Bauerndichtung
Bauerndichtung ist eine Dichtung über den bäuerlichen Menschen und seinen Lebensbereich.
Echte Bauerndichtung schildert Mensch und Landschaft ohne romantische Schönfärberei wirklichkeitsgetreu im Gegensatz zu einer Konjunkturgründen entsprungenen Bauerndichtung, die mit den Augen des geschäftstüchtigem Literaten sieht. Wirkliche Bauerndichtung kann nur dann entstehen, wenn der Dichter in der Lage ist, sich in den bäuerlichen Menschen zu versetzen und ihr Leben und Kämpfen aus eigener Anschauung kennt.[1]
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die erste Bauerndichtung ist „Meier Helmbrecht“ von Wernher den Gartenaere (13. Jahrhundert). Schon bei Neidhart von Reuental (Anfang des 13. Jahrhunderts) wurde der Bauer zum groben Tölpel, als den ihn die literarische Satire bis zum 16. Jahrhundert der ritterlichen, später der bürgerlichen Welt gegenüberstellt. Selbst ein so volksverbundener Dichter wie Hans Sachs stellte in seinen Werken den Bauern meist verzerrt und unwahr dar. Auch in Wittenwilers „Ring“ (15. Jahrhundert) wurden die Bauern zu unflätigen, halb blöden Menschen herangewürdigt. Im 17. und 18. Jahrhundert diente die bäuerliche Welt der Hirtendichtung und der Idylle als Vorlage.
Goethes „Hermann und Dorothea“ machte sich die bäuerlichen Idylle zu eigen, blieb aber doch im wesentlichen wirklichkeitsnah. Im 19. Jahrhundert allmählich größere Wirklchkeitstreue, die mit den Dorfgeschichten und der heimatgebundenen Bauerndichtung (die Bauersöhne Anzengruber, Rosegger, Ludwig Thoma, Gustav Frenssen; ferner Fritz Reuter, Storm, Löns) immer mehr an Bedeutung gewann.
Beschämend war daneben der Erfolg des Juden Berthold Auerbach (richtig: Moyses Baruch) mit seinen „Schwarzwälder Dorfgeschichten“, „Barfüßele“ unter anderen, obwohl er, der jüdischen Wesensart entsprechend, das bäuerliche Leben in unwahrer Form darstellte. Von der stark unter jüdischen Einfluß stehenden Zivilisationsliteratur, die sich Ende des 19. Jahrhundert und Anfang des 20. Jahrhundert bereit machte und zum Teil aus politisch-tendenziösen Gründen das Bauerntum in bewußt unwahrer oder karitierender Art darstellte, hebt sich die echte Bauerndichtung von Wilhelm von Polenz ab (Trilogie: „Der Pfarrer von Breitendorf“ 1893, „Der Büttnerbauer“ 1895, „Der Grabenhäger“ 1897, ein Drama „Junker und Fröner“).
Er packte schonungslos die sozialen Probleme der Bauern und der Landarbeiter an, gab ein erschütterndes Bild der Bauernnot seiner Zeit. Die in den Jahren vor und nach dem Wahlsieg der NSDAP entstandene neuere Bauerndichtung hatte zum Teil Werke geschaffen, die echt und ungekünstelt waren. Sie stellten einfaches, gerades Bauerntum einer an der Oberfläche bleibenden Geschäftsliteratur gegenüber. Daneben befand sich allerdings unter der Bauerndichtung auch viel Konjunkturschriften, das den Gedanken von Blut und Boden verstanden hatte.
Zum besten der Bauerndichtung seit etwa 1930 gehörten unter anderen Friedrich Griese (selbst Bauernsohn: „Letzte Garbe“, „Der ewige Acker“, „Die Wagenburg“, „Winter“), Georg Schmückle („Engel Hiltensperger“), Hermann Eris Busse („Bauernadel“), Albert Bauer (selbst Bauer; „Folkert, der Schöffe“, „Das Feld unserer Ehre“), Joseph Perkonig („Honigraub“), Josepha Berens-Totenohl („Femhof“, „Frau Magdlene“).
Zu erwähnen ist auch noch die Bauerndichtung des Flamen Stijn Streuvels „Knecht Jane“; „Der große Herde“ von Jean Giono, „Die Leute auf Borg“ des Isländers Gunnar Gunnarson und besonders Knut Hamsuns „Segen der Erde“.
Siehe auch
Literatur
- Hellmuth Langenbucher: Volkhafte Dichtung der Zeit, Berlin 1935