Kyffhäusersage
Die Kyffhäusersage dreht sich um den Kyffhäuserberg in Thüringen. In diesen Berg soll sich der Sage nach der deutsche Kaiser Friedrich I. Barbarossa zurückgezogen haben, wo er in einem unterirdischen Saal ruht und eines Tages wieder zurückkehren wird. Ursprünglich drehte sich die Saga um Kaiser Friedrich II., welcher sich mit einem Heer in den Ätna zurückgezogen habe, später wurde der Mythos jedoch auf Barbarossa übertragen und der Kyffhäuser zum neuen Schauplatz. Es handelt sich dabei um eine der bekanntesten deutschen Sagen.
Inhaltsverzeichnis
Inhalt
Der alte Kaiser Friedrich Barbarossa wurde durch einen Zauber in ein unterirdisches Schloß des Kyffhäuserberges in Thüringen verbannt. Hier sitzt er schlafend auf einem Stuhl von Elfenbein und stützt sein Haupt auf einen Marmortisch. Sein roter Bart, bei Lebzeiten dem gelben Flachse ähnlich, leuchtet wie Glut des Feuers und ist durch den Tisch, ja fast um denselben herumgewachsen. Zuweilen bewegt der Kaiser das blonde Haupt, hebt die schweren Augenlider halb und zwinkt oder blinzelt mit den Augen. Durch solch' traumhaftes Augenzwinkern winkt er in langen Zeiträumen – von 100 Jahren – einem Zwerg, kaum der Größe eines Knaben, hinaufzugehen und nachzusehen, ob die Raben, die Bilder der Zwietracht und des Unglücks, noch um den Berg fliegen und krächzen. Ist dies der Fall, so schließt der Kaiser seufzend die Augen, schläft und träumt abermals 100 Jahre.
Erst, wenn der Bart ganz um den runden Marmortisch gewachsen ist und ein mächtiger Adler in stolzem Flug sich aufschwingt, den Berg umkreist und den Rabenschwarm verscheucht, erst dann wird der Kaiser mit seinen gleichfalls verzauberten Getreuen erwachen.
Die Sage
Die Barbarossa-Sage von Ludwig Bechstein, 1836:[1]
- Kaiser Friedrich der Rotbart unternahm einen Kreuzzug in das heilige Land, dieses den Türken zu entreißen, von dannen er nicht wieder heimkehrte. Und bald darauf entstand im Volk mancherlei Gerücht und Sage, daß er nicht, wie doch die Kunde war, gestorben sei, sondern noch lebe, und wiederkommen werde. So wurde gesagt, er sei in einen Berg verzückt und gebannt. Manche nennen den Untersberg bei Salzburg, andere einen Felsen bei Kaiserslautern, darin der Kaiser verzaubert sitzen soll. Am meisten aber wird der Kyffhäuser als solcher Berg genannt. Da hinein soll er sich selbst verflucht haben mit seiner Tochter und allem Holgesinde bis zur Zeit seiner Wiederkehr Da sitzt er nun im Bergschloß, umgeben von seinen Wappnern, in einer glänzenden Halle, an einem güldenen Tisch und trägt auf dem Haupt eine alte güldene Krone. Des Kaisers roter Bart ist durch den Tisch gewachsen und reicht zweimal schon um den Tisch herum. Wenn er aber zum drittenmal herumreicht, dann wird der Kaiser heraufkommen, das Reich wieder behaupten, das Regiment bessern und das gelobte Land mit dem heiligen Grabe den Türken abgewinnen. Dann wird er seinen Schild hängen an den dürren Ast eines Birnbaumes, der auf dem Ratsfeld steht, und eine große Schlacht wird dann geschlagen werden, der Baum aber wird grünen und blühen. Auch schläft der Kaiser nicht, sondem er nickt und zwinkert mit den Augen, wie im Halbschlummer und alle hundert Jahre sendet er einen Zwerg hinauf zu schauen: ob die Raben noch um die alte Burgwarte von Kyffhausen fliegen? Wenn er nun wiederkommt und aussagt, daß sie noch fliegen, wird der alte Kaiser traurig wie zuvor und schlummert wieder fort. So haben ihn schon manche gesehen.
Ursprung
Zum Ursprung der Sage heißt es:[2]
- Am 13. Dezember 1250 starb Friedrich in Süditalien; wie sein großer Vater Heinrich VI. fand er die letzte Ruhe im Dome zu Palermo. Ein edles Leben verloren an einer unlösbaren Aufgabe — ein Leben voll von Widersprüchen und Enttäuschungen, aber doch das Leben eines Mannes, der unsere Liebe, unsere menschliche Teilnahme verdient.
- Trotz der folgenreichen Fehler seiner Politik, trotz seiner mangelnden Zuneigung für Deutschland, erblickten die Deutschen seiner Zeit und der Nachwelt in ihm einen Helden ihrer Geschichte, und beim Verfalle der Kaisermacht den letzten großen Vertreter des Kaisergedankens. Das war er gewiß, und es ist kein Wunder, daß sein Bild im Jammer des Reichsverfalls sich verklärte, daß die Erinnerung es hinübernahm in die Sage und mit der Gestalt Karls des Großen verschmolz, der im Unterberg bei Salzburg nur schlafe, um zu kommen, wenn das Reich in Not sei. So hieß es nach des letzten großen Hohenstaufen Tode bald, auch er sei nicht gestorben, er schlafe im Kyffhäuser, dort wo die Staufenburg Tilleda gestanden hatte, und er komme wieder als Retter und Wiederaufrichter des Reichs, wenn die Not am größten sei.
- So bezieht sich die Kyffhäusersage auf Friedrich II., nicht auf seinen kaiserlichen Großvater Friedrich Rotbart; erst das beginnende 19. Jahrhundert hat „den alten Barbarossa, den Kaiser Friederich“ zum Helden jener Sage gemacht.
Siehe auch
Literatur
- Ludwig Bechstein: „Die Sagen des Kiffhäusers und der Güldenen Aue, des Werragrundes und von Liebenstein und Altenstein“, 1838 (PDF-Datei)
- Ernst Koch:
- „Die Sage vom Kaiser Friedrich im Kiffhäuser nach ihrer mythischen, historischen und poetischnationalen Bedeutung erklärt“, 1880 (PDF-Datei) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!
- „Die Sage vom Kaiser Friedrich im Kyffhäuser. Überblick über die moderne Nibelungendichtung. Dem Gymnasium zu Zittau zur Feier seines 300 jährigen Bestehens gewidmet“, 1886 (PDF-Datei) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!
- Julius Heidemann: „Die deutsche Kaiseridee und Kaisersage im Mittelalter und die falschen Friedriche“, 1898, „Die Kyffhäuser- und Barbarossasage“, S. 30ff. (PDF-Datei) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!
- Franz Kampers:
- Heinrich Pröhle: „Deutsche Sagen“, 1863 (PDF-Datei)