Reichsherrlichkeit

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Die Reichskrone als Symbol deutscher Reichsmacht und Reichsherrlichkeit

Reichsherrlichkeit als Reichsbegriff ist der sowohl geographische, aber auch metaphysische Inbegriff (des Reiches Herrlichkeit) der verloren geglaubten Werte und Ideale des vereinten und mächtigen Ersten Deutschen Reiches im Mittelalter, jedoch ohne die Schwäche der Kleinstaaterei. In der Sicht der Romantik war das „goldene Mittelalter“ eine Zeit der Helden, des ehrlichen Kampfes, der reinen „Minne“ und edlen Gesinnung sowie eine Zeit des reinen Gutes und Blutes. Die Reichsherrlichkeit, d. h. das Reichsgebiet als Zentrum der Herrschaft des Deutschtums, galt es zu schützen und später wieder herzustellen bzw. diesen Idealen nachzueifern. In Wappen der deutschen Landen wurde die Reichsherrlichkeit u. a. mit einem aufsteigenden goldenen Adler symbolisiert.

Herrlichkeit als Herrschaftsgebiet

Herrlichkeit wurde in der deutschen Feudalzeit das Territorium oder Lehen eines Landesherrn bezeichnet, der in diesem Gebiet die vollen Herrschaftsrechte ausübte. Der Kaiser begnügte sich zumeist mit dem Treueeid und der Oberherrlichkeit, d. h. dem übergeordneten Verwaltungsrecht.

„Das Werden von Landesherrschaft ist als Prozeß der allmählichen Bündelung älterer Einzelrechte aufzufassen, die zu verschiedener Zeit in der Hand eines Herrn vereint, mehr aufgrund von strenger Auslese im Kampf der Nachbarn untereinander als gegen das Königtum. Die Unterlegenen wurden ganz langsam, zumal in der frühen Neuzeit, als private Grundherren aufgefaßt, die Sieger klärten ihre Rechte juristisch zur Landeshoheit ab.“[1]

Lehen, die vom König oder Kaiser vergeben wurden, hatten im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation Reichsstandschaft. Waren sie durch Kauf oder Vererbung an Grafen oder Fürsten gelangt, so wurden diese – anders als die Reichsritter – im Reichstag auf der Grafenbank vertreten.

In der „allzeit neuesten Matrikel“ von 1521 sind folgende Reichsherrschaften aufgeführt:

Anholt, Arenberg, Bergen und Walen, Eppstein, Daun-Oberstein, Degenberg, Finstingen, Gera, Heideck, Hewen, Hohkönigsburg, Hoorn, Nieder-Isenburg, Isselstein, Königsegg zu Aulendorf, Königseggerberg, Kriechingen, Lippe, Losenstein, Mörsberg, Oberstein-Falkenstein, Polheim, Reichenstein, Reifferscheid, Rheineck, Rogendorf, Schönburg, Schwarzenberg, Sommerau, Spiegelberg, Staufen, Steinfurt, Vaduz, Wildenfels, Winneburg und Wolkenstein.

Freie Herrlichkeit

Eine Hohe Herrlichkeit oder Freie Herrlichkeit war im Niederrheinisch-Westfälischen Reichskreis im Mittelalter des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation ein selbständiges Gebiet mit eigener Rechtsprechung. Der (Landes-)Herr besaß das Recht, Körperstrafen zu verhängen und im Rahmen der Hohen Gerichtsbarkeit Straftäter zum Tode verurteilen und exekutieren zu lassen. An die Hohe Herrlichkeit waren auch das Jagdrecht, das Fischereirecht, das Mühlenrecht sowie das Recht der Ernennung von Trägern lokaler öffentlicher Ämter gekoppelt. Eine wesentliche Einnahmensquelle war das Zehntrecht.

Sehnsucht nach Reichsherrlichkeit

Der hochmittelalterliche Minnesang zählt zu den eigenartigsten und eindrucksvollsten Erscheinungen in der deutschen Dichtkunst und Geistesgeschichte. Die hervorragendste Persönlichkeit dieser Epoche war unzweifelhaft Walther von der Vogelweide, der den höfischen Minnesang zu höchsten Blüte führte und hoch zu Roß von Burg zu Burg ritt, um von deutscher Reichsherrlichkeit zu künden.

Während des 19. und frühen 20. Jahrhunderts suchte man nach Begründungen dieses Gefühls durch Rückbesinnung auf die gemeinsame Geschichte. Eine deutschlandweite Bewegung untermauerte diese Auffassung durch den Wiederaufbau alter Burgen. Deutsche Dichter dienten als Sinnbild deutscher Reichsherrlichkeit bzw. zu gewinnender oder bereits erreichter deutscher Einheit.

Barbarossa-Sage

Mit dem Zusammenbruch des römisch-deutschen Reiches 1806 und der erneuten Zersplitterung des Reiches besann man sich auf die einstige Reichsherrlichkeit unter den Staufern, insbesondere auf Barbarossa. 1817 entstand das bekannte Gedicht von Friedrich RückertDer alte Barbarossa“, das zum Inhalt der Kyffhäusersage wurde. Das Gedicht war Pflichtstoff in der Schule, und viele Menschen kamen so mit der Idee und den Gedanken der Sage in Berührung. In den Jahren bis 1871 wurde der Kyffhäuser (die Ruinen der alten Reichsburg) und ebenso die Barbarossasage zum Symbol für die deutschen Freiheitsbestrebungen der fortschrittlichen Kräfte, die für die Entstehung eines deutschen Nationalstaates eintraten. Einer ihrer Hauptgedanken war die Hoffnung, die Sehnsucht und der Wunsch nach einem geeinten Deutschen Reich. Die Barbarossa-Sage entwickelte sich in dieser Zeit zur Nationalsage des deutschen Volkes.

Im Wortlaut der Barbarossasage heißt es:

„Der alte Kaiser Friedrich Barbarossa ist durch einen Zauber, d. h. eine übernatürliche heimliche Gewalt, in ein unterirdisches Schloß des Kyffhäuserberges in Thüringen versetzt worden. Hier sitzt er schlafend auf einem Stuhl von Elfenbein und stützt sein Haupt auf einen Marmortisch. Sein roter Bart, bei Lebzeiten dem gelben Flachse ähnlich, leuchtet wie Glut des Feuers und ist durch den Tisch, ja fast um denselben herumgewachsen. Zuweilen bewegt der Kaiser das blonde Haupt, hebt die schweren Augenlider halb und zwinkt oder blinzelt mit den Augen. Durch solch’ traumhaftes Augenzwinkern winkt er in langen Zeiträumen – von 100 Jahren – einem Zwerg, kaum der Größe eines Knaben, hinaufzugehen und nachzusehen, ob die Raben, die Bilder der Zwietracht und des Unglücks, noch um den Berg fliegen und krächzen. Ist dies der Fall, so schließt der Kaiser seufzend die Augen, schläft und träumt abermals 100 Jahre. Erst wenn der Bart ganz um den runden Marmortisch gewachsen ist und ein mächtiger Adler in stolzem Flug sich aufschwingt, den Berg umkreist und den Rabenschwarm verscheucht, erst dann wird der Kaiser mit seinen gleichfalls verzauberten Getreuen erwachen.“

Reichskleinodien als Symbol deutscher Reichsherrlichkeit

Adolf Hitler schrieb in „Mein Kampf“ in bezug auf die durch den „Deutschen Krieg“ 1866 vollzogene Trennung von deutsch-österreichischer und preußisch-deutscher Geschichte:

„Die zu Wien bewahrten Kaiserinsignien einstiger Reichsherrlichkeit scheinen als wundervoller Zauber weiter zu wirken als Unterpfand einer ewigen Gemeinschaft.“

Niederwalddenkmal als Symbol deutscher Reichsherrlichkeit

Das Niederwalddenkmal: Die Germania als Symbol deutscher Reichsherrlichkeit strahlt vor blauem Samthimmel kurz vor dem Feuerwerk zur Weltkulturerbe-Feier am 19. Juli 2009.
Detail mit Reichsadler und Inschrift: „Zum Andenken an die einmuethige siegreiche Erhebung des deutschen Volkes und an die Wiederaufrichtung des Deutschen Reiches 1870–1871“

1883 wurde das Denkmal in Niederwald zu Ehren der Deutschen Reichsgründung eingeweiht. Der Wiesbadener Regierungspräsident (Oberpräsident) Botho Graf zu Eulenburg eröffnete als Vorsitzender des Denkmalausschusses die Feier mit ergreifenden Worten zur Einigkeit und Reichsherrlichkeit:

„ ‚Nun laßt die Glocken von Thurm zu Thurm Durch's Land frohlocken im Jubelsturm! Des Flammenstoßes Geleucht facht an! Der Herr hat Großes an uns gethan!‘ So hallte es wieder im ganzen Vaterlande, als der Sieg erkämpft, Deutschland geeinigt, das Reich neu erstanden und durch den ruhmvollen Frieden das Errungene besiegelt war. Das Hochgefühl, welches die Brust jedes Deutschen durchbebte, verlangte einen ebenbürtigen Ausdruck, ein bleibendes Zeichen des Dankes und der Freude, ein Vermächtniß an die Zukunft. Deutschlands Erhebung durch Kriegs- und Friedensthat, durch Waffensieg und politische Wiedergeburt, seine Einigung, die Wiederaufrichtung des Deutschen Reichs – das soll durch ein Nationaldenkmal gleichsam gefeiert und verherrlicht werden. Dasselbe darf nur da seinen Platz finden, wohin beim Ausbruch des Krieges des deutschen Volkes Zorn und seine Begeisterung in unwiderstehlichem Strome sich ergossen: wo Deutschlands Wacht war, muß Deutschlands Ehrendenkmal sich erheben.
Mit seinem Volke fühlend, gab der Kaiser dem Gedanken Beifall, und zündend gewann er Herzen und Geister. Von ihm beseelt, schuf Johannes Schilling von Dresden das deutsche Nationaldenkmal, ideal und volksthümlich zugleich, bewundert und hochgeschätzt von Künstlern und Laien, im Palast wie in der Hütte.
Drei Jahre währte die Vorbereitung, dreimal drei Jahre reichten hin, um die großartige Arbeit auszuführen. Das Werk lobt den Meister und das deutsche Volk ehrt dankbar den Künstler. Zur Kunst des Bildhauers die Baukunst gesellend, stand Professor Weißbach dem Freunde treu zur Seite, plante und leitete den Aufbau. Dank sei ihm und Allen, die zur Ausführung des Werkes mitwirkten.
Die deutschen Erzgießer ließen die mächtigen Gestalten und Bildwerke des Denkmals lebensvoll, wie der Meister sie geschaffen, aus dem Gips wiedererstehen. Gleich gelungen erwuchsen in Erz die Gestalten des Krieges und des Friedens in Nürnberg, die Bildwerke in Dresden, Lauchhammer und Berlin. Aus München aber kam und brachte die Krone mit – stolz und sicher trug sie von Worms her der Rhein – die hehre Germania. Hoch über den Wald zum Himmel ragend, krönt sie in erhabener Schönheit das Denkmal.
Schwer war der Bau auf Bergeshöhe, schwerer die Aufrichtung des Denkmals; in sechs Jahren wurden sie glücklich vollendet. Alle, die mit Kopf und Hand daran gewirkt und gearbeitet, haben ihr Bestes gethan, denn die Arbeit an diesem Werke galt ihnen als Ehre und Freude.
Wir danken Allen, welche die Mittel zur Errichtung des Denkmals gewährt haben. In allen deutschen Landen haben Fürsten und Volk dazu beigetragen und die Deutschen in der Fremde sind nicht zurückgeblieben. Musik und Gesang, Schrift, Gedicht und Bild leisteten freudig Hülfe, Kriegervereine traten für des Krieges, Hochschulen und höhere Lehranstalten für des Friedens Erzguß ein. Und was noch fehlte, ein Drittheil des Ganzen, das gab das Reich; freigebig bewilligte der Reichstag die Mittel zur Vollendung des Werkes, das Deutschlands Fürsten und Volk gemeinsam begonnen, und das Reich wird, des sind wir gewiß, es auch an Dem nicht fehlen lassen, dessen es zu seiner Erhaltung und Obhut bedarf.
Mit freudig bewegten Herzen dürfen wir, wie von den großen nationalen Errungenschaften, welche das Denkmal feiert, auch von diesem sagen, daß nächst Gott Eurer Kaiserlichen und Königlichen Majestät das Werk sein Gelingen verdankt. An jenem unvergeßlichen sonnenhellen Tage, da der Rheingau den geliebten König zuerst als Kaiser wiedersah, und Strom, Gelände und Lüfte, im schönsten Glanze prangend, mit dem jubelnden Volke wetteiferten, den Vater des Vaterlandes festlich zu empfangen, gaben Eure Majestät dem werdenden Gedanken die Lebenskraft, förderten in der Folge mächtig sein Wachsthum und sicherten seine Gestaltung durch die bedeutungsvolle Gabe des Erzes eroberter Geschütze. In Eigener Person haben Eure Majestät dem Denkmal die Stelle angewiesen, auf welcher sich es erhebt, haben den Grundstein geweiht und das Nationaldenkmal gewürdigt, dem ganzen deutschen Volke den Zuruf zu bringen, mit welchem König Friedrich Wilhelm III., gesegneten Andenkens, durch das nach den Befreiungskriegen errichtete Denkmal zu Seinem Volke sprach. Und heute, inmitten der hohen Reichsgenossen, umgeben von den Feldherren, Heerführern und zahlreichen Mitkämpfern des siegreichen Heeres, des Volkes selbst, das zu Tausenden in Freude und Begeisterung herbeigeströmt ist – geben Eure Majestät dem vollendeten Werke die Weihe, welche seine nationale Bedeutung besiegelt.
Noch halb verhüllt, harrt es des befreienden Wortes. Doch schon sind, ein Bild des Ganzen gewährend, die mächtigen Umrisse und großen Figuren, die keine Hülle duldeten, sichtbar, und vernehmlich und eindringlich redet das Nationaldenkmal, was es dem deutschen Volke bringt, und was es von ihm heischt. Stein und Erz künden es, dreifache Inschrift spricht es aus.
Um den Kaiser geschaart das deutsche Heer, die lebendige Wacht am Rhein, stellt in erhabener Arbeit das große Bildwerk am Sockel des Denkmals dar. Darunter ist in Stein gegraben das Lied, mit welchem das Heer in den Krieg und von Sieg zu Sieg zog, das, wieder und immer wieder gesungen, dem Kampfesmuth und der Begeisterung Ausdruck und zugleich Nahrung verlieh.
Die Widmung bringt die zweite Inschrift, über der sich die Germania erhebt: ‚Zum Andenken an die einmüthige, siegreiche Erhebung des deutschen Volkes und an die Wiederaufrichtung des Deutschen Reiches.‘ Sie erhält ihre Ergänzung und volle Bedeutung durch die dritte, jene Königlichen Worte, welche golden wie ihr Inhalt am Grundbau des Denkmals prangen.
Vergesset der trenen Todten nicht – das fordern sie und mit ihnen das Denkmal. Groß, wie der Preis, dem es galt, gewaltig, wie die Siege, die errungen wurden, waren die Opfer, die sie forderten, und Tausende, die in blühender Lebenskraft auszogen, fanden in Feindesland ihr Grab oder gaben der Heimath nur ihre entseelte Hülle zurück. Da sah man Männer weinen, und des Königs Thräne ehrte des Vaterlandes Schmerz, wie das Andenken an die Gebliebenen. Muthvoll und freudig gaben sie ihr Leben dahin, ob schmerzlos von der tödtlichen Kugel getroffen oder langen Qualen erlegen, ob kraftlos und stumm sie verschieden oder die erstarrende Hand noch die Fahne festhielt, bis der Nächste sie ergriff, ob sie den Kameraden noch ein ‚Vorwärts‘ zuriefen oder als letzter Ruf aus sterbendem Munde ‚Hoch lebe der Kaiser!‘ erscholl. Ehre ihrem Andenken!
Doch das Leben, das sie lassen mußten, war nicht nur ihr kostbarstes irdisches Gut, es war auch die Stütze, der Trost, die Hoffnung der Ihrigen. Dieser dürfen wir nicht vergessen, wenn das Gedächtniß der Gefallenen getragen sein soll von der Dankbarkeit, die wir ihnen schulden. Gerecht werden können wir aber denen, die für das Vaterland starben, nur dann, wenn wir sorgen, daß ihr Opfer nicht vergeblich war. Wie der Tod ihnen leicht wurde, wenn sie noch die Siegesbotschaft vernahmen, so wird die Erde ihnen leicht sein, wenn an ihren Gräbern gleich uns die kommenden Geschlechter geloben: ‚Nimmer soll, das ihr vergossen, Euer Blut umsonst geflossen, Nimmer soll's vergessen sein!‘ Den Gefallenen die Palmenzweige, die Kränze den Lebenden. Mögen sie sich nimmer genug thun, auch die sterbliche That nur als Erfüllung der Pflicht achten und des Rühmens entrathen: niemals soll kühnem Muth und heldenhafter That, weisem Plane und großem Gelingen Anerkennung und Dank, dem Verdienste die Krone fehlen.
Bewundernd haben wir solches gesehen und erlebt in der Zeit, da aus Kampf und Sieg das Reich neu erstand, und für sie, die uns die höchsten nationalen Güter errungen, paart sich zu der Anerkennung, die der Kaiser ihnen zollt, der heiße Dank, der aus des Volkes Herzen strömt. Daß er niemals ersterbe in dem unaufhaltsamen Laufe der Zeit, die schneller noch jetzt als sonst dahinzueilen scheint, haben wir dieses Ehrendenkmal aufgerichtet zum Zeichen, daß sie sich wohl verdient gemacht haben um das Vaterland.
Die Fürsten voran, stand das Volk in Waffen auf, um die Landesmark gegen feindlichen Ueberfall zu schützen. Schweigend bereitete der Kriegskunst Meister des Kampfes großen Plan, kühn und besonnen lenkten die Schlachten die Heerführer, die Feldherren zumal aus Königlichem Stamm; Offiziere und Mannschaften wetteiferten in Muth und Tapferkeit. Von dem obersten Kriegsherrn geführt, stürmte unwiderstehlich das Heer von Sieg zu Sieg, bis das Ziel erreicht, der ruhmvolle Friede erkämpft war. Die heimkehrenden Sieger brachten die Einigung Deutschlands mit und das neue Reich, die in der einmüthigen Erhebung, in dem großen Kampfe erwachsen waren. Darum, wie beim jubelnden Willkomm, vom Lorbeer und von jedem Laub im deutschen Wald der Kränze reichste Fülle dem deutschen Heere.
Auch sie haben Theil daran, die mit Hingebung und Treue den mühevollen Kampf führten gegen die Leiden des Krieges, unter dem Zeichen des Rothen Kreuzes im Felde wie in der Heimath, ein Heer der Barmherzigkeit. Seine Kerntruppen waren, dem edlen Vorbilde der Landesfürstinnen folgend, die deutschen Frauen, an ihrer Spitze, rastlos wirkend, alle Kräfte zusammenfassend und belebend, die Kaiserin. Dieses Heer erkämpfte seine Siege an den Stätten, wo Verwundete und Kranke der Hülfe und der Heilung harrten. Den Rhein entlang war solche Wahlstatt, und hier im Rheingau waltete auf ihr die deutsche Kronprinzessin, der schwersten Krankheit Hauch nicht scheuend und mit kundigem Blick den Mängeln steuernd, welche die Genesung hemmten. Preis sei der deutschen Frauen edlem Wirken!
Ein voller Eichenkranz vom stärkstem Stamme, markig und sturmbewährt, wie er, dem Manne, der den Schleier kühn zerriß, der Deutschlands Größe deckte, den Zauber brach, der es im Traum gefangen hielt, dem ersten von des Kaisers Mannen, des Reiches großem Kanzler. Noch bleibt der schönste Kranz.
Nie heischte der Siege Ruhm, des Friedens Weisheit, der Seele Größe ihn für ein würdigeres Haupt. Germania beut ihn mit der Krone ihrem Kaiser. Es ist ein Kranz eigner, einziger Art: Alldeutschland hat ihn gewunden und hat mit dem festen Band der Treue seine Liebe hineingebunden, auf daß ihr sanfter Hauch Ihm Stirn und Herz berühre und immer frisch und unverwelkt des Kranzes Laub das theure Haupt umwinde.
Die künftigen Geschlechter ruft das Denkmal zur Nacheiferung auf. Sie sollen wehrhaft bleiben, wie das deutsche Volk von Anbeginn war, damit, wenn je – wir hoffen es nicht und fürchten es nicht – das Vaterland des Schutzes bedarf gegen feindlichen Angriff, wiederum einmüthig und siegreich der Ruf erschalle: ‚Wir Alle wollen Hüter sein!‘
Aber nicht nur in Kampf und Gefahren sollen die künftigen Geschlechter den Thaten und Tugenden der Väter nacheifern, sondern vor Allem in den Werken des Friedens. Auf das Erringen folgt das Erhalten, auf des Reiches Aufbau des Reiches Ausbau. Was das Große werden ließ, dessen bedarf es zu seiner Erhaltung und Erstarkung. Was war es, das das deutsche Volk stark machte zu seiner Erhebung, ihm das Gelingen gab zum Erwerbe der höchsten nationalen Güter?
Es waren die Gottesfurcht, die Einigkeit und Hingebung an Kaiser und Reich. Mit dem ausziehenden Heere betete das Volk: ‚Gott sei mit uns‘, mit dem heimkehrenden bekannte es, ‚Gott war mit uns‘, Gottes Führung pries der Kaiser bei dem größten Siege.
Mit Staunen sah die Welt, daß das deutsche Volk, dessen Uneinigkeit ein Glaubenssatz war, wie Ein Mann sich erhob, als es galt, für seine Ehre und Unabhängigkeit einzustehen, mit größerem Staunen, daß die Einigkeit im Frieden und für den Frieden erhalten blieb.
Die deutsche Einigkeit gewann Gestalt und Bestand durch Kaiser und Reich. Beim Ausbruche des Krieges im Geiste geboren, empfingen sie nach den großen Siegen die Taufe und als Taufgeschenk die hochherzige Huldigung der deutschen Fürsten und die begeisterte Liebe des deutschen Volks, welches seine größte Vergangenheit, des alten Reichs Herrlichkeit zu neuem Leben erstehen und in dem Heldenkaiser aus Hohenzollerns Stamm den Zauber verwirklicht sah, mit welchem es den großen Hohenstaufen umgeben hatte. Reiches Leben entsproß solcher Hingebung. Des Friedens starke Hüter, faßten Kaiser und Reich die Kräfte des Volkes zusammen zu harmonischer Wirkung, machten die Bahn frei für ihre Entfaltung auf dem Gebiete der Wohlfahrt, Freiheit und Gesittung. An Kaiser und Reich richtete der Volksgeist sich auf, um über den Sorgen und Mühen des Tages, über den Kämpfen der Parteien der gewonnenen nationalen Güter sich zu freuen und sie hoch zu halten.
Solches ist das Erbe jener großen Zeit; an den künftigen Geschlechtern ist es, es zu bewahren. Im Vertrauen auf Gott wird es ihnen gelingen, wenn sie die deutsche Einigkeit aufrecht erhalten im Bunde mit deutschem Muth und deutscher Treue zu Kaiser und Reich.
Auf lichter Bergeshöhe am deutschen Strome haben wir einmüthig in Dank und Freude das Nationaldenkmal errichtet zum Gedächtniß und zu Ehren Derer, welche uns die höchsten nationalen Güter errungen haben. Es erhebe sich als ein Wahrzeichen des Friedens, als ein Sinnbild der Einigkeit, als eine Mahnung an die kommenden Geschlechter, allezeit fest und treu zu stehen zu Kaiser und Reich.
Dem Reiche übergeben wir das Nationaldenkmal und bitten für dasselbe um des Kaisers Schutz und Schirm.
Möge es feststehen und ragen bis in die fernsten Zeiten, in Ehren gehalten von einem freien und einigen, glücklichen Volke. Mögen die Nachkommen freudig Gehör geben und sich erheben an dem, was das Denkmal kündet, mögen von Geschlecht zu Geschlecht die Gefühle forterben, welche uns heute erfüllen, von denen beseelt wir begeisterungsvoll rufen: Heil Deutschland, Heil dem Kaiser, Hoch Kaiser und Reich!“

Siehe auch

Literatur

Fußnoten

  1. Peter Moraw: Herrschaft. In: Otto Brunner, Werner Conze, Reinhart Koselleck (Hrsg.): Geschichtliche Grundbegriffe. Historisches Lexikon zur politisch-sozialen Sprache in Deutschland. Band 3: H–Me. Klett-Cotta, Stuttgart 1982, ISBN 3-12-903870-1, S. 1–102