Bismarckturm (Memmingen)

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Bismarckturm in Memmingen
Bismarckturm in Memmingen.jpg
Daten
Zustand: Existiert
Turmart: Aussichtsturm
Land: Deutsches Reich
Gau: Bayern
Stadt: Memmingen
Standort: Am Hühnerberg
Höhe: 18 m
Kosten: 6.000 RM
Grundsteinlegung: 27. Juni 1904
Einweihung: 6. November 1904
Baumeister : Peter Lang

Der Bismarckturm der Stadt Memmingen in Bayern ist ein zu Ehren des 1890 entlassenen ersten deutschen Reichskanzlers Fürst Otto von Bismarck errichtetes Bismarck-Denkmal.

Bauplanung

Im Jahr 1903 regte der örtliche Verschönerungsverein den Bau eines Aussichtsturmes in Memmingen an. Gleichzeitig strebten Bismarckverehrer aus Memmingen eine Ehrung Bismarcks an. Bei der anschließenden Debatte konnte keine Einigung erzielt werden. Im Herbst 1903 wurde in einer heimischen Zeitung die Zeichnung eines Aussichtsturmes (ohne Hinweis auf einen Bismarckturm) veröffentlicht. Auf der Generalversammlung des Verschönerungsvereins im Jahr 1904 wurde diskutiert, ob der geplante Aussichtsturm auch als Bismarckturm erbaut werden sollte. Die katholische Opposition (gegen den Bismarckturm) schlug am 6. Mai 1904 im Memminger Volksblatt einen Kompromiss vor: Die Bismarckverehrer sollten ein Bismarck-Relief für den Turm aus eigener Tasche bezahlen. Am 27. Juni 1904 wurde mit dem Bau des Turmes auf dem Hühnerberg begonnen, ohne dass eine Entscheidung über die Namensgebung des Turmes gefallen war.

Bauarbeiten

Der Turm wurde von Stadtbaumeister Peter Lang aus Memmingen entworfen, ausgeführt wurde der Bau durch das Baugeschäft Christian Seutter aus Memmingen. Als Baumaterial wurden Backsteine verwendet, die nach Fertigstellung verputzt wurden. Die Eichentür wurden vom Zimmermeister Schmidt und die Türbeschläge von Schlossermeister Michael Metzeler aus Memmingen gestiftet. Eine offizielle Einweihung des Aussichtsturmes fand nicht statt, für den 6. November 1904 (Vollendung des Turmes) hatte der Verschönerungsverein zu einem Spaziergang eingeladen.

Turmbeschreibung

Zur Zeit der Einweihung

Der 18 m hohe Aussichtsturm mit nachträglich installierter Befeuerungsmöglichkeit weist auf dem Turmkopf und dem Anbau Zinnenbekrönungen auf. Im Jahr 1904 führte eine breite Treppenanlage mit 11 Stufen zu einer Ebene mit einer zweiläufigen Treppe, die durch eine nach vorne offenen, halbrund ausgestalteten Bereich (mit einer Sitzgelegenheit in der Mitte) getrennt war. Über sechs Stufen dieser Treppe gelangte man zum Eingangsbereich des Bismarckturmes. Über drei Steinstufen erreicht man den spitzbogigen Eingang des Turmes auf der Südostseite. Oberhalb des Einganges wurde - direkt unter dem Erker - eine Inschrifttafel mit der Inschrift

Verschönerungs-
Verein
Memmingen
1904

angebracht. Auf der Seite des Anbaus wurden drei Wappen, das deutsche Wappen, das bayerische Wappen und das Memminger Stadtwappen, angebracht. Diese wurden mit einem Band und einem siebenzeiligen Gedicht verziert. Der Austritt vom Hauptturm auf den Söller ist spitzbogenartig ausgearbeitet. Unter der Zinnenauskragung sind auf dieser Seite drei parallele hochkant angelegte Fensterschlitze eingelassen. Auf der Südwestseite ist außen ein Balkonaustritt (Alkoven). Im Sommer 1908 wurde die Inschrifttafel entfernt und durch ein Bismarck-Relief, gefertigt von Adolf Daumiller aus Memmingen (gegossen von Ch. Lenz aus Nürnberg) ersetzt. Unterhalb des Bismarck-Wappens im Halbrund wurde der Bismarck-Wahlspruch

IN TRINITATE ROBUR

angebracht. Unter der Zinnenaussichtsplattform erhielt jede Turmseite eine der folgenden Inschriften:
Vorderseite

WIR DEUTSCHE FÜRCHTEN GOTT/
SONST NICHTS AUF DER WELT

Rückseite

ICH GLAUBE, DASS IN DIESER WELT/
DIE WAHRHEIT STETS DEN SIEG BEHÄLT

an den Seiten

HEBEN WIR DEUTSCHLAND SOZUSAGEN IN DEN SATTEL!/
REITEN WIRD ES SCHON KÖNNEN
DIE NATIONALE EINIGUNG DER DEUTSCHEN/
WAR DER LEITSTERN MEINER LAUFBAHN

Durch die Eingangstür gelangte man zu einer rechtsdrehenden Metall-Wendeltreppe, die zu den beiden Aussichtsplattformen führte. Vor 1997 wurde die zweiläufige Treppenanlage vor dem Turm umgestaltet (auf jeder Seite nur noch fünf statt sechs Stufen). Der spitzbogige Turmeingang wurde vermauert und verputzt. Ein Fenster auf der Nordwestseite des Turmes ist ebenfalls vermauert.

Turmgeschichte

Am 7. November 1904 wurde in der liberalen Memminger Zeitung der Aussichtsturm fälschlicherweise als Bismarckturm bezeichnet. Bis 1908 einigten sich der Verschönerungsverein und die Stadt, daß der Aussichtsturm unentgeltlich an die Stadtgemeinde übergeben werden sollte. Die städtischen Kollegien beschlossen daraufhin einstimmig, das Bauwerk zum 10. Todestag Otto von Bismarcks (30. Juli 1908) zu einem Bismarckturm umzugestalten. An die Bismarckfreunde in Memmingen erging der Aufruf, Spenden für die Umgestaltung zu sammeln. Der Turm sollte neu verputzt und mit einer abnehmbaren Befeuerungsvorrichtung auf der Plattform versehen werden. Am Turm sollte ein Reliefbild Bismarcks angebracht werden. Durch Bismarckverehrer wurde die Umgestaltung des Turmes möglich gemacht. Am Donnerstag, den 30. Juli 1908 wurde das neue Bismarck-Relief am Turm im Rahmen einer Feier enthüllt und das Bauwerk in Bismarckturm umbenannt. Der Turm war an diesem Tag mit Blatt und Tannengrün geschmückt, auf der Zinne wehten schwarz-weiß-rote Flaggen. Nach der Pflanzung einer Bismarck-Eiche hielten die Lehrer Münch und Hauptlehrer Marz Ansprachen. Um 18:30 Uhr hielt Rechtsrat Bingger eine Rede, übernahm das Denkmal in den Besitz der Stadt und legte im Namen der Stadtgemeinde einen Kranz auf dem Söller nieder. Die abschließende Festrede hielt Reallehrer Lutz. Um 21:00 Uhr wurden auf der Plattform fünf Feuer und auf dem Söller bengalisches Licht entzündet. Weiterhin erwarb man abnehmbare Feuerkörbe zwecks Befeuerung des Turmes. Die Kosten für die Umarbeitung des Turmes betrugen 1.100 Mark. Der Turm war im Januar 2000 äußerlich saniert und geweißt. Der Eingang des Turmes war vermauert. Das Relief und das Wappen (geweißt) waren vorhanden, der Wahlspruch und die Bismarck-Inschriften wurden vor 1997 entfernt. In unmittelbarer Nachbarschaft des Turmes liegen Sportanlagen und ein Altenheim. Der Turm ist verschlossen. Sanierungsmaßnahmen sind dringend erforderlich. Bei einem Brand am 28. Juli 2011 wurde der Turm leicht beschädigt.

Verweise

Literatur

  • Sieglinde Seele: Lexikon der Bismarck-Denkmäler, Imhof-Verlag Petersberg, 2005, S. 269
  • Sieglinde Seele; Mannheim (Archiv Seele): BISMARCK-TURM von Memmingen (Bayern)