Dippel, Johann Konrad
Johann Konrad Dippel (auch Conrad, Pseudonym Christianus Democritus; * 10. August 1673 auf Burg Frankenstein (Bergstraße) nahe Darmstadt; † 25. April 1734 auf Schloss Wittgenstein in Bad Laasphe) war ein deutscher Alchemist und evangelischer Theologe.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Dippel studierte seit 1689 in Gießen Theologie, hielt in Straßburg Privatvorlesungen über Astrologie, verließ die Stadt aber wegen Schulden, worauf er nach Darmstadt zurückkehrte und in seiner „Orthodoxia orthodoxorum“ zu den Pietisten übertrat. Bald darauf aber erklärte er sich in seinem „Papismus protestantium vapulans“ voll bitteren Spottes gegen das orthodoxe Kirchentum. Fortan verfolgte ihn der Haß der erbitterten Geistlichkeit sein ganzes Leben hindurch. Im Jahr 1698 begann er Medizin zu studieren, verfiel aber in alchemistische Träumereien, beschäftigte sich in Berlin von 1704 bis 1707 mit der pharmazeutischen Chemie und machte großes Aufsehen mit der Erfindung seines tierischen Öls als eines Universalmittels. Abfälle von der Bereitung dieses Öls, ein Alkali, worüber dasselbe destilliert worden war, führten den Färber Johann Jacob Diesbach in Berlin zur Entdeckung des Berliner Blaus (bzw. Preußisch-Blau).
Daraufhin ging Dippel nach Amsterdam, wo er sich als Arzt einen Ruf erwarb, bis ihn seine Schrift „Alea belli muselmanici etc.“ nötigte, nach Altona zu fliehen, wo er sich als dänischer Kanzleirat so unklug über die Regierung äußerte, daß er 1719 seiner Würden entsetzt und bis 1726 auf Bornholm gefangen gehalten wurde. 1727 gewann er als Arzt Eingang am schwedischen Hof, verscherzte sich aber auch diese Stellung durch sein Einmischen in politische Händel und seine theologischen Schriften. Seine letzten Jahre lebte er zum Teil in Berleburg.
Trotz zahlreicher Verworrenheiten galt Dippel als einer der gelehrtesten Männer seiner Zeit und als ein Vorläufer der Aufklärung. Wenn er auch die kirchlichen Dogmen bekämpfte, so setzte er doch das Wesen der Religion in Liebe und Selbstverleugnung. Die meisten seiner Schriften, deren Zahl sich auf 70 beläuft, gab er unter dem Namen Christian Democritus heraus.
Schriften
- De Nihilo (1693), Magisterarbeit, Gießen
- Orcodoxia orthodoxorun oder die verkehrte Wahrheit und wahrhaftige Lüge der unbesonnenen und eifrigen Lutheraner (1697), eine populäre Streitschrift
- Das gestäupte Pabsttum an den blinden Verfechtern der dörfftigen Menschensatzungen in protestierender Kirch (1698), eine populäre Streitschrift
- Wein und Öl in die Wunden des gestäupten Pabsttums (1698), eine populäre Streitschrift
- Unschuld und Nothwendigkeit des Rechts der Natur und dessen Lehre wider das ungegründete Vorgehen des AUTHORIS des Licht- und Rechts / dargethan von einem Liebhaber der Wahrheit. (1704), hieraus ist das oben angegebene Zitat
- Fatum fatuum (1708) eine gegen Descartes, Hobbes, Spinoza gerichtete Schrift zur Willensfreiheit
- Eröffneter Weg zum Frieden mit Gott und mit allen Kreaturen durch die Publikation der sämtlichen Schriften des Christianus Democritus (1709, diese von ihm selbst besorgte Gesamtausgabe ist unvollständig. Vollst. Neudruck, Bd. I–III, Berleburg 1747
- Vittae animalis morbus et medicina suae vindicata origini (1711), Dissertation in Medizin, Leiden
- Der von den Nebeln der Verwirrung gesäuberte helle Glanz des Evangelio Jesu Christi oder Entwurf der Heilsordnung in 153 Fragen (1727), ein aufklärerischer Katechismus
- Vera demonstratio evangelica, Das ist, ein in der Natur in dem Wesen der Sache selbst so wohl, als in heiliger Schrift gegründeter Beweiß der Lehre und des Mittleramts Jesu Christi (1729)
Literatur
- Wilhelm Bender: Johann Konrad Dippel. Der Freigeist aus dem Pietismus. Ein Beitrag zur Entstehungsgeschichte der Aufklärung. Bonn 1882 (PDF-Datei)
Verweise
- Schmidt, Martin: Dippel, Johann Conrad, in: Neue Deutsche Biographie 3 (1957), S. 737 f.