Bonnier
Die Bonnier AB ist ein 1834 in Stockholm gegründetes Medienunternehmen mit dem Schwerpunkt Buch- und Zeitschriftenverlage. Der Konzern besitzt außerdem Beteiligungen an Fernsehkanälen (z. B. TV4) und Filmgesellschaften (z. B. Svensk Filmindustri).
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Das Haus Bonnier ist der größte Verlag Schwedens. Die Ursprünge des Unternehmens reichen bis 1804 zurück, als der aus Deutschland stammende jüdische Emigrant Gerhard Bonnier (urspr. Gutkind Hirschels) in Kopenhagen eine Leihbibliothek eröffnet und ein eigenes Buch Underfulde og sandfærdige kriminalhistorier veröffentlicht.[1]
Sein Sohn Adolf (1806–1867) zog nach Gotenburg und eröffnete dort 1827 ebenfalls eine Leihbücherei, 1832 dann eine Filiale in Stockholm, bevor er dort 1834 einen eigenen Verlag gründete.
Adolfs Bruder Albert (Gründer des Bonnier-Unternehmens) gründete 1837 den Albert Bonniers Förlag und erwarb 1856 eine Druckerei.[2] Dieser jüdische Verleger war 1820 in Dresden zur Welt gekommen. Er wanderte in Schweden ein und starb im Jahre 1900 in Stockholm. Sohn Karl Otto Bonnier (1856-1941) baute den Verlag zum Branchenriesen in Skandinavien aus. Seine Schwester Eva, Tochter des Verlagsgründers, lebte von 1857 bis 1909 und hatte als Malerin Erfolg.[3]
Ein weiterer Sohn Gerhard Bonniers, David Felix Bonnier, gab ab 1859 die Tageszeitung Göteborgs-Posten heraus.[4]
Karl-Otto Bonnier schloss sich 1924 mit anderen Familienmitgliedern zusammen, um genügend Anteile für die Mehrheit an der schwedischen Tageszeitung Dagens Nyheter zu erwerben.[5] Im Jahr 1929 kauft Bonnier Schwedens größten Magazinverlag, Åhlén & Åkerlund.[6] Das Wochenmagazin Vecko-Revyn wurde 1935 gegründet.[7] Im Jahr 1944 gründete Bonnier die Abendzeitung Expressen.
1989 gründete Bonnier die Zeitung „Äripäev“ in Estland.[8] 1993 kaufte Bonnier die Verlage arsEdition, Carlsen und Piper. Später folgten die Verlage Malik, Pendo, Econ, List, Ullstein, Thienemann und Berlin Verlag. Mit Amelia Adamo startete 1995 die schwedische Frauenzeitschrift „Amelia“.[9] Im Jahr 1997 wurde Bonnier Miteigentümer des größten schwedischen Fernsehkanals, TV4. Innerhalb von zehn Jahren erwarb Bonnier 98,8 Prozent des Unternehmens. Bonnier stieg 2002 mit der lokalen Zeitung „Stockholm City“ in den Gratiszeitungs-Markt ein.[10] Die Bonnier Filmproduktionsfirma SF übernahm 2003 die Produktion von „Der Herr der Ringe“ für Skandinavien. Zusammen mit Proventus kaufte Bonnier 2005 die finnischen TV-Kanäle MTV3 und Sub sowie den Radiosender Radio Nova.
2015 erwarb Bonnier Business Press das polnische Wirtschaftsportal Bankier und stärkte damit die Bonnier-Wirtschaftspresse in Polen. 2015 übernahm die Bonnier-Gruppe die Mehrheit an den „Deutschen Wirtschafts Nachrichten“.
Das Medienunternehmen ist bis heute im Familienbesitz und wird in der Form einer Aktiengesellschaft geführt, Vorstandsvorsitzender ist Bengt Braun. Es beschäftigt fast 10.000 Mitarbeiter in 21 Ländern. Das Bonnier-Hochhaus in der Stockholmer Innenstadt wurde nach den Entwürfen der Architekten Ivar Tengbom und dessen Sohn Anders Tengbom gebaut und 1946 eingeweiht.
Familienmitglieder Bonnier
- Gerhard Bonnier (1778-1862), Buchhändler[11]
- Adolf Bonnier (1806–1867), Buchhändler
- Albert Bonnier (1820-1900), Herausgeber
- Eva Bonnier (1855-1907), Malerin
- Karl Otto Bonnier (1856-1941), Herausgeber[12]
- Tor Bonnier (1883-1976), Herausgeber
- Åke Bonnier (1886-1979), Herausgeber
- Joakim Bonnier (1930-1972), Formel Eins Fahrer
- Lukas Bonnier (1922-2006), Herausgeber
- Jonas Bonnier, (1963 -), Schriftsteller
- Carl-Johan Bonnier (1951 -), derzeitiger Chef von Bonnier AB
Publikationen der Bonnier Gruppe
Heute gehören etwa 150 Unternehmen zum Bonnier-Konzern, in Schweden die Tageszeitungen Dagens Nyheter, Expressen und Sydsvenska Dagbladet. In Deutschland ist die Bonnier Gruppe eine der vier großen Buchverlagsgruppen (neben Verlagsgruppe Weltbild, Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck und Random House/Bertelsmann). Das National Geographic Magazine wird durch Bonnier für alle skandinavischen Länder herausgegeben.
Liste der Publikationen
- Teknikens Värld
Verlage in Deutschland
Folgende Buchverlage in Deutschland gehören zum Konzern:
- arsEdition
- Carlsen Verlag
- Malik Verlag
- Pendo Verlag
- Piper Verlag
- Thienemann Verlag
- Ullstein Buchverlage – die Periodika unter „Ullstein“ gehören der Axel Springer AG –, zum Buchverlag wiederum gehören folgende Verlage:
- Allegria
- Claassen Verlag
- Econ Verlag
- List Verlag
- Marion von Schröder
- Propyläen Verlag
Netzzeitungen
- Deutschen Mittelstands Nachrichten (BF Blogform Social Media GmbH)
- Deutschen Wirtschafts Nachrichten[13] (BF Blogform Social Media GmbH)
Aktuell
Der jüdische Bonnier-Konzern will den Verlag Bloomsbury Berlin kaufen.[14] Künftig solle es zwischen Bloomsbury und dem Piper Verlag eine „strategische Partnerschaft“ geben. Der deutsche Sitz des Bloomsbury Verlages solle aber weiterhin Berlin sein. Auch das literarische Profil solle beibehalten werden.[15]