Davidis, Franz
Franz Davidis (geboren als Franz David Hertel, ung. Dávid Ferenc; geb. 1510 in Klausenburg; gest. 15. November 1579 auf der Festung Diemrich, Siebenbürgen), war ein deutscher Theologe und wesentlicher Mitbegründer der unitarischen Kirche in Siebenbürgen.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Davidis war der Sohn einer sächsischen bürgerlichen Familie in Klausenburg, studierte von 1545[1] bis 1550 in Wittenberg und war nach Rückkehr in seine siebenbürgische Heimat von 1551 bis 1552 Rektor des Gymnasiums in Bistritz. Er schloß sich der lutherischen Bewegung an (erster evangelischer Prediger in Petersdorf, Schulrektor in Klausenburg, 1556 Superintendent der evangelischen ungarischen Kirche in Siebenbürgen) und vertrat sie zunächst maßgeblich bei ihren Auseinandersetzungen mit dem Calvinismus. Im Zusammenhang mit Vermittlungsversuchen ging er jedoch selbst zum Calvinismus über (etwa seit 1559).
Von 1566 an setzte sich Davidis für unitarische Vorstellungen ein. 1568 wurde eine unitarische Kirche unter seiner Leitung gegründet, die wegen der Vorliebe des ungarischen Königs (und zugleich Fürsten von Siebenbürgen) Johann Sigismund Zápolya für Davidis sogar zunächst volle Gleichberechtigung mit den drei anderen Konfessionen erlangte. Zuvor hatte Davidis im selben Jahr als Hofprediger des Fürsten auf der zehntägigen Disputation in Weißenburg[2] seine Lehre verteidigt, die daraufhin vom Fürsten angenommen worden war.
Die von Davidis geführte sächsische Gemeinde Klausenburg ging ebenfalls zur unitarischen Kirche über, entfremdete sich dadurch innerlich von den deutschen Volksgenossen in Siebenbürgen, denen dieses Kirchentum ein Gräuel war, und wurde um so leichter magyarisirt, wiewohl dort noch lange von unitarisch-sächsischen Rektoren und Stadtpfarrern zu lesen ist und die Gemeinde noch in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts das „Hertzliche Seyten-Spiel, oder Geistreiche und Schriftmäßige Lieder zur Ehre und Lobe Gottes“ von Johann Preussen (Frankfurt/O. 1657) als Gesangbuch gebrauchte.
1578 trat ein Streit innerhalb der Bewegung zutage. Nicht ganz durchsichtige persönliche und politische Gründe sind wohl die Ursache dafür, daß die führenden Unitarier Giorgio Biandrata und Fausto Sozzini sich von Davidis trennten und ihn wegen seiner Lehre von der „Non-adoratio“ (Jesus Christus dürfe im Gebet nicht angerufen werden) unter Anklage brachten. Davidis wurde als Gotteslästerer zu lebenslanger Haft verurteilt und starb ein Vierteljahr danach in Haft auf der Feste Diemrich (ung. Déva).
Erst als nach der Zeit der Gegenreformation und schließlich nach den 1848er Wirren die Unitarische Kirche in Preßburg gesetzlich anerkannt wurde und 1868 das Recht der Bischofswahl wiedererlangt hatte, fand die „Non-adoratio“ wieder Eingang in das unitarische Bekenntnis. Seit 2010 sind die siebenbürgischen und ungarischen unitarischen Kirchen vereint unter dem Namen „Magyar Unitárius Egyház“.
Zitate
- „Nirgends in der Heiligen Schrift lernen wir, daß das Wort Gottes mit Feuer und Schwert verbreitet werden solle“
- „Gott hat immer selbst auf seine Wahrheit Acht gegeben und Er wird dies in Zukunft genau so halten.“
- — Franz Davidis[3]
Verweise
- Kürschner, Joseph: Davidis, Franz, in: Allgemeine Deutsche Biographie 4 (1876), S. 787-789