Die Schock-Strategie

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Buch

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Titel: Die Schock-Strategie
Untertitel: Der Aufstieg des Katastrophen-Kapitalismus
Autor: Naomi Klein
Erscheinungsjahr: 2007

Die Schock-Strategie: Der Aufstieg des Katastrophen-Kapitalismus (Original The Shock Doctrine: The Rise of Disaster Capitalism) ist ein im September 2007 erschienenes, „kapitalismuskritisches“ Buch der jüdischen Journalistin Naomi Klein.

Die Autorin stellt darin ihre Hypothese vor, daß ein Schock wirtschaftlicher, militärischer Art oder auch in Form einer Naturkatastrophe dazu genutzt wird, um über politischen Einfluß massiv Privatisierungen voranzutreiben. Auf dieser Basis kritisiert sie die Ideologie des Freien Marktes von Milton Friedman, den sie als Monster bezeichnet und der Chicagoer Schule anhand ihrer Umsetzung in Chile unter Pinochet, Rußland unter Jelzin und in den Vereinigten Staaten von Amerika. Begleitend erschien in Kooperation mit Alfonso Cuarón ein auf Kleins Weltnetzseite abrufbarer, englischsprachiger Kurzfilm.

Die These ist schockierend: Immer wenn Katastrophen oder Kriege die Bürger eines Landes lähmen, schlagen neoliberale Wirtschaftsreformer zu. Die Globalisierungskritikerin Naomi Klein nennt sie „Dr. Shocks“. Sie machen Geschäfte mit „Katastrophen-Kapitalismus“. Dazu gehören unpopuläre Wirtschaftsreformen wie Privatisierung, Deregulierung oder der Abbau von Sozialleistungen. Und laut Klein funktioniert der Katastrophen-Kapitalismus nach den gleichen Regeln wie Folter, wie Elektroschocks. „Folterer wollen Menschen brechen - Ökonomen ganze Gesellschaften“, sagt die Autorin.

Inhalt

Quelle
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Naomi Klein, bekannt durch ihren Verkaufsschlager „No logo“, beschreibt in ihren Buch den kompletten Ausverkauf des Staates an die Privatwirtschaft. Für die Autorin ist Chile nach dem Pinochet-Putsch 1973 das Vorbild, nach dem rund um die Welt Militärputsche, Naturkatastrophen, Wirtschaftszusammenbrüche genutzt werden, um die Märkte völlig zu liberalisieren.

Dass sich Pinochet 1973 nicht zuletzt dank massiver Hilfe von US-Konzernen und der CIA an die Macht putschen konnte, ist seit langem bekannt. Dass die damit einhergehende Privatisierung des gesamten Staatswesens, der Ausverkauf Chiles an eine Handvoll Unternehmer mindestens genauso viel Leid und Elend für Millionen Chilenen mit sich brachte, diese Tatsache ist nur wenigen Medien eine Meldung wert gewesen.

Schulen, Universitäten, Sozialversicherung, Renten - alles wurde privatisiert. Widerstand war nicht zu erwarten. Wer aufmuckte, verschwand. Die Demokratie war abgeschafft. Millionen Chilenen stürzten in bitterste Armut, während einige wenige Unternehmen extremen Reichtum anhäuften. Die chilenische Wirtschaft boomte, doch auf Kosten des größten Teils der Bevölkerung.

All das beschreibt Naomi Klein jetzt in ihrem Buch „Die Schock-Strategie“, denn Chile wurde damals zum ersten realen Experimentierfeld einer ganzen Wirtschaftsschule, die sich in Chicago (USA) unter dem Wirtschaftswissenschaftler Milton Friedman gebildet hatte.

Danach kann nur ein wirklich freier Markt ohne jegliche Einmischung des Staates einer Nation wirtschaftlichen Wohlstand garantieren. Ob Mindestlöhne oder Arbeitschutzgesetze, jede Form staatlicher Regulierung, jede Form wirtschaftlicher Aktivität von der Post über das Bildungswesen bis zum Nationalpark, verhindert wirtschaftliche Prosperität. Private können alles viel besser, effizienter, preiswerter erledigen.

Solch ein kompletter Ausverkauf des Staates an die Privatwirtschaft ist unter normalen demokratischen Verhältnissen kaum durchführbar. So bietet nur eine Krise die Chance eines radikalen, raschen und unwiderruflichen Wandels.

Für Naomi Klein ist Chile das Vorbild, nach dem rund um die Welt Militärputsche, Naturkatastrophen, Wirtschaftszusammenbrüche von den Anhängern Milton Friedmans dazu genutzt werden, ihre Version der Liberalisierung der Marktes durchzupeitschen. Naomi Klein nennt das die dreigliedrige Formel von Deregulierung, Privatisierung und Einschnitte bei den Sozialausgaben.

Sie vergleicht die ökonomische Schocktherapie mit den Verhörmethoden der CIA. Mithilfe von Elektroschocks, Medikamenten, Entzug von Licht und Geräuschen kompletter Isolierung wird versucht, die Persönlichkeit der Opfer zu brechen, um den desorientierten, willenlosen Opfern Geständnisse zu entlocken.

Naomi Klein ist der Ansicht, nach demselben Prinzip würde auch der Katastrophen-Kapitalismus funktionieren. Erst kommt der Schock durch die Katastrophe, der die Betroffenen paralysiert, dann kommt die Therapie, die in kürzester Zeit alles Bisherige vernichtet und völlig neue Verhältnisse schafft. Ganz ohne Widerstand, da die Betroffenen noch unter Schock stehen.

Die Autorin führt auf über 600 Seiten detailliert vor, wie die Friedman-Anhänger in der US-Regierung, bei der Weltbank und beim Internationalen Währungsfond Katastrophen jeglicher Art dazu genutzt haben, den jeweiligen Staat an private Interessen zu verfüttern. Als Beispiele dienen ihr die Militärputsche in Indonesien oder Südamerika, der Zusammenbruch des Kommunismus in Polen und Russland, der Krieg im Irak, die Naturkatastrophen des Tsunami in Asien oder des Hurrikan Katrina.

Sie schildert, wie all diese Ereignisse den Friedman-Ideologen jenen reinen Tisch schufen, um den für die meisten Menschen vogelfreien Markt durchzusetzen. In den USA haben die Neokonservativen unter Bush es sogar geschafft, den Staatsapparat so auszuhöhlen, dass heute dutzende Privatfirmen staatliche Kernaufgaben übernehmen.

Naomi Kleins Beispiele sind überzeugend und erschütternd, die Beweise erdrückend. Allerdings gerät ihre engagierte und gut begründete Anklage bisweilen in die Nähe linksradikalen Verschwörungstheorien der 70er Jahre, die den Weltkapitalismus als heimtückischen monolithischen Block ansahen, als eine in den Konzernetagen der Multis geplante Welteroberung.


Zitate

Kleins These: die kapitalistische Modernisierung, also die Durchsetzung einer möglichst reinen Praxis ungezähmter Marktwirtschaft, nutzt gezielt die Verwirrung der Menschen nach Katastrophen oder sozialen Krisen für die Einführung des Marktradikalismus aus.

„Katastrophen-Kapitalisten haben aber kein Interesse daran, wiederherzustellen, was einmal war. Im Irak, in Sri Lanka und in New Orleans begann die - absichtlich irreführend so genannte - Rekonstruktion damit, den Job der ursprünglichen Katastrophe zu Ende zu bringen und auszuradieren, was von der öffentlichen Sphäre und den entwurzelten Gemeinschaften noch übrig war und es dann schleunigst durch so etwas wie ein neues Jerusalem des Unternehmertums zu ersetzen - und zwar ehe die Opfer des Krieges oder der Naturkatastrophe sich erneut organisieren und ihre Ansprüche anmelden konnten.“
„Friedmans Wirtschaftsmodell lässt sich zum Teil auch demokratisch durchsetzen, die Implementierung der Vollversion bedarf aber autoritärer Verhältnisse. Damit die wirtschaftliche Schocktherapie uneingeschränkt angewandt werden kann - wie in Chile in den siebziger, in China Ende der achtziger, in Russland in den neunziger Jahren und in den Vereinigten Staaten nach dem 11. September 2001 -, ist stets ein großes kollektives Trauma vonnöten, das demokratische Praktiken entweder vorübergehend außer Kraft setzt oder sie völlig unterbindet. Dieser ideologische Kreuzzug wurde unter den autoritären Regimes Südamerikas geboren, und auf seinen größten, erst kürzlich eroberten Territorien - Russland und China - gedeiht er bestens und höchst profitabel unter Regierungen, die bis heute mit eiserner Faust herrschen.“

Klein will zeigen, daß es eine Parallele zwischen den Formen der Zerstörung von Persönlichkeiten und der Zerstörung kollektiver soziokultureller Ordnungen gibt und daß beide aus niederen Beweggründen erwachsen. Nach dem Besuch eines Folteropfers schreibt Klein, sei ihr diese Parallele aufgefallen:

„Ich konnte es nicht ändern, aber ich hatte das Gefühl, dass das, was ihr passiert ist, eine zerstörte Persönlichkeit, und das, was dem Irak passiert ist, ein geschocktes Land, irgendwie miteinander zusammenhängt, dass beides Manifestationen derselben entsetzlichen Logik sind.“[1]

Literatur

  • Naomi Klein: The Shock Doctrine: The Rise of Disaster Capitalism, Penguin, 2007. ISBN 978-0-7139-9899-3
  • Naomi Klein: Die Schock-Strategie: Der Aufstieg des Katastrophen-Kapitalismus, Fischer-Verlag, Frankfurt am Main 2007. ISBN 3-10-039611-1, ISBN 978-3-10-039611-2

Fußnoten