Columbus (1913)
Die Columbus war das größte Schiff des Norddeutschen Lloyd mit 33.526 BRT und einer Länge von 236,20 m. Gebaut wurde es auf der Schichau-Werft in Danzig. Die Schiffstaufe erfolgte am 17. Dezember 1913.
Innenarchitekten wie Paul Ludwig Troost wurden beauftragt, die Räume des Schiffes zu gestalten. Die Arbeiten am Schiff waren schon zu fast 90 % fertiggestellt, wurden aber dann für die Dauer des Ersten Weltkrieges eingestellt. Nach Ende des Krieges wurde im Versailler Schanddiktat festgelegt, daß das wehrlos gemachte Deutschland alle größeren Schiffe auszuliefern hätte. Da das Schiff aber noch in Danzig lag und Danzig von der Entente von Deutschland abgetrennt wurde, gehörte auch das Schiff formal gar nicht mehr zu Deutschland. Aus diesem Grund wurde von deutscher Seite der Bau im Jahre 1919 fortgesetzt und beendet.
Die englische Gier war jedoch zu groß, um auf das Schiff verzichten zu können. Ein englischer Kreuzer und zwei Zerstörer lagen deshalb im Danziger Hafen und bewachten das fertige und nagelneue Schiff. Gegen jedes Recht wurde im sogenannten „Columbus-Abkommen“ festgelegt, daß das Schiff auszuliefern sei. Im Gegenzug verzichtete England pro forma auf den Diebstahl einiger kleinerer und älterer Schiffe, die allerdings sowieso nicht vom Versailler Schanddiktat berührt waren.
Zum Raub des Schiffes heißt es:
- Es war ein neblig trüber Herbstabend in den Nachkriegsjahren. Wir fuhren über die Bahnhofsfähre zur Westerplatte und verfolgten den Weg zur Mole bis an das Ende zum Leuchtturm. Von hier aus beobachteten wir die letzte Ausfahrt des Ozeanriesen „Columbus“, der auf der Schichauwerft in Danzig erbaut war und nun als Reparationsgut seine Reise antrat. Immer ferner unseren Blicken entrückt, schimmerte der hell erleuchtete riesige Schiffsrumpf auf der einsamen Bucht. Fröstelnd traten wir den Heimweg an. Dort schwamm unser stolzes deutsches Schiff als Vasall einer Fremdmacht seinem dunklen Schicksal entgegen und neben uns am Hafenufer erhob sich drohend ein schwarzer Zaun, der von fremder Hand erbaut, uns den Zutritt auf die Westerplatte verwehrte.[1]
Da das Schiff offiziell noch der Schichau-Werft in Danzig gehörte und gemäß Versailler Schandvertrag die Schiffe des durch die Siegermächte gerade erst neugeschaffenen sogenannten Freistaates Danzig nicht abgegeben werden durften, wurde Deutschland gezwungen, die Columbus erneut in das Bremer Schiffsregister eintragen und beschlagnahmen zu lassen, damit das Schiff offiziell wieder in deutschen Besitz gelangte. Am 14. und 15. Januar 1922 erfolgten dann die Werft- und die Abnahmeprobefahrt in Hamburg. Einen Tag später, am 16. Januar 1922 erfolgte die Übergabe an die Engländer. Diese brachten das Schiff nach Southampton, wo es am 21. Januar 1921 ankam. Wenig später wurde es unter dem falschen Namen „Homeric“ von der White Star Line in Dienst gestellt.
Ein zweites fast baugleiches deutsches Schiff, das sich noch in einem frühen Baustadium befand und deshalb als Kriegsbeute für England uninteressant war, wurde fertiggebaut und anstelle des ursprünglich vorgesehenen Namens „Hindenburg“ erhielt es den Namen des zuvor von England gestohlenen Schiffes.