Diskurs

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Ein Diskurs ist der verbale Austausch, bei dem im idealen Sinn Gedanken und Argumente mitgeteilt werden (und nicht allein Erwartbares oder bloße Launen vorgeführt werden). Die Kommunikationsforschung hat jedoch schon im 20. Jahrhundert erwiesen, daß die allermeisten sprachlichen Signale zwischen Menschen gerade keinen Diskurscharakter tragen, sondern sich vielmehr auf Floskeln, Phrasen, Wiederholungen und Stimmungslaute beziehen, die einer eigentlichen gedanklichen Mitteilung – der Mitteilung von etwas Unerwartetem – zumeist gänzlich fernstehen.

In Fällen des gescheiterten oder des fehlgehenden Diskurses, ist zu beobachten, wie dieser Merkmale des einseitigen Monologs aufweist, oder sogar in einen Zustand übergeht, der pseudointellektuelle Scheindiskussionen hervorbringt, Gemeinplätze auflistet und im schlimmsten Fall nur um seiner selbst willen (ohne wirklich offenes Ergebnis) geführt wird:

„Die Diskurse bilden die Gegenstände, von denen sie sprechen.“[1]

Der linksintellektuelle Vordenker Michel Foucault schloß sich mit dieser zitierten Wendung dem sprachphilosophischen Denken seiner Zeit an, das wesentliche Anregungen empfing durch die Medientheorie des VS-Amerikaners Marshall McLuhan. Dessen berühmte Gleichung: „The medium ist the message“ – sehr frei übersetzt: „Das gewählte technische Medium legt bereits die eigentliche Botschaft fest“ –, hat alle Geisteswissenschaften nach und nach deutlich beeinflußt. Faktisch bringt erst eine Erforschung unterschwelliger, indirekter, impliziter und verborgen-ideologischer Subtexte den wirklichen oder wahren Charakter medialer Kommunikation ans Licht.

Für ein Verständnis der im engeren Sinne sprachlichen Kommunikation bedeutet dies, daß Diskurse typischerweise den Mangel des Selbstmißverständnisses tragen (etwa, sie seien „ehrlich“ oder sie seien „wahrheitsorientiert“ oder sie seien politischer Ausdruck eines „Vernunftwesens Mensch“), während in der Realität überwiegend die Einflüsse von Manipulation, Lüge, Täuschung, Heimlichkeit, Ignoranz, Ideologie und Unwahrhaftigkeit den Rahmen, und auch das Ergebnis, von gesellschaftlichen Diskursen vorfestlegen.

Ein Diskurs kann an die Stelle des eigentlich Unausgesprochenen treten. Er markiert dann dasjenige, was sorgsam ausgespart bleibt, oder dasjenige, um dessen Verheimlichung willen überhaupt nur ein vorgeblicher Diskurs eingeleitet wird. Ein klares Beispiel für einen solchen Scheindiskurs, der nur deshalb eingeleitet wird, um eigentliche und wesentliche Streitthemen zu überdecken, ist der alljährlich in der BRD inszenierte politische Konflikt um die Höhe des Hartz-IV-Regelsatzes (der staatlichen Fürsorgezahlungen also). Er ist in horizontaler Ebene ein völliger Scheindiskurs, da er die viel wichtigere Frage, warum in Vollzeit arbeitende Geringverdienende – mittels Steuern, Abgaben und „Umlagen“ – von Finanzämtern unter das gesetzlich definierte Existenzminimum (den → „Pfändungsvorbehalt“) herunterbesteuert werden dürfen, totschweigt. Aber er ist auch in vertikaler Ebene ein Scheindiskurs, da typischerweise mittels Lärm um kleine Etatposten die politische Kontrolle großer und sehr großer Etatposten ausgehebelt zu werden pflegt (Beispiel: die so gut wie diskussionslos beschlossene, jedoch gravierend folgenreiche, Einrichtung der „ESM“-Bank im Sommer 2012).

Die Rede vom ›Diskurs‹ ist bei konservativen Denkern nicht wohl gelitten. Der Begriff riecht mindestens nach Habermas, nach dem Insistieren auf endloser, sich selbst genügender und -erschöpfender Diskussion und nach Ablenkung vom politisch Wesentlichen: notwendiger Dezision.“[2]

Der einflußreiche deutsche Sozialphilosoph Jürgen Habermas unterscheidet zwischen herrschaftsfreien Diskursen (die seiner Auffassung nach stets und grundsätzlich anzustreben seien) und solchen Diskursen, die herrschaftsdominiert oder herrschaftsdurchtränkt sind. Diese moralische Forderung an den Diskurs soll Aufklärung bestärken und Willkür im gesellschaftlichen Umgang minimieren oder abschaffen. Angesichts der bestehenden medialen Verhältnisse (→ Veröffentlichte Meinung), und auch angesichts der gelenkten politischen Stichwortvorgaben im öffentlichen Raum (etwa im Falle der Wendung von der „Demokratie, die am Hindukusch verteidigt“ werde, wie ein Verteidigungsminister Peter Struck dies einst als Parole ausgab), sind jener Diskursmoral aber doch enge Grenzen gesetzt.

Der besonders fatale Aspekt politischer Diskurse ist jedoch nicht allein – und noch nicht einmal vorrangig – das Herrschaftsgefälle, das in ihnen zum Ausdruck kommt, sondern vielmehr die allseits verbreitete Unsitte, bei Debatten bloße Titelwörter oder Überschriften zu nennen, und darin ein Argument, oder jedenfalls einen wesentlichen Gesichtspunkt, zu sehen. Die charakteristische Denkunfähigkeit solchen Sprechens erzeugt überhaupt erst die allermeisten Mängel politischer Diskurse.

Zitate

  • „Kann sich eine Gesellschaft in dieser moralduseligen Grundschul- bzw. Altersheimglückseligkeit überhaupt noch als vital oder intellektuell beweglich erweisen? Sie vermeidet polemische Diskurse und Auseinandersetzungen, und sie kaschiert Probleme mit dem Ergebnis, daß sie sich ideell mit Illusionen und Lebenslügen vergiftet, die schon rein begrifflich sakrosankt sind, insofern bestimmte Worte und deren Konnotation gleich für das Wahre, Gute und Schöne stehen.“Heino Bosselmann: Die Besserer

Siehe auch

Fußnoten

  1. Michel Foucault
  2. Institut für Staatspolitik: Kritik als Ideologie, ISBN: 9783939869078