Platen-Hallermünde, August von
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Karl August Georg Maximilian Reichsgraf von Platen zu Hallermünde ( 24. Oktober 1796 in Ansbach; 5. Dezember 1835 in Syrakus) war ein deutscher Dichter und Offizier im Münchener 1. Infanterie-Regiment „König“ der Bayrischen Armee in den Befreiungskriegen, wenngleich er an keinem Gefecht teilnahm. Seine Büste wurde in der Ruhmeshalle in München aufgestellt.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Zum Wirken des Zöglings des Münchener Kadettenhauses und der Königlichen Pagerie heißt es:[1]
- Karl Georg August Maximilian Graf von Platen-Hallermünde, geb. 24. Oktober 1796 zu Ansbach. Im Kadettenhause zu München wurde er 1806-10 erzogen; dann in der dortigen königl. Pagerie bis zu seiner Ernennung zum Lieutenant (21. März 1814). Als solcher machte er den Rest des Feldzuges mit (April bis Dezember 1815), erhielt darauf Urlaub zum Reisen (seit 1816) und zum Studieren, bezog 1818 Würzburg, 1819 Erlangen, wo er sich Schelling anschloß. Eine Stelle an der Erlanger Bibliothek hielt ihn, bis er im September 1826 Deutschland verließ, um dauernd nach Italien zu gehen, das er schon vorher über seinen Urlaub hinaus besucht hatte. Gefördert von seinem Verleger Cotta hielt sich der rastlose Wanderer namentlich in Florenz, Rom, Neapel auf, war noch zweimal (1832 und im Winter 1833-34) in Deutschland und starb den 5. Dezember 1835 in Syrakus. 1828 war er Mitglied der bayerischen Akademie geworden.
Der Literaturwissenschaftler Prof. Dr. Gunter E. Grimm resümierte:
- „Karl August Georg Maximilian Graf von Platen-Hallermünde […], Sohn des ansbach-bayreuth. Oberforstmeisters August Philipp und seiner Frau Christine Luise Freiin Eichler von Auritz, trat noch nicht zehnjährig in das Kadettenkorps in München ein, im September 1810 wechselte er in die Pagerie, das Erziehungsinstitut für königliche Edelknaben und entschied sich – in der falschen Hoffnung, mehr Zeit für seine literarischen Neigungen zu erübrigen – für die Militärlaufbahn. Im März 1814 wurde er Unterleutnant und nahm 1815 am Frankreichfeldzug gegen Napoleon teil. 1818 ließ er sich drei Jahre für ein Studium der Rechtswissenschaften in Würzburg vom Militärdienst beurlauben, wechselte aber bereits 1819 an die Universität Erlangen, wo er sich dem Studium moderner und älterer Sprachen und Literaturen widmete. Seine Sprachbegabung manifestiert sich einerseits im Erlernen der Sprachen Französisch, Englisch, Italienisch, Spanisch, Portugiesisch, Lateinisch, Griechisch, Dänisch, Schwedisch, Holländisch und Persisch, andererseits in Übersetzungen und Nachbildungen romanischer und orientalischer Gedichtformen (‚Ghaselen‘, 1821; ‚Neue Ghaselen‘, 1823). Seine erste Reise nach Venedig unternahm er im Herbst 1824; damals entstanden auch die ‚Sonette aus Venedig‘ (1825). Seit 1826 hielt sich der mit königlich-bayerischer Pension ausgestattete Dichter überwiegend in Italien auf, das er kreuz und quer auf Fußmärschen bis zu sechzig Kilometer pro Tag durchstreifte. Nicht nur die Liberalität der italienischen Gesetzgebung war für den homoerotisch veranlagten Autor ein entscheidender Grund für die Wahl Italiens als zweite Heimat, auch politische und persönliche Gründe entfremdeten ihn von Deutschland. So verstrickte er sich in einen Literaturstreit (1829/30) mit Karl Immermann und Heinrich Heine, bei dem Platen Immermann als dichterischen Versager und Heine als penetranten Juden abkanzelte, Heine dagegen erbarmungslos Platens Homosexualität entlarvte und seinen dichterischen Formalismus verurteilte. Der Tod des erst neununddreißigjährigen Dichters war Folge einer falschen Selbstmedikation: Aus Furcht vor der grassierenden Cholera-Epidemie nahm er eine Überdosis Abwehrmittel, die zusammen mit der Kolik seinen Tod herbeiführte.“[2]
Kurze Einführung
Kurze Einführung in Leben und Werk:[3]
Werke (Auswahl)
- Die Abbassiden: ein Gedicht in 9 Gesängen (PDF-Datei)
- Ghaselen (PDF-Datei)
- Neue Ghaselen (PDF-Datei)
- Die Liga von Cambrai: geschichtliches Drama in drei Akten (PDF-Datei)
- Die verhängnißvolle Gabel, Lustspiel in fünf Akten (PDF-Datei)
- Der romantische Oedipus: Lustspiel in 5 Akten (PDF-Datei)
- Polenlieder (PDF-Datei)
- Der Sieg der Gläubigen: ein geistliches Nachspiel (PDF-Datei)
- Sonette aus Venedig (PDF-Datei)
- Geschichten des Königreichs Neapel von 1414 bis 1443 (PDF-Datei)
- Vermischte Schriften (PDF-Datei)
- Gedichte des Grafen August von Platen, Gesamtausgabe (PDF-Datei) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!
- Gedichte aus dem ungedruckten Nachlasse (PDF-Datei)
- Gesammelte Werke in fünf Bänden (PDF-Dateien: Bände 1-2, Band 3, Bände 4-5)
- Karl Goedeke (Hrsg.): Gesammelte Werke des Grafen August von Platen in einem Band. Mit des Verfassers Bildniss in Stahl und einem Facsimile seiner Handschrift (PDF-Datei)
- Poetischer und litterarischer Nachlass des Grafen August von Platen (PDF-Dateien: Band 1, Band 2)
- Platens Tagebuch. 1796-1825 (PDF-Datei)
Literatur
- „August Graf von Platen - Tagebücher. Im Auszuge hrsg. von Erich Petzet, mit Porträt, Abbildung des Grabmals und Faksimile der letzten Beiden Tagebuchseiten“, 1905 (PDF-Datei) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!
- Nathanael von Schlichtegroll: „Erinnerung an August Grafen von Platen in seiner Jugend: Züge zu seinem Bild in der ersten Entwicklungsperiode seines Dichterlebens von Freundeshand. Mit bisher ungedruckten Erstlingsgaben seiner Muse“, 1852 (PDF-Datei)
- Christoph von Elsperger: „Zur Erinnerung an August Grafen von Platen. Vortrag, gehalten bei d. Preisevertheilung d. K. Studienanstalt in Ansbach den 7. Aug. 1858“ (PDF-Datei)
- „Briefwechsel zwischen A. Gr. v. Platen u. Johannes Minckwitz: Nebst einem Anhange von Briefen Platens an Gustav Schwab (Mit Platens Facsimile)“, 1836 (PDF-Datei)
- Hubert Tschersig:
- Rudolf Unger: „Platen in seinem Verhältnis zu Goethe“, 1903 (PDF-Datei) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!