • Georg Bredig (1858–1944), Professuren für Chemie an mehreren Hochschulen.
  • Theodor Paul (1862–1928), Professur für Pharmazie in München, Leiter der „Deutschen Forschungsanstalt für Lebensmittelchemie“.
  • Paul Walden (1863–1957), Professuren für Chemie in Riga, St. Petersburg, Rostock.
  • Max Le Blanc (1865–1943), Professuren in Leipzig, Karlsruhe. Er bestimmte die Zersetzungsspannung von Elektrolytlösungen.
  • Arthur Amos Noyes (1866–1936), Professor für theoretische Chemie am Massachusetts Institute of Technology Boston.
  • Theodore William Richards (1868–1928), Professor, Nobelpreisträger von 1914.
  • Robert Luther (1868–1945), Professuren für Photochemie in Leipzig, Dresden.
  • Werner von Bolton (1868–1912), Leiter des zentralen Laboratoriums von Siemens & Halske. Er entdeckte die Vorzüge von Tantal für die Herstellung von Glühfäden.
  • Mordko Herschkowitsch (1868–1932), Chemiker bei Carl Zeiss Jena.
  • Alwin Mittasch (1869–1953), Professor, Forschungsleiter in der BASF Ludwigshafen.
  • Fritz Pregl (1869–1930), Professor, Nobelpreisträger von 1923.
  • Frederick George Donnan (1870–1956), Professuren für physikalische Chemie in Liverpool, London. Er konstruierte bei Ostwald die erste Glaselektrode.
  • Max Bodenstein (1871–1942), Professuren für physikalische Chemie in Leipzig, Hannover, Berlin.
  • Eugene C. Sullivan (1872–1962), Corning–Glaswerke. Er erfand das PYREX-Glas.
  • Carl Benedicks (1875–1958), Professuren für Chemie in Uppsala, Stockholm.
  • Eberhard Brauer (1875–1958), Assistent von Wilhelm Ostwald.
  • Oscar Gros (1877–1947), Professuren in Leipzig, Halle, Köln, Kiel.
  • Ivan Plotnikow (1878–1955), Professor für Photochemie in Moskau.
  • Niels Bjerrum (1879–1958), Professor für Chemie an der Landwirtschaftshochschule Kopenhagen.
  • Hans Kühl (1879–1969), Professor für Chemische Technologie der Baustoffe an der TU Berlin.
  • Herbert Freundlich (1880–1941), Professuren an den TH Braunschweig, Aachen, Berlin. Grundlagenforschung in der Kolloidchemie.
  • Alfred Genthe (1882–1943), Industriechemiker Worms, San Franzisco.[1]

Bei Ostwald habilitierten sich oder arbeiteten als post-doc:

Zu Ostwalds Fachkollegen in Leipzig zählten:

  • Ernst Otto Beckmann (1853–1923), Professor. Direktor des Laboratoriums für angewandte Chemie in Leipzig, ab 1912 Direktor des Kaiser-Wilhelm-Institutes für Chemie in Berlin-Dahlem. Er entwickelte das Beckmann-Thermometer und die Molekulargewichtsbestimmung mit kryoskopischen Messungen.
  • Robert Behrend (1856–1926), Professor an der TH Hannover. Er nahm die erste potentiometrische Titration vor.

Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)

Ostwald-Schulen

  • Die Wilhelm-Ostwald-Grundschule in Großbothen
  • Grundschule „Wilhelm Ostwald“ in Grimma
  • Das Wilhelm-Ostwald-Gymnasium (WOG) in Leipzig
  • Die Wilhelm-Ostwald-Schule des Oberstufenzentrums (OSZ) Farbtechnik und Raumgestaltung in Berlin
  • Die Rigaer Ostwald-Mittelschule (lettisch Rīgas Ostvalda vidusskola)

Schriften (Auswahl)

  • Lehrbuch der allgemeinen Chemie (1885) (PDF-Dateien: Band 1, Band 2)
  • Elektrochemie, ihre Geschichte und Lehre (1896) (PDF-Datei)
  • Der Werdegang einer Wissenschaft; sieben gemeinverständliche Vorträge aus der Geschichte der Chemie (1908) (PDF-Datei)
  • Leitlinien der Chemie. Sieben gemeinverständliche Vorträge aus der Geschichte der Chemie (1906) (PDF-Datei)
  • Malerbriefe. Beiträge zur Theorie und Praxis der Malerei (1904) (PDF-Datei)
  • Die Philosophie der Werte (1913) (PDF-Datei)
  • Einführung in die Farbenlehre (1919) (PDF-Datei)

Literatur

  • Paul Walden: „Wilhelm Ostwald“ (1904) (PDF-Datei)
  • Wilhelm von Schnehen: „Energetische Weltanschauung? Eine kritische Studie mit besonderer Rücksicht auf W. Ostwalds Naturphilosophie“ (1907) (PDF-Datei)

Verweise

Fußnoten

  1. Carl G. Spilcke-Liss: Der Wirkungskreis von Wilhelm Ostwalds Leipziger Schule der physikalischen Chemie. Herausgeber Horst Remane. Drei Birken, Freiberg 2009 (Beiträge zur Geschichte der Pharmazie und Chemie 2).
  2. Wagner im Leipziger Professorenkatalog