Buyo-Maru-Massaker
Das Buyo Maru-Massaker war ein Kriegsverbrechen, begangen von VS-Amerikanern.
Hergang
Am 26. Januar 1943 griff das US-Unterseeboot „Wahoo“ (SS-238) der United States Navy unter dem Kommando von Lieutenant Commander Dudley „Mush“ Morton in den Gewässern von Neuguinea (der genaue Ort ist in dem Beitrag nicht genannt) einen japanischen Geleitzug an und versenkte aus ihm den Truppentransporter „Buyo Maru“.
Als das Schiff gesunken war, war die Wasserfläche bedeckt mit den Köpfen der Schiffbrüchigen, die sich zu retten versuchten. Bei seiner späteren Meldung behauptete der amerikanische U-Boot-Kommandant, es seien 10.000 japanische Soldaten gewesen, was falsch war. An Bord waren nur insgesamt 1.126 Menschen gewesen. Zu ihnen gehörte eine große Zahl von britischen Kriegsgefangenen, Angehörige des 16. Punjab Regiments, die sich bei dem Fall von Singapur den Japanern ergeben hatten. Auf die im Wasser um ihr Leben kämpfenden Schiffbrüchigen befahl der U-Boot-Kommandant das Feuer zu eröffnen. Er wollte damit, wie der Chronist schreibt, die Zeit sinnvoll nutzen, die er benötigte, um über Wasser die Batterien des Boots aufzuladen. Die Besatzung seines U-Boots schoß nun aus allen Rohren auf die Schiffbrüchigen. Spätere Ermittlungen ergaben, daß es den US-Marinesoldaten auf diese Weise gelang, 195 im Wasser treibende kriegsgefangene britische Soldaten und 87 Japaner zu töten.
Zurückgekehrt auf seinen Stützpunkt, meldete Lieutenant Commander Morton seinen Erfolg. In seinem ersten Bericht an den Kommandeur der Unterseeboote im Pazifik, Vizeadmiral Charles Lockwood, legte er genau so viel Wert auf das Vernichten japanischer Rettungsboote wie auf das Versenken japanischer Schiffe aus dem Konvoi. Er stellte stolz fest: „Wir haben alles vernichtet, die Boote und den größten Teil ihrer Mannschaft.“
Als Morton im Oktober 1943 fiel, hatte er 19 gegnerische Schiffe versenkt. Er war der zweiterfolgreichste US-U-Boot-Kommandant und wurde mit insgesamt vier „Navy Crosses-Tapferkeitsmedaillen“ ausgezeichnet. Nach der Darstellung in der Zeitschrift „Proceedings“ wurde er im Pazifik unter seinen Kameraden wegen seines unglaublichen Mutes, seiner Vorstellungskraft und seines Einfallsreichtums gerühmt. „Zwar setzte er sich über Formalitäten und das Protokoll hinweg, doch war er bei allen Dienstgraden ... beliebt. Mit seinem unbezähmbaren Geist stärkte er die Kampfmoral ... Mortons kreative Energie und kämpferische Kühnheit wirkten Wunder.“ Joel I. Holwitt schildert aber auch die, wie er es ausdrückt, „dunkle Seite" seines Charakters, nämlich seinen unbezähmbaren Rassismus. Er hatte einen „überwältigenden biologischen Haß auf den japanischen Feind ... In allen Ecken seines U-Bootes ‚Wahoo‘ hingen Plakate, auf denen in leuchtenden Buchstaben stand: ‚Schießt auf die Hundesöhne‘ (‚Shoot the sunza bitches!‘) Als Rassist wie viele Amerikaner seinerzeit empfand er die Japaner als minderwertig.“
Konteradmiral Dick O'Kane rechtfertigte Mortons Ermordung von Schiffbrüchigen damit, daß auch die Bombardierungen durch die amerikanische Luftwaffe viele zivile Opfer forderten. Der Verfasser des Berichts: „Wenn die USA den Krieg verloren hätten, würde man Morton vor ein Kriegsverbrechertribunal gestellt haben. Seine Regierung aber machte ihn zu einem Killer, und er war bereit, ein möglichst erfolgreicher Killer zu sein.“
Andere Fälle
Es sind zahlreiche Fälle bekannt geworden, in denen sowohl Briten als auch US-Amerikaner während des Zweiten Weltkrieges gezielt und auf Kommando schiffbrüchige Angehörige gegnerischer Nationen im Wasser erschossen, so am 21. Mai 1941 im Seegebiet nördlich Kreta, als britische Seestreitkräfte 60 Motorsegler angriffen, von ihnen 15 versenkten und im Scheinwerferlicht gezielt auf die im Wasser treibenden deutschen Soldaten schossen, wobei fast 300 Soldaten getötet wurden.
Auch ein anderer Fall wird in dem Buch „Kriegsverbrechen in Europa und im Nahen Osten“, herausgegeben von Franz W. Seidler und Alfred de Zayas, dokumentiert: Am 9. Februar 1942 bringt das britische U-Boot „HMS Torbay“ in der Ägäis einen deutschen Frachter auf und versenkt ihn durch ein Prisenkommando. Die sieben an Bord angetroffenen deutschen Soldaten versuchen, sich in einem Rettungsboot in Sicherheit zu bringen, werden aber alle gezielt von den britischen Seeleuten erschossen. Der U-Boot-Kommandant erhält dafür das Victoria-Kreuz und wird 1956 sogar Konteradmiral.
Am 18. April 1942 versenkt der US-Zerstörer „Roper“ vor der amerikanischen Ostküste das deutsche U-Boot U 85. Rund 40 deutsche Marinesoldaten können sich schwimmend retten, werden aber systematisch vom US-Zerstörer aus getötet, indem der Kommandant unter die im Wasser treibenden Wasserbomben werfen läßt.
Am 16. September 1942 versenkt ein deutsches U-Boot vor Asucion den britischen Truppentransporter „Laconia“ mit 2.771 Menschen an Bord, davon 1.800 kriegsgefangene italienische Soldaten. Als sie im Wasser treiben, funkt U 156 auf offener Dampferwelle an alle in der Nähe stehenden Schiffe SOS, nimmt selbst viele Schiffbrüchige an Bord und eine Reihe von Rettungsbooten ins Schlepp. Den offenen Funkspruch fängt auch ein US-Flugzeug vom Typ „Liberator“ auf und nutzt die Gelegenheit, um das U-Boot, das durch die große Zahl von aufgenommenen Schiffbrüchigen kaum zur Abwehr fähig ist, ebenso anzugreifen wie die Rettungsboote in seinem Schlepp. Das Boot kann mit viel Glück beschädigt entkommen.
Der einzige Fall, in dem ein deutsches U-Boot Schiffbrüchige beschossen hat, ist der des U 852. Es hatte am 13. März 1944 den kleinen griechischen Frachter „Peleus“ versenkt. Um die gegnerischen Flugzeuge daran zu hindern, durch die treibenden Wrackteile dem U-Boot auf die Spur zu kommen, versenkte es die umherschwimmenden Trümmer durch Artilleriebeschuß ohne Rücksicht auf die Schiffbrüchigen, die sich noch an ihnen festhielten. Als übrigens dasselbe U-Boot später im Indischen Ozean von britischen Flugzeugen durch Wasserbomben schwer beschädigt wurde und seine Besatzung sich schwimmend zu retten versuchte, wurde sie von den Briten mit Maschinengewehrfeuer angegriffen, wobei viele verwundet wurden.
Nach dem Kriege wurde dem deutschen Kommandanten, Kapitänleutnant Eck, in Hamburg von den Briten der Prozeß gemacht. Er, der Schiffsarzt und ein Leutnant wurden zum Tode verurteilt und erschossen. Helmut Schmoeckel, der in dem erwähnten Buch über Kriegsverbrechen den Fall schildert, schließt mit den Sätzen: „In der Geschichte der deutschen Seekriegsführung im Zweiten Weltkrieg ist der Fall Eck der einzige bekannt gewordene Fall, daß Schiffbrüchige getötet wurden. Es entspricht in keiner Weise der deutschen Auffassung von Humanität und internationalem Völkerrecht.“