Gegenwart
Die Gegenwart bezeichnet den zeitlich ausdehnungslosen Punkt zwischen der Vergangenheit und der Zukunft. Es existieren keine Gegenwarten, sondern es gibt nur eine Gegenwart.[1]
Die Gegenwart ist somit einerseits bloß ein theoretisch gesetzter, gewissermaßen inexistenter Zustand: Da sie nämlich ausdehnungslos ist, fließt die Zeit von der Zukunft direkt in die Vergangenheit über. Von einem anderen Standpunkt betrachtet erscheint die Gegenwart andererseits als höchst existent: Da sie nämlich grundsätzlich immer ist, stellt sie sich somit als alleinige Form des Daseins dar; wogegen die Vergangenheit bereits gewesen und somit abgetan ist, während die Zukunft noch auf ihren Eintritt wartet und somit noch niemals gewesen ist.
Die Gegenwart ist allen Lebewesen a priori bekannt, die Vergangenheit und Zukunft sind hingegen bloß dem menschlichen Intellekt als Begriffe vorbehalten.
Inhaltsverzeichnis
Alltäglicher Sprachgebrauch
Im alltäglichen Sprachgebrauch wird mit Gegenwart auch die jeweils aktuelle Epoche beschrieben, wobei die zeitlichen Grenzen hierbei nicht klar abgrenzbar sind.
Etymologie
Der Begriff Gegenwart ist in der deutschen Sprache bereits im Mittelhochdeutschen belegt, damals allerdings nur in der Bedeutung von „Anwesenheit“. Erst im 18. Jahrhundert erfolgte eine Bedeutungsausweitung auf eine Zeitbezeichnung.[2] Auf althochdeutsch erscheint der Begriff als geginwartī.
Germanische Mythologie
In der germanischen Mythologie wird die Gegenwart durch die zu den Nornen gehörige Schicksalsgöttin Werdandi (altnord. Verðandi „werdend“) repräsentiert.
Synonyme
- Jetztzeit
- Das Jetzt
- Präsens (Sprachwissenschaft)
Zitate
- „Die Gegenwart ist eine mächt’ge Göttin.“ — Johann Wolfgang von Goethe[3]
- „Unser ganzes Leben hindurch haben wir immer nur die Gegenwart inne, und nie mehr. Was dieselbe unterscheidet ist bloß, daß wir am Anfang eine lange Zukunft vor uns, gegen das Ende aber eine lange Vergangenheit hinter uns sehn; sodann, daß unser Temperament, wiewohl nicht unser Charakter, einige bekannte Veränderungen durchgeht, wodurch jedesmal eine andere Färbung der Gegenwart entsteht.“ — Arthur Schopenhauer[4]