Erec (Hartmann)

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Erec (mhd. Êrec) ist ein mittelalterliche Verserzählung Hartmanns von Aue in mittelhochdeutscher Sprache. Es handelt sich um den ersten deutschen Artus-Roman. Das Thema wurde auch in Westeuropa aufgegriffen und auf altfranzösisch niedergeschriebenen.

Zu Beginn des Werkes wird erzählt, wie Erec Enite kennenlernt und heiratet, der Rest schildert, wie Erec versucht, seine verlorene Ehre wiederzuerlangen, nachdem er sich zu sehr mit seiner Frau beschäftigt hat („Verliegen“) und weniger um das höfische Leben. Das Werk folgt dabei dem typischen N-Schema der Artusepik.

Der Anfang des Werkes hat sich leider nicht erhalten, die Geschichte beginnt somit erst kurz bevor Erec, die Königin und ihr Gefolge während der Jagd Iders auf einer Heide begegnen.

Handlung

Die königliche Jagd

Während einer von König Artus abgehaltenen Jagd begleitet der junge Ritter Erec, Sohn des Königs Lac, die Königin und ihre Damen. Auf ihrem Weg stoßen sie auf einen Ritter und seinen Zwerg, die eine junge Dame mit sich führen. Da diese unerlaubt in ihr Gebiet gekommen sind, will die Königin erfahren, wer der Ritter und seine Begleiter sein mögen, weshalb sie eine ihrer Damen aussendet, um nachzufragen. Der Zwerg gibt ihr lediglich barsch zur Antwort, sie solle ihr Maul halten und wieder umkehren. Als sie jedoch den Ritter selbst fragen will, schlägt sie der Zwerg mit der Geißel ins Gesicht und auf die Hände. Daraufhin begibt sich Erec zu dem Zwerg und will den Grund für diese Tat erfahren, ebenso wie die immer noch nicht erhaltende Information über den fremden Ritter. Da Erec jedoch unbewaffnet ist, bekommt auch er die Geißel des Zwerges zu spüren. Aus Scham über diesen Vorfall läßt er sich von der Königin entlassen und reitet - in sicherem Abstand - dem fremden Ritter hinterher, um es irgendwie wieder gutzumachen. Er sieht, wie der Ritter auf der Burg Tulmein einreitet und dort vom Herzog Imain ehrenvoll empfangen wird. Er meidet die Burg jedoch, da er nicht will, daß er von dem Ritter gesehen wird.

Der Schönheitswettbewerb

Da der Abend bereits aufzieht, sieht sich Erec in dem nahe der Burg gelegenen Dorf um, doch alle Häuser dort sind belegt und er kann keine Herberge finden. Da stößt er auf ein altes Gemäuer, das verlassen erscheint und entschließt sich dazu, in dessen Inneren in einer Ecke die Nacht zu vollbringen. Dort stößt er jedoch auf einen alten Mann, der dort zusammen mit seiner Frau und der Tochter in niederen Verhältnissen lebt. Erec fragt diesen, ob er bei ihm die Nacht verbringen kann und obwohl er sehr arm ist, nimmt ihn der Alte auf. Seiner Tochter Enite, die Erec äußerst schön findet, trägt er auf, sich um das Pferd des Ritters zu kümmern. Erec erfährt im Gespräch mit dem Alten, daß es sich um den Grafen Koralus handelt. Dieser war einst Graf gewesen, jedoch ohne eigenes Verschulden von anderen Adeligen seines Erbes beraubt worden. Erec fragt Koralus nach dem Ritter, dem er nachgeritten ist und erführt, daß auf der Burg Tulmein durch den Herzog Imain bereits zum dritten Mal ein Fest abgehalten wird, bei dem es auch zu einem Schönheitswettbewerb kommt. Welcher Ritter dort mit der schönsten Frau ankäme, darf einen auf eine silberne Stange gesetzten Sperber als Preis nehmen. Erec erfährt, daß der fremde Ritter Iders heißt und bereits zweimal den Sperber genommen hat. Obwohl es Frauen gab, die schöner als dessen Begleiterin waren, hat niemand sich getraut, ihn am Nehmen des Sperbers zu Hindern, da alle sich vor ihm fürchteten. Erec gesteht Koralus daher das ihm durch Iders erfahrene Leid und bittet ihn darum, mit seiner Tochter Enite dort hinzureiten, um den Sperber zu nehmen, da seiner Meinung nach Enite die schönste Frau, die er kennt, sei. Er offenbart Koralus, daß er der Sohn des Königs Lac sei und verspricht, bei Gelingen, auch Enite zur Frau zu nehmen. Nachdem Koralus, der zusammen mit Lac die Schwertleite empfing, zuerst der Meinung ist, Erec wolle ihn verspotten, willigt er dem Vorhaben ein. Rüstung und Lanze, die er trotz seiner Armut stets aufgehoben und nie veräußert hatte, stellt er Erec zur Verfügung. Am nächsten Tag begeben sich Erec und Enite zur Burg, wo sie Imain, bei dem es sich um Enites Onkel handelt, um Rat bitten. Dieser will Enite schöner einkleiden lassen, doch Erec lehnt dies ab, da seiner Meinung nach eine Frau an ihrer Schönheit und nicht am Kleid beurteilt werden soll. Sie begeben sich daher auf die Wieso, wo sich der Sperber befindet. Erec weist Enite an, diesen auf die Hand zu nehmen, da es keine schönere als sie gäbe. Iders, der dies hört, beschimpft sie als Bettlerin und verlangt, daß sie den Sperber stehen läßt. Erec erwidert, er habe bereits zweimal ohne Recht ihn an sich genommen und damit sei nun Schluß. Da man sich nicht einigen kann, kommt es zu einem Kampf, der die Entscheidung bringen soll. Sie sind schließlich nach mehreren Stunden so erschöpft vom Kampf, daß sie eine Kampfunterbrechung vereinbaren, bevor es wieder weitergeht. Erec gelingt es schließlich, den Ritter zu besiegen. Dieser gibt sich als Yders, Sohn des Nuts, zu erkennen und bittet Erec darum sein Leben zu verschonen. Erec gewährt es ihm, obwohl Yders selbst ihm dies nicht gewährt hätte. Er klärt den Besiegten darüber auf, daß das Mädchen und er von Yders Zwerg Schläge erhielten. Den Zwerg läßt er so fest auspeitschen, daß Wochen später man noch die Male erkennen kann und trägt Yders auf, sich zum Hofe König Artus' zu begegeben und sich dort in den Dienst der Königin zu stellen.

(...)

Erecs Verliegen

In Karnant wird Erec von seinem Vater Lac (wahrscheinlich zum Mitregenten) gekrönt. Erec schickt zwar seine Ritter zu Turnieren aus, nimmt selbst aber nicht mehr daran teil. Den Großteil des Tages verbringt er zusammen mit Enite im Bett, lediglich zur Messe und zum Essen verlassen sie gemeinsam das Schlafgemach. Es dauert nicht lange, bis der Hof daher verödet, da kein höfisches Leben dort mehr möglich ist. Fremde meiden Karnant bereits, da keine Freude mehr an diesem Hof sei, die eigenen Untertanen verfluchen bereits den Tag, an dem Enite an den Hof kam, da seit ihrer Ankunft alles sich zum Schlechteren gewendet habe. Erec selbst bekommt im Gegensatz zu Enite, die sehr wohl hört, was über Erec und sie gesprochen wird, nichts von der schlechten Stimmung am Hof mit.

(...)

Unterschiede zu Chretien

Der Roman Hartmanns unterscheidet sich in einigen Punkten von der Vorlage Chretiens. Oftmals handelt es sich nur um kleinere Abweichungen, es tauchen aber auch inhaltlich deutliche Unterschiede auf.

Betreffend Chretien Hartmann
Erec bei Koralus Koralus sitzt draußen vor seinem Haus und bittet den nahenden Erec sofort heran, als er diesen sieht. Koralus und die Familie ist zwar verarmt, jedoch besitzen sie noch einen minimalen Luxus. Sie besitzen noch diverse Einrichtungsgegenstände und sogar einen einzigen Diener, der das Essen zubereitet. Enites Kleidung zeigt deutliche Gebrauchsspuren, so sind etwa die Ärmel löchrig. Erec wil in einem alten Gemäuer, das er für unbewohnt hält, übernachten und trifft dort erst auf Koralus. Hartmann macht die Familie deutlich ärmer, so ist Enites Kleid vollkommen zerrissen, sodaß die weiße Haut an mehreren Stellen deutlich hervorlugt. Mobilar ist kaum noch vorhanden, ebenso gibt es keine Bediensteten.
Der Sperberkampf Yders geht mit seiner Freundin zuerst zum Sperber und meint, diese soll ihn nehmen, woraufhin Erec Einspruch einlegt. Yders Verhalten daraufhin ist eines Ritters würdig. Erec geht zuerst zum Sperber und meint, Enite soll ihn nehmen, da sie die Schönste hier sei. Yders widerspricht, beschimpft Enite als Bettlerin und fordert, daß sie den Sperber in Ruhe lasse.
Gäste bei der Hochzeit Erecs mit Enite Chretien nennt eine Reihe von Personen, die dem Fest beiwohnen. Hartmann übernimmt die Auflistung Chretiens, fügt jedoch noch einige hinzu. Die Herkunft der zusätzlichen Personen ist dabei unklar, es liegt auch die Vermutung nahe, daß es nicht von Hartmann selbst stammt, sondern eine nachträgliche Einfügung darstellt.

Vorkommende Personen

Überlieferung

Die Überlieferung des Erecs Hartmanns von Aue ist generell sehr schlecht. Die Grundlage für die heute verwendete Textgrundlage stellt die Version im sogenannten Ambraser Heldenbuch dar, welches für Kaiser Maximilian I. verfaßt wurde. Es ist die einzige Handschrift, in der der Erec fast vollständig überliefert ist. Neben dieser gibt es nur einige wenige Fragmente, auf welcher Stellen aus dem Werk zu finden sind. Besonders bedauernswert ist dabei, daß im Ambraser Heldenbuch der Anfang des Erecs fehlt, offenbar fehlte er bereits bei der Vorlage, die Hans Ried, der von Maximilian angestellte Schreiber, übertrug. Hinzu kommt noch, daß Ried den Text nicht nur einfach abschrieb, sondern den mittelhochdeutschen Text auch in der Schreibung korrigierte, um ihn besser lesbar zu machen. Die heute übliche mittelhochdeutsche Version des Êrecs ist daher eine Rekonstruktion.

Siehe auch:

Literatur