Österreich-Este, Franz Ferdinand von

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Franz Ferdinand von Österreich-Este.jpg

Franz Ferdinand Carl Ludwig Joseph Maria von Österreich-Este (Lebensrune.png 18. Dezember 1863 in Graz; Todesrune.png 28. Juni 1914 in Sarajewo) war ein deutscher Adliger und Thronfolger von Österreich-Ungarn, der beim Attentat von Sarajewo von dem Kommunisten Gavrilo Princip ermordet wurde.

Leben und Wirken

Über die Tage des Erzherzoges Kindheit und Jugend bis zum Abschluß seiner denkwürdigen Weltreise in den Jahren 1892/93 heißt es:

Quelle
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u jenen Prinzen unseres erhabenen Kaiserhauses, welche dazu berufen sein können, tiefen und entscheidenden Einfluss auf die Geschicke unseres Vaterlandes zu nehmen, zählt in erster Linie Erzherzog Franz Ferdinand von Österreich-Este, der älteste Sohn Sr. k. u. k. Hoheit des Herrn Erzherzog Carl Ludwig, des erlauchten Bruders unseres kaiserlichen Herrn. [...] Er ist zu Graz am 18. December 1863 geboren, steht also gegenwärtig im 31. Lebensjahre. Obwohl in den Jugendjahren des Erzherzogs Niemand daran dachte, dass er jemals in die Lage kommen könnte, die Krone des Hauses Habsburg zu tragen – blühte doch Kronprinz Erzherzog Rudolph in voller Gesundheit zum Thronerben heran – so wurde doch der Erziehung des Prinzen die größte Aufmerksamkeit zugewendet. Eine Reihe der besten Lehrer – unter ihnen der Probst-Prälat der Votivkirche in Wien Dr. Marschall – waren um die geistige und seelische Ausbildung des erlauchten Erzherzogs bemüht, und frühzeitig trat er den militärischen Dienst an, und zwar nicht, wie es ehedem üblich war, sofort in der Oberstens-Charge, sondern als Subalternofficier in dem den Namen seines Oheims, Erzherzogs Franz Ferdinand d’Este, Herzogs von Modena, tragenden ungarischen Infanterie-Regimente Nr. 32 (gegenwärtig „Kaiserin Maria Theresia“).

Ein vortrefflicher Brauch will es, dass alle Erzherzoge sich in den Hauptwaffen der Armee praktisch erproben, ehe sie sich definitiv einer besonderen Waffe zuwenden. So trat Erzherzog Franz Ferdinand, nachdem er zuerst Infanterie-Officier gewesen, als Rittmeister in das oberösterreichisch-salzburgische Dragoner-Regiment „Kaiser Ferdinand“ Nr. 4, das damals in Enns garnisonierte. Die Zurückgezogenheit, in welcher die „Familie Carl Ludwig“ lebt und die Scheu des jungen Erzherzogs selbst, in der Öffentlichkeit hervorzutreten, war wohl die Ursache, dass über die Jugend, über die seltene Begabung und die militärische Dienstleistung des Erzherzogs Franz Ferdinand so dürftige oder unrichtige Nachrichten und Darstellungen bekannt wurden. Officiere aber, welche mit Sr. k. u. k. Hoheit gedient haben, können nicht genug seine leichte Auffassung, seinen klaren Geist, sein Verständnis für die kleinsten Einzelnheiten des Escadrons-Dienstes rühmen. Die flüchtigste Unterweisung genügte, um den Prinzen in die kleinen Dienstgeheimnisse einer Escadronsfamilie einzuweihen – er konnte sie in tadellosem Zustande, über jeden Mann und jedes Ross genau informiert, seinem Nachfolger im Commando übergeben.

Als die Katastrophe des Todes unseres unvergesslichen Kronprinzen über das Kaiserhaus und über Österreich-Ungarn hereinbrach, wendeten sich die Blicke aller Österreicher begreiflicherweise jenem Prinzen zu, welcher außer dem durchlauchtigsten Erzherzog Carl Ludwig der nächste dem Throne wurde. Der Name Franz Ferdinand wurde dem Volke geläufig; man interessierte sich für Alles, was ihn betraf, und verfolgte mit doppelter Aufmerksamkeit die Entfaltung seiner Talente.

Als Erbe seines verblichenen Oheims, des Erzherzogs Franz Ferdinaud d’Este, letzten Herzogs von Modena, hatte er das Prädicat: „von ÖsterreichEste“, gewissermaßen als Erinnerung an die nunmehr erloschene Estensische Linie des Hauses Österreich angenommen und die Erbfolge in dessen reichem Güterbesitze angetreten. Der Erzherzog ist ein kluger und sparsamer Verwalter und Mehrer der ererbten Güter, welche nicht nur in der Monarchie, sondern auch in Italien liegen; so mancher Cavalier darf sich ein Beispiel an der Genügsamkeit, Bescheidenheit und Sparsamkeit dieses »reichen« Erzherzogs nehmen. Und jetzt, nach dem Tode des Kronprinzen, unterzog er sich auch mit allem Eifer den höheren Pflichten und Aufgaben, die an ihn herantraten.

In der Armee strebte er ernst und energisch vorwärts. Als Stabsofficier übernahm er ein Bataillon im Infanterie-Regimente Baron Catty Nr. 102 in Beneschau und Prag, als Oberst commandierte er das Husaren-Regiment Graf Nadasdy Nr. 9 in Oedenburg, das unter seinem Commando eines der vornehmsten und schneidigsten Reiterregimenter der Armee wurde. Der Erzherzog fördert persönlich diesen frischen, fröhlichen Reitergeist und bewahrte diesem Regimente auch seine Zuneigung, als er die Charge eines Generalmajors erreichte, in welcher er die 38. Infanterie-Brigade in Budweis befehligt. Noch vor Antritt dieses Commandos aber trat der Erzherzog über besonderen Wunsch und Willen Sr. Majestät und seines erzherzoglichen Vaters die große Weltreise auf dem prachtvollen und starken Torpedo-Rammkreuzer „Kaiserin Elisabeth“ an. Selten ist eine Expedition so außerordentlich ausgerüstet worden wie diese; selten hat ein Schiff einen so wohlgewählten, interessanten Weg zurückgelegt. Es galt, das Blut des künftigen Thronerben Österreichs zu wecken, ihn mit den Herrschern, den staatlichen Einrichtungen, den Nationen und der nationalen Eigenart der merkwürdigsten Staaten bekanntzumachen, dabei der wissenschaftlichen Forschung zu dienen und in den Stunden der Erholung dem Erzherzog Gelegenheit zu bieten, alle Jagdregionen der Erde kennen zu lernen. Denn er ist, wie weiland Kronprinz Rudolph, ein kühner, sichertreffender Jäger, der keine Gefahr scheut, dem Löwen, Tiger und Bären ebenso zu Leibe geht wie dem flüchtigen Hirsche.

Und die Expedition der „Elisabeth“, die praktische Schule des Erzherzogs in der Weltkenntnis, ist erfolgreich abgeschlossen worden. Überall entfaltete sich stolz Österreichs Flagge; die fernsten Souveräne beeiferten sich, dem Erzherzog von Österreich zu huldigen, ihn durch festliche Veranstaltungen zu erfreuen.

Reichbeladen mit Schätzen, welche dem wissenschaftlichen Studium kostbare Förderung gewähren und eine ganze hochinteressante Ausstellung im Wiener Belvedere füllten, kehrte die „Elisabeth“ heim. Außerdem wurden dem österreichischen Welthandel neue Bahnen erschlossen, wertvolle Verbindungen angeknüpft, der Name Österreichs in fernen Welten gehoben. Nicht umsonst ziert die Theilnehmer an dieser Fahrt eine eigene Medaille; sie war eine große That und hat gewiß auch dauernde, tiefe Eindrücke in dem Erzherzog zurückgelassen.

So sehen wir den Erzherzog wohlgerüstet für die große Mission, die an ihn herantreten kann: er ist ein muthiger, energischer Mann, ein klarer Kopf, ein tüchtiger Soldat, der seiner Begeisterung für unser tapferes Heer wiederholt (unter Anderm auch durch Neuherausgabe des volksthümlichen Liederschatzes „Soldatenbusch’n aus dem italienischen Feldzuge“) Ausdruck gegeben hat. Österreichs Söhne dürfen mit Beruhigung und mit Freude zu ihm emporblicken: unter den Augen und der Führung seines kaiserlichen Herrn und Oheims, und seines gütigen, erlauchten Vaters wird er sich rüsten für künftige Tage.

Oscar Teuber. (Aus dem „Soldatenfreund“-Kalender pro 1895.)

Quelle: Minerva: Illustrierte militär-wissenschaftliche Zeitschrift, Band 2, S. 593 ff., Wien 1894 (PDF-Datei) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!


Ehe

1894 lernte er in Prag die Gräfin Sophie Chotek von Chotkowa und Wognin kennen. Da sie nur eine Hofdame der Erzherzogin Isabella war, stimmte der Kaiser nur einer morganatischen Ehe zu. Am 1. Juli 1900 heirateten beide. Der Ehe von Franz Ferdinand mit Sophie von Hohenberg entsprossen vier Kinder, die den Familiennamen der Mutter zu tragen hatten:

Franz Ferdinand und Sophie waren damit die Stammeltern der in Österreich bis 1919 hochadeligen Familie Hohenberg. Die Familie hatte ihren Sitz im Schloß Belvedere in Wien, ihre Sommerresidenz war Schloß Konopischt in Böhmen, das nach 1918 vom tschechoslowakischen Staat, der den Adel noch 1918 abgeschafft hatte, entschädigungslos enteignet wurde.

Tod in Sarajewo

In seiner Eigenschaft als Generalinspektor der Armee besuchte Franz Ferdinand gemeinsam mit seiner Frau im Jahre 1914 Sarajewo in Bosnien-Herzegowina, um einem geplanten Armeemanöver (Kaisermanöver) beizuwohnen. Am 28. Juni 1914 statteten sie dessen Hauptstadt Sarajewo einen offiziellen Besuch ab. Die Untergrundterrororganisation „Mlada Bosna“ plante mit Hilfe von Mitgliedern der serbischen Geheimorganisation „Schwarze Hand“ zu diesem Anlaß ein Attentat. Nach einem zunächst fehlschlagenden Attentat mit einer Handgranate ermordete der 19jährige Schüler Gavrilo Princip kurz darauf den Erzherzog und seine Frau mit zwei Pistolenschüssen, wobei der Thronfolger an der Halsvene und der Luftröhre getroffen wurde, kurz darauf das Bewußtsein verlor und verblutete.[1]

Das Automobil, in welchem Franz Ferdinand und seine Frau erschossen wurden, kann im Heeresgeschichtlichen Museum in Wien besichtigt werden, wobei das Durchschußloch jenes Geschosses, das Sophie tödlich traf, deutlich zu sehen ist. Ebenso kann die blutüberströmte Uniform des Thronfolgers in selbigem Museum besichtigt werden (Leihgabe der Fam. Hohenberg).[2] Die von Franz Ferdinand am Tag seiner Ermordung getragenen Orden und Ehrenzeichen befinden sich hingegen auf Schloß Konopischt. Das blutbefleckte Kleid der Herzogin von Hohenberg ist ebenfalls erhalten.

Der Bluttäter Princip starb am 28. April 1918 in einem Gefängnislazarett.

Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)

Franz Ferdinand Carl Ludwig Joseph Maria von Österreich-Este als Admiral 1913.jpg
  • Ritter des Ordens vom Goldenen Vließe
  • Großkreuz des königl. ungarischen St. Stephan-Ordens
  • Militär-Verdienstkreuzes in Brillanten
  • silberne Militär-Verdienst-Medaille am roten Bande
  • Militär-Dienstzeichens dritter Klasse für Offiziere,
  • bronzenen Jubiläums-Erinnerungs-Medaille für die bewaffnete Macht
  • Militär-Jubiläumskreuzes
  • Großkreuz des großherzogl. toscanischen Ordens vom heiligen Josef
  • Großkreuz und Ehren-Balli des souveränen Malteser Ritter-Ordens (mit der Distinktion für Jerusalem)
  • Seereise-Denkmünze 1892/93
  • Ritter des russisch-kaiserl. St. Andreas-Ordens
  • Ritter des St. Alexander-Newsky-Ordens
  • Ritter des Weißen Adler-Ordens
  • Ritter des St. Annen-Ordens
  • Ritter des russisch-kaiserl. königl. St. Stanislaus-Ordens, I. Klasse
  • Ritter des königl. großbritannischen Hosenband-Ordens
  • Großkreuz des königl. großbritannischen Bath-Ordens
  • Ritter des königl. preußischen Schwarzen Adler-Ordens
  • Großkomtur des königl. Haus-Ordens von Hohenzollern mit der Collane
  • Ritter des königl. italienischen Ordens der Annunziata
  • Persische Dekoration Agdesse
  • kaiserl. japanischer Haus-Orden vom Chrysanthemum
  • Ritter des königl. dänischen Elefanten-Ordens
  • Großkreuz des königl. portugiesischen Christus-Ordens
  • Großkreuz des königl. portugiesischen Militär-Verdienst-Ordens San Benedikt d'Aviz
  • Großkreuz des königl. spanischen Ordens Karl III. mit der Collane
  • Großkreuz des königl. sizilianischen St. Ferdinand-Ordens
  • Ritter des königl. bayerischen St. Hubertus-Ordens
  • Ritter des königl. sächsischen Ordens der Rautenkrone
  • Großkreuz des Ordens der königl Württembergischen Krone
  • Ritter des königl. schwedischen Seraphinen-Ordens
  • Großkreuz des königl. belgischen Leopold-Ordens
  • Großkreuz des königl. rumänischen Karl-Ordens
  • Großkreuz des königl. Ordens „Stern von Rumänien"
  • Großkreuz des königl. serbischen Weißen Adler-Ordens
  • Großkreuz des königl. montenegrinischen Danilo-Ordens
  • Königl. siamesischer Chak-kri-Orden
  • Großkreuz des päpstlichen Christus-Ordens
  • Ritter des großherzogl. badischen Haus-Ordens der Treue
  • Großkreuz des großherzogl. Sachsen-Weimar'schen Haus-Ordens der Wachsamkeit oder vom Weißen Falken
  • Großkreuz des großherzogl. oldenburgischen Haus- und Verdienst-Ordens des Herzogs Peter Friedrich Ludwig
  • Großkreuz des großherzogl. mecklenburgischen Haus-Ordens der Wendischen Krone
  • Großkreuz des herzogl. Sachsen-Ernestinischen Haus-Ordens
  • Großkreuz des herzogl. anhaltischen Haus-Ordens Albrechts des Bären
  • Großkordon des Ordens der Krone von Johore
  • Erinnerungs-Medaille an das sechzigjährige Regierungs-Jubiläum weiland Ihrer Majestät der Königin von Großbritannien und Irland, Kaiserin von Indien, Viktoria
  • silberne Erinnerungs-Medaille an die Krönung weiland Seiner Majestät des Königs von Großbritannien und Irland, Kaisers von Indien, Eduard VII.
  • Erinnerungs-Medaille an das siebzigjährige Militärdienst-Jubiläum Seiner königl. Hoheit Luitpold, Prinzregenten von Bayern
  • Königl. württembergische Goldenen Jubiläums-Medaille
  • General der Kavallerie und Admiral zur Disposition des Allerhöchsten Oberbefehles
  • Oberst-Inhaber des k. u. k. Infanterie-Regimentes „Erzherzog Franz Ferdinand“ Nr. 19
  • Oberst-Inhaber des k. u. k. Galizisches Ulanen-Regimentes „Erzherzog Franz Ferdinand“ Nr. 7
  • Oberst-Inhaber des k. u. k. Feldhaubitz Regimentes Nr. 5
  • Kaiserl. russischer General der Kavallerie und Chef des kaiserl. russischen Bug'schen Dragoner-Regimentes Nr. 26
  • Chef des königl. preußischen Ulanen-Regimentes „Prinz August von Württemberg“ (Posensches) Nr. 10
  • à la suite des königl. preußischen Kaiser Franz Garde-Grenadier-Regiment Nr. 2
  • à la suite des 1. königl. sächsischen Ulanen-Regimentes „Kaiser Franz Joseph von Österreich, König von Ungarn“ Nr. 17
  • à la suite des 4. königl. württembergischen Füsilier-Regimentes „Kaiser Franz Joseph“ Nr. 122
  • à la suite der Deutschen Marine
  • Oberst-Inhaber des königl bayerischen 2. schweren Reiter-Regimentes
  • Oberst-Inhaber des königl. spanischen Kavallerie-Regimentes Nr. 12 „Chasseurs de Lusitania“
  • Ehrenmitglied der kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Wien

Werke

  • Tagebuch meiner Reise um die Erde, 1892–1893 (Band 1, Band 2)

Literatur

  • Erzherzog Franz Ferdinand, unser Thronfolger, zum 50. Geburtstag (illustriertes Sonderheft der „Österreichischen Rundschau“, 1913) (PDF-Datei)
  • Johann Dillinger: Erzherzog Franz Ferdinand von Oesterreich-Este und Herzogin Sophie von Hohenberg. Ein kurzes Lebensbild, 1915

Verweise

Fußnoten

  1. Johann Christoph Allmayer-Beck: Das Heeresgeschichtliche Museum Wien. Saal VI – Die k.(u.)k. Armee von 1867–1914, Wien 1989, S. 53
  2. Manfried Rauchensteiner / Manfred Litscher (Hgg.): Das Heeresgeschichtliche Museum in Wien, Graz/Wien 2000, S. 63