Dyke, Greg
Gregory Dyke (* 20. Mai 1947 Hayes/Middlesex) ist ein britischer Medienmanager, Journalist und Fernsehmoderator. Er war Generaldirektor der BBC von Januar 2000 bis 29. Januar 2004.[1]
Inhaltsverzeichnis
Leben
Gregory (Greg) Dyke wurde am 20. Mai 1947 in Hayes als dritter Sohn des Versicherungsmanagers David Dyke und dessen Frau Denise geboren. Nach dem Abschluss der Schule in Hayes studierte er Politik an der University of York (B.A.). Bereits während des Studiums arbeitete er als Reporter für den „Hillingdon Mirror“ und engagierte sich in der Politik.
Wirken
Gregory Dyke war fast 25 Jahre fürs kommerzielle Privatfernsehen tätig, bevor er zur staatlichen British Broadcasting Corporation (BBC) kam. Er startete seine Karriere 1977 beim London Weekend Television (LWT) des Senders ITV, wurde 1983 für ein Jahr Chefredakteur des ITV-Frühstücksfernsehens TV-am, wechselte 1984 als Programmdirektor zu Television South und kehrte 1987 zu LWT zurück. Dort war er bis 1991 Programmdirektor und 1989-1990 zusätzlich stellvertretender geschäftsführender Direktor. 1990 stieg Dyke in die Chefetage von LWT auf, den er zu einem der profitabelsten Sender in Großbritannien ausbaute. 1994 übernahm der Medienkonzern Granada LWT, worauf Dyke – mit millionenschweren Gewinnen aus Aktienoptionen - das Unternehmen verließ. 1995 wurde Dyke „Chairman“ und „Chief Executive Officer“ von „Pearson Television“, das er in den Folgejahren zur weltgrößten unabhängigen Produktionsfirma ausbaute. Daneben war er in weiteren leitenden Funktionen im Fernseh-Geschäft tätig.[1]
1999 schließlich kam Dyke, nominiert durch von der Labour-Regierung ernannte BBC-Gouverneure, als stellvertretender Generaldirektor (und designierter Generaldirektor) zur BBC. Von konservativer Seite wurde Dyke eine zu große Nähe zur Labour Party vorgehalten, nachdem er die Partei mit 50.000 Pfund aus seinem Vermögen unterstützt hatte. Dyke erklärte daraufhin seinen Austritt aus der Labour Party.
Nach dem Ausscheiden von Sir John Birt stieg Dyke im Januar 2000 zum BBC-Chef auf. Sogleich begann er mit der grundlegenden Umstrukturierung des Senders, der nach Kritikermeinung starke Ähnlichkeit mit einer Behörde aufwies. Er strich eine Management-Ebene und gliederte die Hierarchie des Unternehmens neu. Den Anteil der Verwaltung am Etat wollte Dyke in fünf Jahren von 24 % auf 15 % zurückfahren. Dykes Veränderungswille betraf aber nicht nur die Organisation, er erweiterte auch das TV-Angebot von zwei auf fünf Kanäle.[1]
Kelly-Gilligan-Affäre (Irakkrieg)
Der in der BBC-Mitarbeiterschaft angesehene Greg Dyke hätte vielleicht Jahre als Generaldirektor zugebracht, wäre nicht am 29. Mai 2003 eine BBC-Sendung gelaufen, in der Verteidigungsexperte Andrew Gilligan berichtete, die britische Regierung habe ein Geheimdienstdossier über irakische Massenvernichtungswaffen um Behauptungen ergänzt, von denen sie wusste, daß sie falsch waren. Zu dieser Zeit diskutierte Großbritannien die Beteiligung des Landes an einem von den VSA erzwungenen Waffengang gegen den irakischen Staatschef Saddam Hussein, von dem es hieß, er verfüge über Massenvernichtungswaffen. BBC-Reporter Gilligan hatte in seinem Beitrag eine Regierungsquelle zitiert, die die „Blair“-Regierung bezichtigte, die Situation verschärft darzustellen, um bei der Bevölkerung Zustimmung für den Krieg gegen den Irak zu erlangen. Als der unter Beschuss stehende Reporter Gilligan seine Quelle aufdeckte und sein Informant, der Regierungsbeamte David Kelly (* 1944– † 2003; Biowaffenexperte und Berater des Londoner Verteidigungsministeriums), daraufhin (mutmaßlich) Selbstmord beging, kam es zu einer Untersuchung durch Lordrichter Brian Hutton.[2]
Die Ergebnisse des so genannten Hutton-Berichts wurden im Januar 2004 publik gemacht. Für die traditionsreiche BBC bedeutete er einen schweren Imageschaden. Der Sender musste zugeben, daß der als wenig seriös geltende Reporter Gilligan seine Angriffe losgetreten hatte, ohne daß sein Beitrag vorab redaktionell abgestimmt worden war. Offenbar hatte Gilligan die Aussagen seines Informanten entweder falsch interpretiert oder absichtlich aufgebauscht. Zudem gab es Kritik, da sich die BBC wie auch Dyke von Anfang an massiv hinter Gilligan stellten, ohne dessen Recherche intern zu überprüfen. Als Konsequenz aus der Affäre legte BBC-Aufsichtsratsvorsitzender Gavyn Davies am 28. Januar 2004 sein Amt nieder. Einen Tag später gaben auch Dyke und der BBC-Reporter Andrew Gilligan ihren Rücktritt bekannt. Beobachtern zufolge soll Dyke seinen Rücktritt zwar offeriert, die Annahme durch den Rundfunkrat aber mit Bestürzung aufgenommen haben. Dykes kommissarischer Nachfolger wurde BBC-Vizechef Mark Byford, neuer Generaldirektor im Juni 2004 Mark Thompson.
Greg Dyke fand im August 2004 eine neue Aufgabe als Kanzler der Universität von York. In dieser Position wurde Dyke, der die Einrichtung eines Fachbereichs für Theater, Film und TV ankündigte, der repräsentative Kopf der York-Universität. Die Kelly-Gilligan-Affäre ließ Dyke, der 2004 zudem Berater bei dem Finanzinvestor Apax und Chairman der zur selben Gruppe gehörenden Sunshine Acquisition Ltd wurde, auch nach seiner BBC-Zeit nicht los. So attackierte er im Juli 2004, als er die Ehrendoktorwürden der Universitäten von Sunderland und Middlesex erhielt, die britische Regierung aufgrund ihrer Beteiligung am Irakkrieg scharf und behauptete weiter, Gilligans Geschichte sei wahr gewesen. Die Regierung, so Dyke, habe vielmehr eine Hexenjagd veranstaltet, um von den wirklichen Umständen des Irakkriegs abzulenken. Auch in seinem im September 2004 erschienenen Buch "Inside Story" befasste sich Dyke mit demselben Thema.[2]
Auszeichnungen
Royal TV Society Lifetime Achievement Award, Broadcoasting Press Guild Award (2004)
Familie
Greg Dyke ist in zweiter Ehe mit Susan Howes verheiratet und hat zwei Kinder sowie zwei Stiefkinder. Seine erste Ehe wurde 1983 geschieden. Er lebt in Twickenham, Middlesex. Seine Hobbys sind Fußball, Reiten und Skifahren. Dyke ist seit Januar 2006 „Chairman“ des „Brentford Football Club“.