Bismarckturm (Bad Kissingen)

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Bismarckturm in Bad Kissingen
Bismarckturm in Bad Kissingen.jpg
Daten
Zustand: Existiert
Turmart: Aussichtsturm
Land: Deutsches Reich
Gau: Bayern
Stadt: Bad Kissingen
Standort: Westhang des Sinnberges
Höhe: 17,4 m
Kosten: 50.000 Mark
Grundsteinlegung:
Einweihung: 21. Juni 1986
Baumeister :

Der Bismarckturm der Stadt Ansbach in Bayern ist ein zu Ehren des 1890 entlassenen ersten deutschen Reichskanzlers Fürst Otto von Bismarck errichtetes Bismarck-Denkmal.

Vorbemerkungen

Bad Kissingen hat zu dem ehemaligen Reichskanzler eine besondere Beziehung und umgekehrt. Zwischen 1874 und 1893 logierte Bismarck 15 Mal als Kurgast in Bad Kissingen. „Ich liebe Kissingen und betrachte es als meine zweite Heimat“ soll Bismarck geäußert haben, trotz des Bad Kissinger Revolver-Attentats auf ihn am 13. Juli 1874 durch einen katholischen Böttchergesellen. Im Jahr 1874 wurde an der Vorderfront des Dr. Dirufschen Hauses (später: Bismarckhaus), in dem Bismarck während seines ersten Kur-Aufenthaltes gewohnt hat, eine Votivtafel angebracht, die an das o.a. Attentat erinnern sollte. Die Straße wurde am 16. August 1893 in Bismarckstraße umbenannt. Am 29. April 1877 wurde in Bad Kissingen das erste Bismarck-Standbild weltweit (gleichzeitig das 1. Standbild eines Preußen in Bayern) am Ende der Promenade zur unteren Saline eingeweiht. Das 3 m hohe Denkmal kostete 7.800 Mark und wurde zum größten Teil durch Spenden von Kurgästen finanziert (im Jahr 2015 noch erhalten). Weitere Zeichen der Bismarck-Ehrung waren die zeitweise Bezeichnung von Bad Kissingen als Bismarckbad und Kanzlerbad, die öffentliche Bismarckwaage (Touristenattraktion), die Bezeichnung des Hotels und Restaurants „Fürst Bismarck“ (vorher Café Belvedere) und die Pflanzung einer Bismarckeiche vor dem Restaurant und die Gründung einer Bismarck-Schulstiftung im Jahr 1877. Am 1. <spril 1885 wurde der Reichskanzler anlässlich seines 70. Geburtstages Ehrenbürger von Kissingen. Am 1. April 1895 fand in Bad Kissingen für den Ehrenbürger eine große Bismarckfeier statt. Im Jubiläumsjahr 1998 (100. Todestag Bismarcks) wurden ein Bismarck-Colloquium abgehalten, das Bismarck-Museum Obere Saline eingeweiht und 100 Bismarck-Eichen an der Saale-Promenade gepflanzt.

Bauplanung

Bereits im Jahr 1899 wurde die Errichtung eines Bismarckturmes in Bad Kissingen aufgrund des Aufrufes der Studentenschaft zur Erbauung von Bismarcksäulen erstmals diskutiert. Erst am 1. April 1905 wurden die Pläne für den Bau des Turmes konkreter. Der Club Bad Kissingen regte den Bau eines Bismarckturmes in der Nähe der Stadt an. Daraufhin wurde am 18. April 1905 ein Bismarckturm-Verein von mehreren Bürgern aus Kissingen (u.a. Rechtsanwalt Hans Buhlheller, Kurgärtner Wolfgang Singer, Kaufmann Felix Ehrlich und Restaurateur August Dauch) mit dem Ziel gegründet, bis zum 100. Geburtstag Bismarcks auf Kissinger Markung einen Turm zu Ehren des Eisernen Kanzlers zu errichten, der für Besucher Kissingen als Aussichtsturm dienen sollte. Eine erste Zeichnung von Beiträgen ergab 10.000 Mark, die Beitragszahlungen der Mitglieder waren auf zehn Jahre (bis 1914) ausgelegt. Die Kosten für den geplanten Bau wurden mit 50.000 Mark veranschlagt. Das Magistrat erklärte sich bereit, den Turmbau durch einen jährlichen Zuschuß zum Baufonds zu unterstützen. Um 1908 trat der Bismarckturm-Verein dem Deutschen Bismarck-Bund als Mitglied bei. Anfang März 1909 wurde je ein Mitglied des Kollegiums der Gemeindebevollmächtigten und des Magistrats (hier Bürgermeister Theobald Fuchs) in den Gesamtausschuß des Vereins entsandt. Am 5.März 1909 wurde in einer Sitzung des Vereins die Standortfrage diskutiert. Bei der Generalversammlung des Vereins am 1. April 1912 debattierte man, ob zur Erlangung eines geeigneten Entwurfs – wie in anderen Städten – ein Preisausschreiben durchgeführt werden sollte. Aufgrund der zu erwartenden hohen Kosten einigte man sich auf den Verzicht des Preisausschreibens. Der Architekt Wilhelm Kreis hatte sich bereits am 11. März 1909 durch ein Schreiben selbst empfohlen und der Verein nahm Kontakt mit ihm auf, um ihn den Auftrag für einen Vor-Entwurf zu erteilen. Ende Mai 1912 besichtigte Wilhelm Kreis den vom Verein gewählten und erworbenen Bauplatz auf einer Anhöhe des Sinnberges. Der Baufonds war zu dieser Zeit durch Spenden, Mitgliedsbeiträge, Veranstaltungen und Zuwendungen des Staates auf über 70.000 Mark angewachsen. Am 30. Juli 1913 wurde erstmals geplant, den Grundstein zu legen (nicht durchgeführt). Die Gesamtkosten für den Turm (außen und innen) betrugen 52.000 Mark (1914) sowie 220.000 DM in den Jahren 1985/1986.

Bauarbeiten

Bauarbeiten (Teil 1: 1914 – 1917)

In der ersten Jahreshälfte 1914 wurde mit den Arbeiten am Bismarckturm begonnen. Als Bauleiter fungierten Stadtbaumeister Hans Husslein aus Kissingen und Maurermeister Andreas Börmel von Garitz. Als Baumaterial wurde Granit (Verblendung wahrscheinlich mit Muschelkalkstein) verwendet. Die Hintermauerung erfolgte im oberen Bereich mit Backsteinen. Bis zum 1. April 1915 konnten jedoch nur der Unterbau des Turmes und die Umfassungsmauer der Terrasse fertiggestellt werden. Die Maurer- und Steinhauerarbeiten kosteten 52.000 Mark. Am 30. Juli 1915 wurde eine vaterländische Gedächtnisfeier am Bismarckturm durchgeführt.

Bauarbeiten (Teil 2: 1918 – 1926)

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde das Stammvermögen durch die Inflation entwertet. Ein Großteil des Vereinsvermögens war in Kriegsanleihen angelegt gewesen. Zudem war es vorerst nicht möglich, an die notwendigen Baustoffe zu kommen. In den Jahren 1917, 1918 und 1919 planten die städtischen Kollegien einen jährlichen Zuschuß von 2.000 Mark, der allerdings zurückgehalten wurde. Am 27. Dezember 1920 beschloß der Finanzausschuß in einer Sitzung, die zurückgehaltenen Zuschüsse von insgesamt 6.000 Mark an den Bismarckturm-Verein zu überweisen. Trotz erfolgreicher Werbung seitens des Vereins bezüglich neuer Mitglieder wurden die gezahlten Beiträge durch die Inflation entwertet. Nach Freigabe der Baustoffe waren keine finanziellen Mittel für den Weiterbau des Turmes vorhanden. Durch die Hyperinflation in den Jahren 1922/1923 gingen die Beträge erneut verloren. Im Jahr 1924 wurde der Baufonds durch die Stadt um 3.000 Reichsmark (RM), in den Jahren 1925 um 2.000 RM und 1926 um 500 RM aufgestockt. Am 26. Mai 1926 beschloß der Bismarckturm-Verein in seiner Hauptversammlung, die Bauarbeiten im Rahmen der vorhandenen Summe von 18.000 RM wieder aufzunehmen und die Werbetätigkeit zur Beschaffung von Geldmitteln von gesamt 50.000 RM zu verstärken. Man plante, das Bauwerk bis zum 30. Juli  1928 (30. Todestag Bismarcks) zu vollenden. Aufgrund von Spenden von Vereinsmitgliedern, von Kurgästen, der Bäderverwaltung sowie Fördermitteln von der Stadt und vom Staat konnte am 2. Dezember 1926 Richtfest gefeiert werden. Der Turm war im Rohbau fertig gestellt, doch es fehlten noch der innere Ausbau, der Aufgang zur Plattform sowie bessere Zugangs- und Zufahrtswege. Der Bismarckturm-Verein warb erneut um Geldmittel, z.B. durch Eintritt in den Verein (jährlich 2 RM Beitrag oder einmalig 20 RM).

Bauarbeiten (Teil 3: 1927 – 1986)

Die weiteren Arbeiten ruhten bis 1931. Am 21. Mai 1931 fragte der Bismarckturm-Verein über den Stadtrat bei der Regierung von Unterfranken nach der Genehmigung einer Lotterie, um den Turm durch die erzielten Einnahmen ausbauen zu können. Bezüglich der Lotterie rechnete man mit Einnahmen von rund 10.000 RM. Geplant war der Einbau einer schiefen Ebene mit geringer Steigung (für die vielen herzkranken Kurgäste) für 25.200 RM oder der Einbau eines elektrischen Personenaufzugs für 28.700 RM. Am 25. Juni 1931 wurde die Durchführung der Lotterie abgelehnt, wogegen der Verein am 26. Juni 1931 Einspruch erhob [über eine tatsächliche Durchführung der Lotterie liegen keine Belege vor]. Im Jahr 1934 baute das Gründungsmitglied des Vereins, Wolfgang Singer, einen Serpentinenweg zum Turm. Am 1. April 1939 wurde der Bismarckturm-Verein aufgelöst. Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges im Jahr 1939 nutzte man den Turm als Beobachtungspunkt für die Luftwaffe. Dazu wurden eine Holztreppe und ein Austritt auf die Plattform für einen Beobachtungsposten eingebaut. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Eingangstür zugemauert. Bis Anfang der 1980er Jahre kümmerte sich niemand um den Turm, sodaß das Geländer auf der Plattform zerbrach, der Austritt verrostete und die Holztreppe morsch wurde. Im Jahr 1985 wurde das Bauwerk vom Ing.-Büro Stöhling und Beyrichen von außen und innen für 220.000 DM saniert.

Durch Einbau einer 14 cm dicken Stahlbeton-Kellerdecke und einer zweiläufigen Beton-Treppe mit 86 Stufen und Zwischenpodesten konnte der Turm vollendet werden. Eine neue achteckige Stahl-Glas-Kuppel wurde aufgesetzt, von der eine Tür zur Aussichtsplattform führt. In den Innenräumen entstanden u.a. ein Kiosk und eine Toilettenanlage. Der nun vollendete Turm wurde im Rahmen eines Sommerfestes am 21. Juni 1986 um 15:00 Uhr eröffnet und für das Publikum frei gegeben. In den Abendstunden hielt Oberbürgermeister Georg Straus eine Rede bei einem Sonnenwendfeuer und bengalischer Beleuchtung des Turmes.

Turmbeschreibung

Der 17,40 m hohe runde und massive Turm wurde auf einem groß dimensionierten rechteckigen Unterbau errichtet. Zur Westseite hin beträgt die Höhe des Turmes inkl. des Unterbaus 19,82 m. Der Aussichtsturm ohne Befeuerungsmöglichkeit geht im oberen Bereich (Plattform) in ein Zwölfeck über. Die Breite der Turmbasis beträgt 13 m (nach anderen Quellen 15 m). Oberhalb des Türsturzes des Eingangsportals wurde ein rundes Bismarck-Wappen aus Stein eingelassen. Am oberen Bereich des Turmschaftes ist rundum ein zwölfeckiger Fries, welcher mit sechs kräftigen Eichenlaubgirlanden in jedem zweiten Segment des Zwölfecks geschmückt ist. Der Turmschaft schließt mit einem auskragenden Konsolgesims ab. Die Mauerstärke beträgt in Höhe des Eingangsbereiches 0,90 m. Auf der Westseite führt ein 1,60 m breiter Umgang um den Turm. Den seitlichen Abschluß in Form einer Mauer bildet der obere Teil des Unterbaus (Höhe 0,63 m). Der Eingang des Bauwerkes (Metalltür, 1,25 m x 2,22 m) mit 0,38 m breitem Rahmen liegt auf der Ostseite und ist über eine Treppe mit vier Stufen erreichbar. Die erste Treppenstufe hat eine Breite von 3,40 m, die zweite Stufe 2,80 m, die dritte Stufe 2,20 m und die vierte und letzte Stufe 1,25 m. Die Stufenhöhe beträgt jeweils 0,16 m (Stufe 3 hat eine Höhe von 0,17 m). Durch die Eingangstür gelangt man in einen halbrunden Raum mit den maximalen Außenmassen von 4,32 m x 7,50 m. Nach 4,32 m gelangt man geradeaus in einen 1,70 m breiten Gang, der zur Innentreppe führt. Die Innentreppe aus Stahlbeton (zweiläufige U-Treppe mit Halbpodest) führt über 86 Stufen (Stufenhöhe je 15 cm, Stufenbreite 1,23 m) über zehn Absätze (7/9/9/9/9/9/9/9/9/7 Stufen) nach oben. Der Ausgang auf die Plattform in 13,40 m Höhe erfolgt durch eine Stahltür (1,05 m x 2,40 m) auf der Ostseite. Mittig auf der Plattform ist ein 4 m hoher achteckiger Stahl-Glaspavillon mit kegelförmiger Spitze aufgesetzt. Die 12-eckige Plattform hat einen Durchmesser von 9,60 m (von Ecke zu Ecke je 4,00 m). Die unteren 2/3 des Turminnern bestehen aus großen Steinquadern, das letzte obere Drittel aus roten Backsteinen. Die Plattform wurde im Jahr 1986 mit einem Metallgeländer versehen.

Verweise

Literatur

  • Sieglinde Seele: Lexikon der Bismarck-Denkmäler, Imhof-Verlag Petersberg, 2005, S. 227
  • Sieglinde Seele; Mannheim (Archiv Seele): BISMARCK-TURM von BAD KISSINGEN (Bayern)
  • Valentin von Bismarck, : Bismarck-Feuersäulen u. Türme (unveröffentlichtes Manuskript); Nr. 203 "Bismarck-Feuersäule und Turm zu Kissingen ", 1900 - 1915, 1937 (im Archiv der Burschenschaft Alemannia, Bonn)
  • Zeitschrift des Bismarck-Bundes; 3. Jahrgang 1905 (Nr. 8, S. 10), 7. Jahrgang 1909 (Nr. 4, S. 66); 10. Jahrgang 1912 (Nr. 4/5, S. 58); 11. Jahrgang 1913 (Nr. 4, S. 58; Nr. 6/7, S. 95), 12. Jahrgang 1914 (Nr. 1, S. 10)
  • Edi Hahn: „Der Unvollendete – oder – Ein vergessenes Jubiläum“ in: Unser Landkreis Bad Kissingen Jahrbuch, Bad Kissingen 1979
  • Stadtmagistrat Bad Kissingen: Sitzungsprotokollauszug 20. Sitzung Vortr. Nr. 382 a. Betreff: Errichtung eines Bismarckturmes vom 28. April 1905, Sitzungsprotokollauszug 18. Sitzung Vortr. Nr. 189 vom 1. März 1909
  • Briefe des Bismarckturm-Vereins Bad Kissingen e.V. an den Stadtrat Bad Kissingen vom 27. Februar 1909, 4. April 1909, 14. Juli 1915, 2. Juni 1926, 31. Mai 1931, 26. Juni 1931 und 21. Mai 1933, Schreiben an die Unterfränkische Regierung vom 21. Mai 1931
  • Bismarckturm-Verein Bad Kissingen: Aufruf des Bismarckturm-Vereins 1926
  • Wilhelm Kreis: Schreiben an den Kissinger Bismarckturm-Verein vom 11. März 1909