Hausorden der Rautenkrone

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Hausorden der Rautenkrone, Kleinod am Schulterband; letzter Großmeister des Ordens als König von Sachsen war Friedrich August III.

Der Haus-Orden der Rautenkrone (RK; preußische Abkürzung SR/SRK), ursprünglich Orden der grünen oder Rautenkrone, ist ein durch König Friedrich August I. von Sachsen im Jahr 1807 gestifteter Orden, das höchste Ehrenzeichen des Königreichs Sachsen (noch vor dem Militär-St.-Heinrichs-Orden) mit nur einer großkreuzwürdigen Klasse. Obwohl in den Statuen nicht vorgesehen, wurde der Orden zweimal mit Brillanten verliehen. Empfänger waren 1859 der portugiesische Staatsminister Herzog von Loulé (1804–1875)[1] und 1885 Reichskanzler Otto von Bismarck. Die Ordenszeichen waren nach dem Tod des Ritters rückgabepflichtig.

Erläuterung

Bruststern der Firma G. Scharffenberg in Dresden
„Der Hausorden der Rautenkrone wurde unter napoleonischer Herrschaft am 20. Juli 1807 durch König Friedrich August III. gestiftet. Nach dem Erhalt der Königswürde durch Napoleon erwuchs das Bedürfnis einen Hausorden zu stiften der herausragende Persönlichkeiten an das Herrscherhaus Wettin binden sollte. Ursprünglich auf 24 Ritter begrenzt wurden bald Ausnahmen vorgenommen die Mitglieder herrschender Häuser betrafen und Personen die zur Ehre und Ansehen des Ordens beitrugen. Die Aufnahme in den Orden unterlag ausschließlich dem König der einen Eid und ein Gelöbnis abverlangte. Befreit davon waren die Mitglieder herrschender Häuser. Der Orden war nach dem Tod rückgabepflichtig. Zu tragen war der Orden stets an erster Stelle. Der Orden wurde in der Verleihungsgeschichte von 111 Jahren nur 332 mal verliehen. Zum Orden gehörte ein Ordenskreuz sowie ein Bruststern. Urkunden sind nicht bekannt. Die Bruststerne waren bis ca. 1840 gestickt mit aufgelegter Goldplatte mit dem Wahlspruch. Ab 1840 sind erste Metallsterne bekannt. Die ersten Sterne waren sehr flach gearbeitet und sehen nicht so wuchtig aus. Die ersten Hersteller waren Schnitzspahn aus Darmstadt, Hofjuwelier des Großherzogs von Hessen-Darmstadt, und ab 1855 Hossauer aus Berlin, Hofgoldschmied der preußischen Könige. Die Größe lag bei ca. 85 mm und das Gewicht bei 50 bis 51,3 g. Ab 1896 übernahm Scharffenberg aus Dresden die Fertigung. Der Sternenkörper ist gegossen. Das goldene Medaillon und die Schmuckplatte mit Hersteller sind separat aufgelegt. Die Sterne sind etwas größer und schwerer. Brillantierte Sterne wurden auch von anderen Herstellern gefertigt. Bekannt sind Sterne von Martin Guillaume Biennais – Paris, Johann Erich Rosenthal – Berlin, Carl Büsch – Hannover und Rothe & Neffe – Wien.“[2]

Geschichte

Im Verlauf des Vierten Koalitionskrieges kam es am 14. Oktober 1806 zur Schlacht bei Jena und Auerstedt, in der auch 22.000 sächsische Soldaten auf preußischer Seite gegen die Franzosen unter dem selbsternannten Kaiser Napoleon I. kämpften, woraufhin Sachsen unter eine kurzzeitige französische Besatzung kam. Nach dem Waffenstillstand vom 23. Oktober 1806 wurde im Frieden von Posen vom 11. Dezember 1806 zwischen Frankreich und Sachsen das Kurfürstentum zum Königreich erhoben und in den am 12. Juli 1806 gegründeten Rheinbund aufgenommen. Kurfürst Friedrich August III. (1750–1827, reg. seit 1763) wurde zum König Friedrich August I. und Sachsen mußte nunmehr ein Kontingent von 20.000 Mann auf französischer Seite im fortdauernden Krieg gegen Preußen aufstellen. Im Frieden von Tilsit vom 7. bis 9. Juli 1807 zwischen dem russischen Kaiser Alexander I. (1777–1825, reg. seit 1801) und dem preußischen König Friedrich Wilhelm III. (1770–1840, reg. seit 1797) einerseits und Napoleon I. andererseits, erhielt Sachsen von Preußen die Herrschaft Cottbus zugesprochen. Gleichzeitig wurde König Friedrich August I. zum in Personalunion regierenden Herzog von Warschau erhoben.

Über die Vorbereitungen zur Stiftung des Hausordens berichtete der Generaladjutant König Friedrich Augusts I, Generalleutnant Karl Wilhelm Ferdinand von Funck (1761–1828), ausführlich:[3]

„In Warschau hatte der Fürst von Веnеvепt [Anm.: Charles-Maurice de Talleyrand-Périgord, ab 1806 Fürst von Benevent, ab 1807 Herzog von Talleyrand-Périgord, Außenminister Napoleons; 1754-1838] zu mir gesagt, die Franzosen hätten ‚ein wenig den Ordensvogel‘, und da der König wahrscheinlich einen eigenen Orden errichten würde, so riet er ihm, bald dazu zu tun, ihn dem Kaiser anzubieten, der sich geschmeichelt fühlen würde, wenn der König dagegen den Wunsch äußerte, das Band der Ehrenlegion zu tragen. Alsdann würden wir ein wohlfeiles Mittel haben, uns einige von den Umgebungen des Kaisers zu verbinden, um so mehr, wenn der König seinen Orden in Wert erhielte, indem er ihn nicht gar zu freigebig verteilte. Ich berichtete dieses sofort nach Dresden, aber obgleich der König es schon früher gewollt hatte, die Statuten des Ordens bereits aufgesetzt waren, und der Graf Bose die Sache unterstützte, konnte man sich doch nicht dazu entschließen. Als ich im April wieder nach Warschau kam, erinnerte mich Тallеугand daran, und ich trieb nun nach meiner Rückkehr bei dem Grafen Bose. Der König sprach selbst darüber mit mir, aber die Sache stieß sich daran, daß der Fürst von Benevent mir den Rat nur im Gespräch, nicht offiziell, nicht schriftlich gegeben hatte. Wir wollten nun ein für allemal zu allem Befehl erhalten; ich schlug daher dem Grafen Bose vor, darüber an Тallеугand zu schreiben, und sobald die Antwort kam, wurden gleich die Bänder, Sterne und Kreuze in großer Eile verfertigt. Es wurden Großkreuze der Rautenkroпe und des Heinrichsordens gemacht, bei der Ankunft des Kaisers sollten sie eingeweiht werden.“

Am 20. Juli 1807 (laut Matrikel des Ordens im Sächsischen Staatsarchiv) hat auch König Friedrich August I. die Insignien des Hausordens am Schulterband und den Bruststern angelegt, ohne jedoch selbst als Ordensritter in die Matrikel aufgenommen worden zu sein. Über die hierauf folgenden Geschehnisse, also die erste Verleihung des Ordens bzw. den „Austausch“ der Insignien des Hausordens der Rautenkrone und des Grand Aigle der Ehrenlegion zwischen Napoleon und Friedrich August berichtet Generaladjutant Generalleutnant von Funck wie folgt:

„Eines Morgens fand ich den König mit dem grünen Bande geziert, und er befahl mir, ihn bei dem Kaiser anzumelden. Napoleon antwortete mir sehr freundlich, und ich holte nun den König, der mir ein Paket Bänder zu tragen gab. Er ging mit dem Kaiser, der ihm im Vorzimmer entgegen kam, in das innere Zimmer und sagte ihm, er hätte sich entschlossen, diesen Zeitpunkt durch die Errichtung des Ordens von der Rautenkrone zu feiern, und er ersuchte den Kaiser, diesen neuen Orden dadurch zu ehren, daß er der erste Ritter desselben werde, so wie er selbst sich sehr geschmeichelt finden würde, wenn er dagegen das Band der Ehrenlegion tragen könnte. Napoleon nahm dieses Kompliment sehr freundlich auf und der König öffnete nun die Tür, um sich von mir das Band geben zu lassen, aber der Kaiser hatte sein eigenes Band schon abgenommen, hing es dem König, eigenhändig um und bat sich dagegen dasjenige aus, welches dieser selbst getragen hatte. Da sie mit dem Umhängen nicht recht fertigwerden konnten und niemand zugegen war, während ich an der offenen Tür stand, hatte ich die Ehre, bei beiden den Kammerdiener zu machen. Sie traten nun gleich zusammen in das Vorzimmer heraus, und es nahm sich ziemlich seltsam aus, daß das lange grüne Band des Königs dem Kaiser fast bis an das Knie reichte, während Friedrich August das rote Band von Napoleon ganz kurz, wie eine Patronentasche, trug.“

Weiter berichtet er, daß an diesem Tag auch Jérôme Bonaparte (von 1807 bis 1813 König von Westphalen), der Fürst von Benevent, General Géraud de Michel du Roc de Brion, Herzog von Friaul (1772–1813) und General Armand Augustin Louis, Marquis von Caulaincourt und Herzog von Vicenza (1773–1827), sowie auf sächsischer Seite Oberhofmarschall Friedrich Wilhelm August Carl Graf von Bose und Generaldirektor der Künste und Kunstakademien Oberstallmeister Camillo Graf Marcolini-Ferretti (1739–1814), den Orden erhielten.

Das Kleinod König Friedrich Augusts I., das Napoleon I umgelegt worden war, wurde, zusammen mit dem Schulterband, stets von ihm mit seinen weiteren Ordensinsignien auf seinen Reisen durch Europa in einem besonderen Kasten in der kaiserlichen Equipage mitgeführt. So gelangte es schließlich während des Siebten Koalitionskrieges am späten Abend der Schlacht von Belle Alliance am 18. Juni 1815 als Kriegsbeute an die Preußen und am kommenden Morgen in den Besitz des Generalfeldmarschalls Gebhard Leberecht von Blücher, der das Kreuz zusammen mit weiteren Dekoration an den anwesenden niederländischen Generalmajor Willem Benjamin van Panhuys (Vertreter von Wilhelm I. beim preußischen Hauptquartier) als Geschenk übergab.

Ordenszeichen

Das Ordenszeichen besteht aus einem goldenen, grünemaillierten Johanniterkreuz, mit weißer, goldgeränderter Einfassung. In den Winkeln zeigen sich Teile des Rautenkreuzes in Gold. Auf dem Kreuz befindet sich ein von einem grünen Rautenkreuz umgebenes Medaillon. In seiner Mitte sind auf silbernem Grund die von einer Krone überhöhten goldenen Chiffren F A (Friedrich August) zu sehen. Die Rückseite des Ordens zeigt in dem Medaillon die Ordensdevise PROVIDENTIAE MEMOR (Der Vorsehung eingedenk).

Das Ordensband ist grasgrün, und das Ordenszeichen wird von der rechten Schulter zur linken Hüfte getragen. Der Orden hat nur eine Klasse. In der Präambel der Statuten des Ordens im Sächsischen Staatsarchiv vom 20. Juli 1807 durch den König von Sachsen ist zu lesen:

„Nachdem Wir das Bedürfniß eines Haus-Ordens bereits lange gefühlt haben; So wollen Wir jetzt, nach hergestelltem Frieden und nach angenommener Königswürde, der Ausführung dieses Wunsches um so lieber Platz geben, als Wir dadurch Unsere Nachfolger im Reiche an die Zeiten erinnern, wo die Vorsehung zu Unserer und Unserer Staaten Erhaltung so kräftig gewirkt hat, und dabei Gelegenheit finden, mehrere um Uns und Unsere Lande verdienten Männern, Unsere Achtung und Zuneigung öffentlich zu bezeigen.“

Verleihungszahlen

Der Hausorden der Rautenkrone wurde bis zum Ende der Monarchie in Sachsen sehr sparsam verliehen. Die Zahl der lebenden Ritter war auf 24 beschränkt. Davon ausgenommen waren die königlichen Prinzen und Neffen des regierenden Königs, denen das Ordenszeichen bereits in die Wiege gelegt wurde, sowie gekrönte Häupter und Fürsten aus souveränen Häusern.

König Regierungszeit Verleihungen[4]
Friedrich August I. 1806–1827 78
Anton 1827–1836 26
Friedrich August II. 1836–1854 57
Johann 1854–1873 68
Albert 1873–1902 24
Georg 1902–1904 13
Friedrich August III. 1904–1918 66

Bildergalerie

Fußnoten

  1. Nuno José Severo de Mendoça Rolim de Moura Barreto, zweiter Markgraf und erster Herzog von Loulé, neunter Graf von Vale de Reis
  2. Hausorden der Rautenkrone, ehrenzeichen-orden.de
  3. In: Brabant, Artur: Im Banne Napoleons – Aus den Erinnerungen des sächsischen Generalleutnants und Generaladjutanten des Königs Ferdinand von Funck. Dresden o. J. S. 246
  4. Jörg Nimmergut: Deutsche Orden und Ehrenzeichen bis 1945. Band 3: Sachsen–Württemberg I. Zentralstelle für wissenschaftliche Ordenskunde, München 1999, ISBN 3-00-001396-2, S. 1162.