Dengelgeist
Der Dengelgeist (schwäbisch: Dengelmännle) ist im allemannischen Sprachraum, insbesondere in Schwaben, der sagenhafte Sensenmann, welcher als bärtiger Greis erscheint und am Abend oder nachts sein Dengeln ertönen läßt, das einen Todesfall oder großes Sterben voraussagen soll. Er sitzt auch auf dem Kirchhof und dengelt (schärft) seine Sense, um die zum Tode Bestimmten niederzumähen, ist also die Personifikation des Todes selbst, wie er mit seinem Attribut auch sonst in der Sage und bildenden Kunst des Mittelalters, freilich mehr noch als Gerippe, erscheint.
Der allemannischsprachige Dichter Johann Peter Hebel gestaltete den Dengelmann als literarische Figur auf dem Feldberg, wo er als Engel mit goldenen Flügeln erscheint, in weißem Gewand, welches ein rosenfarbener Gürtel umgibt. Befragt gibt der Dengelmann an, er mähe nur Futter für den Esel des Christkindchens und für die Kühe des heiligen Fridolins; aber aus seinen sonstigen Mitteilungen entnimmt man doch, daß er wesentlich dabei beteiligt ist, wenn ein Mensch stirbt: er drückt die Augen zu, er erweckt auch dereinst wieder, „wenn es Zeit ist“.
Tirol
Ebenfalls als Dengelgeist, aber auch Dengelmandl, wird in Tirol ein Gespenst bezeichnet, das niemals aufhören kann zu dengeln, weil es als Lebender die sonntägliche Ruhe gestört hatte.[1]
Literatur
- Hebel's Allemannische Gedichte. Für Freunde ländlicher Natur und Sitten. Aus der allemannischen Mundart übersetzt von Adrian. Stuttgart und Tübingen 1824, Seite 1: „Die Wiese“
- Dengel-Geist. In: Wilhelm Vollmer: Wörterbuch der Mythologie aller Völker, Seite 162. Nachdruck der Originalausgabe von 1874, Holzminden, ISBN 3-8262-2200-8